Flo... Venezianische Nacht. Angela Hünnemeyer

Flo... Venezianische Nacht - Angela Hünnemeyer


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Steen….,«, stotterte sie.

       »Steenfelde,«, vervollständigte dieser das Wort.

       »Wie auch immer, also Herr van Steenfelde, warum interessiert es Sie woher ich komme?«

       »Es geht nicht wirklich darum woher Sie kommen, sondern eher darum, ob Sie diese Adresse persönlich kennen. Ich suche jemanden, der in Gustavsberg in einem Ferienhaus verweilt und als ich gerade den Namen Lindqvist-Sörensson hörte und dazu noch diese Adresse, da habe ich zwei Dinge direkt miteinander verbunden.«

       »Verstehe, nein verstehe ich nicht ganz. Also Sie suchen jemanden, der ungefähr auf dieser Adresse wohnt und der den Namen Lindqvist- Sörensson trägt?«

       »Nein eigentlich nur eine Person namens Lindqvist.«

       Jetzt war Britts Neugier erst richtig geweckt.

       Sie betrachtete den Mann etwas genauer. Trotz old school wirkte er auf sie sehr modern. Er trug eine sportlich saloppe Bekleidung und gutaussehend war er zudem.

       Warum er jetzt so hochgestochen und etwas verwirrt sprach, hatte sie noch nicht herausgefunden.

       »Dann suchen Sie Flo oder Björn?«

       Fragend schaute er sie an und verneinte.

      »Wen genau suchen Sie denn? Eine Dame oder einen Herrn?« Es schien ihr, als wäre seine Verwirrtheit auf eine Art Nervosität zurück zu führen.

       Was führte er im Schilde?

       Und warum kannte er nicht die genaue Adresse der Person, die er besuchen wollte?

       Verlegen räusperte er sich. Er schien, als wenn er nichts Falsches sagen oder niemanden kompromittieren wollte.

       »Es ist eine Dame, die ich suche,«, vorsichtig tastete er sich heran.

       »Auf dieser Adresse gibt es nur zwei Damen, die diesen Namen tragen. Das ist zum einen Hanna Lindqvist-Sörensson, diesen Namen haben Sie ja eben mitbekommen, aber so wie mir scheint, ist das nicht die richtige Person, die Sie suchen. Habe ich recht?«

       Bestätigend nickte er und fast ängstlich schien er darauf zu warten, welchen Namen ihn Britt noch nennen würde.

       »Ich möchte Sie nicht länger auf die Folter spannen. Marion Lindqvist ist auch noch einer der Gäste am See.«

       »Marion!« Flüsternd hatte er diesen Namen nachgesprochen.

       »Sie kennen sie scheinbar sehr gut, wirken aber auch betroffen irgendwie. Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«

       Nach wenigen Sekunden hatte er sich wieder gefangen.

       »Darf ich Sie noch etwas fragen? Vielleicht können Sie mein Anliegen nicht verstehen und eigentlich springe ich gerade hier über meinen Schatten, obwohl ich seit Monaten nichts mehr anderes tue, als ständig über meinen Schatten zu springen. Es ist diese Frau, sie hat mich vollends in einen Bann gezogen. Sie hat es sogar so weit gebracht, dass ich nun vor einer fremden Dame stehe, die ich ausfrage, wo sie steckt!«

       Da war aber ein Ventil geöffnet worden.

       Christian van Steenfelde redete offen drauflos, trotz des Risikos, dass er hier gerade in einen riesigen Fettnapf treten könnte. Er wusste nichts über Britt und in welchem Verhältnis sie zu Marion stand. Doch er hatte sich vorgenommen um diese Frau zu kämpfen. Er akzeptierte einfach nicht, dass sie ihn mit wenigen Worten zurückgelassen hatte, obwohl er spürte, dass sie viel für ihn empfand.

       »Lassen Sie mich raten!« Britts logischer Verstand kam ihr mal wieder zu Gute.

       »Sie kommen aus Stuttgart. Habe ich wieder recht?«

       »Ja das haben Sie. Ich bin sehr erstaunt, dass Sie darüber in Kenntnis gesetzt worden sind. Hat Sie Ihnen von uns erzählt?«

       Die Tatsache, dass Britt über ihn in irgendeiner Form unterrichtet war, stimmte ihn hoffnungsvoll, doch schwand diese Hoffnung wieder so schnell, wie sie gekommen war. Sein Selbstbewusstsein war eh nicht seine stärkste Seite, denn sofort kombinierte er, dass Marion auch über ihn in der Vergangenheitsform gesprochen haben könnte.

