RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4) - Indira Jackson


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etwas sagen zu wollen, doch in diesem Moment wurde der Vorhang zur Seite gezogen und der Mann, der sie hierher gebracht hatte, hielt den Stoff für einen anderen Mann auf.

      Seine Vorstellung konnte Carina verstehen, soviel Arabisch hatte sie inzwischen gelernt: „Ich bin Hanif al Hamid – der Anführer dieser Reiter und spreche im Namen des ehrenwerten Scheichs Rayan Suekran al Medina y Nayran.“

      Hatem verneigte sich tief und sprach den üblichen Gruß besonders ehrfurchtsvoll. Seine Stimme zitterte. Auch Carina verneigte sich tief, sagte jedoch nichts.

      Als sie sich wieder aufrichtete, sah Hanif ihr einen Augenblick prüfend direkt in die Augen. Instinktiv wusste sie, dass er sie durchschaut hatte.

      Dann wandte er sich an Hatem und fragte mit klirrender Stimme: „Was ist hier los?!“

      1990 - Rabea Akbar - Alle Dämme brechen

      Die Drohung schränkte Rayan in den nächsten Tagen erheblich ein. Sowohl beim Verlassen als auch beim Betreten der Kaserne wurden scharfe Kontrollen, sowohl an allen Personen durchgeführt, als auch an allen Fahrzeugen. Zum Beispiel wurden an den Humvees, mit denen sie normalerweise ihre Erkundungsfahrten durchführten, Unterbodenkontrollen mit Spiegeln eingeführt.

      Es gab auf einmal zusätzlich Spürhunde, die nach Sprengstoff suchen sollten.

      Außerdem wurden die Kontroll-Patrouillen in der Stadt und den umliegenden Wüstengebieten verschärft, sodass er fast täglich im Einsatz war.

      Etwa drei Wochen nach seinem Besuch bei Claras Eltern explodierte die erste Autobombe, direkt vor dem Haus des Generals. Dass er das Ziel gewesen war, war offensichtlich und lediglich den vor dem Haus postierten Wachen war es zu verdanken, dass niemand zu Schaden kam.

      Ab diesem Tag durfte Clara das Haus nur noch in Begleitung zweier ihr persönlich zugeteilter Posten verlassen, was ihre gemeinsame Zeit weiter einschränkte.

      Umso mehr freute sich Rayan, als Clara ihm einige Tage später eine Nachricht zukommen ließ, dass sie plane, nach dem Besuch der sonntäglichen Messe den Stützpunkt zu verlassen, um auf den Markt zu gehen und ihn fragte, ob er nicht auch kommen wollte.

      Da er als Moslem nicht am Gottesdienst im Stützpunkt teilnahm, vereinbarten sie, dass er bereits vorgehen, und sie sich am Brunnen am östlichen Rand des Marktes treffen würden.

      Der Markt von Rabea Akbar war eines der Highlights in der sonst so ruhigen Stadt und fand jeden Sonntagvormittag statt. Hier merkte man den Einfluss der vielen amerikanischen Soldaten, die sonntags üblicherweise ebenfalls zur Kirche gingen und danach einen Teil ihres Soldes auf dem Markt auszugeben pflegten. Der eigentliche Feiertag der Einheimischen war der Freitag, doch hatte man sich den amerikanischen Gewohnheiten angepasst.

      Der Platz war in etwa rechteckig und ein Stand reihte sich an den anderen. Gerüche von Gewürzen, Kräutern und vielen Speisen vermischte sich mit dem Geruch nach Tieren und vielen Menschen. Teppiche, Lampen und Gewänder wurden genauso feilgeboten wie Hühner, Kamele und Schmuck.

      Wer nicht um den besten Preis feilschte, war selber schuld, wenn er übers Ohr gehauen wurde.

      Auch die Geräusche waren typisch, es herrschte ein heilloses Durcheinander aus den Schreien der Händler, die ihre Waren anboten und ihre Nachbarn zu übertrumpfen suchten und der Tierlaute, sowie hupende Autos, die sich trotz eigentlichem Verbot immer wieder ihren Weg durch den Markt zu bahnen versuchten. Besucher kamen zu Fuß, manche mit klapprigen Autos von weit her, aber auch wie in alten Tagen zu Pferd oder Esel.

      Rayan saß auf dem Brunnenrand. Er hatte bereits den Markt durchstöbert und die unterschiedlichen Waren bewundert. Er liebte diese Art von Trubel. Obwohl er sonst die Stille der Wüste bevorzugte, gefiel ihm das bunte Treiben, das ihn in vielen Dingen an die Märkte in den Oasen erinnerte. Es erinnerte ihn an seine Erlebnisse, als er damals als Kind mit den Händlern aus Zarifa mitgegangen war.

