Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik. Группа авторов
den Forschungspartnern und -partnerinnen mehrere Präsentationsmöglichkeiten der audiovisuellen Daten (von der Begrenzung auf pseudonymisiertePseudonymisierung Transkripte bis hin zu Filmvorführungen bei Vorträgen auf wissenschaftlichen Konferenzen und in der Lehreraus- und -weiterbildung) anzubieten und ihr schriftliches Einverständnis einzuholen.
Ethisch zu reflektieren ist auch der Wunsch einiger Forschungspartner und -partnerinnen, ihre Identität zu benennen, um auf diese Weise ihren Forschungsbeitrag zu würdigen. Wie Miethe (2013: 931–932) ausführt, ist bei De-Anonymisierungde-anonymisiert jedoch insbesondere zu bedenken, inwieweit die Betroffenen, vor allem Kinder, die Reichweite einer solchen Entscheidung absehen können und inwieweit damit auch andere Personen wie Familienmitglieder oder Kollegen und Kolleginnen de-anonymisiertde-anonymisiert werden.
Ebenfalls reflexionsbedürftig erscheint bei InternetforschungInternetforschung beispielsweise das Zitieren von Postings in Diskussionsforen, da diese im Internet unmittelbar aufgefunden werden können und möglicherweise die Identität der Beforschten preisgeben; auch die sichere Datenübertragung bei Befragungen bzw. der mögliche Zugriff Dritter auf die Daten muss Internetforschenden in besonderer Weise beschäftigen (vgl. Eynon/Fry/Schroeder 2008). Da bei Internetforschung keine klaren nationalen Grenzen gegeben sind und somit rechtliche Grauzonen entstehen, erscheint in diesen Fällen die ethische Reflexion durch das Forschungsteam in besonderer Weise geboten (s. ebd. sowie auch Cohen/Manion/Morrison 2018: 144–153).
4.6.5 Wissenschaftliches FehlverhaltenFehlverhalten
Neben dem Betrug wie beispielsweise dem Fälschen von Daten oder dem Manipulieren von Ergebnissen sind als wissenschaftliches Fehlverhalten auch solche Fälle zu bezeichnen, in denen der Umgang mit gefälschten Daten von Kollegen und Kolleginnen bewusst übersehen wird, bestimmte (widersprüchliche) Daten gezielt zurückgehalten werden oder das Forschungsdesign auf Druck des Geldgebers verändert wird (Johnson/Christensen 2008: 104; s. Kap. 2).
Bei Publikationsaktivitäten ist im Hinblick auf wissenschaftliches Fehlverhalten zum einen die Frage der Autor*innenschaft von besonderer Relevanz. Autor*innenschaft gebührt denjenigen, die entscheidend zur Entwicklung und Durchführung des Forschungsprojekts beigetragen haben; besondere Sensibilität ist diesbezüglich bei einem hierarchischen Gefälle der Beteiligten bzw. bei Kooperationen von etablierten Forschern und Forscherinnen mit Nachwuchswissenschaftlern und Nachwuchswissenschaftlerinnen angebracht. Zum anderen steht der PlagiarismusPlagiarismus immer wieder im Mittelpunkt der universitären und der öffentlichen Diskussion, da der Diebstahl geistigen Eigentumsgeistiges Eigentum einen grundlegenden Verstoß gegen die ethischen Prinzipien des wissenschaftlichen Arbeitens sowie auch gegen das Urheberrecht und damit ein strafbares Vergehen darstellt, das rechtliche Konsequenzen nach sich zieht (Ackermann 2003; Aeppli/Gasser/Gutzwiller/Tettenborn 2010: 57).
4.6.6 Fazit
Die hier erörterten Handlungsmaximen sind nicht als abzuarbeitender Regelkatalog misszuverstehen. Vielmehr sollen sie die Sensibilität für die Implikationen forschenden Handelns fördern. Forschende sind gehalten, sich immer wieder neu der Konsequenzen ihres Handelns bewusst zu werden. Abweichungen von Prinzipien sind im Kontext konkreter Forschungsprojekte nicht zu vermeiden; solche Abweichungen bedürfen jedoch der genauen Begründung und der kritischen Abwägung, die auch den Rat von Experten und Expertinnen mit einbezieht (vgl. Denscombe 2010: 77). Macfarlane (2009) entwickelt seine Forschungsethik auf der Grundlage von sechs Tugenden. Zu diesen gehört neben Mut, Respekt, Entschlossenheit, Ernsthaftigkeit und Bescheidenheit die Schlüsseltugend der Reflexivität, die Fähigkeit Abstand zu nehmen, zu fragen, ob ich als Forscherin, als Forscher meinen Verantwortlichkeiten gerecht werde und wie ich mein Handeln begründe. Es ist genau jene Tugend, der wir mit diesem Kapitel das Wort reden.
