Eros und Logos. Группа авторов

Eros und Logos - Группа авторов


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was angesichts des massenhaften Sterbens dazu führt, dass die Liebessehnsucht und das sexuelle Verlangen ungemein ansteigen (vgl. dazu den Beitrag von Paweł Zimniak). Die sexuelle Erfüllung, ob nun in Gedichten des 12. Jahrhunderts, in solchen der englischen Renaissance (John Donne) oder in Romanen des 20. Jahrhunderts thematisiert, erweist sich mithin als ein Signament menschlicher Existenz schlechthin. Der Chor an Stimmen, die ein Loblied auf die Liebe im poetischen oder narrativen Rahmen gesungen haben, reicht also von der frühesten Zeit bis in die unmittelbare Gegenwart.

      Allerdings kann gerade Sexualität, also die physische Manifestation von Erotik, auch zum Zweck der Machtausübung eingesetzt bzw. missbraucht werden, wie es sich u.a. in Ernst Jüngers Roman Die Zwille (1973) zeigt, den Manuel Mackasare in seinem Aufsatz analysiert. Durchaus ähnlich wie in Heinrich Manns Professor Unrat (1905) thematisierte Jünger die Rolle von Sexualität als Symbolon eines zusammenbrechenden gesellschaftlichen Systems, das zunehmend von Technokratie beherrscht wird, aus dem eventuell nur die Asexualität des Helden Clamor zu retten vermag.

      Welche tiefen und umfassenden Probleme die Unterdrückung von Erotik und Sexualität bewirken kann, hat bereits Frank Wedekind (1864–1918) besonders eindringlich in seinen Theaterstücken, Gedichten und theoretischen Reflexionen zum Ausdruck gebracht (vgl. dazu die Studie von Anja Manneck). Wie mühsam besonders homosexuelle Dichter und Autoren um Anerkennung kämpfen mussten, illustriert das Werk der schweizerischen Autorin Annemarie Schwarzenbach (gest. 1942) (vgl. dazu den Beitrag von Karolina Rapp). Wir können aber auch in den früheren Jahrhunderten eine Reihe von Beispielen finden, selbst wenn dort meist das Siegel der Verschwiegenheit nur schwer zu lüften ist. Inzwischen scheint aber sexuelle Identität freier zur Verfügung zu stehen, wie es die neueste Literatur vor Augen führt, in der sogar die ungehemmte Verfolgung von sexuellem Genuss jenseits traditioneller Geschlechterkategorien deutlich positiv gezeichnet wird (vgl. dazu den Beitrag von Marta Wimmer).

      Über diesen großen, sich unablässig wandelnden Komplex reflektieren nun die Beiträger zum vorliegenden Sammelband durch wissenschaftliche Spezialuntersuchungen von konkreten Fällen, die aus den verschiedensten Jahrhunderten stammen und auf einer Tagung zum Thema „Eros und Logos: Sexualitätsnarrative in der deutschsprachigen Literatur“ vom 16. bis 17. November 2016 an der Universität Zielona Góra (Uniwersytet Zielonogórski), speziell am Institut für Germanistik (Instytut Filologii Germańskiej) in Zielona Góra, Polen, vorgestellt und diskutiert worden sind. Die Organisatoren, Wolfgang Brylla, Andrey Kotin und ich entwickelten während der Tagung und im Anschluss daran eine enge Kooperation über die Kontinente hinweg, deren Endresultat hiermit vorgelegt wird. Die Redaktion wurde zentral von mir übernommen, dies aber stets in enger Zusammenarbeit mit Brylla.

      Bibliographie

      Klaus Adomeit, Ovid über die Liebe: sein Lehrgedicht „Ars amatoria“ – erläutert mit Hinweisen auf Goethes Römische Elegien (Heidelberger Forum, 107), C.F. Müller, Heidelberg, 1999.

      Ulrike Bardt, Literarische Wahlverwandtschaften und poetische Metamorphosen: Die Fabel- und Erzähldichtung Friedrich von Hagedorns, J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar, 1999.

      Wolfgang Beutin, Aphrodites Wiederkehr: Beiträge zur Geschichte der erotischen Literatur von der Antike bis zur Neuzeit, Peter Lang, Frankfurt am Main/Berlin, 2005.

      Wolfgang Braune-Steininger, „Erotik in der deutschen Nachkriegslyrik“, in: Thomas Schneider (Hrsg.), Das Erotische in der Literatur (Gießener Arbeiten zur Neueren Deutschen Literatur und Literaturwissenschaft, 13), Peter Lang, Frankfurt am Main/Berlin, 1993, S. 177–194.

      Horst Brunner/Gerhard Hahn/Ulrich Müller/Franz Viktor Spechtler, Walther von der Vogelweide: Epoche – Werk – Wirkung, 2. Aufl., C.H. Beck, München 2009 [1. Aufl. 1996].

