Fire&Ice 6 - Chris Turner. Allie Kinsley

Fire&Ice 6 - Chris Turner - Allie Kinsley


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Gesellschaft leisteten.

      Fire&Ice, die Gruppe, mit der er seit über zehn Jahren nach Talin fuhr. Das weltweit berühmte Mittelalterfestival, auf dem über 5000 Mittelalterverrückte ihre Leidenschaft auslebten. Fire&Ice trat während des 14-tägigen Festivals fast jeden Tag mit ihrem Act auf. Über die Jahre hinweg hatten sie eine Mischung aus Feuerspucken und Akrobatik entwickelt, die beim Publikum sehr gut ankam. Dass sie alle gut aussahen, trieb das Ganze sicherlich auch voran.

      Die freie Auswahl unter den Frauen zu haben, war einfach spitze und Chris freute sich jeden Abend aufs Neue, sich eines der schönen Mädchen aussuchen zu können. Er musste seinem Sicherheitspersonal nur sagen, welche der Damen zu ihnen durften. Die Frauen waren durch die Bank begeistert.

      Sie tanzten den ganzen Abend im VIP Bereich und schmiegten sich an jeden von ihnen. Manche nahm er mit hinauf in seine kleine Wohnung, andere vögelte er gleich hinten in seinem Büro. Das hier war sein Traum vom Glück, alles, was er sich jemals gewünscht hatte.

      Am Abend des Jubiläums-Auftritts kam er keine fünf Minuten zur Ruhe, dauernd wurde er irgendwo gebraucht, gab es irgendwo Probleme oder musste er irgendetwas entscheiden.

      Seine Freunde feierten seit Stunden und er freute sich darauf, sich nach dem Act endlich ein wenig zu ihnen gesellen zu können.

      Gemeinsam begaben sich alle hinter die Bühne und zogen die Anzüge an, die Chris bestellt hatte. Es handelte sich um enganliegende, elastische Materialen, sodass sie ihnen nicht im Weg sein würden. Sogar ihre Köpfe waren bis auf einen großzügigen Mund- und Augenausschnitt komplett bedeckt, damit ihre Identitäten geschützt blieben.

      Geldgeile Mädchen und Paparazzi waren das letzte, das seine Freunde und er haben wollten.

      Die Tricks und Nummern, die sie aufführten, waren dieselben wie auf dem Mittelalterfestival.

      Einige Teile hatten sich schon bei den Proben als schwierig herausgestellt, da die Anzüge bedeutend rutschiger waren, als bloße Haut und die kurzen Hosen, in denen sie sonst immer auftraten.

      Doch alles lief wie geplant, der Auftritt schien zu gelingen. Als Höhepunkt stellten sie wie immer eine Art Pyramide dar, bei der die Personen, die ganz oben standen, gemeinsam einen großen Feuerball erzeugten.

      Jason gab das Kommando für die Obermänner, als Chris rechter Fuß leicht abrutschte, gerade, als er den Mund voller Pyrofluid hatte. Er verschluckte sich beinahe und spuckte reflexartig alles aus, da das Verschlucken der Substanz tödlich sein konnte.

      Sein Anzug sog sich voll und die stark brennbare Flüssigkeit fing sofort Feuer.

      Von dort an verlief für Chris alles wie in einem schlechten Film. Da war nur noch Hitze und Schmerz. Laute Stimmen, Gebrüll, Geschrei. 1000 Menschen, 1000 Hände, die ihn drückten und ihm zusätzlich Schmerzen bereiteten. Er versuchte sich frei zu machen, schlug um sich, wollte weg, nur schnell weg.

      Dann wurde alles dunkel.

      1 Who's that girl?

       CHRIS

      Der Unfall war mittlerweile ein Jahr her. Es fiel ihm immer noch sehr schwer, in sein altes Leben zurückzufinden.

      Es war einfach zu viel, was er dabei verloren hatte. Die Auftritte mit seinen Freunden. Die Aufmerksamkeit der Frauen. Ob es jemals wieder so werden würde wie früher, wusste er nicht. Es war ihm egal, er hatte sich mit seinem Dasein als Biest abgefunden.

      Auch heute, am Jahrestag nach seinem Unfall, saß er in seiner Diskothek im VIP Bereich und betrachtete all die Menschen, die hier feierten. Spaß hatten. Party machten.

      Es war eine andere Welt. Er gehörte nicht mehr dazu. Es war sein Club, sein Reich, aber eigentlich war er nicht mehr im Kreis dabei.

      All die jungen Männer und Frauen liefen herum, lachten, tanzten und hatten Spaß. Er sah ihnen zu und erinnerte sich an die Zeiten, als es ihm genauso ging. Als er genau dasselbe getan hatte.

