Wenn wir 1918 .... Walter Muller

Wenn wir 1918 ... - Walter  Muller


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müsst. Ihr schuldet es euch und euren Kindern!

      Der Kapitalismus darf seine blutige Herrschaft nicht wieder antreten.

      Wir setzen der Internationale des Geldes die Internationale der Arbeit entgegen, und der Endsieg wird unser sein. Gewiss, — Rom wurde nicht an einem Tage erbaut. Wir dürfen den Sinn für die Grenzen des Erreichbaren nicht verlieren. Wir werden mit den Westmächten Frieden schließen müssen, selbst wenn es ein harter Friede wird. Aber dieser Friede wird ungleich günstiger sein als jeder Friede, den man dem kleinen, ohnmächtigen Deutschland der Monarchisten und Reformisten diktiert hätte. Die große eurasische Republik kann von keiner Macht der Welt einem Diktat unterworfen werden. Sie wird den Frieden, wenn es sein muss, teuer bezahlen, — nie aber wird sie kapitulieren und sich das Gesetz des Handelns von ihren Feinden vorschreiben lassen.

      Ex Oriente lux! Das Licht kommt aus dem Osten. Ein neuer Morgen der Menschheitsgeschichte dämmert. Mitteleuropa liegt unter den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Werden auch die englischen und französischen Genossen ihrer Aufgabe gewachsen sein? Wird die Sonne des Sozialismus bald auch über Westeuropa aufgehen? Wir wissen es noch nicht. Eins aber wissen wir ganz genau: Wir wollen zeigen, dass wir den Aufgaben der großen Zeit gewachsen sind. Wir werden unsere ganze Kraft daran setzen, auf den Trümmern des Kapitalismus eine neue, bessere Welt zu erbauen.

      Verordnungen

      In allen Abteilungen der Armee, in allen Fabriken und Betrieben sind sofort Arbeiter- und Soldatenräte zu wählen. Die Gewalt liegt überall in den Händen dieser Räte. Frühere Offiziere können als Vollzugsorgane und technische Leiter herangezogen werden, wenn sie sich bedingungslos der neuen Befehlsgewalt unterstellen.

      Aus allen Arbeiter- und Soldatenräten sind sofort Delegierte in die Ortsräte zu entsenden.

      Die örtlichen Räte entsenden auf je 1000 Einwohner und Soldaten je einen Delegierten in die Kreisräte. Auf je 20 Mitglieder eines Kreisrates wird ein Delegierter in den Bezirksrat gewählt. Auf je 3 Mitglieder des Bezirksrats wird von diesem ein Mitglied in die Rätevollversammlung, auf je 20 Mitglieder der Bezirksräte ein Mitglied in den Reichsexekutivrat entsandt.

      Die Grenzen der Kreise und Bezirke werden gleichzeitig von den provisorischen Räten am Sitz der früher selbständigen Bundesstaaten bestimmt. In Preußen bilden die früheren Provinzen die Bezirke. In Bayern werden 3, in Württemberg 2 Bezirke gebildet. Alle übrigen früheren Bundesstaaten bilden vorläufig je einen Bezirk. Enklaven gehören zu dem Bezirk, in dem sie liegen.

      Wahlberechtigt ist jeder werktätige Deutsche im Alter von über 20 Jahren. Unternehmer und frühere Offiziere haben vorläufig weder aktives noch passives Wahlrecht, wenn sie nicht einer sozialistischen Partei angehören.

      Der vorläufige Revolutionsausschuss

      An die deutschen Truppen in Finnland

      Man schickte euch nach Finnland, um den Freiheitskampf der finnischen Arbeiter und Bauern niederzuknüppeln. Wichtiger als der Entscheidungskampf an der Westfront war dem Kaisertum die Unterdrückung der sozialistischen Revolution im Osten. Kameraden, die Stunde der Freiheit hat geschlagen.

      Ihr braucht jetzt nicht mehr gegen eure eigenen Interessen zu kämpfen. Wählt sofort Soldatenräte und reiht euch in die rote Front ein! Offiziere, die sich der Befehlsgewalt des Soldatenrats unterstellen, können zur militärischen Leitung herangezogen werden. Alle andern sind zu internieren und bei jedem Versuch konterrevolutionärer Agitation oder Sabotage unverzüglich zu erschießen.

