Fachdidaktik Italienisch. Christine Michler
bei der die Fremdsprache über das dramatische Spiel erworben wird (vgl. www.psychodramaturgie.de, 20.06.2018). Den bei der Konzeption fehlenden Wortschatz liefert der Lehrer.
Total Physical Response Das Verfahren Total Physical ResponseTotal Physical Response (vgl. Asher 1966, 1969) beruht hauptsächlich auf Anweisungs- und Handlungssequenzen mit körperlichen Reaktionen (z.B. alzati, apri la finestra, prendi la penna, prendi il quaderno usw.) und ist deshalb nur für ausgewählte Inhalte des Fremdsprachenunterrichts geeignet. Der Lehrer gibt durch Gestik und Mimik unterstützte Instruktionen in der Fremdsprache, wobei die Schülerinnen und Schüler zunächst nur zuschauen und zuhören. In einem zweiten Schritt machen sie die Bewegung mit. Dann gibt der Lehrer den Befehl ohne Bewegung, die jetzt nur die Schülerinnen und Schüler ausführen. Erst in einer weiteren Sequenz, also recht spät, sprechen sie den Befehl nach. Prinzipiell wird der Methode durch die Verbindung von sprachlichem Input und Bewegung hohe Effektivität bei der Behaltensleistung zugeschrieben.
Lernen durch Lehren (LdL) Der Französischdidaktiker Jean-Pol Martin (Martin 1994; www.ldl.de/Material/Publikationen/aufsatz2000.pdf; 26.06.2018) entwickelte Anfang der 1980er Jahre das Konzept des Lernens durch Lehren (LdL),Lernen durch Lehren (LdL) bei dem meist kleinere Schülergruppen vom Lehrer vorgegebene Teilbereiche des Lernstoffes für Unterrichtsphasen von ca. 20 Minuten aufbereiten und die Inhalte ihren Mitschülern vermitteln, die durch abwechselnde Sozialformen aktiv eingebunden werden sollen. Hauptsächlich in der Vorbereitungsphase gibt die Lehrkraft Impulse und Ratschläge, in der Unterrichtsstunde selbst bleibt sie in der Rolle des Beobachters und greift nur ein, wenn Unklarheiten bestehen oder das Lernziel nicht erreicht wird. Positiv wirkt sich aus, dass die als Lehrer agierenden Schülerinnen und Schüler fachliches Wissen sowie Methodenkompetenz und SchlüsselkompetenzenSchlüsselkompetenzen (z.B. Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Fähigkeit zur Beschaffung und (Re-)Organisation von Informationen) erwerben, dass sie einen beträchtlichen Redeanteil im Unterricht erhalten und dass die Inhalte aus der Perspektive der Lernenden behandelt werden. Andererseits ändert sich für die Schülerinnen und Schüler, die nicht die Rolle des Lehrers übernehmen, wenig, denn die Unterrichtsphasen verlaufen in der Regel lehrkraftzentriert.
Wegen des hohen Maßes an Handlungsorientierung und der Aktivierung der jeweils agierenden Schülergruppe wird dieses Verfahren von vielen Lehrkräften geschätzt. Außerdem kann man von einer geringeren Hemmschwelle der Lernenden ausgehen, bei den Mitschülern nachzufragen und um Erklärungen zu bitten.
Zusammenfassung Der moderne Italienischunterricht ist durch vielfältige Methoden, Sozialformen und Verfahren geprägt. Vorrangig empfehlen sich schüleraktivierende, aber abhängig von Thema und Lernziel auch zeitlich begrenzte lehrergeleitete kognitive Phasen. Wichtiger als die sprachliche Korrektheit ist die Angemessenheit der Kommunikation.
Aufgaben
1 Welche Leistungen und Grenzen haben Übungen wie in Abb. 4.2 im modernen Italienischunterricht?
2 Für welches Lernjahr und für welche Themen bzw. Inhalte eignet sich frontaler Italienischunterricht? Begründen Sie Ihre Einschätzung.
3 Wägen Sie Vor- und Nachteile alternativer Methoden für den modernen Italienischunterricht ab.
Zum Weiterlesen
Burwitz-Melzer, Eva et al. (Hrsg.) (2016):Handbuch Fremdsprachenunterricht. 6., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Tübingen: A. Francke; dort: Kap. 66; 67; 70–75: Allgemeiner Überblick über methodische Prinzipien und Verfahren im Fremdsprachenunterricht.
Decke-Cornill, Helene / Küster, Lutz (32015):Fremdsprachendidaktik. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Tübingen: Narr; dort: Kapitel 6: Zusammenstellung von Methoden und Sozialformen im Fremdsprachenunterricht.
