RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4) - Indira Jackson


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plötzlich misstrauisch: „Warum sollten Sie das für mich tun wollen?“

      Der General schüttelte mit dem Kopf. „Du hast in deinem Leben bisher wirklich noch nicht viele nette Menschen getroffen, was? Meine Tochter hat dich geliebt und dir vertraut. Schau nicht so entsetzt, ich weiß, dass es so war. Meine Frau mag dich und dein Hiersein hilft ihr aus ihrer Depression.“

      Er hielt einen Moment lang inne.

      „Und letztendlich hast du die Mörder meiner Tochter zur Strecke gebracht.“ Dieser eine Satz verriet mehr über seine Gefühle als das ganze Gespräch vorher.

      Sie schwiegen eine Weile, dann sagte Rayan. „Ok, wir haben eine Vereinbarung. Ich wohne hier und lasse mich von Ihrer Frau verhätscheln, dafür schneide ich Ihnen NICHT die Kehle durch.“ Er grinste breit.

      Der General runzelte wieder die Brauen, dann schien ihm noch etwas einzufallen:

      „Eine letzte Frage hätte ich noch, vielleicht kannst du mir die wenigstens beantworten: Was für eine Tätowierung ist das, die du auf deiner Brust hast?“

      Rayan zögerte erst einen Moment, doch dann erwog er, dass ein wenig Information angebracht wäre, um seinen guten Willen zu zeigen: „Das ist das Wappen meiner Familie. Das Zeichen meines Geburtsorts.“

      Der General nickte zufrieden. „Gut, ich danke dir für diese Information. Und eines noch: Ich kann damit leben, dass du mir nicht alles erzählt hast, aber ich werde es nie dulden, wenn du mich anlügst. Das mag ich nicht, denn ich bin von zu vielen Lügen im täglichen Leben umgeben.“

      Nun nickte Rayan. „Das kann ich versprechen!“

      Beide reichten sich die Hände, drückten fest zu und sahen sich einige Sekunden lang direkt in die Augen. Fast, als würden sie einen Pakt besiegeln.

      Und so kam Rayan zu einer sauberen Unterkunft im Gästezimmer der Tanners und erhielt seinen alten Job zurück.

      Auch die Soldaten im Camp behandelten ihn nun besser und mit einer gewissen Rücksicht, wussten sie doch, dass er einen guten Draht zu ihrem General hatte.

      2014 - Oase Wahi - Eine clevere Lösung

      Als Hanif den Händler in das Zelt führte, konnte dieser kaum laufen, so sehr zitterten seine Knie.

      Er hatte die Spannung gespürt, die in Hanif herrschte, was auch an dessen Gesicht mehr als deutlich zu lesen war und wusste, dass es nicht gut für ihn stand.

      Ohne ein Wort zu sagen, verneigte er sich zunächst tief, dann ging er auf beide Knie nieder, beugte sich nach vorne bis seine Stirn den Boden berührte und streckte die Arme nach vorne aus.

      Rayan staunte. Offenbar hatte Hanif noch Zeit gefunden, dem Händler ihre „Etikette“ beizubringen. Die Haltung des Händlers drückte absolute Unterwerfung aus. Ebenso die Tatsache, dass er keinen Laut von sich gab, bis der Scheich ihm dies erlauben würde.

      Es besänftigte Rayan bereits etwas. Er ließ Hatem eine ganze Weile schmoren. Zum einen fand er, dass der das verdient hatte und zum zweiten gab es ihm die Gelegenheit, seine Gedanken zu sortieren.

      Dann nickte er Hanif zu, welcher daraufhin zum Händler sagte: „Hatem, erzähl uns, was genau sich ereignet hat.“

      Daraufhin erzählte Hatem die Geschichte über die blonde Frau, die den falschen Mann angesprochen hatte – mitten auf dem Karawanenmarkt. Dass er diesen Typen kannte, weil er zuvor auch schon einmal gehört hatte, als er sich mit seinen Freunden unterhalten hatte, wie sie an neue Opfer für ihre Kunden kommen sollten. Er hatte das für Prahlerei gehalten. Als er nun jedoch mit der schönen Touristin verhandelte, erschien ihm das Geschwätz auf einmal höchst real. Und dass er, Hatem, dann ihre Kette gesehen hatte. Dass er daher wusste, dass er diesen Kontakt auf jeden Fall verhindern musste und so einschritt, sich als ihr Ehemann ausgab und dem Mann erzählte, sie hätte ihm weglaufen wollen. Woraufhin der ganz schnell abgezogen war.

