Schreibkompetenzen in der Fremdsprache. Группа авторов
hat (vgl. Yin, 2014, S. 668f.).
Ist formatives EvaluierenEvaluationformativ direkt in den Unterricht integriert und stehen Evaluieren und Unterrichten in einem dialektischen Wechselspiel, dann kann man von assessment as learningassessmentassessment as learning, d.h. von Evaluation im Zuge des Lernens sprechen. Dabei kann der Fokus eher auf dem Unterrichten oder eher auf der Evaluation liegen (vgl. auch die Unterscheidung von teaching through assessment und assessment through teaching bei Yin, 2014, S. 674). Ein prominentes Beispiel für eine Evaluation im Zuge des Lernens ist die so genannte interaktionistische dynamische EvaluationEvaluationinteraktionistisch dynamisch, auf die wir in Kapitel 9.5 eingehen. Hierbei gibt eine Lehrkraft Schülerinnen und Schülern geeignete Hilfestellungen, damit diese möglichst eigenständig ihren Schreibprozess bzw. ihr Schreibprodukt im Hinblick auf bestimmte Kriterien wie etwa Korrektheit, KohärenzKohärenz, Adressatenadäquatheit optimieren und auf diese Weise über ihren aktuellen Stand ihrer Schreibkompetenz hinaus auch ihr Entwicklungs- und Lernpotential zeigen können. Wenn dies gelingt, dann kann dies auch einen positiven Effekt auf das Selbstwertgefühl und das weitere Lernen haben.
Formative EvaluationEvaluationformativ zielt insgesamt auf kontinuierliche Qualitätsentwicklung im Unterricht. Sie gibt den Lehrkräften Rückmeldung hinsichtlich der Effizienz ihres Unterrichts und den Lernenden Rückmeldung hinsichtlich der Effizienz ihres Lernens. Weiterhin zielt die formativeEvaluationformativ Evaluation häufig auf eine Steigerung der Motivation der Lernenden sowie auf die Entwicklung von SelbstevaluationskompetenzEvaluationSelbstevaluation und den Aufbau von Lernbewusstheit und unterstützt die Lernenden dabei, ihre eigenen Fortschritte, aber auch mögliche Probleme wahrnehmen und reflektieren zu können.
3.2.3 FormelleEvaluationformell und informelle EvaluationEvaluationinformell
Schließlich kann noch zwischen formellenEvaluationformell und informellenEvaluationinformell Verfahren der Evaluation fremdsprachlicher Kompetenzen unterschieden werden. FormelleEvaluationformell Prüfungen und Tests sind in der Regel das Ergebnis langwieriger und aufwändiger Bemühungen von Spezialisten und zudem in Bezug auf die Testinhalte und den Testaufbau sowie die Durchführung des Tests und Bewertung der Testleistungen standardisiert. Beispiele sind die Cambridge Prüfungen für Englisch oder das DELF für Französisch. FormelleEvaluationformell Tests müssen bestimmten, weithin akzeptierten TestgütekriterienGütekriterien wie z.B. ObjektivitätObjektivität, ReliabilitätReliabilität (Zuverlässigkeit) und ValiditätValidität (Gültigkeit) genügen (vgl. Kapitel 4).
Bei informellen PrüfungenEvaluationinformell und Tests handelt es sich dagegen um ein weniger aufwändiges und weniger anspruchsvolles Erzeugnis von Unterrichtspraktikern. Trotzdem müssen auch informelle TestsEvaluationinformell bestimmten Qualitätsanforderungen wie ObjektivitätObjektivität, ReliabilitätReliabilität und ValiditätValidität genügen, allerdings in deutlich geringerem Maße als im Fall formellerEvaluationformell Prüfungen und Tests, insb. im Hinblick auf die ObjektivitätObjektivität und ReliabilitätReliabilität. Beispiele für informelle Formen der EvaluationEvaluationinformell sind von den Lehrkräften selbst erstellte Lernfortschrittstests, mit denen sich diese einen Überblick über den Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler oder auch über den aktuellen Lernstand einer neu übernommenen Klasse verschaffen wollen. Man könnte meinen, dass auch Klassen- oder Kursarbeiten zu den informellen TestsEvaluationinformell gezählt werden können. Dies ist in der Regel nicht gerechtfertigt, da Klassen- und Kursarbeiten bisher zumeist nicht in notwendigem Maße die Qualitätskriterien informeller TestsEvaluationinformell erfüllen (vgl. Grotjahn, 2008).
3.2.4 SelbstevaluationEvaluationSelbstevaluation und Peer-EvaluationEvaluationPeer-Evaluation
Bisher sind wir davon ausgegangen, dass die Evaluation entweder intern durch eine Lehrkraft oder extern an Hand einer standardisierten Prüfung wie DELF oder die Cambridge Englisch Prüfungen erfolgt. Die Evaluation kann aber auch durch den Lernenden selbst oder durch die jeweiligen Mitschüler und Mitschülerinnen durchgeführt werden.
