Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik. Группа авторов
Borenstein, Michael/Hedges, Larry V./Higgins, Julian P.T./Rothstein, Hannah R. ( 2011 ). Introduction to Meta-Analysis.
Das Buch beschreibt in klarer und umfassender Weise alle grundsätzlichen und weiterführenden Aspekte, die zu einer Meta-Analyse gehören. Es erläutert zugrunde liegende Konzepte und führt die Leser an die statistischen Grundlagen und Formeln, welche durch Beispiele veranschaulicht werden. Das Buch eignet sich gut zum Selbststudium und wird durch Online-Materialien ergänzt.
Cooper, Harris/Hedges, Larry V./Valentine, Jeff C. (Hg.). (
2009
).
The Handbook of Research Synthesis and Meta-Analysis.
Das Handbuch bietet einen guten Einstieg in die Thematik der Meta-Analsyen. Es ist als Enzyklopädie angelegt, wobei die Kapitel sich je einem spezifischen Aspekt widmen. Eine Besonderheit ist, dass sich alle Kapitel auf denselben Datensatz beziehen. Das Buch ist geeignet für Forschende und Statistiker.
Plonsky, Luke/Oswald, Frederick L. (
2012
b). How to do a meta-analysis. In: Mackey, Alison/Gass, Susan M. (Hg.).
Research Methods in Second Language Acquisition: A Practical Guide.
Das Kapitel gibt eine leicht verständliche Einführung in die Planung und Durchführung von Meta-Analysen, mit praktischen Tipps und Anregungen. Es eignet sich gut als erster Einstieg.
Porte, Graeme K. (Hg.) (
2012
).
Replication Research in Applied Linguistics.
Das Buch bringt Experten zusammen, die die Bedeutsamkeit von Replikationsstudien in der Angewandten Linguistik unterstreichen. Die Autoren beleuchten Replikationsstudien von theoretischer Seite, geben praktische Ratschläge zur Planung, Vorbereitung, Durchführung solcher Studien und nicht zuletzt Hinweise dazu, wie die Studien und Ergebnisse berichtet werden können.
4.6 Forschungsethik
Michael K. Legutke/Karen Schramm
4.6.1 Begriffsklärung
Der Gegenstandsbereich der ForschungsethikForschungsethik umfasst Prinzipien und Regeln, die das Handeln der Forschenden leiten sollen. Er befasst sich mit Fragen wie: Was darf ich als Forschender/als Forschende? Was ist erlaubt? Wem bin ich verantwortlich? (Bach/Viebrock 2012). Obwohl empirische Studien in besonderer Weise ethischen Ansprüchen Rechnung tragen müssen, wie wir darlegen werden, unterliegen alle Typen von Forschung, egal welcher Forschungstradition sie zuzuordnen sind, ethischen Codesethischer Code. Küster (2011: 139) schlägt vor, den Komplex Ethik in der Fremdsprachenforschung unter zwei Perspektiven in fünf Handlungsfelder zu strukturieren. Er unterscheidet eine „prudentielle PerspektiveprudentiellePerspektiveprudentielle Perspektive“ mit den beiden Handlungsfeldern (1) „Verantwortung des Forschers vor und für sich selbst“ und (2) „Verantwortung des Fremdsprachenforschers gegenüber seinem privaten Umfeld“ sowie eine „moralische PerspektivemoralischePerspektivemoralische Perspektive“. Zur letzteren gehört (3) die „Verantwortung des Fremdsprachenforschers gegenüber der scientific community“. Diese zeigt sich u.a. in der Sorgfalt und Vertrauenswürdigkeit des Forschers/der Forscherin im Umgang mit anderen Forschungen und Quellen, in der Ehrlichkeit im Umgang mit Positionen und Forschungsergebnissen, der Strenge der Arbeitsweisen und Darstellung sowie der Transparenz der Argumentationen, der Integrität und Lauterkeit des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses. Zur moralischen Perspektive gehören ferner (4) die „Verantwortung des empirischen Fremdsprachenforschers gegenüber den unmittelbar Beforschten (quantitative Forschung) bzw. den am Forschungsprozess unmittelbar Beteiligten (qualitative Forschung und Handlungsforschung)“ (Küster 2011: 139) und schließlich (5) die „Verantwortung des Fremdsprachenforschers gegenüber gesellschaftlichen und universitären Institutionen und deren Anforderungen“ (Küster 2011: 139). Viebrocks (2015) schriftliche Befragung von fremdsprachendidaktisch Forschenden während ihrer Qualifikationsphase weist großes Interesse an und Informationsbedürfnisse in Bezug auf die moralische Perspektive nach, die wir in diesem Beitrag fokussieren wollen.
