Gefunden! Ein Traumprinz für Jessica. Isabella Defano
daher kaum einen solchen Spielplatz benötigen.
„Wieso gerade jetzt? Ich meine, wer soll damit spielen?“
Wieder lachte seine Mutter auf und sah ihren Sohn direkt an.
„Sobald Raphael und Larissa ihre Flitterwochen beenden, haben sie geplant, uns zu besuchen. Tja, und Emilia möchte mit ihrer Tochter den Sommer hier bei uns verbringen.“
Christian schüttelte den Kopf und wirkte leicht verwirrt.
„Aber warum soll ich schon jetzt diesen Spielplatz aufbauen? Es hat dann doch noch etwas Zeit. Immerhin können Raphaels Töchter noch nicht auf dem Spielplatz spielen, dafür sind sie noch zu klein. Und bis Emilia kommt, vergehen noch einige Monate.“
Melanie de Luca winkte ab und überreichte ihrem Sohn die Bauanleitungen.
„Genauso gut kannst du es auch gleich heute machen. Im Moment ist es bei uns etwas ruhiger. Du musst nicht jeden Tag von früh bis spät auf dem Feld arbeiten. Somit ist der Zeitpunkt geradezu ideal, um diese kleinen Kunstwerke zu bauen. Hier hast du genaue Grafiken, wie alles später aussehen soll. Der Architekt hat sogar die Maßangaben für das Haus dazugeschrieben, damit du das Holz in die richtige Größe bringen kannst.“
Kaum hatte seine Mutter dies gesagt, ließ sie ihren Sohn einfach stehen und ging ins Haus zurück. Frustriert sah sich Christian die Baupläne an und stöhnte auf. Er hatte recht behalten, bei der Größe würde er locker den ganzen Tag benötigen. Vielleicht sogar mehr als nur einen Tag.
„Vielleicht sollte ich einfach in die Stadt fahren, dann könnte ich bis nach meinem Seminar warten und Matthias um Hilfe bitten.“
Doch kaum hatte Christian diese Worte ausgesprochen, verwarf er sie gleich wieder. Er hatte keine Lust, den ganzen Tag in der Stadt zu verbringen und ziellos herumzulaufen. Selbst wenn er sich mit Freunden treffen wollte, würden diese ebenfalls arbeiten. Außerdem, wenn er die Arbeit heute nicht erledigte, müsste er einen anderen Tag dafür opfern. Und dies wäre ein weiterer Tag, an dem er sich nicht um seine eigentliche Arbeit kümmern konnte. Schließlich gab er sich geschlagen und machte sich auf den Weg zum Holzlager. Dort bewahrten sie Holzstücke in verschiedenen Größen und Breiten auf. Diese dienten zum Bau von Zäunen oder neuen Kaninchengehegen und standen stets in größeren Mengen zur Verfügung. Immerhin konnte man nie wissen, wann ein Gehege oder ein Zaun ausgebessert oder neu gebaut werden musste. Es sollte also genügend Material für dieses Spielhaus zur Verfügung stehen.
3. Kapitel
Als Jessica sich am nächsten Morgen auf den Weg zur Farm der Familie de Luca machte, überkamen sie erneut Zweifel. Soll ich den Job wirklich annehmen? Gut, sie würde auf diese Weise etwas Geld verdienen und hätte eine kostenlose Unterkunft, aber ehrlich gesagt verstand sie überhaupt nichts von Landwirtschaft. Sie war in der Stadt aufgewachsen. Was wusste sie also von Farmarbeit? Trotzdem hatte sie kaum eine Alternative. Der gestrige Besuch in dem Hotel hatte fast ihre gesamten Ersparnisse aufgebraucht. Selbst wenn sie wollte, hätte sie nicht mehr genügend Geld für eine Fahrkarte zurück nach Deutschland. Somit musste sie wohl oder übel erst einmal diesen Job annehmen und hoffen, dass man im Jugendamt schnell Informationen zu ihrer Mutter fand.
Bereits am frühen Morgen war Jessica wieder zum Jugendamt gefahren. Immerhin hatte sie versprochen, sie würde ihre Adresse dalassen, damit man mit ihr Kontakt aufnehmen konnte, sobald die Unterlagen auftauchten. Leider hatte Frau Gerber noch keine neuen Informationen. Bisher waren die Papiere nicht gefunden worden und so musste Jessica enttäuscht wieder gehen. Wer weiß, wenn sie gewusst hätte, wie anstrengend die Suche werden würde, ob sie sich dann wirklich auf den Weg nach Österreich gemacht hätte.
