Fachdidaktik Italienisch. Christine Michler
für die Zielgruppe der Lehrkräfte sind
Beschreibung der Konzeption des Lehrwerks,
Empfehlungen für die Darbietung der Unterrichtsgegenstände,
erweitertes Übungs- und Aufgabenangebot auch zur Leistungsmessung,
Lösungen zu allen Übungen,
vertiefende landeskundliche Informationen und Verweise auf ergänzende Quellen,
Programm zur Übungserstellung mit computergestützten Medien,
zusätzliches didaktisches Material (z.B. Folien; Tonträger; Kompetenztrainer),
weiterführende allgemeine und didaktische Literatur.
Bestandteile für Lernende Wesentliche Komponenten für die Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler sind
der intellektuellen und sprachlichen Entwicklung der Lernenden angemessene, authentische und speziell angefertigte Texte, die den zu erlernenden Sprachgebrauch in unterschiedlichen, dem weiten Textbegriff entsprechenden Textsorten ausreichend belegen,
Illustrationen, die motivieren, Gedächtnisstützen sind, die fremde Wirklichkeit veranschaulichen und Sprechanlässe bieten,
ein als Arbeits- und Lernmittel geeigneter chronologischer Vokabelteil, der zusätzlich zu den italienisch-deutschen / deutsch-italienischen Wortgleichungen Hinweise auf Parallelen zu anderen (Schul-)Sprachen (vgl. Abb. 5.3), intrasprachliche Querverweise (z.B. auf Wortfamilien) gibt und / oder auf häufige Fehlerquellen verweist, und zumindest am Anfang auch phonetische Transkriptionen enthält, damit das Vokabelverzeichnis von den Lernenden eigenständig genutzt werden kann,
eine der Progression des Schülerbuchs folgende Darstellung der grammatischen Inhalte, in der die Regeln einsichtig und schüleradäquat beschrieben sowie durch klare Beispiele belegt werden; ergänzende Hinweise auf Zeichensetzung, Wortbildung und Präpositionen sind zweckmäßig,
Übungen und Aufgaben, die zur Festigung, freien Anwendung und Wiederholung der Inhalte des Sprachunterrichts befähigen. Da im modernen Fremdsprachenunterricht die LernerautonomieLernerautonomie eine bedeutende Rolle einnimmt, sind Lösungsschlüssel zur Selbstkontrolle für die Schülerinnen und Schüler erforderlich,
Vorstellung und Einübungsmöglichkeiten von LernstrategienLernstrategien und ArbeitstechnikenArbeitstechniken, die auf verschiedene LernertypenLernertyp zugeschnitten sind und der Eigenständigkeit der Lernenden entgegenkommen,
Tonaufnahmen der Lehrwerktexte und ausgewählter Übungstexte für das Hörverstehen, weiteres auditives Material,
Nachschlagekomponenten, z.B.: Inhaltsverzeichnis mit klar benannten pragmatischen und grammatischen Zielen sowie methodischen Kompetenzen und ausgewiesenen Wiederholungssequenzen; zweiteiliger (italienisch-deutsch / deutsch-italienisch) alphabetischer Vokabelteil, in dem die Erstbelege des jeweiligen Eintrags vermerkt sind; (Begriffs-)Register zur Grammatik; Erläuterungen der phonetischen Transkriptionszeichen; Hinweise auf die phonische Funktion der Grapheme der Fremdsprache; Zusammenstellungen von wichtigen Ausdrücken für den Klassenraumdiskurs; Abkürzungs- und Symbolverzeichnis; (kleines) Wörterbuch zur Landeskunde; Karten, Stadtpläne; Internetadressen etc.
Die Fülle der Untersuchungsobjekte bzw. -gesichtspunkte hat zur Folge, dass Lehrwerkanalysen je nach Schwerpunkt in der Regel unterschiedliche Befunde erbringen.
Verweise auf Parallelen zu anderen Sprachen im chronologischen Vokabelteil (Schmiel/ Stöckle 2012, 169), © C. C. Buchner Verlag, Bamberg.
Problemfeld ‚authentisches Textmaterial‘ Die didaktische Forderung nach authentischem Textmaterial ist speziell für den Anfangsunterricht nur mit Schwierigkeiten bzw. Einschränkungen erfüllbar und verlangt Kompromisse. Passende authentische Texteauthentische Texte, die den Lerner nicht durch Überforderung demotivieren, sind nicht einfach zu finden. Folglich überwiegen in den Bänden für das erste und oft auch das zweite Lernjahr in der Regel didaktisierte Textedidaktisierte Texte, die sprachlich dem Lernstand und der von den Lehrwerkautoren gewählten Progression verpflichtet sind, inhaltlich jedoch nicht immer den Interessen der jugendlichen Lerner entsprechen. Bei modernen Lehrwerken kann indes ein Trend zu mehr authentischem Textmaterial (Lieder, Auszüge aus Jugendliteratur, aus Filmen etc.) festgestellt werden.