      Doch die Frau hätte sich keineswegs dankbar gezeigt, sondern hätte geschimpft, dass sie dann eben alleine in die Wüste reiten würde. Sie sprach von Schicksal und Lebensschuld, als kenne sie sich mit den Regeln der Wüste aus. Als er daraufhin versuchte, für sie ein Kamel in der Karawane zu kaufen, weigerte sich der Führer eine Frau alleine mitzunehmen und er erkannte, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als zu ihrem Schutz mit ihr zukommen. Er hatte sie kurzerhand als Mann verkleidet und als seinen Neffen Hassan ausgegeben.

      Nachdem die Karawane aufgrund der vielen Kamele sehr langsam vorankam, hatte er gehofft, der Scheich wäre mit seinen Männern schon längst weg, bis sie ankamen, dann wäre die Reise ins Leere verlaufen …

      Rayan war beeindruckt. Die Frau war wirklich unglaublich! Was meinte sie denn, wo sie war? In der Wüste starben Menschen, jeden Tag. Und das nicht nur wegen der gefährlichen Natur, nein es gab auch genug Gesindel, das sein Unwesen trieb. Gerade für eine blonde Frau war das Risiko enorm! Clever vom Händler sie als Mann zu verkleiden. Mutig war sie, das musste man ihr lassen. Zudem schien sie auch einigermaßen hart im Nehmen zu sein, wenn sie die vier Tage durch die Wüste ohne Murren überstanden hatte.

      Via Satellitentelefon hatte Taib Riad, sein Anwalt, sich gemeldet und von dem Besuch berichtet. Er hatte angenommen, dass ihre Suche damit im Sande verlaufen war. Weit gefehlt! Sie hatte es tatsächlich mit ihrer Sturheit geschafft, bis hierher zu kommen. Kaum zu glauben!

      Der Scheich musste innerlich grinsen, als er sich die Frage stellte, was sie wohl sagen würde, wenn sie wüsste, wie technisch fortgeschritten er ausgestattet war. Vermutlich hielt sie sie für Wilde, die mit uralten Gewehren aus der Zeit des ersten Weltkrieges herumliefen und nahm an, sie würden noch immer mit reitenden Boten arbeiten und nicht der Technik den Vorzug geben.

      Äußerlich verriet seine Mine natürlich keinen Moment, was er dachte.

      Das führte ihn zu dem Gedanken, was er denn nun eigentlich mit den beiden tun sollte?

      Was hatte sich diese Frau erwartet? Dass er der Prinz war und sie wie eine Prinzessin empfing? Na, da hatte sie sich gründlich geschnitten!

      Andererseits ging ihm durch den Kopf, dass er schließlich tatsächlich in ihrer Schuld stand. Sie hatte sein Leben gerettet, das war hierzulande eine Verpflichtung. Und die nahm er ernst.

      Dann hatte er eine Idee, die ihm eine gewisse Befriedigung gab und trotzdem sicherstellen würde, dass die beiden nicht verloren gingen.

      Er sagte: „Hatem, ich danke dir, dass du dich dieser Frau angenommen hast. Wer weiß, in wessen Hände sie sonst gelangt wäre. Und dann hätte ich sie womöglich noch retten müssen!“ er lachte.

      Ernst fuhr er dann fort: „Aber du kannst dir sicher auch vorstellen, dass ich meinen Männern nicht zumuten kann, mit einer Frau zu reiten. Sie wird daher als Mann verkleidet in deiner Obhut bleiben. Du bist persönlich dafür verantwortlich, dass sie keinen Unsinn macht. Ihr werdet ihr erzählen, dass ich nie eine Frau dulden würde und dass ihr um Euer Leben fürchtet, wenn ich die Wahrheit erfahre.

      Sie ist offiziell dein geistig behinderter Neffe Hassan, der nichts versteht und auch nicht sprechen kann. So erklären wir, wenn sie tatsächlich nichts versteht, wenn einer der Männer versucht, mit ihr zu sprechen.

      Um sich die Passage nach Alessia mit uns zu verdienen, wird sie sich um die Pferde kümmern, wenn wir Rast machen- das hält sie mir vom Leib und zwingt sie, die Klappe zu halten.

      So sind wir alle zufrieden: Sie, weil sie sich bis Alessia anschauen kann, wie wir leben, ich, weil ich meine Ruhe habe und nichts mit ihr zu tun habe und du Hatem, weil du mit heiler Haut davonkommst.“

      Rayans Gestik machte klar, dass damit die Audienz für ihn vorbei war.

      Hatem bedankte sich überschwänglich und verließ erleichtert das Zelt. Hanif ging mit ihm, um dafür zu sorgen, dass sie ein Zelt bekamen, Pferde und auch sonst integriert wurden.

      Danach ging er mit vor Stolz hoch erhobenem Kopf, innerlich jedoch mit einem flauen Gefühl im Magen, zurück in Rayans Zelt.


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