Das Visum ins Paradies Europa – Sammelband. Dantse Dantse
zurückhaltender Mensch, lächelte hier und da und schaute niemandem wirklich direkt in die Augen. Er war sicher älter als Stefan, aber nicht älter als 42, 43 Jahre. Er sah gebildet aus, mit einer Brille, an der man ihn aus 100 Meter Entfernung als Akademiker erkennen konnte. Er trug eine Jeans, ein kurzärmeliges weißes Hemd und Lederschuhe, die nicht billig aussahen.
Mauritz sah noch sehr jung aus. Er könnte gerade 21 oder 22 Jahre alt sein und sah, wie alle jungen Menschen in diesem Alter, aus wie aus dem Fernsehen. Er hatte um seinen Hals seinen MP3 Player, trug eine Kappe, eine schöne Jeans, T-Shirt und Turnschuhe von Adidas. Er war ziemlich groß und sah sehr sportlich aus. Ja, über ihn war wenig zu sagen. Ein ganz normaler Mann im Wachstum.
Anna, hmm Anna, dachte Johnny, könnte er abschleppen. Sie könnte ihm gefallen. So fing Johnny immer an, wenn er eine Frau beschrieb. Wenn es um Frauen ging, war bei ihm die erste Frage „Kann sie mir gefallen?“ Seine Antwort war ziemlich klar: Ja. Sie war ca. 1,74m groß, sehr gepflegt, eine schöne Frisur, sehr schön geschminkt. Sie könnte Anfang/Mitte 30 sein, sah in ihrem schwarzen Rock so aus, als ob sie gut gebaut sei. Beine in Ikonen Form oder in V-Form, volle, muskulöse Oberschenkel, aber nicht dick. Ganz normales Gewicht für ihre Größe. Unter ihrer braunen, gut geschnittenen Bluse konnte man 2 volle und große Brüste erkennen. Sie sah eigentlich schön aus. Man konnte sagen, ja, das ist eine schöne Frau. Es fehlte bei ihr aber die leidenschaftliche, die erotische Ausstrahlung. Aber man konnte erkennen, dass diese Frau auch fantasievoll sein konnte. Sie war offen, interessiert, lachte viel.
Carla war eine Mischung aus allem. Sie war auch ziemlich jung. Vielleicht zwischen 18 und 20 Jahren? Aber sie hatte schon eine sehr starke Ausstrahlung. Sie strahlte nur so vor Selbstbewusstsein. Solche Mädchen, die schon sehr früh wissen, was sie wollen und ihr Ziel stur verfolgen. Man konnte sofort merken, dass sie eine unabhängige Frau war, aber auch noch naiv. Sie musste ca. 165-170 cm groß sein, mit einer guten, afrikanischen Figur. Nicht dünn, nicht dick, aber alles dort, wo es halt hingehört. Sie schaute Menschen direkt in die Augen und in ihren Augen konnte man sehen, wie sie alle Information regelrecht verschlang. Dabei aber stieß sie – so würde man sagen, wenn es um Tiere ginge – unabsichtlich viele Lockdüfte aus, die einen normalen Mann nicht unberührt lassen. Johnny war sich sicher, sie machte es nicht absichtlich, sie war einfach so träumerisch, wie Menschen, die die Welt noch verbessern wollen und allen vertrauen. Dieser einzige, zufällige, scharfe Blick vorhin hatte bei beiden Spuren hinterlassen, da war sich Johnny sicher.
Während dieser Betrachtung ging das Gespräch unter den vier Passagieren ganz normal weiter. Carla war wieder wach, nur Mauritz hörte seine Musik und beteiligte sich nicht so an dem Gespräch.
„Hast du schon eine Ahnung, in welchem Hotel du dort arbeiten möchtest?“, fragte Anna interessiert.
„Nee, keine Ahnung, vor Ort werde ich auf die Suche gehen“, antwortete Johnny.
„Wie lange willst du dort bleiben und arbeiten?“, fragte Carla.
Johnny überlegte doch ein bisschen und antwortete ohne Carla anzuschauen: „Ich weiß nicht genau, wie lange ich dort bleibe, aber Kribi ist nur ein Zwischenstopp und ein kurzer Trip auf dem Weg zu meinem größten Experiment. Ich gebe mir keine genaue Zeit, um mir keinen Druck zu machen. Ich weiß nur, dass es von Kribi aus einfacher wird, dass zu tun, wovon ich träume.“
Er hatte entschieden, da Carla in ihm etwas ausgelöst hatte, dass er ihr ab nun einfach keinen weiteren Blick zuwenden würde. Er würde versuchen, sie zu ignorieren, gerade um sich noch interessanter zu machen und Carla zu verwirren.
Carla sollte sich fragen: Was los ist? Ob sie ihn vielleicht verletzt hatte, ohne es zu wissen? Dieses Gefühl von Zweifeln und Fragen würde sie verwundbar machen und somit sehr leicht angreifbar. Johnny hatte immer für alles, wenn es um ihn ging, einen Plan. Selten machte er Sachen unbedacht. Etwas in ihm sagte ihm, du musst diese Frau berühren, küssen, streicheln und mit ihr schlafen. Er ahnte, dass die Schwierigkeit der junge Mann Mauritz sein könnte. Johnny vermutete, dass sie ein Paar waren. Natürlich ist das in Kamerun kein Hindernis, im Gegenteil, es ist eine größere Herausforderung.
