Abitur Deutsch für Dummies. Norbert Berger

Abitur Deutsch für Dummies - Norbert Berger


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bestehen in aller Regel aus mehreren Strophen und erzählen eine Handlung, die oft unheimlicher Natur ist und/oder tragisch endet. (Beispiel: Johann Wolfgang von Goethe Der Zauberlehrling)

      

Für Goethe ist die Ballade das »Urei« der Dichtung, denn in dieser Gattung gibt es:

       lyrische Elemente wie Strophen, Reim und Metrum,

       epische Elemente, da eine Geschichte erzählt wird,

       dramatische Elemente in Form von Dialogen.

       Volkslieder bestehen aus mindestens zwei meistens vierzeiligen Strophen, sind in einfacher Sprache gehalten, weisen meist den Kreuzreim auf und sind zum Singen gedacht oder wurden später vertont. In der Romantik (siehe Kapitel 10) war diese Gedichtgattung besonders beliebt. (Beispiel: Joseph Freiherr von Eichendorff Das zerbrochene Ringlein)

       Hymnen sind feierliche Lobgesänge auf eine Gottheit, einen Helden, einen Ort oder die Natur und drücken die Begeisterung des lyrischen Ichs aus. Diese lässt sich meist nicht in Strophen, Reim und Metrum pressen. (Beispiel: Friedrich Hölderlin Hymnen an die Nacht)

       Eine Elegie ist eine antike Gedichtgattung, in der der Dichter meist seine Trauer oder Sehnsucht zum Ausdruck bringt. Sie besteht aus einem Hexameter und einem Pentameter. (Beispiel: Goethe Römische Elegien)

       Sonette waren besonders im Barock und im Expressionismus sehr beliebt. Seien Sie »so nett« und vergessen Sie nie, dass ein Sonett aus zwei vierzeiligen Strophen (Quartette) und zwei dreizeiligen Strophen (Terzette) und damit aus genau 14 Versen besteht. In den Quartetten wird meist der Kreuzreim, manchmal auch der umarmende Reim verwendet, in den beiden Terzetten erst ein Paarreim, und dann reimen sich wieder die jeweils dritten Verse der Terzette, aber auch Kreuzreime finden sich dort. Inhaltlich beinhalten die Quartette oft die Behauptung (These) und Gegenbehauptung (Antithese), während die Terzette das Fazit oder die Synthese, manchmal auch eine Folgerung formulieren. (Beispiel: Andreas Gryphius Tränen des Vaterlands)

       Oden bestehen aus Strophen, sind reimlos und drücken meist die Begeisterung des lyrischen Ichs über Privates oder Gesellschaftliches aus. (Beispiel: Friedrich Gottlieb Klopstock Oden)

      Eislaufen

      Wussten Sie, dass erst der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) eine heute sehr beliebte Wintersportart in Deutschland populär machte? Er ging nämlich gern zum Eislaufen – was damals eigentlich nur ein Vergnügen für Kinder war – und verfasste über diese Freizeitgestaltung sogar fünf Oden. Wie nennt man diese Gedichte? Natürlich: Es sind die Eislauf-Oden. Klopstock war darüber hinaus der erste »Pop-Star« der deutschen Literatur, denn besonders bei der Jugend war er äußerst beliebt.

       Die Stimmungslyrik, in der der Dichter sein ganz persönliches, meist momentanes Empfinden ausdrückt. (Beispiel: Joseph Freiherr von Eichendorff Mondnacht)

       Die Erlebnislyrik, in der der Dichter persönliche Erlebnisse und Erfahrungen schildert, die er meist mit seinen dabei entstehenden Gefühlen verbindet. (Beispiel: Johann Wolfgang Goethe Willkommen und Abschied)

       Die Naturlyrik, in der Landschaften mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt beschrieben werden. Seit dem Sturm und Drang (siehe Kapitel 9) wird die Natur von der menschlichen Zivilisation deutlich abgegrenzt und häufig mit entsprechenden Stimmungen verbunden. (Beispiel: Georg Trakl Im Winter)