Als der Busfahrer als nächsten Halt die Farm der de Lucas ankündigte, fand Jessica in die Gegenwart zurück. Völlig erstarrt schaute sie aus dem Fenster. Sie hatte mit einer kleinen Farm gerechnet, so wie man sie im Fernsehen sah, doch dieses Haus war wie ein Palast. Das Herrenhaus bestand aus einem zweistöckigen Gebäude mit weißen Hauswänden und einem roten Ziegeldach. Zusätzlich befand sich auf der rechten Seite ein überdachter Balkon, der rundherum mit Glaswänden ausgestattet war. Vor dem Hauptgebäude lag ein schöner großer Garten mit Bäumen, Blumen und einer kleinen Ackerfläche. Lediglich das Chaos auf dem Rasen zerstörte das harmonische Bild, denn überall lagen Kartons und Einzelteile herum. Scheinbar wurde dort gerade etwas aufgebaut.
Als der Bus kurz darauf anhielt, stieg Jessica aus und ging langsam in Richtung des Torbogens, welcher direkt vor ihr lag. Kaum war sie durch den Bogen gegangen, konnte sie erneut ihren Augen nicht trauen. Das Haupthaus, welches sie schon von der Straße aus bewundern konnte, war ringsherum mit einem Zaun vom Rest des Grundstückes abgetrennt. Denn mit dem Herrenhaus und dem eingezäunten Garten war das Grundstück noch nicht zu Ende. Stattdessen befand sich auf der linken Seite eine große Grünfläche, die gerade von einigen Kindern zum Spielen genutzt wurde. Dazwischen war ein langer Weg, der immer weiter geradeaus führte. In der Ferne konnte Jessica einige Gebäude sowie große Hallen sehen und eine riesige Ackerfläche, wo gerade einige Leute arbeiteten.
Fassungslos und etwas geschockt sah sich Jessica um. Wo sollte sie jetzt hingehen? Es gab nirgendwo ein Schild und sie wusste nicht, wo sie diesen Verwalter finden konnte. Sie fragte sich, ob sie wohl eines der Kinder nach dem Weg fragen sollte. Aber sie waren gerade so in ihr Spiel vertieft, dass Jessica nicht stören wollte. Aus diesem Grund machte sie sich allein auf den Weg und ging immer weiter in das Grundstückinnere hinein. Dabei schaute sie sich regelmäßig um, in der Hoffnung, einen Erwachsenen zu treffen.
Voll beladen verließ Christian den Materialschuppen und ging zurück zum Haus seiner Eltern. Da er keine Lust verspürte, ständig hin und her zu laufen, hatte er gleich so viele Holzstücke wie möglich mitgenommen. Zwar konnte er dadurch nicht mehr sehen, wohin er lief, doch die Strecke zu seinem Elternhaus kannte er im Schlaf.
Gerade als er in den Weg zum Haus seiner Eltern einbiegen wollte, lief plötzlich jemand in ihn hinein.
„Verdammt!“, schimpfte Christian, als er sich plötzlich auf dem Boden liegend wiederfand. „Kannst du nicht aufpassen?“
„Es tut mir leid! Ich habe Sie einfach nicht gesehen.“
Fassungslos schaute Jessica auf den jungen Mann, den sie gerade umgestoßen hatte. Sie hätte besser aufpassen müssen und sich nicht ablenken lassen dürfen.
Kaum hatte sie sich entschuldigt, sah der Mann auf einmal zu ihr hoch. Kurze Zeit später stand er schnell auf und schaute sie fragend an.
„Wer sind Sie? Ich hab Sie hier noch nie gesehen.“
Noch immer beschämt von ihrer Ungeschicklichkeit, musste Jessica erst ein paar Mal tief durchatmen, bevor sie ihm antworten konnte.
„Mein Name ist Jessica Neumann. Ich bin hier wegen einer Stelle. Ich habe in der Stadt Frau Philipps getroffen. Diese hat mir erzählt, hier würde man Aushilfskräfte suchen. Naja, und ich bräuchte für kurze Zeit einen Job.“
Christian nickte kurz, dann sah er sich Jessica genauer an. Die Kleine ist wirklich hübsch, ging es ihm durch den Kopf, nur ihre Augen sahen irgendwie traurig aus. Kurz ließ Christian seinen Blick über ihren Körper schweifen. Doch dann rief er sich selbst zur Ordnung und sah sie wieder an. Als er ihren fragenden Gesichtsausdruck sah, beeilte er sich, zu antworten.
„Stimmt, es sollen neue Leute eingestellt werden.“
Jessica atmete erleichtert auf. Für einen kurzen Moment hatte sie schon gedacht, Frau Philipps hätte ihr falsche Hoffnungen gemacht.
„Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich Herrn Philipps finde?“
Christian lachte kurz auf und nickte.
„Also erst einmal, ich heiße Chris. Es ist also nicht notwendig, dass du Sie zu mir sagst. Wir hier auf der Farm nehmen es nicht so förmlich, sondern sind eher wie eine große Familie. Wenn du den Weg hier weitergehst, kommt irgendwann der Hofladen. Du kannst ihn gar nicht verfehlen, denn der Name steht oben ganz groß am Gebäude. Gleich daneben befindet sich das Verwaltungsbüro und dort findest du auch den