Kinder des Mondes. Evadeen Brickwood

Kinder des Mondes - Evadeen Brickwood


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bückte sich und massierte ihr Fußgelenk. Sie erholte sich in Rekordzeit. “Ich werde wirklich noch ganz lahm, wenn das noch lange so weitergeht... was machen wir jetzt?”

      Trevor blieb stehen und besah sich den Hügel. Er zeigte auf ein paar Felsen. “Seht ihr da drüben auf der rechten Seite, wo sich der Weg gabelt?”

      “Ja... und?!”

      Trevor hatte den richtigen Ort schon vorausgeplant. Ideal für ihre Zwecke. Leider auch genau am Abgrund, aber das ließ sich eben nicht ändern.

      “Wir sollen doch nicht so nahe an den Abgrund gehen,” sagte Katherine sofort. Ihr Magen schmerzte vor Aufregung. “Was ist, wenn wir erwischt werden? Und was ist mit Tom Fraser?”

      “Was soll mit dem sein? Der ist doch immer über seine eigenen Füße gestolpert,” sagte Chryséis.

      “Ja aber…”

      “Mann Katie, wenn wir noch länger warten, können wir das Ganze vergessen.”

      “Wir passen schon auf,” sagte Trevor einfach und begann loszulaufen. “Die anderen können uns hier nicht sehen. Zumindest nicht bis sie ganz oben auf’m Hügel sind. Und bis dahin sind wir längst wieder auf’m Fußweg.”

      “Weiß ich doch,” meinte Katherine und beeilte sich, die beiden einzuholen. “Aber was machen wir, wenn sich da oben kein Portal öffnen will?”

      Sie war immer noch skeptisch, obwohl sie sich wochenlang vorbereitet hatten.

      “Ach hör’ schon auf.” Trevor wollte endlich zur Sache kommen und zwar heute noch! „Irgendwo muss sich hier doch eine Zeitschleife finden lassen!“

      “Ja, wahrscheinlich,” murmelte Katherine und trottete hinterher.

      “Immerhin hab’ ich letzte Woche schon eine Zeitschleife im Schulgarten gefunden, oder?” sagte Trevor.

      Klar, das hatte sie nicht vergessen. Schließlich hatte Trevor es ihnen haarklein erzählt. Mehrmals. Es war seine Aufgabe gewesen, den Zeitportalsucher nachts im Schulgarten zu testen - und was für ein Test das gewesen war!

      Erst erschien ein schimmernder, holoöafischer Vorhang, die immer größer wurde. Besser konnte Trevor die Krümmung im Zeit-Raum Kontinuum nicht beschreiben. Und dann hatte sich bei diesem ‘Vorhang’ eine Vortex aufgetan. Die soll sich gedreht haben wie ‘ne Waschmaschine im Schleudergang - und dann war Trevor reingesprungen. Einfach so!

      Auf der anderen Seite wollte er ein großes ‘Ding’ gesehen haben, mit glänzenden Schuppen und dampfendem Atem. Es lag ausgestreckt vor ihm. Unheimlich!

      Trevor hatte einen Mordsschrecken bekommen, als das ‘Ding’ sich auf einmal wellenförmig bewegte. Er drückte sofort auf den ‘Zurück’-Knopf und war, genau wie erwartet, zum gleichen Zeitpunkt zurückgekehrt an dem er losgereist war. Das vermeintliche Ungetüm konnte die drei nicht davor abschrecken, es nochmal zu versuchen. Immerhin war ‘ne richtige Zeitreise gewesen, egal wie kurz. Im Labor hatten sie sich dann ein paar Sicherheitsvorkehrungen ausgedacht. Und heute war’s Zeit für das erste gemeinsame Experiment. DAS Experiment.

      Sie kletterten querbeet über Stock und Stein, bis sie vor einer steinernen Plattform standen. Sie war auf drei Seiten von Felsen geschützt und vom Weg aus völlig unsichtbar. Die vierte Seite war zum Tal hin offen. Genau was sie brauchten.

      “OK, wir sind da,” verkündete Trevor.

      “Denn mal los!” Chryséis holte tief Luft und sprang leichtfüßig auf die Felsplatte. Trevor und Katherine machten es ihr nach. Trevor ließ seinen Rucksack zu Boden gleiten und nahm gleich ein unscheinbares Objekt heraus. Es sah aus wie eine flache Metallbirne, die bequem in seine Hand passte. Chryséis hatte den Zeitportalsucher gleich ZPS getauft, und so hieß das Gerät jetzt.