Hallet, Wolfgang / Königs, Frank. G. (Hrsg.) (2010):Handbuch Fremdsprachendidaktik. Seelze-Velber: Klett Kallmeyer; dort: Kap. V: Überblick über Methoden und Sozialformen im Fremdsprachenunterricht mit Schwerpunkt auf Englisch und Französisch.
Meyer, Hilbert / Meyer, Meinert A. (1997):Lob des Frontalunterrichts. Argumente und Anregungen.Lernmethoden. Lehrmethoden. Friedrich Jahresheft XV, 34–38. (www.uni-potsdam.de/fileadmin/projects/erziehungswissenschaft/documents/studium/Textboerse/pdf-Dateien/meyer_meyer_frontalunterricht.pdf; 26.06.2018): Allgemeindidaktische Hinweise zu Einsatzmöglichkeiten des Frontalunterrichts.
Minuth, Christian (2012):Fremdsprachenlernen in Projekten. Entdecken, kommunizieren, verstehen, gestalten. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt: Auf das Fach Französisch bezogene Vorschläge für Projektunterricht.
Schlemminger, Gérald (Hrsg.) (2006):La pédagogie Freinet en classe de langue vivante. 2e édition, revue et augmentée. Nantes: Éd. I.C.E.M. (www.ph-karlsruhe.de/fileadmin/user_upload/dozenten/schlemminger/publications/PF_et_Langues_Edition_ICEM.pdf; 26.06.2018): Anregungen für einen der Freinet-Pädagogie verpflichteten Französischunterricht.
5 | Medien, Lehrwerke und Aufgabenorientierung
Überblick Das Kapitel erläutert die Funktionen von im Italienischunterricht relevanten Medien. Neben auditiven, visuellen und internetbasierten Hilfsmitteln stehen insbesondere Lehrwerke im Fokus, da sie im Allgemeinen über einen längeren Zeitraum hinweg Basis des Italienischunterrichts sind. Die Einheit setzt sich zudem mit der Forderung nach Aufgabenorientierung (vgl. auch Einheit 2) und ihrer Umsetzung in Lehrwerken auseinander.
5.1 | Medien im Italienischunterricht
Definition von MedienIm fremdsprachenunterrichtlichen Kontext bezeichnet der Begriff ‚MedienMedien‘ Hilfsmittel, die didaktisch begründet im Unterricht zur Unterstützung von Lehr-Lern-Prozessen und zur Veranschaulichung von sprachlichen sowie landeskundlichen Inhalten eingesetzt werden. Diese Hilfsmittel können rein auditiv, visuell oder schriftlich sein, werden aber vielfach in Mischformen, z.B. in der Kombination von auditiven und visuellen Texten, verwendet.
Medientypologie Die Kategorisierung von Medien erfolgt nach unterschiedlichen Aspekten. Gebräuchlich ist die Einteilung in personale und nicht personale, in Primär-, Sekundär-, Tertiär- und Quartärmedien wie Schreib- bzw. Druckmedien, in elektronische und digitale Medien (vgl. Faßler 1997) sowie in traditionelle, moderne und computergestützte bzw. auditive, visuelle, audiovisuelle und neue (digitale) Medien. Lehrkraft, Lehrbuch, Wandtafel und Bilder zählen zu den traditionellen Medien. Die heute nur noch sehr selten verwendeten Tonbänder, Kassettenrekorder, Videorekorder, aber auch der Overheadprojektor und CD-Player gehören in die Kategorie der vergleichsweise modernen Medien. Computergestützte bzw. internetbasierte Medien wie MP3-Player, DVD, Beamer oder Whiteboard haben inzwischen im gegenwärtigen Fremdsprachenunterricht große Bedeutung erlangt.
Funktion von MedienVorrangige Aufgabe der Medien ist es, die Lernenden bei der Aneignung der Fremdsprache in Wort und Schrift zu unterstützen. In den Anfängen des Fremdsprachenunterrichts geschah dies in erster Linie durch das personale Medium ‚Lehrkraft‘ und Lehrbücher. Spätestens mit dem von Johann Amos Comenius im Jahre 1658 für den Sprachunterricht veröffentlichten Werk „Orbis sensualium pictus“ sind Illustrationen wichtige Bestandteile von Sprachlehrbüchern. Bis heute helfen visuelle Medien in ihren verschiedenen Ausformungen (Bildtafel, Folien, Dias usw.) nicht nur bei der Semantisierung des fremdsprachlichen Vokabulars, sondern konkretisieren fremdkulturelle Inhalte, sind Anlass zur Sprachproduktion und erfüllen unbestritten eine mnemotechnische Funktion, z.B. bei der Visualisierung sprachlicher Phänomene (vgl. Abb. 5.1).
Durch auditive