Abitur Deutsch für Dummies. Norbert Berger

Abitur Deutsch für Dummies - Norbert Berger


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       steigernd oder reihend angeordnet sein,

       eine zeitliche Reihenfolge ausdrücken,

       einen Höhe- oder Wendepunkt bilden,

       im Gegensatz zueinander stehen,

       eine Einschränkung erläutern,

       den Wechsel einer Perspektive (Sichtweise) darstellen.

      Um dies zu erkennen, sollten Sie besonders auf verknüpfende Konjunktionen achten, also zum Beispiel:

       denn, weil, da (Begründung),

       somit, folglich, deshalb, also, sodass, damit (Folge oder Zweck),

       falls, wenn, sofern (Bedingung),

       aber, jedoch, dennoch, wogegen (Gegensatz oder Wechsel der Perspektive),

       obwohl, trotz (Einschränkung),

       und, auch, ferner, zudem (Reihung oder Steigerung),

       erst, zunächst, nun, jetzt, dann, danach, anschließend, schließlich (zeitliche Reihenfolge).

       formale Merkmale (Zahl der Strophen, Reimschema und Reimarten, Metrum, Enjambements oder Zeilenstil, Rhythmus, Klang),

       Bilder und Metaphern,

       weitere rhetorische Mittel,

       Wortfelder, dazu gehören Wörter mit ähnlicher Bedeutung,

       Schlüsselwörter, also besonders wichtige Wörter,

      

Es ist besonders lohnenswert, auf die ersten und letzten Worte des Gedichts oder einer Strophe zu achten, denn meist überlegt ein Dichter länger, wie er denn sein Gedicht oder eine Strophe anfangen oder beenden soll. Wenn Sie hinter diese Überlegung des Autors kommen, haben Sie vielleicht schon »die halbe Miete« bei der Interpretation geleistet.

       Wortarten, vor allem Verben, Nomen, Adjektive. Wenn viele Verben vorkommen, nennt man dies Verbalstil, bei einer Häufung von Nomen spricht man von Nominalstil,

       Tempus und Modus der Verben, vor allem Präsens, Präteritum sowie Konditional und Konjunktiv,

       Satzarten und Besonderheiten im Satzbau: Hypotaxen, Parataxen, Ellipsen, Inversion, Parallelismus, Parenthesen (zu diesen Fachbegriffen erfahren Sie mehr in Kapitel 7).

      

Eine reine Auflistung dieser eben genannten Schwerpunkte und Aspekte eines lyrischen Textes genügt aber nicht. Die große Kunst der Gedichtinterpretation besteht darin, alle Einzelbeobachtungen in einer übergeordneten Deutung münden zu lassen. Diese Deutung ist das Herzstück Ihrer Interpretation. Sie müssen hierfür immer die Form in Bezug zum Inhalt oder – um es mit den beiden großen G auszudrücken – die Gestalt in Bezug zum Gehalt setzen. Jedes rhetorische Mittel oder jede sprachliche Besonderheit müssen Sie in ihrer Wirkung oder Absicht erläutern.

      Dies ist nicht immer ganz einfach und erfordert manchmal ein erhöhtes Einfühlungsvermögen in den Text.

      Ein Trick dabei ist die Ersatzprobe. Ersetzen Sie eine besonders auffällige Textstelle oder Formulierung oder ein besonders sinntragendes Wort oder Bild in Gedanken (Sie können das Gedicht ja nicht eigenwillig verändern!) durch eine andere Formulierung, Satzstruktur oder ein anderes, vielleicht gewöhnlicheres Wort. Möglicherweise erkennen Sie dann, warum der Dichter den Wortlaut des Gedichts gerade so und nicht anders formuliert hat, was die Formulierung des Gedichts von Ihrer Fassung unterscheidet oder abhebt.

      So bauen Sie Ihre Gedichtinterpretation auf

      Damit Ihre Ausführungen hinterher schlüssig wirken, ist der klare und nachvollziehbare Aufbau Ihrer Gedichtinterpretation entscheidend.

       den Basissatz, also Autor, Titel, Gattung, Entstehungszeit oder Zeit der Veröffentlichung und inhaltlicher Kern,

       eventuell eine literaturgeschichtliche Einordnung in eine Epoche,

       eventuell den historischen Hintergrund oder

       biographische Bezüge zum Verfasser.

      

Den Basissatz können Sie zum Beispiel so formulieren:

       In dem Gedicht … (= Titel) von … (= Autor), das … (= Jahr) verfasst/veröffentlicht wurde, geht es um … (= inhaltlicher Kern).

       … (= Autor) beschreibt/thematisiert in seinem/ihrem Gedicht … (= Titel), das … (= Jahr) entstand/veröffentlicht wurde, wie/was/warum … (= inhaltlicher Kern).

       … (= Jahr) wurde das Gedicht … (= Titel), das sich mit … (= inhaltlicher Kern) beschäftigt, von … (= Autor) veröffentlicht/verfasst.

      Im Hauptteil Ihrer Interpretation …

       beginnen Sie mit einer (eventuell vorläufigen) Deutungshypothese, also der zentralen Aussage oder Absicht (Intention),

       beschreiben Sie danach Strophe für Strophe, Vers für Vers, in möglichst eigenen, aber klaren Worten, worum es jeweils geht und durch welche formale oder sprachliche Mittel dies ausgedrückt wird (Vorteil: Sie vergessen keine wichtigen Passagen des Textes) oder

       Sie interpretieren das Gedicht aspektgeleitet, indem Sie bestimmte auffällige Schwerpunkte oder Aussageabsichten des Gedichts herausgreifen und an dazu gehörigen Textstellen sowie rhetorischen und sprachlichen Mitteln belegen.

      Im Schlussteil Ihrer Interpretation …

       sollten Sie Ihre anfangs aufgestellte Deutungshypothese bestätigen, erweitern oder (selten) widerlegen,

       können Sie als Fazit den Inhalt sowie die formalsprachliche Gestaltung und die Intention des Gedichts zusammenfassen,

       können Sie das Gedicht eventuell in eine Epoche einordnen (falls nicht schon in der Einleitung geschehen),

       können Sie eventuell Ihr persönliches Werturteil über das Gedicht abgeben,

       können Sie eventuell einen Bezug des Gedichts zur Aktualität oder

       Ihrer persönlichen Lebenssituation herstellen,

       können Sie auf ein Gedicht mit einem ähnlichen oder ganz anderen Motiv (zum Beispiel aus einer anderen Epoche) hinweisen.

      

Was Sie in der Einleitung oder im Schluss schreiben, hängt auch von den Ansichten und Erwartungen Ihres Kursleiters ab. Diese unterscheiden sich nämlich untereinander in dieser Beziehung recht häufig. Wenn Sie hier unsicher sind, sollten Sie also vor dem Abitur beim Korrektor Ihrer Arbeit nachfragen. Sie wissen ja: Geschmäcker sind oft verschieden!

      So vermeiden Sie typische Fehler

      Zum Abschluss möchte ich Sie noch auf einige häufig begangene Fehler bei der Interpretation von Gedichten hinweisen:

       Das lyrische Ich ist der Sprecher des Gedichts, nicht der Autor. Schreiben Sie also nicht: Der Autor schildert …, sondern das lyrische Ich schildert…


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