       »Ja sie hat Sie erwähnt. Nicht namentlich, sondern nur, dass sie mit einem Mann aus Stuttgart eine sehr innige Beziehung gelebt hatte, diese aber aus Verantwortung ihres Kindes gegenüber beendet habe.“ Britt vergaß ihren eigenen Kummer, denn nun stand ein Mann vor ihr, dem es genauso erging und das berührte und bedrückte sie gleichzeitig.

       Traurig schaute sie ihn an. Er sah ihren Blick und feinfühlig wie er war erkannte er auch, dass da noch etwas in der Luft lag, worüber er noch nicht informiert war.

       »Was haben Sie vor Herr van Steenfelde? Werden Sie Marion wirklich dort besuchen wo sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn Ferien macht? Das finde ich sehr mutig, wenn ich ehrlich bin.«

       »Eigentlich bin ich mir selbst nicht darüber im Klaren, was ich dort soll. Vielleicht hatte ich auf eine Gelegenheit gehofft, sie einmal alleine bei einem Spaziergang am See zu treffen. Ich kann sie nicht einfach aus meinem Leben streichen, wie ein Tag auf dem Kalender. Dazu waren wir zu weit.«

       Britt wusste ganz genau wovon er sprach. Irgendwie war das Wahnwitz, dass sie diesem Christian begegnet war. Es schien fast so, als wäre er ihre Ablösung hier. Sie verließ das sinkende Schiff, während er noch das Ruder an sich reißen wollte.

       Eines stand fest, sie würde ihm die Hiobsbotschaft nicht übermitteln, dass Marion nun mit ihrem Ehemann einen neuen gemeinsamen Weg plante. Auch wenn ihr dieser Mann sehr Leid tat, so war es nicht ihre Aufgabe. Ihn ereilte das gleiche Schicksal, welches auch sie ertragen musste.

       »Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer. Wenn Sie einmal Hilfe benötigen, ich bin bereits Fachfrau auf diesem Spezialgebiet. Sie dürfen sich gerne immer bei mir melden.«

       Christian van Steenfelde beobachtete ihr Tun, nahm ihre Visitenkarte in Empfang und überreichte ihr seine, obwohl er momentan nicht wirklich wusste, zu welchem Thema sie ihm behilflich sein sollte.

       »Interessant, Grafik-Design. Da habe ich bestimmt einmal Interesse auf Sie zuzukommen, geschäftlich gesehen, meine ich.

       Unser Gut wird neu gestaltet. Wir bauen unsere Stallungen aus, Pferde, Sie wissen schon. Da fehlt es an einem guten Grafik Design für das neue Gestüt.«

       Britt grinste. Das war wieder etwas, was frühere Momente hochkommen ließ.

       »Der eine hat Obstplantagen, der andere ein Pferdegestüt. Allesamt Großgrundbesitzer.«

       »Wie meinen?« Van Steenfelde konnte mit dieser Aussage nicht viel anfangen.

       »Ist nicht so wichtig. Ehrlich gesagt sitze ich gerade zwischen zwei Stühlen. Ich weiß nicht ob es richtig ist, sie ins offene Messer laufen zu lassen oder Sie wenigstens vorzuwarnen, wie die allgemeine Entwicklung ist. Ich wähle den Mittelweg. Versuchen Sie bitte Kontakt mit Marion aufzunehmen. Führen Sie mit ihr ein Gespräch, bitte. Sich selbst zuliebe.«

       Eigentlich hatte sie schon viel zu viel gesagt, doch sie mochte auch nicht, dass er hoffnungsvoll zum See fuhr und dann das erlebte, was sie heute bereits hinter sich hatte.

       »Sagen Sie, ich habe das Gefühl, dass es Ihnen auch nicht so gut geht. Habe ich da auch recht? Und gehe ich recht in der Annahme, dass Sie eventuell die Dame aus Wesel sind? Britt Hansen?«

       Britt schaute ihn völlig perplex an.

       »Sie kennen mich?« Kaum hatte sie ausgesprochen dämmerte es ihr. Marion hatte ja von ihr gewusst und sie muss auch die Namen aller Beteiligten schnell herausgefunden haben. Kein Wunder, dass ihr Geliebter Herr van Steenfelde ihren Namen schon einmal gehört hatte.

       »Eigentlich müssen Sie mir nichts erzählen Frau Hansen. Sie hier am Flughafen anzutreffen, daraus kann ich nur schließen, dass Sie sozusagen Hals über Kopf das Feld geräumt haben. Am besten ich fliege mit Ihnen zurück. Denn wir beide haben die gleiche Position und sitzen vermutlich im selben Boot. Wir scheinen beide sozusagen das Pendant der Eheleute Lindqvist zu sein. Krass, irgendwie krass«


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