Abitur Deutsch für Dummies. Norbert Berger

Abitur Deutsch für Dummies - Norbert Berger


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unverbundene Aufzählung formaler und inhaltlicher Besonderheiten ergibt keine zusammenhängende Deutung. Sie sollten einzelne Beobachtungen deshalb stets in ihren Zusammenhang stellen. Sie sollten mehrere Merkmale im Hinblick auf ihre gleiche Funktion bündeln. Das heißt, dass Sie eine bestimmte Funktion oder Wirkung nennen und dann alle sprachlich-formalen Besonderheiten, die hierzu passen, erläutern. Die Deutung eines einzelnen Bildes lässt sich zum Beispiel häufig auf das ganze Gedicht übertragen.

       Behauptungen ohne Textbelege sind wertlos. Begründen und veranschaulichen Sie alle Interpretationen am Text.

       Eine Überinterpretation von Reim und Metrum sollten Sie unterlassen. Nicht immer lässt sich nämlich die Verwendung eines bestimmten Reimschemas oder Metrums mit dem Inhalt verbinden.

       Eine Strophe ist nicht immer ein Sinnabschnitt. Manchmal lassen sich zwei oder mehrere Strophen sinngemäß zusammenfassen. Und manchmal beginnt auch innerhalb einer Strophe ein neuer Sinnabschnitt.

       Selbstverständliches sollten Sie schon aus Zeitgründen vermeiden. Sie brauchen nicht erläutern, was ein bestimmtes Stilmittel ist. Schreiben Sie also zum Beispiel nicht: Eine Anapher ist die Wiederholung eines oder mehrerer Wörter am Anfang von zwei oder mehr Versen oder Sätzen. Sie können davon ausgehen, dass Ihr Lehrer das weiß. Wohlgemerkt: Die Wirkung, Absicht oder Funktion der Anapher müssen Sie aber schon darlegen.

       Werturteile zur Leistung des Dichters sollten Sie unterlassen, denn das könnte anmaßend oder gar lächerlich wirken. Schreiben Sie also zum Beispiel nicht: Goethes Gedicht ist sehr gelungen. Oder wollen Sie sich etwa auf eine Stufe mit dem weltbekannten Schriftsteller stellen? Besser ist es, zu schreiben: Goethes Gedicht spricht mich persönlich an, weil …

      In fast allen Bundesländern (außer in HB und SL sowie im Grundkurs von MV) wird statt der Interpretation eines einzelnen Gedichts meist der Vergleich von zwei motivverwandten Gedichten, die in der Regel aus unterschiedlichen Epochen stammen, verlangt. Überwiegend handelt es sich dabei um ein traditionelles Gedicht (zum Beispiel aus der Klassik oder Romantik) und ein modernes Gedicht (aus dem 20. oder 21. Jahrhundert). Dadurch wird Ihr Blick auf die jeweiligen Besonderheiten der beiden lyrischen Texte geschärft. Auch beim Gedichtvergleich müssen Sie natürlich beachten, was in den vorausgegangenen Unterkapiteln steht. Möglich ist auch, dass statt eines zweiten Gedichts ein epischer Text (HH, NI, SN, SH) oder ein dramatischer Text (SN) zum Vergleich vorgelegt wird. Selten muss in den Vergleich ein Zitat (NI, SN) einbezogen oder an den Vergleich ein literarischer Erörterungsauftrag (HE) angeschlossen werden.

      Auch beim Gedichtvergleich ist der klare und nachvollziehbare Aufbau entscheidend. Also, wie gliedern Sie Ihren Gedichtvergleich am besten?

      1 Einleitung: Hier nennen Sie Verfasser, Titel, Entstehungszeiten beider Gedichte und ihr gemeinsames Motiv.

      2 Hauptteil: Hier bieten sich zwei Möglichkeiten an:Sie interpretieren beide Gedichte nacheinander und unabhängig voneinander und gehen dann zu einem Vergleich beider lyrischer Texte über.Sie interpretieren zunächst das eine Gedicht und dann vor dessen Hintergrund das andere Gedicht. Das heißt, dass Sie bei der Interpretation des zweiten Gedichts stets den Bezug zum zuerst interpretierten Gedicht herstellen.

      3 Schluss: Auch hier haben Sie mehrere Möglichkeiten:Sie fassen Ihren Vergleich in einem Fazit zusammen.Sie gelangen zu einer Bewertung, indem Sie sich entscheiden, welches der beiden Gedichte Ihnen mehr zusagt, und dies (zum Beispiel mit der größeren Aktualität oder der besseren Verständlichkeit des Gedichtes) begründen.Sie führen die festgestellten Unterschiede zwischen den beiden Gedichten auf ihre jeweilige Entstehungszeit zurück.

      

Einige Formulierungshilfen für einen Gedichtvergleich:

       Während im Gedicht von … der Eindruck vermittelt wird, dass …, betont das lyrische Ich im Gedicht mit dem Titel, dass …

       Anders als im Gedicht von … / Im Gegensatz zum Gedicht von … wird im lyrischen Text von …

       Beide Gedichte weisen neben einigen Gemeinsamkeiten auch wesentliche Unterschiede in der Gestaltung des Motivs des/der … auf.

       Im Gedicht aus der Epoche des/der … erscheint …, wohingegen im modernen lyrischen Text …

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