Fachdidaktik Italienisch. Christine Michler
(z.B. in Nordrhein-Westfalen) folgt der Referendar- bzw. Vorbereitungsdienst an speziell dafür vorgesehenen Schulen (Seminarschulen). Dort erhalten die Lehramtskandidaten Ratschläge für das Unterrichten an einem bestimmten Schultyp (für das Italienische vornehmlich Gymnasium, mindestens Sekundarstufe I). Meist treten die Referendare den Vorbereitungsdienst für zwei Schulfächer an, deren mögliche Kombinationen von den jeweiligen Kultusministerien festgelegt werden. Italienisch kann z.B. in Bayern nur mit Englisch kombiniert werden, in Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen sind die Auswahlmöglichkeiten breiter. Die Referendarzeit schließt mit einer zweiten (Staats-)Prüfung ab.
Eine Unterbrechung des Studiums durch einen Auslandsaufenthalt, z.B. durch eine vom Pädagogischen Austauschdienst (PAD) geregelte Anstellung als Fremdsprachenassistent bzw. -assistentin, ist wegen des Zugewinns an sprachlicher und kultureller Kompetenz und dem unmittelbaren Einblick in andere Bildungssysteme mehr als wünschenswert, aber nicht zwingend vorgesehen.
Gemeinsames Charakteristikum der universitären Ausbildung zukünftiger Italienischlehrerinnen und -lehrer sind verpflichtende fachwissenschaftliche, fachdidaktische und pädagogisch-psychologische Lehrveranstaltungen und Leistungsnachweise. Daneben werden verschiedene obligatorisch zu absolvierende PraktikaPraktikum und Seminare mit Praxisbezug gefordert.
So ist in Nordrhein-Westfalen ein Eignungs- und Orientierungspraktikum von 25 Praktikumstagen Vorschrift, das während des Bachelorstudiums abzuleisten ist und den Studierenden grundsätzliche Einblicke in die Anforderungen des Lehrberufs gibt. Im lehramtsbezogenen Masterstudiengang muss dann ein Praxissemester durchlaufen werden.
Auch in Hessen sind ein möglichst vor Beginn des Studiums zu leistendes Orientierungs- und ein Betriebspraktikum festgelegt. Daneben gibt es an einigen Universitäten das Pilotprojekt „Praxissemester“, z.B. für das Lehramt an Gymnasien an der Goethe-Universität Frankfurt. Ziel des viermonatigen Praxissemesters, für dessen Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Orientierungs- und Betriebspraktikum entfällt (https://lehrkraefteakademie.hessen.de/lehrerausbildung/erste-staatspruefung/orientierungs-und-betriebspraktikum; 09.07.2018), ist der frühzeitige „Kontakt mit dem Praxisfeld Schule“. Die Studierenden werden „von Seiten der Schulen durch MentorInnen sowie universitäre Praktikumsbeauftragte“ betreut (www.uni-frankfurt.de/63262172/20_Praxissemester; 09.07.2018).
In Bayern wird ebenfalls ein möglichst vor Beginn des Studiums abzuleistendes Orientierungspraktikum an verschiedenen Schularten verlangt. Festgelegt sind außerdem ein achtwöchiges Betriebspraktikum, ein pädagogisch-didaktisches Schulpraktikum von ca. 150–160 Unterrichtsstunden und schließlich in einer mit der Universität eng kooperierenden Schule das studienbegleitende fachdidaktische Praktikum in einem der Studienfächer. Entscheiden sich die Studierenden für das studienbegleitende Praktikum im Fach Italienisch, hospitieren sie einmal pro Woche in Italienischstunden an der Praktikumsschule, um so für den Italienischunterricht geeignete methodische Verfahren und Kriterien für Aufbau und Durchführung einer gelungenen Unterrichtsstunde kennen zu lernen. Die Studierenden setzen die Erfahrungen in eigenen Lehrversuchen um, werden auf diese Weise für Anforderungen des zukünftigen Berufs sensibilisiert und können ihre Entscheidung für den Lehrberuf reflektieren.
Die Eignung zum Lehrberuf lässt sich unabhängig von den Erfahrungen, die während der Praktika gemacht werden, überprüfen. Dazu bieten verschiedene Universitäten im Netz Tests und Beratung an (z.B. www.self.mzl.lmu.de/; www.zlb.uni-freiburg.de/derlehrerberuf; jeweils 09.07.2018).
