Scarlett Taylor. Stefanie Purle

Scarlett Taylor - Stefanie Purle


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scheint ihn sehr zu beunruhigen, weswegen er mich auf sein Schloss eingeladen hat, um mich auf die dunkle Seite zu ziehen. Wenigstens hat er jetzt den Fluch von mir genommen, somit können meine Tante Elvira, Chris, und alle anderen aus der Branche, mir endlich erzählen, was sie schon seit Jahren über ihn und mein Erbe wissen.

      Die Tatsache, dass meine Mutter gar keinen Hirnschaden hat, sondern nur wegen dem dämlichen Fluch eines machthungrigen Spinners im Wachkoma liegt, macht mich wahnsinnig wütend! Der schwarze König kann seinen Posten behalten, er kann wegen mir die mächtigste Hexe bleiben! Ich trete meine Macht freiwillig an ihn ab, wenn er dafür meine Mutter zurück ins Leben holt! Das ist alles was ich will!

      Es würde mir reichen, weiterhin Elvira als Parapsychologin zu assistieren. Wir würden ein paar Spukhäuser aufsuchen, mit getrocknetem Salbei herumwedeln und alles wäre wieder gut. Vielleicht heben wir auch mal zusammen mit Chris ein Dämonennest aus, oder schicken ein paar Urdämonen zurück in die Hölle. Das ist ein Job, den ich mir gut vorstellen könnte.

      Kein Wunder, dass ich auf dem Arbeitsamt bei der Jobbörse nie das Richtige für mich gefunden habe! Stellenangebote wie „Parapsychologin zur Ausräucherung einer Geistervilla gesucht“, gab es dort nie!

      „Woran denkst du?“, will Chris wissen, als er zu mir in den schwarzen Panther steigt.

      Wir haben seinen Transporter zum Lackierer gebracht. Dieser guckte nicht schlecht, als er das blutrote Zeichen auf Chris´ Motorhaube sah. Wir erklärten ihm, dass ein paar Jugendliche sein Auto wohl für ihre Graffiti-Künste missbraucht hätten und baten ihn darum, den Schaden zu beseitigen. In Wahrheit war Chris allerdings selbst der Künstler gewesen, und ein paar unserer Kollegen würden dem Lackierer bald auch noch einen Besuch abstatten, da wir die Sigillenzeichen auf den Motorhauben brauchten, um ein Dämonennest zu zerstören. Aber das konnten wir dem armen Mann natürlich nicht erzählen.

      „Ach, ich dachte nur gerade daran, dass ich scheinbar endlich einen Job gefunden habe, der mir Spaß machen könnte“, antworte ich, während Chris sich anschnallt.

      Er lächelt. „Die mächtigste Hexe der Welt will als Parapsychologin arbeiten“, sagt er und fasst sich ans Kinn. „Ich glaube, Frau Schneider, Sie sind ein bisschen überqualifiziert für diesen Job.“

      „Ach, was!“, sage ich und winke ab. „Von diesem Hexen-Kram will ich gar nichts wissen!“

      Chris seufzt und legt seine Hand auf meine, die auf dem Schaltknauf ruht. „Darüber hatten wir doch schon gesprochen, Scarlett“, beginnt er, doch ich unterbreche ihn.

      „Ja, ja, ich weiß. Einmal aktiviert, kann man es nicht mehr rückgängig machen… Bla, bla, die Magie will raus, bla, bla, ich habe keine andere Wahl, und so weiter.“

      „So in etwa, ja“, sagt er und sieht mich ernst an. „Damit ist nicht zu spaßen, Scarlett.“

      Ich rolle mit den Augen, lehne den Kopf nach hinten und seufze.

      Chris drückt meine Hand und wechselt das Thema. „Würdest du mich nach Hause bringen?“

      „Ich dachte, wir fahren zusammen zu Elvira ins Krankenhaus.“

      „Ich denke, ihr Beiden habt eine Menge zu besprechen, nach allem was passiert ist, und dabei möchte ich nicht stören. Außerdem will ich dir zeigen, wo ich wohne, denn ich schlafe nicht noch eine Nacht in deinem Bett!“

      „Wieso?“, hake ich nach und drehe mich zu ihm. „Was ist falsch an meinem Bett?“

      Chris deutet mit den Händen etwas in der Größe einer Schuhkiste an. „Es ist viel zu klein!“

      „Es ist einen Meter Vierzig breit!“, widerspreche ich.

      „Das mag sein, aber es ist nur zwei Meter lang! Und ich bin zwei Meter fünf!“

      Ich kann nicht leugnen, dass mir bereits aufgefallen ist, wie massiv er in meinem normal großen Bett wirkt. Er musste in den letzten Nächten die Beine anwinkeln und den Rücken krümmen, um überhaupt darin liegen zu können. Meine Bettdecke war außerdem auch viel zu kurz für ihn.