      Albrecht Classen, „Andreas Capellanus aus kommunikationstheoretischer Sicht. Eine postmoderne Auslegung von ,De amore‘“, in: Mittellateinisches Jahrbuch, 29. 1, 1994, S. 45–60.

      Albrecht Classen, „Andreas Capellanus: Der große Experte auf dem Gebiet der Liebe – ein Satiriker, klerikaler Kritiker oder Philosoph?“, in: Ulrich Müller/Werner Wunderlich (Hrsg.), Künstler, Dichter, Gelehrte (Mittelalter-Mythen, 4), UVK, St. Gallen, 2005, S. 687–703.

      Albrecht Classen, Sex im Mittelalter: Die andere Seite einer idealisierten Vergangenheit. Literatur und Sexualität, Wissenschaftlicher Verlag Bachmann, Badenweiler, 2011.

      Peter Dinzelbacher, Vision und Visionsliteratur im Mittelalter (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 23), Anton Hiersemann, Stuttgart, 1981.

      Peter Dinzelbacher, Deutsche und niederländische Mystik des Mittelalters: Ein Studienbuch (de Gruyter Studium), Walter de Gruyter, Berlin/Boston, 2012.

      Des Minnesangs Frühling, unter Benutzung der Ausgaben von Karl Lachmann und Moriz Haupt, Friedrich Vogt und Carl von Kraus bearbeitet von Hugo Moser und Helmut Tervooren. 38., erneut revidierte Auflage, Hirzel, Stuttgart, 1988.

      Die Bibel oder die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nach der Übersetzung Martin Luthers, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, 1970/1982.

      Otfrid Ehrismann, „Ich het ungerne ,dicke bloz!‘ geruefet: Walther von der Vogelweide, die Erotik und die Kunst“ in: Thomas Schneider (Hrsg.), Das Erotische in der Literatur (Gießener Arbeiten zur Neueren Deutschen Literatur und Literaturwissenschaft, 13), Peter Lang, Frankfurt am Main/Berlin, 1993, S. 9–28.

      Goethes Sämtliche Werke, Bd. 6, Propyläen Verlag, Berlin, 1923.

      Roy Gibson/Steven Green/Alison Sharrock (Hrsg.), The Art of Love: Bimillennial Essays on Ovid’s „Ars amatoria“ and „Remedia amoris“, Oxford University Press, Oxford, 2006.

      Hagedorns Poetische Werke (Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter, 16), Gottlieb Schmieder, Karlsruhe, 1775), Erstes Buch.

      Christine Haug, unter Mitarbeit von Theresa Lang/Franz Adam (Hrsg.), Erotisch-pornografische Lesestoffe: Das Geschäft mit Erotik und Pornografie im deutschen Sprachraum vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Harrassowitz, Wiesbaden, 2015.

      Frank Hofmann, Goethes Römische Elegien: Erotische Dichtung als gesellschaftliche Erkenntnisform, M & P, Stuttgart 1994.

      Niklas Holzberg, Die römische Liebeselegie: eine Einführung, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2015.

      Christoph Huber/Victor Millet (Hrsg.), Der „Tristan“ Gottfrieds von Straßburg: Symposion Santiago de Compostela, 5. bis 8. April 2000, Max Niemeyer, Tübingen, 2002.

      Steffen Jacobs (Hrsg.), Liederlich! Die lüsterne Lyrik der Deutschen, Eichborn, Berlin, 2008.

      Christina Kalkuhl/Wilhelm Solms (Hrsg.), Lustfallen: Erotisches Schreiben von Frauen, Aisthesis Verlag, Bielefeld, 2003.

      Karl Kurt Klein (Hrsg.), Die Lieder Oswalds von Wolkenstein, 4., grundlegend neu bearb. Aufl. von Burghart Wachinger (Altdeutsche Textbibliothek, 55), Walter de Gruyter, Berlin/Boston, 2015 [1. Aufl. 1962].

      Bernard McGinn, Mysticism in the Reformation: (1500–1650) (The Presence of God: A History of Western Christian Mysticism, 6), The Crossroad Publishing Company, New York, 2016.

      Ulrich Müller, „Die Lieder Oswalds von Wolkenstein mit erotischer Thematik und das Problem der (auto)biographischen Interpretation“, in: Ulrich Müller/Margarete Springeth (Hrsg.), Oswald von Wolkenstein: Leben – Werk – Rezeption, Walter de Gruyter, Berlin/New York, 2011, S. 213–223.

      Reinhold Münster, Friedrich von Hagedorn: Dichter und Philosoph der fröhlichen Aufklärung, iudicium, München, 1999.

      Verena Neumann, Erotik in der deutschsprachigen Lyrik der Moderne (Epistemata. Würzburger wissenschaftliche Schriften, Reihe Literaturwissenschaft, 615), Könighausen & Neumann, Würzburg, 2008.

      Kurt Ruh, Geschichte der abendländischen Mystik, Vol. 2: Frauenmystik und Franziskanische Mystik der Frühzeit, C.H. Beck, München, 1993.

      Werner


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