Problemfeld ‚sprachliche Norm‘ Ein weiteres Problemfeld eröffnet sich mit der Frage nach der zugrunde liegenden sprachlichen NormNorm, die für die sprachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler verantwortlich ist. Leitlinie der Lehrwerke und folglich des im Schulunterricht gelehrten Italienischen ist gemeinhin eine weithin akzeptierte Norm, die sich an den Sprech- und Schreibgewohnheiten des überwiegenden Teils der Italophonen orientiert, d.h. ein neutrales Register (italiano standard), das in ganz Italien mit Erfolg eingesetzt werden kann. Damit stehen die Lehrwerke im Einklang mit den Vorgaben von Lehrplänen zu kommunikativer Kompetenz.
Die Befähigung namentlich zur mündlichen Kommunikation schließt jedoch auch solche phonetischen und grammatischen, vor allem aber pragmatischen und lexikalischen Inhalte ein, die die Lernenden in die Lage versetzen, mündlich mit Gleichaltrigen, die sich oft in einem speziellen, schnellen Wandlungen unterworfenen Code unterhalten, in Kontakt zu treten. Auf das für Schülerinnen und Schüler attraktive Register der italienischen Jugendsprache (vgl. dazu beispielsweise Bernhard 2002; Mavellia 1991; Radtke 1993), die zahlreiche Merkmale des italiano popolare und des gergo enthält, verzichten Lehrwerke doch häufig, obwohl (Basis-)Kenntnisse von Elementen der Jugendsprache nicht nur Voraussetzung für die mündliche Kommunikation unter Gleichaltrigen sind, sondern auch für das Verstehen von vielen modernen Songs und Filmdialogen, von Gegenwartsliteratur (z.B. von Jugendromanen), Werbeslogans, Emails, Chat oder SMS.
Der starken Präsenz der Jugendsprache in vielen schriftlichen und mündlichen Kommunikationsbereichen italienischer Muttersprachler sollten die Lehrwerke also Rechnung tragen und ihr, zumindest was rezeptive Fertigkeiten betrifft, mehr Platz einräumen.
Problemfeld ‚Zeitgebundenheit‘ Lehrwerke haben eine durchschnittliche schulische Verwendungsdauer von ca. zehn Jahren. Daraus resultiert ein nicht unerhebliches Problem, denn als Produkte ihrer Entstehungszeit sind sie notwendigerweise zeitgebunden. Ihre ständige Erneuerung und Optimierung ist eine zwingende Aufgabe. Die Kurzlebigkeit ist erkennbar zum einen an Layout und Bebilderung, zum anderen an den Inhalten, und zum dritten an der Übungsgestaltung, deren Aufbereitung die jeweils dominierenden fremdsprachendidaktischen Methoden spiegelt. Gerade landeskundliche Inhalte veralten relativ rasch, so dass das bei der Konzeption aktuelle Material oft schon nach kurzer Zeit überholt ist und ein nicht mehr durchweg zeitgemäßes Bild Italiens bietet, was bei Lernenden häufig zu Motivationsverlust führt. So kann beispielsweise das lange an vielen Schulen verwendete Lehrwerk Capito (Jäger / Schmidt ab 1993) trotz seiner Verdienste mit seinen Illustrationen heute genauso nicht mehr überzeugen wie mit den Verweisen auf die Serie „Derrick“ im italienischen Fernsehen, dem Song Latin lover von Gianna Nannini aus dem Jahre 1982 (Jäger / Schmidt 1993, 94f.) und mit den im Vergleich zu Aufgaben, die zum freien Sprachgebrauch anregen, verhältnismäßig häufigen Lücken-, Zuordnungs- und Einsetzübungen.
Übungs- und Aufgabenarten ÜbungenÜbungen und AufgabenAufgaben machen einen wesentlichen Teil von Lehrwerken aus. Vornehmlich Übungen sind zur Festigung der Unterrichtsinhalte unverzichtbar. Eine Kategorisierung erweist sich indes als problematisch, da es immer wieder zu Überschneidungen kommt (zur Übungstypologie vgl. Segermann 1992).
Häufig eingesetzt werden:
einsprachige, d.h. ausschließlich fremdsprachige Übungen, wie Einsetz- oder Komplementierungsübungen, auch Lücken- oder Ergänzungsübungen genannt (z.B. Completate con le forme dei verbi, in: Schmiel / Stöckle 2003, 66); Transformationsübungen, in denen vorgegebene Wortformen in Tempus und Numerus verändert werden sollen (z.B. … e che cosa non si fa … Trasforma gli ordini della zia, in: Jäger / Mörl 2007, 71);