Er hatte so immer Erfolg bei schwarzen Frauen, hatte Affären mit Frauen gehabt, die in Beziehungen waren. Kam er auch bei den weißen Frauen an? Er sagte sich, er wäre nicht Johnny Win-Win, wenn er diese Herausforderung nicht annehmen würde.
„Und was machst du mit deiner Familie? Du hast doch eine? Frau, Kinder usw. Sie bleiben allein?“, fragte Günther ein bisschen vorwurfsvoll.
Johnny nahm diese Frage als eine gezielte Provokation von Günther, der so versuchte sein Image bei den beiden Frauen zu beschmutzen. Er blieb äußerlich sehr kontrolliert und nett, lachend konterte er mit einer Gegenfrage: „Gerade du Gunder...“, sofort ging Anna dazwischen: „Nicht Gunder, Günther.“
„Egal, ich nenne ihn einfach Doktor, das ist viel einfacher als Gunder“, entgegnete Johnny und fuhr fort, „gerade du Dr. solltest wissen, dass so etwas möglich ist und die Familie nicht eine Bremse sein sollte auf dem Weg zur Realisierung seiner Pläne. Du bist hier – so würde man in Afrika sagen – unser großer Bruder. Du hast sicher vor uns allen hier eine Familie gegründet. Ich fahre nur nach Kribi. Das ist 150 km entfernt von Douala. Und du? Du bist seit sechs Monaten hier, 6000 Kilometer entfernt von deiner Familie, deiner schönen Frau, deinen Kindern, Eltern usw. Du siehst aber, dass es geht, oder?“
Alle waren auf einmal still. Stefan und Anna wussten, dass Günther getroffen war. Seine Vorgeschichte war ein bisschen schwierig und schmerzhaft. Aber Stefan sah nicht besonders traurig aus. Um seinen Mundwinkel erschien ein kleines Lächeln, als ob er sich freute über das, was Johnny gesagt hatte. Er dachte nur, Günther ist selbst schuld, der Moralprediger, als ob er total rein wäre. Wenn man selber Leichen im Keller hat, sollte man nicht über Leichen im Keller reden.
„Hä, Günther? Du verstehst, was ich meine, oder?“, fügte Johnny hinzu.
Günther grinste verlegen und hob seine Schultern.
Es war schon sehr dunkel, aber die Lichter, die immer mehr wurden, zeigten an, dass man in Kribi war, nach zwei Stunden Fahrt durch den Regenwald.
Man konnte den weißen Sandstrand und das Meer sehen und hören.
Man roch überall in der Luft den Geruch des Meeres. Es war warm und leicht schwül.
„Weißt du schon wo du unterkommst, Johnny? Ich meine in welches Hotel du gehst?“, fragte Stefan.
„Nein. Alles war ein bisschen plötzlich. Ich werde mir, wenn wir an der Busstation angekommen sind, ein Taxi nehmen und ein Hotel suchen – und ihr?“
„Wir haben schon seit einem Monat über einen Mitarbeiter, der hier Urlaub gemacht hat, Zimmer in einem Hotel direkt am Strand reserviert. Ist einfacher so und ohne Stress, weißt du? Wir haben dort ein all-inclusive Hotel genommen, bis auf Carla und Mauritz, die sich noch viel umsehen wollen. Wir wollen nur am Strand liegen, schlafen, essen, lesen, ganz entspannen“, antwortete Stefan.
Johnny kannte das Hotel gut. In den guten Zeiten war er öfter dort gewesen. Die Zimmer waren ziemlich teuer, aber die Qualität war top, wie viele andere Hotels dieses Niveaus in Kribi. Viele dieser Hotels könnten problemlos konkurrieren mit ähnlichen Hotels in Europa oder sonst wo. Ja, man konnte alles haben. Es war nur eine Frage des Geldes und genau wegen des Geldes und des schönen Lebens ist er hierher nach Kribi gekommen.
Johnny lachte aber und dachte: Die Europäer sind komisch. Wie kann man denn entspannen, indem man jeden Tag vom Hotel zehn Meter zum Strand geht, schwimmt, am Strand liegt, schläft, liest, isst und morgen wieder das gleiche tat, 14 Tage lang? Er konnte das nicht verstehen. Das war doch schlimmer, als zu arbeiten. „Ja, schön für euch, aber das wäre nichts für mich, so auf diese Art mich zu entspannen. Ich brauche dazu Musik, Stimmung, Tanzen, Lachen, Sport, Bewegung, umschauen und selbstverständlich auch Intimität. Ihr versteht, was ich meine.“
„Ja, Johnny, wir haben gemerkt, dass die Menschen in Kamerun solche Art von Urlaub nicht kennen bzw. nicht mögen und nicht bevorzugen. Ich habe festgestellt, dass meine kamerunischen Kollegen, wenn sie Urlaub machen lieber mit der ganzen Familie zu Opa, Oma, Eltern, Geschwistern,