Fachdidaktik Italienisch. Christine Michler

Fachdidaktik Italienisch - Christine Michler


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Auch halboffene Formenhalboffene Übungsformen (z.B. einem Text Informationen entnehmen und sie nach vorgegebenen Gesichtspunkten ordnen) werden gern angewendet. Übungen können unterschiedliche Schwierigkeitsgrade enthalten, durch Illustrationen, die als visuelle Stimuli überdies oftmals für die Lösung unerlässlich sind, aufgelockert werden und durch PolyvalenzPolyvalenz gleichzeitig zur Festigung verschiedener Inhaltsbereiche (z.B. Aussprache und Wortschatz; Grammatik und Orthographie) herangezogen werden.

      Beispiele für Übungen: Come si forma l’imperativo? Completate questa tabella e trovate la regola di formazione (Schmiel / Stöckle 2012, 94); Passato prossimo o imperfetto? Rileggete T2 e compilate la tabella. Presentate la vostra soluzione con esempi del testo (Schmiel / Stöckle 2012, 144).

      Aufgaben Die problemlose Anwendung der in Übungen trainierten sprachlichen Inhalte ist Voraussetzung für die Bewältigung von Aufgaben, die von den Schülerinnen und Schülern komplexe Aktivitäten verlangen, bei denen die Lernenden sinnvolle, individuelle Lösungen für vorgegebene Probleme finden sollen. Der Fokus liegt auf einer angemessenen, flüssigen, inhaltlich zielgerichteten und möglichst authentischen Sprachverwendung (focus on meaningfocus on meaning; che si riferisce al contenuto). Damit sollen die Lernenden in die Lage versetzt werden, sich in der zielsprachigen Umgebung in komplexen Situationen zu verständigen und handlungsfähig zu sein (vgl. Schinke / Steveker 2013, 4).

      Kennzeichnend für Aufgaben sind Handlungs-, Lerner- und Inhaltsorientierung sowie implizite Möglichkeiten für einen offenen Unterricht. Idealerweise besteht bei Aufgaben ein Bezug zur außerschulischen Lebenswirklichkeit der Lernenden, hervorgerufen z.B. durch Rollenspiele, Briefe / Mails an Tourismusbüros, Kontakt zu Musikgruppen, zu italienischen Schülerinnen und Schülern oder der Entwurf von Stadtführungen für eine italienische Austauschgruppe (Wegbeschreibungen, Vorstellung von Sehenswürdigkeiten usw.). Indem die Lernenden kreativ mit den verfügbaren sprachlichen Mitteln umgehen, erarbeiten sie ein inhaltliches Produkt, zu dem es verschiedene Lösungsmöglichkeiten gibt (vgl. z.B. Una festa di compleanno; www.lehrplanplus.bayern.de/sixcms/media.php/72/GYM_It3_8_Itspb_10_GR_Festa_di_compleanno.pdf; 07.07.2018).

Übungen Aufgaben
Schwerpunkt auf der sprachlichen Form einer Äußerung mit dem primären Ziel der Festigung sprachlicher Systeme Schwerpunkt auf dem Inhalt einer Äußerung
formal korrekter Sprachgebrauch im Vordergrund inhaltlich korrekter Sprachgebrauch im Vordergrund
oft konstruierte Sprechsituation realitätsnahe Sprache, so dass eine authentische Kommunikation möglich ist
Sprache selten authentisch Betonung von Mitdenken und Selbständigkeit des Lernenden
starke Steuerung flexible Durchführung
Festlegung der Lernenden auf bestimmte Lösungswege Förderung des aktiven Problemlösungsverhaltens, keine vorgefertigten Lösungswege
eng definierte Lernziele sprachliches Lernen geschieht „beiläufig“
Rolle als Lerner im Vordergrund Rolle als Sprachanwender im Vordergrund

      Tab. 5.1

      Wesentliche Unterschiede zwischen Übungen und Aufgaben (nach Caspari 2009, 78)

      Lernaufgaben Leupold unterscheidet zwei Typen von LernaufgabenLernaufgaben: Typ 1 bindet die sprachlichen Fertigkeiten in einen situativen Rahmen und bezieht stärker als die Übungen „die Inhalts- und Bedeutungskomponente ein“ (Leupold 2008, 7).

      Typ 2 ist eine offene Aufgabe, die „zu realen, kommunikativen Aktivitäten“ auffordert, unterschiedliche Kompetenzen bei der Lösung verlangt, prozessorientiert ist und Möglichkeiten zum sprachlichen Agieren in freier Form bietet (Leupold 2008, 7). Ausführliche Beispiele zu komplexen Lernaufgaben finden sich u.a. unter www.schulentwicklung.nrw.de/lehrplaene/upload/klp_SII/i/Komplexe_Lernaufgabe_GK_n_Q2.pdf (07.07.2018) und in Snaidero 2017.