      „Okay, du hast ja recht“, lenke ich ein und grinse. „Dann weise mir den Weg, du überaus großer, mächtiger Mannwolf!“

      „Nur groß und mächtig?“, hakt Chris schelmisch nach und zieht eine Augenbraue hoch.

      „Groß, mächtig und überaus männlich“, ergänze ich.

      „Mehr nicht?“

      „Groß, mächtig, männlich und wahnsinnig sexy!“

      „Schon besser“, sagt er, umfasst mein Gesicht, zieht mich zu sich und presst seine heißen Lippen auf meine. „Und nun fahr los, du überaus mächtige, wunderschöne und wahnsinnig heiße Hexe!“

      Chris dirigiert mich aus der Stadt heraus. Wir fahren über Feldwege und Landstraßen, bis wir schließlich in den nahegelegenen Wald kommen. Doch anstatt den holprigen Sandweg entlangzufahren, der nach ein paar Kilometern wieder aus dem Wald hinaus führt, lotst er mich auf einen schmalen Pfad, der gerade mal so breit ist, dass mein Wagen hindurch passt. Rechts und links streifen Gräser, Äste und Büsche meinen Lack und ich blicke ein wenig besorgt in die Seitenspiegel.

      „Ist das eine Abkürzung, oder wieso lässt du mich hier durchfahren?“, frage ich und gebe mir Mühe, die Spur zu halten.

      Chris zuckt mit den Schultern. „Das ist der einzige Weg, der zu mir nach Hause führt“, antwortet er und blickt aus dem Beifahrerfenster nach unten. „Hier ist noch genügend Platz. Mein Wagen passt ja auch hier durch.“

      Der Wald wird immer dichter und ein paar Mal kam mir bereits der Gedanke, dass Chris sich einen Scherz mit mir erlaubt. Dann wiederum frage ich mich, wie Mannwölfe überhaupt wohnen, und ganz kurz taucht das Bild einer Höhle, mit abgenagten Knochen auf dem Boden und einem Bett aus Moos und Ästen vor meinem inneren Auge auf. Lächelnd schüttle ich den Kopf. Dieser gepflegte Mann wird wohl kaum in einer Höhle, inmitten der Wildnis wohnen! Wie froh ich doch in diesem Moment bin, dass er nicht Kittys Fähigkeiten des Gedankenlesens besitzt. Er würde mich sicherlich für verrückt halten.

      „Und nun hier hoch“, sagt Chris und deutet nach rechts.

      Stillschweigend folge ich dem grasbewachsenen Pfad, auf dem schwach Reifenabdrücke zu sehen sind. Es geht ein paar Meter steil nach oben, und direkt danach senkt sich der Pfad wieder. Ich habe Angst mit meinem Wagen aufzuliegen, doch zu meinem Erstaunen geht alles gut.

      Ich bin noch so auf die holprige Fahrt konzentriert, dass ich das Anwesen erst spät entdecke. Zwischen den Bäumen und hohen Tannen ist ein massives, riesiges Holzhaus. Als ich es erblicke, trete ich etwas zu ruckartig auf die Bremse und starre auf das Gebäude.

      „Hier wohnst du?“, frage ich Chris erstaunt, der sich am Armaturenbrett abstößt und sich von der Vollbremsung erholt.

      „Ja“, ächzt er und reibt sich den Kopf, mit dem er an die Wagendecke gestoßen ist. „Hier wohne ich.“

      Ich blicke über die Hausfront, die aus längs gestapelten Baumstämmen besteht. In der Mitte ist eine breite Eingangstür, rechts und links davon sind jeweils zwei Fenster. Es ist zweistöckig und hat an der einen Ecke eine Art Turm, der mich an Rapunzels Verließ erinnert. Im ersten Stock sind rechts und links Fenster aus buntem Tiffany-Glas und vor der Haustür ist ein geschwungener Pfad aus hellen Kieselsteinen, an dessen Seiten ein bepflanztes Beet grenzt, dessen Blumen und Sträucher wunderbar mit dem Herbstlaub um uns herum harmonieren.

      „Ist nicht wahr!“, staune ich und bemühe mich, den Mund nicht allzu weit aufzuklappen.

      Ohne auf mein Erstaunen zu reagieren, lotst Chris mich an eine Stelle neben dem Haus, auf der ich wenden kann. Dort ist eine große Garage mit zwei Toren. Ein Tor steht offen und darin befindet sich ein Boot.

      „Du hast ein Boot?“, frage ich, wobei mir die Kinnlade endgültig herunterklappt.

      Chris grinst und schnallt sich ab. „Heute Abend zeige ich dir alles, in Ordnung?“, bietet er an und legt


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