Kill den Drill: Welcome to Arizona. Melanie Weber-Tilse

Kill den Drill: Welcome to Arizona - Melanie Weber-Tilse


Скачать книгу
aussah, dann war die Sache hier geritzt. Mein Schwanz zuckte schon voller Vorfreude und ich musste mich stark konzentrieren, um meine Hände bei mir zu behalten.

      »Könnten Sie vielleicht …?«, grollte es von unter dem Tisch und eine filigrane Hand streckte sich mir entgegen, die scheinbar herausgezogen werden wollte. Noch bevor sich unsere Hände berührten, spürte ich die Funken sprühen. Mit einem Ruck zog ich die Frau samt Arsch hoch. »Aua«, keifte mir die Schönheit entgegen, die mitnichten, nicht einmal im Ansatz, einer alten Fregatte ähnelte. Ihre brünetten Haare wippten kess in einem Pferdeschwanz, der sich gut ums Handgelenk wickeln ließ. Dunkelbraune Augen funkelten mich belustigt an. »Gern geschehen«, grinste ich breit und schob meine Fliegersonnenbrille auf den Haaransatz. »Hi …«

      »Major Torres«, stolperte der Chef ins Vorzimmer und unterbrach meine ersten Annäherungsversuche an die Lady. »Gut, dass Sie da sind. Haben Sie die Unterlagen?« Sein gespielt verschwörerischer Blick ließ mich innerlich aufstöhnen, immer dieses theatralische Gehabe.

      Die Frau mit dem geilsten Arsch der Welt räusperte sich und blickte den Boss vorwurfsvoll an. »Lieutenant General?« Mit Nachdruck wechselte ihr Blick zwischen ihm und mir hin und her. Ich verstand, der Lieutenant brauchte ein paar Augenblicke länger …

      »Ah, ja … Major Torres, das ist Firs … Das ist Arizona White, meine neue Assistentin. Miss White, das ist Major Jack Torres, einer unserer besten Testflieger.« Er holte kurz Luft. »Wenn nicht sogar, der Beste«, fügte er augenzwinkernd hinzu.

      »Torres mit zwei R.« Feixend begrüßte ich sie mit festem Handschlag, den sie mindestens genauso fest erwiderte. Gott, ich liebte diesen Top-Gun-Scherz einfach.

      »Angenehm. White mit einem I«, konterte sie und taxierte mich mit ihrem durchdringlichen Blick. Fuck, Baby, du würdest dich gut auf der Tragfläche eines Kampfjets machen.

      »General?« Ich wartete mit der Hand an der Türklinke, dass er mich hinein bat. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er den Papierkram zur Seite schob, den Stift aus der Hand legte und endlich seinen Blick mir zuwandte.

      »Treten Sie ein, First Lieutenant.« Er nickte auffordernd und ich konnte gerade so, das genervte Seufzen unterdrücken.

      Zielstrebig ging ich zum Stuhl vor seinem Schreibtisch und ließ mich darauf fallen.

      »Was gibt es, Dad?«

      Er lächelte breit, denn er wusste genau, wie ich das Theater mit dem General- und Lieutenant-Getue hasste.

      »Deine Mutter lässt fragen, wann du mal wieder zum Essen vorbei kommst.«

      »Komm schon, Dad. Mom würde dich nie vorschicken, um nach einem Essenstermin zu fragen. Außerdem«, ich lehnte mich nach vorn auf seinen Schreibtisch, »hab ich gestern erst noch mit ihr telefoniert.«

      »Können wir uns nicht einfach mal so von Vater zu Tochter unterhalten?«

      »Dad!« Ich liebte ihn, wirklich, aber er ging mir mit seiner ruhigen Art tierisch auf die Nerven.

      »Schon gut, Arizona. Ich hab deine letzten Untersuchungsergebnisse bekommen … und sie sehen prima aus. Du darfst wieder am aktiven Dienst teilnehmen.«

      Wow, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Nach einer Schulterverletzung, weil der letzte Ausstieg aus meiner Maschine nicht ganz so glatt verlaufen war, war ich einige Zeit aus dem Verkehr gezogen gewesen. Und jetzt sollte ich endlich wieder in einen Jet steigen dürfen und …

      »Allerdings hab ich eine andere Aufgabe für dich«, unterbrach mein Vater meine Träumereien.

      Ich lehnte mich wieder im Stuhl zurück und überkreuzte die Arme vor der Brust. »Spucks aus, damit wir es schnell hinter uns haben.«

      »Du musst mir einen Gefallen tun, Arizona. Beziehungsweise einem alten Kollegen.«

      Misstrauisch zog ich die Augen zusammen. »Sprich weiter, noch bin ich ganz Ohr.«

      »Du müsstest zur Edward Airforce Base.«

      Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Heilige Scheiße. Auf dem Stützpunkt wurden die neuesten Flugkörper und Flugzeugtechniken erprobt und getestet. Ich war Pilotin mit Leib und Seele und hier würde gerade ein riesengroßer Traum in Erfüllung gehen.