      Das etwa nur zwei Meter große Becken des Brunnens fügte sich im Halbkreis direkt an die Hauswand an, weshalb der Brunnen auch im Schatten lag. Rayan betrachtete kurz das Mosaik der Fliesen, aber wenn er ehrlich war, sagte es ihm nicht viel. Clara war diejenige, die ihn stets auf derartige kleine Schätze aufmerksam machte und zog ihn dann immer auf, dass er „ein typischer Mann sei“, wenn er sich von den bunten Mustern wenig beeindruckt zeigte.

      Er streckte gerade spielerisch eine Hand ins Wasser, als eine Explosion den Marktplatz erzittern ließ. Die Druckwelle war so stark, dass er rückwärts vom Brunnenrand auf den Boden gerissen wurde. Als er sich aufrichtete, musste er mehrfach den Kopf schütteln, um die Benommenheit, die ihn erfasst hatte, einigermaßen loszuwerden.

      In den Ohren pfiff es, doch das Geräusch ließ bereits nach einigen Sekunden nach, offenbar war er weit genug weg gewesen.

      Er versuchte zu verstehen, aus welcher Richtung die Explosion gekommen war. Allah sei Dank, war offenbar nicht der Markt selbst das Ziel gewesen, denn überall begannen sich die Menschen wieder aufzurappeln, die entweder durch die Druckwelle zu Boden gerissen worden waren, oder sich erschreckt zu Boden geworfen hatten.

      Es herrschte Chaos. Durchgegangene Pferde rannten um die Stände herum, Hühner und anderes Federvieh flatterten aufgeregt umher. Vereinzelt konnte er Schreie hören, wusste aber nicht genau, aus welcher Richtung sie kamen. Er vermutete, dass einige der Menschen lediglich ihrem Erschrecken Luft machten, ohne wirklich getroffen worden zu sein.

      Als Rayan sich umdrehte und die Straße direkt hinter ihm hinunterblickte, sah er ca. 100m entfernt die brennenden Überreste eines Autos.

      Voller Entsetzen wurde ihm klar, dass dies die Straße war, die zur Kaserne führte. Die Straße, auf der die amerikanischen Soldaten nach der Messe zum Markt kommen würden. Die Straße auf der auch Clara kommen musste.

      Die Angst schnürte ihm die Kehle zu und er begann, auf die Stelle zuzulaufen.

      Schon von Weitem konnte er sehen, dass der Anschlag einer Gruppe von Amerikanern gegolten hatte. Mehrere Verletzte wälzten sich stöhnend am Boden, einige rührten sich nicht mehr.

      Einige Meter vom Autowrack entfernt fand er Clara. Offenbar hatte der Körper eines ihrer persönlichen Posten sie teilweise vor der Explosion geschützt. Der Mann hatte einen eher untersetzten Körperbau und seine Haare waren wohl rot gewesen, soweit das noch erkennbar war. Er musste sofort tot gewesen sein.

      Rayan kniete sich hin und nahm ihren Kopf in seinen Schoß. Er versuchte das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken und ihr beruhigend zuzusprechen, doch er hatte sofort erkannt, dass kein Arzt ihr mehr helfen konnte.

      Sie versuchte zu sprechen und er beugte sich zu ihr hinab. „Yasin- ich liebe dich … das habe ich vom ersten Moment an getan“, flüsterte sie ihm stockend ins Ohr. Er rang sich ein gequältes Lächeln ab. „Ich weiß! Ich wusste es vom ersten Moment an.“ Sie versuchte zu lächeln, doch ein letzter Krampf ging durch ihren Körper, dann lag sie still.

      Wie betäubt nahm er wahr, dass Hilfskräfte rund um ihn herum eintrafen, die begannen das Feuer zu löschen und sich um die Verletzten zu kümmern. Jemand schrie nach einem Sanitäter.

      Rayan nahm alles nur durch einen Schleier wahr. Nicht einmal beim Tod seiner Mutter hatte er geweint, doch nun schluchzte er hilflos wie ein kleines Kind, als würden alle Dämme brechen. Zum ersten Mal ließ er seinen Tränen freien Lauf und er weinte für Clara, seine Mutter und sein verdammtes Leben.

      2014 - Rub’al Khali, Oase Wahi - Don’t shoot the messenger

      Hanif schlüpfte in Rayans Zelt. Er konnte es noch immer nicht fassen! Dass dieser verfluchte Händler sich von einem Weib hatte bequatschen lassen. Er hatte keine Ahnung, wie er dem Scheich dies beibringen sollte, ohne dass dieser sie alle zu Tode prügeln lassen würde.

      „Was ist los? Ich habe doch gesagt, dass ich nicht gestört werden will?!“ Rayans Stimme klang gereizt, er war sichtlich schlecht gelaunt.

      Kein Wunder angesichts der Tatsache, dass er Pläne


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