Erforschung des BerufsfeldsDie Arbeitsbedingungen von Lehrkräften für romanische Sprachen – (noch) nicht jedoch für das Italienische – werden derzeit zunehmend durch empirische Studien wissenschaftlich erforscht (z.B. Caspari 2001; Valadez Vazquez 2014). Die Auswertung von Fragebögen und Unterrichts- oder Gesprächsprotokollen gewährt Einblicke in Berufsbiographien, Vorstellungen von Unterricht, Rollenidentifikation, berufliche Überzeugungen und Selbstbilder. Die gewonnenen Erkenntnisse helfen, die Herausforderungen des Lehrberufs zu meistern und den eigenen Unterricht zu verbessern.
Anforderungen an Lehrkräfte Wie Lehrkräfte anderer Fächer auch, müssen Italienischlehrerinnen und -lehrer in Bezug auf Unterrichtsinhalte und -gestaltung bestimmten Kompetenzstandards genügen. Diese betreffen das Unterrichten, das Erziehen, das Beurteilen / Diagnostizieren und Innovieren (vgl. KMK 2004a; Kelly et al. 2004, 4). Von den Lehrkräften werden beispielsweise in Bayern u.a. erwartet: die „Fähigkeit zur theoriegeleiteten fachdidaktischen Reflexion, fachbezogene und schulformadäquate Vermittlungskompetenz, fachbezogene Diagnose- und Beurteilungskompetenz sowie die Fähigkeit, Schule weiter zu entwickeln; Sprachlerntheorien und individuelle Voraussetzungen des Spracherwerbs; Didaktik und Methodik des kommunikativen Fremdsprachenunterrichts sowie Sprachbewusstheit und Mehrsprachigkeit; Leistungsmessung und Umgang mit Fehlern; interkulturelles Lernen; Literatur- und Lesedidaktik; Medienkompetenz.“ (KWMBI 2009).
Für Nordrhein-Westfalen werden sechs „den Lehrerberuf kennzeichnende[n] Handlungsfelder[n]“ konkretisiert:
1 Unterricht gestalten und Lernprozesse nachhaltig anlegen.
2 Den Erziehungsauftrag in Schule und Unterricht wahrnehmen.
3 Leistungen herausfordern, erfassen, rückmelden, dokumentieren und beurteilen.
4 Schülerinnen und Schüler und Eltern beraten.
5 Vielfalt als Herausforderung annehmen und Chancen nutzen.
6 Im System Schule mit allen Beteiligten entwicklungsorientiert zusammenarbeiten.
(https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_vbl_show_pdf?p_id=15940; 09.07.2018; vgl. auch ausführlicher www.schulministerium.nrw.de/docs/LehrkraftNRW/Vorbereitungsdienst/Kerncurriculum.pdf; 09.07.2018).
Fachliche Kompetenzen sind neben unterrichtsmethodischen Wissensbeständen, der Befähigung zu einem adäquaten Zeitmanagement, zu Selbstorganisation, zu Selbstbeobachtung und Objektivität Voraussetzung für eine optimale Unterrichtsgestaltung. Grundlagen legen Studium und Vorbereitungsdienst, doch auch danach müssen Italienischlehrkräfte sie im Berufsleben ständig auffrischen und erweitern (vgl. auch www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2004/2004_12_16-Standards-Lehrerbildung.pdf; www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2004/2004_12_16-Standards_Lehrerbildung-Bericht_der_AG.pdf; 24.12.2018).
3.2 | Unterrichtsqualität und Beobachtungskompetenz
UnterrichtsvorbereitungInsbesondere Berufsanfänger haben oft Schwierigkeiten, die in universitären fachwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen vermittelte Theorie in die Unterrichtspraxis umzusetzen. Auch wenn im studienbegleitenden Praktikum Vorarbeit geleistet wird, stellt die regelmäßige Planung von Unterrichtsstunden die Berufseinsteiger vor Herausforderungen, die sie nahezu täglich bewältigen müssen. Obwohl Angebote zur Supervision helfen, mit punktuellen oder auch längerfristigen Schwierigkeiten zurecht zu kommen, müssen Neueinsteiger grundsätzliche Aspekte beachten.
Um die klare Struktur von logisch aufeinander aufbauenden Unterrichtsphasen zu gewährleisten, empfiehlt sich die genaue Konzeption der einzelnen Stundenphasen (vgl. z.B. S. 196f.) sowie von Partner- bzw. Gruppenarbeitsaufträgen und Hausaufgabenstellung. Die oftmals zeitaufwendige Detailplanung und die schriftliche Niederlegung von Unterrichtsentwürfen für Einzel- oder Doppelstunden, das Notieren von präzisen, variierenden fremdsprachlichen Frageformulierungen helfen über Unsicherheiten in den ersten Unterrichtsstunden