      RahmenaufgabenTypisches Element des TBLL ist die komplexe RahmenaufgabeRahmenaufgabe, die der Handlungs-, Inhalts- und Problemorientierung verpflichtet ist. Sie ist in verschiedene Teilaufgaben transparent unterteilt und kann durch individuelle Lösungswege entweder im Unterricht (pedagogic taskpedagogic task) oder im außerschulischen Kontext (real world taskreal world task) bewältigt werden. Auch Übungen können Bestandteil einer Rahmenaufgabe sein, z.B. wenn ein bestimmtes für die Bearbeitung der Aufgabe notwendiges Grammatikphänomen gefestigt oder wiederholt werden soll.

      Die Realisierung einer Aufgabe vollzieht sich im Allgemeinen in Sequenzen von mehreren Unterrichtsstunden und in drei Stufen. Die erste Phase (pre-task) entspricht der Einführung in die Aufgabe, z.B. der Vorstellung von Materialien, die zur Lösung beitragen können, die Festlegung des zeitlichen Rahmens, Festlegung der angestrebten Kompetenzen, Vorübung der sprachlichen Mittel und kommunikativen Fertigkeiten. In der zweiten Stufe (during task bzw. task cycle) konzentrieren sich die Lerner auf das Erarbeiten der eigentlichen Lösung, die dann dem Plenum vermittelt wird. Die dritte Phase (post-task bzw. language focus) dient mit Feedback, sprachlicher und inhaltlicher Reflexion der Nachbereitung (vgl. Ellis 2003, 244).

      Eine Rahmenaufgabe zur Entwicklung eines italienischsprachigen Reiseführers über eine deutsche Region für Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einem Austausch kann zum Beispiel die Teilaufgaben ‚geographische Lage und Merkmale‘, ‚ökologisch-wirtschaftliche Gegebenheiten‘, ‚Sprache‘, ‚kulturelle und geschichtliche Besonderheiten‘, ‚Auswahl der Bebilderung‘, ‚Erstellen des Layouts‘ umfassen. Notwendige Materialien sind Landkarten, Postkarten, Folien, Computer usw. Relevante sprachliche Mittel sind neben den Wortschatzbereichen ‚Natur‘, ‚Sehenswürdigkeiten‘ und ‚Geschichte‘ die Präpositionen für Ortsangaben. Vorrangig gefördert werden landeskundlich-interkulturelle Kompetenzen, Methodenkompetenz und kommunikative Fertigkeiten. Mögliche Maßnahmen zur BinnendifferenzierungBinnendifferenzierung ergeben sich aus Gruppenarbeit und einer gestaffelten Komplexität der Arbeitsaufträge.

      Weitere Beispiele für Rahmenaufgaben sind: die Erarbeitung einer Stadtführung, eines Museumsbesuchs oder der Präsentation der Schule für eine italienische Austauschgruppe, Planung einer Klassenreise nach Italien, Erstellen einer Internetseite mit Vorstellung von deutschen Filmen für Gleichaltrige in Italien, Kreieren einer Werbeseite z.B. für die Schule oder für das Italienische als dritte Wahlpflichtfremdsprache (Vorschläge z.B. unter www.bildung-lsa.de/files/1e7654df4646f8de1cd99b7e4be40ebc/musteraufgaben.italienisch2012.pdf; www.isb.bayern.de/download/20398/kms_abitur_in_den_modernen_fremdsprachen_ab_2020_samt_anlagen.pdf; jeweils 07.07.2018).

      Kompetenztraining durch AufgabenMit der Hinwendung zu Aufgaben löst der Fremdsprachenunterricht den Anspruch ein, Kompetenzen zu vermitteln und zu trainieren. Aufgaben begünstigen z.B. die Schulung von MethodenkompetenzMethodenkompetenz, u.a. wenn zur Lösung einer Aufgabe im Internet recherchiert wird und die Ergebnisse von Partner- oder Gruppenarbeit in einer Präsentation zusammengestellt werden. Mündliche und schriftliche SprachkompetenzSprachkompetenzen lassen sich beispielsweise mit dem Verfassen von Resümees, dem Anordnen und Erstellen von Bewerbungsunterlagen für eine Praktikumsstelle (Anschreiben, Lebenslauf usw.) und dem Durchspielen von Dialogen (z.B. einem Bewerbungsgespräch) schulen. Interkulturelle Kompetenz wird durch die Berücksichtigung spezifischer kultur- und landeskundlicher Aspekte bei der Aufgabenformulierung aufgebaut. Indem die


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