      Die drei waren mit Recht stolz auf ihr Werk. Es hatte einige Mühe gekostet den ZPS so gut hinzukriegen. Es hatte alles mit Katherines Physikprojekt begonnen. Genauer gesagt Quantenphysik, und zwar mit der Vakuum-Batterie. Die endlose Energiequelle. Erst war es Katherine gar nicht in den Sinn gekommen, diese Energiequelle zum Zeitreisen zu benutzen. Das war Trevors Idee gewesen und alles hatte sich dann irgendwie von selbst ergeben.

      Es sollte den perfekten Beweis dafür liefern, dass die endlose Energiequelle auch funktionierte. Klar war das Projekt ungewöhnlich - aber soweit so gut. Das Experiment würde dieses Jahr bestimmt alle anderen Physikprojekte in den Schatten stellen.

      Auf der rechten Seite hatte der ZPS eine Reihe schwarzer Knöpfe. Sie waren dazu da, die gewünschte Ziel-Epoche anzuwählen. Mit drei größeren, roten Knöpfen auf der linken Seite ließen sich Zeitreferenzen speichern. Als Erstes würden sie natürlich die Zeit der Abreise speichern. Eine Sicherheitsvorkehrung, die der Prototyp nicht gehabt hatte. Danach konnte ein anderer Knopf auf eine bestimmte Zeit eingestellt werden, die ihnen gefiel. Eine Art Abkürzung.

      Dann war da noch ein großer weißer Knopf genau in der Mitte. Wenn man ihn drückte, wurde das Zeitportal geortet und dann aktiviert. Nach einer erfolgreichen Zeitreise zeigte ein kleiner Bildschirm oben die Anzahl der gereisten Jahre an. Im Moment war der Stand auf ‘0’.

      Unter jedem der schwarzen Knöpfe befand sich ein winziger Aufkleber mit Zahlen. Die Zielepochen. Der Aufkleber unter dem obersten roten Knopf trug den Zeitpunkt der Abreise. 21. Februar 2015.

      “Hier, ich hab’ für jeden ‘ne Kopie vom ZPS gemacht. Jede mit einer integrierten Vakuum-Batterie. Hier... und hier.”

      Trevor gab jedem der Mädchen ihren eigenen Zeitportalsucher. Die Geräte sahen identisch aus und waren in durchsichtige Plastikfolie eingewickelt. “Hab’ sie in Sandwichtüten gepackt, damit sie nicht nass werden.”

      „Ach so - hab‘ mich schon gewundert,” sagte Katherine“Das hast du gestern noch alles hingekriegt?”

      “Gute Idee, Trev. Falls wir im Meer landen sollten oder so,” witzelte Chryséis und ließ den ZPS in ihre Jackentasche gleiten.

      “Genau. Wenn wir einen verlieren oder der hier kaputt geht, haben wir noch die anderen als Reserve,” meinte Katherine.

      “Der oberste rote Knopf ist die erste Zeitreferenz für heute. Das wisst ihr ja. Auf den müssen wir nachher alle gleichzeitig drücken, wenn’s losgeht,” fuhr Trevor mit ernsthafter Miene fort.

      “Klar. Jetzt brauchen wir nur noch die VUs. Ein virtueller Unsichtbarkeitsumhang für jeden von uns.”

      Chryséis öffnete ihre vordere Rucksacktasche. Schmale Haarreifen aus schwarzem Plastik kamen zum Vorschein. Mit einem winzigen Kästchen oben drauf und einem flachen Knopf an der Seite.

      Die VUs waren das Beste überhaupt.

      Chryséis und Katherine hatten sich das nach Trevors fast missglückter Zeitreise ausgedacht. Man wusste schließlich nie, was einen so alles erwartete. Das Prinzip war einfach und hatte etwas mit der Biegung von Lichtwellen zu tun. Falls es gefährlich wurde, drückte man einfach auf den flachen Knopf - und verschwand sofort.

      Trevor hatte seinen VU morgens schon aufsetzen wollen, aber das wäre aufgefallen. Ein Junge mit 'nem Haarreifen beim Schulausflug!

      Sie hatten auch beschlossen, die VUs im Zeitportal ausgeschaltet zu lassen. Das Risiko, dass was schiefgehen könnte mit den Frequenzen, war einfach zu groß.

      “Verflixt nochmal.” Die Haarreifen hatten sich ineinander verfangen und Chryséis mühte sich ab, sie aus der Tasche zu bekommen. Katherine sah ihr besorgt zu.

      “Mach schnell, Chris! Das dauert zu lange.”

      “Ja, ja.”

      Zu guter Letzt half sie ihr dabei die Plastikreifen zu entwirren. “Na bitte,” meinte Chryséis triumphierend. Jeder setzte einen Haarreifen auf. Ganz vorsichtig, um den flachen Knopf an der Seite nicht zu berühren.

      “Jetzt kann’s endlich losgehen!” sagte Chryséis aufgeregt. Sie bemerkte nicht, wie


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