      »Allerdings, gibt es einen kleinen Haken bei der Sache«, sprach mein Vater weiter. »Lieutenant General Braxton bittet um Hilfe. Es sind Daten … streng geheime Daten nach draußen gelangt. Du weißt, dass dort Prototypen an Kampfflugzeugen und Waffensystemen getestet werden. Diese Basis hat die höchste Sicherheitsstufe und so etwas darf nicht passieren.»

      »Ich verstehe, aber was ich nicht kapiere, was genau hat das mit mir zu tun?«

      »Du bist Pilotin und kennst dich mit den gängigsten Systemen aus. Somit wüsstest du, nach was du suchen musst, wenn es dort einen Maulwurf geben sollte. Außerdem bist du meine Tochter, zu der ich vollstes Vertrauen habe und … auch wenn es mir nicht gefällt, du bist eine Frau.«

      »Dir gefällt es nicht, dass ich eine Frau bin?« Irgendetwas hatte ich wohl falsch verstanden.

      »Nun ja, wir haben den perfekten Posten für dich. Unauffällig, nah an allem dran und … sie werden dich vergöttern.«

      Mein Vater saß mit hochrotem Kopf am Tisch und musterte mich. Mich dagegen beschlich ein mulmiges Gefühl, denn es hörte sich nicht danach an, dass ich als Pilotin dort einsteigen würde. »Welcher wäre das?«

      »Wie es der glückliche Zufall so will, ist die Stelle der Assistentin von Braxton frei und du …«

      »Ich soll seine verdammte Sekretärin spielen?«, donnerte ich los. Von wegen Assistentin. Mein Vater konnte sich sein Schönreden gerade sonst wohin stecken. »Ich soll Kaffee kochen, kopieren und Berichte tippen? Und …«, wenn ich daran dachte, erstickte ich fast an meinen nächsten Worten. »… eine verschissene Sekretärinnenkluft tragen?«

      »Kind, so schlimm ist das doch nicht. Ich fand dich darin immer sehr hübsch.«

      »Hübsch?« Meine Zähne malmten aufeinander. »Dad, ich trage in meiner Freizeit, Lederjacken, Jeans und Boots. Und nun soll ich den ganzen Tag auf … auf Monsterabsätzen herumlaufen, Röcke tragen, in denen man noch nicht einmal schneller als ne Schnecke laufen kann und Blusen, die jeden Mann anschreien, mich anzugaffen?«

      »First Lieutenant«, erklang mein Vater nun mit seiner Generalstimme. Verdammt, auch wenn ich es hasste, ja, er war auch mein Vorgesetzter.

      »Schon gut«, seufzte ich. Ich war wohl gerade zum Bodenpersonal degradiert. »Ich mach’s ja.«

      ***

      Nun saß ich hier also, an einem Ort, der nicht hätte schöner sein können. Kalifornien, geniales Wetter, das Dröhnen der Flugzeugmotoren war den ganzen Tag zu hören und ich roch das Kerosin, was allgegenwärtig war.

      Ich hatte ein kleines Häuschen auf dem Stützpunkt bezogen und würde heute bei Lieutenant General Braxton als seine Vorzimmerdame – bei dem Wort könnte ich schon wieder kotzen – anfangen. War ja nicht so, dass ich nicht Kaffee kochen konnte, den Kopierer bedienen, oder einen Bericht tippen. Immerhin wusste ich, um was es bei den speziellen Ausdrücken ging. Es ging mir rein ums Prinzip. Ich hatte nicht umsonst die Ausbildung durchgezogen, um Pilotin zu werden. Und das war kein Zuckerschlecken gewesen. Schon gar nicht als Frau.

      Gott und jetzt musste ich auch noch als Solche auftreten. Ich hatte die letzten Tage geübt, in diesen höchst gefährlichen Schuhen zu laufen. Boah, da stand ich lieber unter Feindbeschuss, was um ein vielfaches ungefährlicher war, als mit diesen monströsen Absätzen zu laufen. Die Gefahr, dass ich mir dabei das Genick brach, war weitaus größer als in einem verfickten Minenfeld auf eine von ihnen zu treten.

      Ich steckte mir meine Sicherheitskarte an den Rock, nahm meine Handtasche – verdammt, ich hatte nie eine besessen und hatte mir extra eine kaufen müssen – und ging zu meinem Flitzer. Immerhin hatte mein Dad mir zugestanden, dass ich meine


Скачать книгу