› Literatur
Ackermann, Kathrin (2003). Plagiat. In: Ueding, Gert (Hg.). Historisches Wörterbuch der Rhetorik. 6. Auflage. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1223–1230.
Aeppli, Jürg/Gasser, Luciano/Gutzwiller, Eveline/Tettenborn, Annette (2010). Empirisches wissenschaftliches Arbeiten. Ein Studienbuch für die Bildungswissenschaften. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Bach, Gerhard/Viebrock, Britta (2012). Was ist erlaubt? Forschungsethik in der Fremdsprachenforschung. In: Doff, Sabine (Hg.). Fremdsprachenunterricht empirisch erforschen: Grundlagen, Methoden, Anwendung. Tübingen: Narr, 19–35.
Denscombe, Martyn (2010). Ground Rules for Social Research. Guidelines for Good Practice. 2. Auflage. Maidenhead: Open University Press.
Ehrenreich, Susanne (2004). Auslandsaufenthalt und Fremdsprachenlehrerbildung. München: Langenscheidt. [Referenzarbeit, s. Kap. 7].
Eynon, Rebecca/Fry, Jenny/Schroeder, Ralph (2008). The ethics of internet research. In: Fielding, Nigel/Lee, Raymond M./Blank, Grant (Hg.). The Sage Handbook of Online Research Methods. Los Angeles, CA: Sage, 23–41.
Freeman, Donald (2009). What makes research qualitative? In: Heigham, Juanita/Crocker, Robert (Hg.). Qualitative Research in Applied Linguistics. A Practical Introduction. Houndmills: Palgrave Macmillan, 25–41.
Holliday, Adrian (2016). Doing and Writing Qualitative Research. 3. Auflage. Los Angeles, CA: Sage.
Johnson, R. Burke/Christensen, Larry B. (2008). Educational Research. Quantitative, Qualitative, and Mixed Approaches. 3. Auflage. Los Angeles, CA: Sage.
Kitchener, Karen/Kitchener, Richard (2009). Social science research ethics: Historical and philosophical issues. In: Mertens, Donna/Ginsberg, Pauline (Hg.). The Handbook of Social Research Ethics. Los Angeles, CA: Sage, 5–22.
Küster, Lutz (2011). Entscheidungs(spiel)räume in der Fremdsprachenforschung. In: Bausch, Karl-Richard/Burwitz-Melzer, Eva/Königs, Frank/Krumm, Hans-Jürgen (Hg.). Erforschung des Lehrens und Lernens fremder Sprachen: Forschungsethik, Forschungsmethodik und Politik. Tübingen: Narr, 135–145.
Macfarlane, Bruce (2009). Researching with Integrity. The Ethics of Academic Inquiry. London: Routledge.
Mackey, Alison/Gass, Susan M. (2005). Second Language Research. Methodology and Design. Mahwah, NJ: Routledge, 25–42.
Miethe, Ingrid (2013). Forschungsethik. In: Friebertshäuser, Barbara/Langer, Antje/Prengel, Annedore (Hg.). Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. 4., durchgesehen Auflage. Weinheim: Juventa, 927–937.
Rallis, Sharon F./Rossman, Gretchen B. (2009). Ethics and trustworthiness. In: Heigham, Juanita/Croker, Robert A. (Hg.). Qualitative Research in Applied Linguistics. A Practical Introduction. New York: Palgrave Macmillan, 263–287.
Schart, Michael (2003). Projektunterricht – subjektiv betrachtet. Eine qualitative Studie mit Lehrenden für Deutsch als Fremdsprache. Hohengehren: Schneider. [Referenzarbeit, s. Kap. 7].
Viebrock, Britta (2007). Kommunikative und argumentative Validierung: Zwischen Gütekriterien, Subjektivität und forschungsethischen Fragestellungen. In: Vollmer, Helmut Johannes (Hg.). Empirische Zugänge in der Fremdsprachenforschung. Herausforderungen und Perspektiven. Frankfurt/Main: Lang, 73–87.
Viebrock, Britta (2015). Forschungsethik in der Fremdsprachenforschung. Eine systematische Betrachtung. Frankfurt/Main: Lang.
» Zur Vertiefung empfohlen
Cannella , Gaile S./Lincoln, Yvonna S. ( 2017 ). Ethics, research regulations, and critical social science. In: Denzin, Norman K./Lincoln, Yvonna S. (Hg.). The Sage Handbook of Qualitative Research. 5 . Auflage. Los Angeles: Sage, 83 – 96 .
Dieser Beitrag aus einem sozialwissenschaftlichen Handbuch zur qualitativen Forschung diskutiert das Konzept der Forschungsethik aus kritischer, transformativer und postkolonialer Perspektive. Dabei stehen