       Die Großstadtlyrik, in der die Stadt fast immer als Ort der Anonymität, des hektischen Lebens und des sozialen Elends dargestellt wird, wurde im Expressionismus (siehe Kapitel 11) sehr beliebt. (Beispiel: Georg Heym Der Gott der Stadt)

       Die Liebeslyrik, die Glücksgefühle der Liebe, aber häufig auch unglücklich verlaufende Beziehungen oder unerfüllt bleibende Liebesgefühle verarbeitet. (Beispiel: Johann Wolfgang Goethe Mailied)

       Die politische Lyrik, die auf gesellschaftliche Missstände hinweist und die Leser zu deren Veränderung aufrufen möchte. Sie war besonders beliebt in den Epochen des Sturm und Drang und des Jungen Deutschland (über diese beiden Epochen erfahren Sie mehr in Kapitel 9 und 10) und nach den beiden Weltkriegen. (Beispiel: Heinrich Heine Die schlesischen Weber)

       Das Dinggedicht, in dem der Dichter einen ganz bestimmten Gegenstand beschreibt, ohne dass das lyrische Ich in Erscheinung tritt. (Beispiel: Eduard Mörike Auf eine Lampe).

       Die Gedankenlyrik, die ihre Höhepunkte im Barock, in der Aufklärung und in der Klassik hatte, setzt sich mit philosophischen, religiösen oder weltanschaulichen Fragen und Problemen auseinander. (Beispiel: Andreas Gryphius Tränen des Vaterlands).

       Die Gebrauchslyrik, das sind Gedichte, die aus einem ganz bestimmten Anlass, zum Beispiel für den Gottesdienst, als Hochzeitsgedicht oder als Geburtstagsständchen geschrieben wurden, aber nicht zur »hohen Literatur« gehören.

       Die konkrete Poesie, das sind Gedichte, in denen eine Aussage oder ein Gegenstand mithilfe der Buchstaben, Silben und Wörter sichtbar gemacht wird. Zum Beispiel gibt es ein Gedicht über einen Apfel, das bis auf eine Ausnahme nur aus den Wörtern »Apfel« besteht, die in Form eines Apfels angeordnet sind. In der Mitte steht das Wort »Wurm«. (Beispiel: Reinhard Döhl Apfel).

      So wie ein Gebäude aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt ist, gibt es auch bei den Gedichten unterschiedliche Bauteile. Der Architekt setzt diese Elemente nach seinen Vorstellungen oder den Bedürfnissen seiner Auftraggeber zusammen. Ganz ähnlich wählt der Dichter aus den lyrischen Bauteilen diejenigen aus, die seiner Absicht oder seiner Stimmung am besten entsprechen.

      Strophen

      Eine bestimmte Anzahl von Versen bildet eine Strophe. Die Strophen eines Gedichts können gleich oder verschieden lang sein. Mehrere Strophen können inhaltlich eine Einheit bilden. Manche Strophen stehen auch im Gegensatz zueinander. Eine Strophe kann als Einleitung oder als Fazit dienen oder die Folgerung aus dem schildern, was in den vorangegangenen Strophen vorkommt.

      Vers

      Jede Strophe besteht aus mehreren Zeilen. In der Lyrik nennt man die Zeilen Verse. Verse geben dem Gedicht einen bestimmten Rhythmus. Dadurch unterscheiden sich lyrische Texte von Prosatexten, wie sie vor allem in der Epik vorkommen. Das Ende eines Verses muss nicht unbedingt mit dem Ende eines Satzes oder eines Satzteiles zusammenfallen. Während beim Zeilenstil das Versende und das Ende des Haupt- oder Nebensatzes zusammenfallen, sodass dort eine natürliche Pause entsteht, wird beim Enjambement (auch Zeilensprung genannt) der Satz im folgenden Vers ohne Sprechpause fortgesetzt.

      Metrum

      Die regelmäßige Abfolge von betonten und unbetonten Silben (Hebungen


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