Nationale wie internationale Fachgesellschaften aus den Natur- und Sozialwissenschaften haben Ethik-Kodizesethischer Code entwickelt, die Forschenden eine Grundorientierung geben und deren Prinzipien und Regeln sich auch für die Praxis der Fremdsprachenforschung fruchtbar machen lassen.1 Zu den Grundprinzipien, die in diesen Kodizes in unterschiedlichen Graden der Konkretisierung erscheinen, gehören: das Prinzip der Schadensvermeidung, das Prinzip des Nutzens bzw. des Mehrwerts von Forschung, der Respekt vor anderen Menschen sowie das Prinzip der Redlichkeit (vgl. Kitchener/Kitchener 2009: 13–16; Bach/Viebrock 2012). Im Folgenden werden wir die Implikationen solcher Prinzipien für verantwortungsvolles Handeln in der Fremdsprachenforschung verdeutlichen.
4.6.2 Gestaltung von ForschungsbeziehungForschungsbeziehungen
Wesentliches Merkmal empirischer fremdsprachendidaktischer Forschung ist ihr sozialer Charakter, denn sie ist abhängig von und situiert in den Beziehungen des Forschers/der Forscherin zu Personen und deren Umfeld. Aus diesem Umstand ergeben sich Verantwortlichkeiten und Ansprüche gegenüber den Personen und ihren Handlungskontexten auf der einen Seite und gegenüber der scientifc community auf der anderen Seite.
So stellt sich nicht nur die Frage, wie der Forscher/die Forscherin Zugang zu dem ForschungsfeldForschungsfeldZugang zum finden kann und welche Regeln dabei zu beachten sind (z.B. Forschungserlasse der Kultusministerien der Länder), sondern auch, wie ein vertrauensvolles Arbeitsbündnis entwickelt wird, das für den anvisierten Forschungsprozess tragfähig ist. Die Personen(gruppen) haben Anspruch, dass ihre Interessen geschützt sind und ihre Privatsphäre respektiert wird, dass sie über das Vorhaben, über mögliche Belastungen1 und die Nutzung der Daten (s. Kap. 4.6.3 und 4.6.4) informiert werden. Arbeitsbündnisse können dann besondere Produktivität entfalten, wenn es gelingt, Formen der Gegenseitigkeit zu entwickeln, die von den am Forschungsprozess beteiligten Personen als gewinnbringend wahrgenommen werden, wenn es also gelingt, ein Verhältnis des Gebens und Nehmens zu etablieren. Als Beispiele für das forscher*innenseitige Geben sind neben einer möglichen Bezahlung von Untersuchungsteilnehmenden verschiedene Möglichkeiten zu nennen, die vom Versenden der Forschungsergebnisse über das Angebot von Fortbildungen bis hin zu langfristigen Kooperationen reichen können.2 Im Hinblick auf das forscher*innenseitige Nehmen ist beispielsweise zu reflektieren, dass es angesichts der von den Forschungspartnern und Forschungspartnerinnen investierten Zeit und Mühe nicht gerechtfertigt erscheint, Daten zu erheben, die anschließend nicht ausgewertet werden. Auch wird immer häufiger thematisiert, dass die Forschungspartner und Forschungspartnerinnen (und nicht wie bisher zumeist der/die Forschende) als Eigentümer bzw. Eigentümerin der Daten zu konzeptualisieren seien und ihnen damit das Recht der Auswahl von Daten für Analyseprozesse zukomme.
Die ethische Forderung nach TransparenzTransparenz der Ziele, Verfahren und Ergebnisse des Vorhabens bringt allerdings eine doppelte Herausforderung für die Forschenden mit sich. Denn erstens bedarf die Fachsprache der Wissenschaft, die die Beteiligten in der Regel als unzugänglich wahrnehmen, der angemessenen Übersetzung in die Alltagsprache. Verständnis muss erarbeitet und ausgehandelt werden. Das Dilemma sprachlicher Vermittlung zwischen dem Forscher/der Forscherin und den Forschungspartnern und -partnerinnen einerseits und andererseits den Anforderungen, die an die Veröffentlichung der Ergebnisse