Selbstmitgefühl für Eltern. Susan Pollak

Selbstmitgefühl für Eltern - Susan Pollak


Скачать книгу
Wirkung von Selbstmitgefühl fast unmittelbar spürbar ist. Es kann auch eine Offenbarung sein, zu entdecken, dass wir alle die Fähigkeit haben, uns selbst zum großen Teil die Freundlichkeit und das Verständnis entgegen zu bringen, die wir oft vergeblich von anderen zu bekommen hoffen.

      Susan Pollak hat schon früh erkannt, welche Kraft im Selbstmitgefühl liegt. Sie war eine der ersten MSC-Lehrerinnen und ist inzwischen MSC-Ausbilderin. Ich bin sehr glücklich darüber, dass Susan in diesem Buch ihre tiefen Erkenntnisse über Selbstmitgefühl und ihr Wissen über MSC weitergibt. Eltern sind ganz besonders »reif« für Selbstmitgefühl: Sie kennen die Kämpfe und sie kennen Mitgefühl. Sie müssen im Hinblick auf ihr Mitgefühl einfach gelegentlich einen Richtungswechsel vornehmen und entdecken, welche positiven Auswirkungen das auf sie selbst und ihre Familien haben kann.

      Dieses Buch ist eine der niederschwelligsten Einführungen in Selbstmitgefühl, die ich kenne. Es lehrt nicht über Selbstmitgefühl, sondern stellt mithilfe von detaillierten Beispielen, persönlichen Anekdoten und intelligenten Übungen, (die zeigen, wie man elterliche Konflikte durch Achtsamkeit und Selbstmitgefühl transformieren kann,) eine direkte Verbindung zur täglichen Aufgabe des Elternseins her. Es ist tatsächlich so, als hätte man eine weise und mitfühlende Freundin an der Seite. Aber, was noch besser ist: das Buch zeigt den Leserinnen und Lesern, wie sie selbst zu ihrer/ihrem weisen und mitfühlenden Freundin/Freund werden können. Man muss nicht einmal eine Minute darauf warten, dass er oder sie auftaucht.

      Dieses Buch lädt dich ein, all jene Verhaltensweisen aufzugeben, die die Erziehungsaufgabe noch schwieriger machen, als sie bereits ist: sich selbst mit anderen Eltern vergleichen, deine Kinder mit anderen Kindern vergleichen, sich selbst für unvermeidliche Fehler anklagen oder unnötigerweise mit deinen Kindern oder deinem Partner, deiner Partnerin zanken. Du wirst stattdessen eingeladen, inmitten der ganzen Schwierigkeiten auf eine authentische Weise mit dir selbst in Kontakt zu treten, neugierig wahrzunehmen, was du fühlst und dich dann um dich selbst zu kümmern – um dein Herz zu kümmern – und dir in diesem Moment zu erlauben, einfach so zu sein, wie du bist.

       Christopher Germer, PHD Harvard Medical School/Cambridge Health Alliance

      Einleitung

      Emmas Worte beschäftigten mich noch länger und beunruhigten mich. Sie hatte etwas ausgesprochen, das ich von fast allen Eltern höre, die ich kenne. Elternschaft ist für niemanden leicht. Wir fühlen uns nie gut genug. Die Dinge laufen fast nie nach unserer Vorstellung. Und wenn sie es nicht tun, dann geben wir uns die Schuld, kritisieren unsere Kinder, strengen uns noch mehr an und versuchen, noch mehr Kon­trolle auszuüben. Wir werden angespannt und deprimiert. Unsere Kinder werden angespannt und deprimiert. Wir schauen über die Schulter, vergleichen uns mit unseren Freundinnen, Familien, Nachbarinnen. Wir schlafen schlecht. Was machen wir falsch? Kann man diesem endlosen, freud­losen Kreislauf entkommen?

      Halte inne. Atme. Lausche. Hör auf, auf dir herumzuhacken. Sei ein bisschen nachsichtiger mit dir. Hör auf, mit deinen Kindern oder deinem Partner / deiner Partnerin zu zanken. Sigmund Freud hatte recht, Emma ebenso – Elternschaft ist ein »unmöglicher Beruf«. Der Versuch, unsere Kinder zu dominieren oder ihnen einen Maulkorb zu verpassen, ist ein vergebliches Unterfangen. Expert:innen sagen uns, dass letztendlich kaum etwas vorhergesagt oder kontrolliert werden kann.

      Mach eine Kehrtwende

      Nein. Beginne da, wo du bist. Dieses Buch bietet auf der Basis jahrzehntelanger Forschung über Achtsamkeit und Mitgefühl einen radikalen Perspektivwechsel an. Der Samen für eine glücklichere und weniger konfliktbeladene Art der Elternschaft liegt in uns selbst, nicht auf einem anderen Kontinent. Wir müssen uns nicht wütend oder hilflos fühlen und unsere Kinder und uns selbst in einen Erschöpfungszustand treiben. Es gibt einen anderen Weg. Anstatt sich dauernd bei dem Versuch aufzureiben, deine Kinder in Ordnung zu bringen oder zu ändern, versuche es mit einer Kehrtwende. Bring dir selbst etwas Freundlichkeit und Mitgefühl entgegen. Fang an, dich selbst zu nähren, damit deine Kinder aufblühen können. Wie bitte? Du schüttelst den Kopf. Du verdrehst die Augen. Du hast zu tun. Du hast keine Zeit für so etwas. Es klingt zu egoistisch und albern. Das antworten mir die meisten Eltern.

      Als in Harvard ausgebildete Psychologin mit zwei erwachsenen Kindern und über dreißig Jahren klinischer Erfahrung, habe ich mit vielen Eltern und Kindern gearbeitet. Und ich habe eine Menge Erziehungsratgeber gelesen. Hier liegt das Hauptaugenmerk oft auf der Frage, wie wir unsere Kinder »zur Räson« bringen, wie wir sie dazu bringen können, sich zu benehmen, wie wir sie zum Einschlafen bringen können, wie wir erreichen können, dass sie ein gutes Abitur machen und garantiert erfolgreich werden. Kurz, wie wir sie zu dem machen können, was sie unserer Meinung nach sein sollten. Aber nur selten erhalten wir die gewünschten Resultate.

      Was ist aus der Freude geworden? Dem Glück? Der Begeisterung? Wir müssen nicht so hart zu ihnen oder uns sein. Neuere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass wir sie viel eher mit Mitgefühl motivieren können als durch Kritik. Ja, wirklich. Wir können unseren Fokus vom ständigen Tun auf das Sein umlenken. Einfach sein. Wir können aufhören, herumzurennen und hektische, wütende Eltern zu werden, die mit ihren Kindern im Feierabendverkehr zum Fußballtraining oder zum Ballett rasen, während diese sich auf der Rückbank beißen und boxen. Das ist keine Verurteilung – ich habe es auch so gemacht. Ich war die hektische Mutter im Auto, dünnhäutig, total erschöpft, die stets versuchte, viel zu viel zu tun – und den Kampf verlor. Das tat niemandem gut. Und dann versuchte ich, zum inneren Gleichgewicht und zur Vernunft zurückzufinden.


Скачать книгу