      Heute nicht mehr. Er hatte sich aus vielen Aktivitäten zurückgezogen. Er war weder zu Tys Hochzeit noch zu Brandons Verlobungsparty gegangen. Auch Talin, letztes Jahr, hatte er verpasst.

      Ob er dieses Jahr gehen würde, stand noch in den Sternen. Momentan stand ihm nicht der Sinn danach. Er wollte nur innere Ruhe und Frieden finden. Er sehnte sich danach, vergessen zu können, was aus ihm geworden war. Die Narben physisch und psychisch auszulöschen.

      Zu gern würde er die Zeit zurückdrehen. Zurück zu dem Tag, an dem er entschied, die Anzüge für den Sonderauftritt zu kaufen. Jenen Anzug, der Feuer gefangen und somit sein komplettes Leben verändert hatte.

      Er war ein Playboy gewesen, ein Spieler, genauso wie Shane und seine anderen Freunde. Er hatte Frauen um sich geschart. Jeden Tag hatte er einen anderen Geier auf dem Tablett serviert bekommen.

      Auch heute war es noch so, aber heute konnte er sich noch nicht einmal einreden, dass sie mehr in ihm sahen als Geld und Spotlight.

      Das war auch der einzige Grund, warum er überhaupt erwog, jemals wieder mit nach Talin zu fahren. Denn dort war er einfach nur Chris. Nicht Chris Turner, der Besitzer einer der angesagtesten Clubs von Boston. Der Mann, auf dessen Party jeder dabei sein wollte.

      In Talin könnte er einfach nur er selbst sein, so wie in den vergangenen Jahren auch. Insgeheim fürchtete er sich auch ein wenig davor, denn es konnte sich schließlich genauso gut herausstellen, dass ihn um seiner selbst Willen niemand begehren konnte.

      Dieser Gedanke war grauenhaft und er wusste nicht, ob er das würde verkraften können.

      Jeden Morgen war es aufs Neue eine Qual aufzustehen und sich dem Alltag zu stellen.

      Vor allem, weil er genau wusste, was ihm im Spiegel seines Badezimmers erwarten würde.

      Zu sehen, zu welchem Biest er geworden war, zu sehen, wie die Narben ihn entstellt hatten und damit direkt vor Augen zu haben, was er an diesem einen Abend alles verloren hatte.

      Wie seine Freunde, war er ein gut aussehender Mann gewesen. 1,85 m groß und stark bemuskelt vom Training für ihre Acts. Seine blonden Haare sahen immer ein wenig so aus, als würde er gerade aus dem Bett kommen, aber aus irgendeinem Grund mochten die Geier das. Ebenso wie seine eisblauen Augen und die vollen Lippen.

      Er schüttelte die Gedanken ab. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er sich in die Vergangenheit verrannte, obwohl es dort nichts gab, dass ihm die Zukunft leichter machen konnte.

      An diesem Tag saß er im Fire&Ice VIP-Bereich. In einem der tiefen, weichen Ledersessel blickte er auf die tanzende Menge hinab.

      Eine kleine Frau mit schulterlangen, schwarzen Haaren stach aus der Menge hervor. Sie war sehr schlank, mädchenhaft und blass. Ihre Augen waren stark und dunkel geschminkt. Sie trug schwarze, enganliegende Kleidung. Eine enge schwarze Hose, die ihren kleinen Apfelpo zur Geltung brachte. Kniehohe Stiefel mit dünnen Absätzen. Und ein schwarzes, weit ausgeschnittenes T-Shirt mit langen Netzärmeln.

      Alles in allem konnte man ihren Stil wohl als Gothic bezeichnen. Ihren Tanzstil aber ganz und gar nicht. Der passte perfekt zu der R'n'B Musik auf seinem Lieblingsfloor.

      Sie wirkte ein klein wenig verloren in der Menge. Sie tanzte allein zum Beat des Liedes.

      Sie gefiel ihm und deshalb hatte er sie für diesen Abend auserkoren. Also schickte er einen seiner Angestellten, um sie zu ihm zu bringen. Sie sollte für ihn tanzen, hier direkt vor ihm, und auch von einem kleinen Lapdance wäre er bei Gott nicht abgeneigt.

      Früher wäre er selbst hinuntergestiegen, um sich seine Auserwählte zu holen. Heute mied er solche Aktionen.

      Die Blicke, die er zwangsläufig in der Menge auf sich ziehen würde, mied er so weit es ging.

      Lächerlich wollte er sich auch nicht machen. Hinunter zu steigen, sie anzumachen und einzuladen und dann einen Korb zu bekommen, zählte zu seinen absoluten Horrorvorstellungen.


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