Eine SelbstevaluationEvaluationSelbstevaluation erfolgt durch die Schülerinnen und Schüler, die ein Schreibprodukt verfasst haben. Sie wird bei Schreibaufgaben in der Regel durch die Lehrkraft initiiert. Durch den Einsatz von Verfahren der SelbstevaluationEvaluationSelbstevaluation soll bei den Schülerinnen und Schülern die Fähigkeit ausgebildet werden, BewertungskriterienBeurteilungskriterien zu reflektieren und anzuwenden, also diagnostische und reflexive KompetenzenKompetenzdiagnostisch zu entwickeln. Die Lernenden sollen u.a. befähigt werden, die eigenen Schreibprodukte im Hinblick auf unterschiedliche Kriterien wie etwa kohärenter Aufbau, Korrektheit, KohäsionKohäsion und soziale AngemessenheitAngemessenheit zu überprüfen und gegebenenfalls dann auch zu korrigieren. Eine SelbstevaluationEvaluationSelbstevaluation wird in der Schule in der Regel nicht zur formellenEvaluationformell NotengebungBenotung eingesetzt.
Bei einer Peer-EvaluationEvaluationPeer-Evaluation bewerten Schülerinnen und Schüler gegenseitig ihre Schreibprodukte auf der Basis vereinbarter Kriterien. Über gängige BewertungskriterienBeurteilungskriterien wie Korrektheit, KohärenzKohärenz und KohäsionKohäsion hinaus können auch Kriterien verwendet werden wie Originalität oder auch Interessantheit und VerständlichkeitVerständlichkeit für die Mitschüler und Mitschülerinnen. Die Funktion von Peer-EvaluationenEvaluationPeer-Evaluation besteht vor allem darin, dass Lernende sich dabei gegenseitig helfen, über ihre sprachlichen Kompetenzen und Möglichkeiten zum Weiterlernen nachzudenken. Peer-Beurteilungen sind damit ebenso wie die SelbstevaluationEvaluationSelbstevaluation ein wichtiges Verfahren für die Entwicklung der Fähigkeit zum selbstreflexiven Lernen.
3.3 Funktionen der Evaluation
In diesem Kapitel wollen wir spezifische Funktionen und Ziele von Prüfungen kurz skizzieren, die mit mehr oder weniger weitreichenden Entscheidungen im Hinblick auf die unterrichtliche Qualitätsentwicklung verbunden sein können. Es lassen sich insb. folgende Funktionen und Ziele unterscheiden, die allerdings nicht immer klar voneinander abzugrenzen sind und die zum Teil von den Betroffenen (Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern, bildungspolitische Entscheidungsträger) unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert werden können (vgl. zum Folgenden Grotjahn & Kleppin, 2015, Kap. 1.3).
Feststellen des Erreichens von Lernzielen, curricularenCurricula Vorgaben und Standards. Hierbei geht es darum zu überprüfen, ob lehrerseitig oder curricularCurricula vorgegebene Lernziele und/oder schulinterne oder schulexterne Standards erreicht wurden. Lehrerseitige Lernziele können sich sowohl auf MakrokompetenzenKompetenzMakrokompetenz wie die Fähigkeit zum Verfassen eines informellen Briefes beziehen als auch MikrokompetenzenKompetenzMikrokompetenz wie z.B. die Fähigkeit zur Verwendung bestimmter sprachlicher Mittel für die Textproduktion (z.B. ein bestimmter thematischer Wortschatz)Wortschatz betreffen. CurriculareCurricula Vorgaben und Standards beziehen sich eher auf die z.B. in Kernlehrplänen beschriebenen MakrokompetenzenKompetenzMakrokompetenz, die sich an den Deskriptoren des GERGemeinsamer europäischer Referenzrahmen anlehnen wie z.B.: „Die Schülerinnen und Schüler können … einfache, standardisierte Briefe und E-Mails adressatengerecht formulieren, z.B. Anfragen, Bewerbungen (B1)“ (KMK, 2004, S. 14). Sollten die Lernziele, curricularenCurricula Vorgaben und Standards nicht erreicht werden, dann sind die Gründe hierfür zu analysieren und auf der Basis der Analysen gegebenenfalls Maßnahmen für die Weiterentwicklung des Unterrichts zu ergreifen (vgl. auch Harsch, 2016).
Feststellen von Fortschritten. Hier will man an Hand von so genannten Lernfortschrittstests feststellen, ob und welche Fortschritte einzelne Lernende oder auch eine ganze LerngruppeLerngruppe im Hinblick auf bestimmte Lernziele gemacht haben. Geht es z.B. in einer Unterrichtseinheit um die Vermittlung von Kompetenzen für das Schreiben von Bewerbungen, dann wird überprüft, ob die Schülerinnen und Schüler am Ende der Unterrichtseinheit ein Anliegen, wie z.B. ein Bewerbungsschreiben für ein Auslandspraktikum, textsortenTextsorte- und adressatengerecht schriftlich formulieren können. Ist dies nicht der Fall, dann ist wiederum nach den Ursachen zu fragen. Waren die Bewerbungen z.B. nicht höflich genug formuliert, dann sollte dieser Aspekt im Unterricht fokussiert