Anaconny. Lewis Cowley

Anaconny - Lewis Cowley


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mich bitte."

      Schon war er verschwunden.

      "So ein sturer Bock." brummte Hubert.

      Er machte sich auf den Heimweg und ging ins Haus. Er wechselte das Papier, das ausgegangen war und drückte auf Start. So konnten wieder neue Kopien gemacht wrden, die eine große Versicherung brauchte.

      Dabei fiel sein Blick auf das Foto seiner geliebten Schwester Cornelia.

      Du fehlst mir, Conny." sagte er leise. Dabei erinnerte er sich an eine frühere Zeit, in der Conny noch gelebt hatte. Hubert hatte damals sein neues Kopiergeschäft eröffnet und arbeitete gerade, als seine Haustür aufging. Seine Schwester Cornelia stand da.

      "Hi, Großer." rief sie fröhlich. Ihr verräterisches Grinsen sagte schon alles. Zumindest für ihren Bruder.

      "Was ist denn mit dir los?" fragte er. "Bist du etwas verknallt?"

      "Ist das so offensichtlich?" wollte sie wissen.

      "Nur für den, der dich kennt." sagte er.

      "Na schön, dann kann ich es dir sagen." strahlte sie. "Ich habe einen unwahrscheinlichen Jungen kennengelernt. Nur ein Jahr älter als ich und total süß."

      "Das hast du von Werner auch behauptet." erinnerte er sie. "Und was war dann? Gesoffen hat er bis zu Bewusstlosigkeit und geschlagen hat er dich auch."

      "Das ist jetzt anders, glaub mir." versicherte sie. "Er trinkt nicht und verabscheut Gewalt."

      "Na, hoffentlich hast du recht, Conny." meinte er. "Wenn ich dabei an früher denke."

      "Ich hatte lange Zeit keine Lust auf Männer nach Werner." gestand sie. "Aber jetzt wird das anders."

      "Wie hast du ihn denn kennen gelernt?" fragte ihr Bruder.

      "Im Restaurant "Il Duomo" vor zwei Wochen." sagte sie.

      "Was, vor zwei Wochen schon?" kam es von Hubert zurück. "Und da erzählst du es mir erst jetzt?"

      "Ich wollte sichergehen, ob es diesmal was Ernstes ist." gestand sie. "Deswegen habe ich dich so lange nicht besucht. Aber jetzt weiß ich es."

      "Na, dann solltest du ihn aber mal herbitten."

      "Er ist draußen im Wagen." sagte Conny.

      "Echt?" fragte Hubert erstaunt. "Dann hol ihn doch rein."

      "Aber sei nett zu ihm." bat sie. "Er ist nämlich sehr schüchtern."

      "Spricht für ihn, nehme ich an." meinte ihr Bruder. "Also komm´ schon und hol ihn rein."

      Schon war seine Schwester verschwunden. Doch schon nach zwei Minuten öffnete sich seine Haustür erneut. Conny stand wieder da, diesmal in männlicher Begleitung.

      "Das ist Richard Hamann." stellte sie ihn vor.

      Der brachte zunächst kein Wort hervor. Hubert wusste schon von seiner Schwester, dass man ihren neuen Freund mit Samthandschuhen anfassen musste.

      "Das ist Richard Hamann." stellte sie ihn vor. "Mein Bruder Hubert."

      "Willkommen in meinem Heim." grüßte Hubert.

      "Tag." sagte der andere nur. Hubert musterte ihn. Ihm war klar, dass jedes falsche Wort alle kaputtmachen wurde, und das wäre das letzte gewesen, was er wollte. Schließlich ging es um das Glück seine kleinen Schwester."

      Nur spärlich kamen sie zum Gespräch. Aber dann lockerte es sich doch. Hubert machte zwischendurch seine Arbeit (schließlich war Donnerstag) und kümmerte sich um seinen Besuch. Er gab sich Mühe, ein formvollendeter Gastgeber zu sein, was ihm auch gelang, wie er später von seiner Schwester hörte. Schließlich war sein selbstgebackener Kuchen, den er am Tag zuvor für seine Schwester gemacht hatte, ein Gaumenschmeichler. Schließlich hatte sie für heute ihren Besuch angekündigt. Seine Freundin Carola hatte ihn erst kürzlich verlassen, wohl, weil er sich zu sehr um seine Schwester gekümmert hatte.

      Hubert´s Erinnerung hörte auf, als er noch tschüss zu Conny gesagt hatte.

      Es war Freitag geworden. Hubert hatte sein Tagwerk getan und schaltete seine Geräte auf Economy. Auf diese Weise schalteten sie automatisch nach Beendigung ab.