      Das rote Oberkommando der Ostarmee

      Vorwärts - 11. November 1918

      Abrechnung mit den Renegaten

      Es ist gelungen, mehrere illegale Versammlungen der Kaisersozialisten auszuheben. Sie hoffen noch immer, ihren Einfluss auf die Massen zurückzugewinnen. Sie hoffen noch immer, die Revolution abwürgen zu können, wie sie die Januarstreiks abgewürgt haben. Was taten denn diese Herren „Genossen", als sie glaubten, die Macht in Händen zu halten, als sie den Arbeitern einzureden versuchten: „die öffentliche Gewalt ist in die Hände des Volkes übergegangen," weil „Fritz Ebert, der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, Reichskanzler geworden ist"? Als die Massen nicht mehr zu halten waren, machten die Reformisten im geheimen Einvernehmen mit den Herren von gestern die Revolution auf dem Papier mit, um die Erregung zu dämpfen. In Wirklichkeit aber organisierten sie ohne Zögern die Konterrevolution. Exzellenz Scheidemann brach die Beziehungen zur russischen Sowjetregierung ab und wies Joffe aus. Ebert verbündete sich mit dem Großen Hauptquartier, mit Groener und Hindenburg. Seine Beziehungen zur Bourgeoisie wurden im Augenblick des Zusammenbruchs noch herzlicher, als sie schon waren. Kaum fielen die alten Ketten, da versuchten diese Lakaien das Proletariat in neue Ketten zu schmieden. „Nationalversammlung" war das Zauberwort, mit dem sie die revolutionären Energien zu bannen versuchten, mit dem sie die „Demokratie" — das heißt das Bürgertum und seine Macht — vor dem Ansturm der Massen retten wollten. Noske fuhr im Auftrage der kaiserlichen Regierung nach Kiel, um den Matrosenaufstand abzublasen. Als das nicht gelang, wollte auch er sich plötzlich als Revolutionär aufspielen. Doch die roten Matrosen durchschauten das Spiel und verhafteten ihn. Fast hätte er das Schicksal Heines, des kaiserlichen Kommandanten der kieler Festung, geteilt und wäre von den empörten Massen erschossen worden. Um wie viel besser wäre es für unsere Bewegung gewesen, wenn Noske schon 1907 von dem Parteitage ausgeschlossen worden wäre, auf dem er seine imperialistischen Anschauungen klar bekundete. Wie viel Hunger und Not, wie viel Millionen Tote und Verwundete wären der Menschheit erspart geblieben, wenn wir uns, wie die Bolschewiki in Russland, von den rechten Renegaten in der Partei befreit und rücksichtslos alle Elemente bekämpft hätten, denen die Geldsackdemokratie viel wichtiger erschien als der Sozialismus.

      Endlich ist das Proletariat erwacht. Es duldet nicht, dass die Gehirne wieder von neuem umnebelt werden durch Leute, die den Ehrennamen „Sozialist" zu Unrecht führen. Ende Oktober bereits hat eine Geheimkonferenz treugebliebener Klassenkampf er aus fast allen größeren Orten Deutschlands und Österreichs folgende Entschließung gefasst: „Die Vereinigung der SPD., USPD. und des Spartakusbundes auf dem Boden des unversöhnlichen Klassenkampfes muss im Interesse der nahenden Revolution herbeigeführt werden. Alle Sozialisten, die es ernst meinen mit der Sache des Proletariats, haben sofort den Kampf gegen den Krieg, gegen das Kaiserreich, gegen den Kapitalismus und gegen die Opportunisten und Verräter in den eigenen Reihen aufzunehmen und zu organisieren. Wer sich diesen Beschlüssen nicht fügt, ist auszuschließen. Unverzüglich auszuschließen sind ferner alle Führer, die die Weiterführung der Kriegspolitik auch nach 1917 noch ermöglichten, sowie die Knebelung der proletarischen Meinungsfreiheit, die Absetzung linker Redakteure und die Maßnahmen der Staatsgewalt gegen die revolutionäre Agitation während des Krieges veranlassten oder förderten."

      Auf derselben Zusammenkunft wurden fünf Delegierte für eine internationale Konferenz gewählt, die gestern zum ersten Mal tagte. Infolge der sich überstürzenden Ereignisse sah sich diese Konferenz vor völlig neue Aufgaben gestellt. Sie sollte ursprünglich die schwachen Fäden, die in Zimmerwald und Kienthal gesponnen wurden, fester knüpfen. Jetzt aber konnte sie sich bereits der Ausarbeitung von Richtlinien zur Sicherung der mittel- und osteuropäischen Revolution vor Anschlägen der Ententestaaten widmen. Besonders bemerkenswert sind die Ausführungen des französischen Delegierten, dessen Namen wir aus begreiflichen Gründen nicht veröffentlichen können. Er sagte: „Wir französischen Genossen begrüßen den Ausschluss der konterrevolutionären Führer. Wir befinden uns jetzt in derselben Lage wie ihr vor einem Jahre. Die Sicherheit der Revolution ist jetzt in höchstem Grade von unserer Haltung abhängig. Deshalb müssen wir einen Unterschied machen zwischen der Politik des Jahres 1914 und der des Jahres 1918. 1914 haben wir alle schwere Fehler gemacht. Die meisten von uns wurden vom chauvinistischen Taumel erfasst und schenkten den kapitalistischen Lügenmeldungen Glauben. Wir wären aber schlechte Marxisten, wenn wir unser Versagen 1914 nur einem Zufall zuschreiben würden. Schuld daran war die revisionistische Einstellung, die sich lange vor dem Kriege in fast allen sozialdemokratischen Parteien breit machte. Aber die Tat der russischen Genossen, die an den revolutionären Prinzipien festgehalten hatten, gab uns Gelegenheit, unseren Revisionismus zu revidieren. Was aber taten eure korrumpierten Führer? Sie bewilligten weiter Kriegskredite, obwohl


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