      Hubert öffnete die Tür und ging aus dem Haus. Die Sonne prallte heiß auf sein Gesicht, obwohl es schon Abend war. Hubert hatte das Haus verlassen und die Tür schloss automatisch.

      Nur Hubert kam mit seiner Hand durch die schwere Tür. Ein Laser konnte die Fingerabdrücke lesen und ihm öffnen.

      Hubert ging in Richtung Wald. Das Plätschern des Wasserfalls, neben dem er lebte, und der für ihn den Strom lieferte, wurde immer leiser, bis es nicht mehr zu vernehmen war. Unzählige Vögel zwitscherten und das Zirpen einer Grille war zu hören.

      Doch dann vernahm Hubert ein Geräusch, das er vorher noch nie gehört hatte. Es war ein zischendes Fauchen, das wie ein sanfter und heiserer Schrei klang. Hubert ging langsam weiter und das Geräusch wurde immer lauter.

      Nun sah er, dass sich etwas Längliches im Gras bewegte. Als Hubert näherkam, erkannte er es. Es war eine Schlange.

      Sie mochte knapp einen halben Meter lang sein und war unter einem Stein eingeklemmt. Hubert wälzte den Stein vorsichtig weg.

      „Na, wer bist du denn?“ fragte er.

      Als Antwort fauchte ihn die Schlange an. Offensichtlich hatte sie Schmerzen. Ganz vorsichtig hob er die kleine Schlange hoch. In der Mitte hatte sie eine Verletzung. Offenbar hatte sie bei dem Versuch, sich zu befreien, ihre Seite aufgerieben. Hubert holte ein kleines Tuch heraus, das er immer bei sich trug, denn auch er holte sich des Öfteren Verletzungen, wenn er sich im Wald befand. Schnell trug er die kleine Schlange zu seinem Haus, öffnete die Garage und ging zu seinem Wagen.

      Bei diesem Modell handelte es sich um einen Elektrowagen, der durch Antrieb Strom erzeugte und noch weiter fahren konnte, als die alten Modelle.

      Hubert legte die Schlange auf den Rücksitz und sagte:

      „Keine Angst. Tante Doktor macht dich wieder gesund.“

      Schon startete er den Wagen, der übrigens auch nach seiner Wärmestruktur funktionierte. So war ein Diebstahl zwar möglich, aber sinnlos.

      Hubert dachte an die Tierärztin Lydia Heffner, die er schon viele Jahre kannte. Er war kein normaler Tierfreund. Immer wieder brachte er Lydia die ungewöhnlichsten Tiere mit.

      „Na, die wird sich wundern.“ sagte er schmunzelnd, als er durch die Straßen fuhr.

      Er erinnerte sich daran, als er vor Jahren eine Spinne mitgebracht hatte, die mit ihren Beinen fast 60 cm maß. Schon damals hatte eine Frau, die ihren Hund zu Lydia gebracht hatte, vor Schreck aufgeschrienen.

      Unterwegs kam es zu einem Zwischenfall. Die kleine Schlange fauchte und stürmte auf Hubert zu. Schon biss sie ihm in den rechten Unterarm. Hubert hielt sofort an. Obwohl er von Schlangen nicht viel wusste, eins war ihm klar. Er packte sie hinter dem Kopf und sagte:

      „Jetzt wird nicht gefressen. Also geh nach hinten und sei still. Ich bring dich jetzt zu Tante Doktor.“

      Sofort kroch die Schlange nach hinten. Hubert wunderte sich. Hatte er es tatsächlich geschafft, die Schlange einzuschüchtern, oder gab es einen anderen Grund?

      Etwa 20 Minuten später war er in Augsburg bei einer kleinen Straße in der Nähe vom Königsplatz angekommen. Hier gab es genug Parkplätze vor der Praxis. Hubert nahm die Schlange aus dem Wagen und ging die Stufen des Hauses hoch, bis er vor der bewussten Tür stand.

      „DR. MED. LYDIA HEFFNER. TIERÄRZTIN.“ stand auf dem Schild. Hubert trat ein. Tierpatienten waren im Wartezimmer keine zu sehen, aber Hubert vernahm die Stimme der Ärztin. Offensichtlich hatte sie noch Besuch.

      Bald darauf ging die Praxistür auf und Hubert vernahm die Stimme der Ärztin, was er nicht verstand. Eine Frau mittleren Alters kam mit einem kleinen Hund heraus. Als sie Hubert sah, schrie sie laut auf. Schon ertönte hinten eine Frauenstimme:

      „Was


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