Die Midgard-Saga - Hel. Alexandra Bauer
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Alexandra Bauer
Die Midgard-Saga - Hel
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
Großes Unheil kündigte sich an. Balder, Odins Sohn, plagten Todesträume. Stets galt er als der Beste, Schönste und Hellste unter den Asen, nur Gutes gab es von ihm zu berichten. Die Asen wussten, sollte Balder etwas passieren, wäre es auch um sie geschehen. Darum versammelten sie sich und hielten Rat.
Lange rätselten sie, was zu tun war. Dann zog Frigg in die Welt hinaus und ließ alle Dinge und Wesen im Himmel und auf Erden Eide schwören, Balder zu verschonen. Nichts und niemand sollte ihm ein Haar krümmen. Nur ein junger Mistelzweig schien Frigg zu unbedeutend, um ihm den Eid abzunehmen.
Als Frigg ihr Werk vollendet hatte, kehrte sie nach Asgard zurück. Dort feierten die Asen ein Fest, bei dem sie sich damit vergnügten, Balder mit Pfeilen zu beschießen. Sie bewarfen ihn mit Steinen und hieben mit ihren Waffen nach ihm. Nichts verletzte Odins Sohn.
Loki teilte die Freude der Asen nicht. Voller Neid und Hass beobachtete er den Liebling der Götter. In der Gestalt eines alten Weibes suchte er Frigg auf, schwärmte von der Unverwundbarkeit des Göttersohns und lobte ihre Tat in den hohen Tönen. Erst dann fragte er, ob sie wirklich alles bedacht habe.
„Nichts wird ihm schaden. Ich habe von allen Wesen und Dingen heilige Eide empfangen“, gab Frigg preis.
„Das ist wundervoll! Und wirklich jedes Ding und jedes Wesen hat einen Eid geschworen?“, bohrte Loki nach.
„So ist es. Nur ein Mistelzweig schien mir zu jung und schwach, sodass ich ihm den Eid nicht abnahm“, erzählte Frigg.
Daraufhin verabschiedete sich das Weib. Loki aber ging auf die Suche nach einem Mistelzweig und eilte zurück zu den Asen, die noch immer feierten und ihren Spaß mit Balder trieben.
Etwas abseits von allen entdeckte Loki den blinden Hödur, der nicht am Spiel teilnahm.
„Warum erteilst du Balder nicht die Ehre und schießt auf ihn?“, fragte Loki.
Hödur lachte. „Hast du vergessen, dass ich blind bin? Außerdem habe ich keine Waffe.“
„Ich helfe dir“, erwiderte Loki. „Ich habe diesen Zweig, mit ihm kannst du auf Balder schießen. Ich werde den Pfeil für dich lenken.“
So schoss Hödur den Pfeil und Odins Sohn fiel entseelt zu Boden. Entsetzt starrten die Asen auf den toten Gott – und Loki floh.
Trauer herrschte in Asgard. Man bahrte Balder auf einem Schiff auf. Kaum aber lag der Leichnam auf dem Scheiterhaufen, brach auch seine Frau Nanna zusammen und starb. Die Asen betteten sie an die Seite ihres Gemahls.
Alle gaben dem Gott Wünsche der Hoffnung mit auf seinen Weg. Auch Odin flüsterte ihm einige Worte ins Ohr, ehe Thor das Totenschiff entzündete. Die Riesen stießen es hinaus aufs Meer. Dort wurde es von den weinenden Töchtern Ägirs begleitet, bis es von einer Flutwelle verschlungen und auf den Grund des Meeres gezogen wurde.
Niemand trauerte schwerer um Balder als seine Mutter Frigg. Auf ihr Drängeln hin erklärte sich Hermodr schließlich bereit, Hel aufzusuchen und die Totengöttin zu bitten, Balder wieder frei zu geben. Auf Odins Pferd Sleipnir ritt er neun Tage, bis er Hel erreichte. Er mühte sich vergebens, die Totengöttin milde zu stimmen. Sie erklärte sich aber damit einverstanden, Balder zurück zu den Asen zu lassen, wenn alle Geschöpfe und Dinge der Welt um ihn weinten.
Jedes Wesen, sogar die Steine, weinten um Balder. In einer düsteren Felsenhöhle jedoch saß eine grimmige Riesin, Thökk mit Namen, die weigerte sich, auch nur eine Träne zu vergießen. Kein Bitten und Flehen konnte sie rühren.
Viele Asen, die mit Betroffenheit die Weigerung des finsteren Weibes vernahmen, glaubten, dass Loki sein hasserfülltes Werk in der Gestalt der Trollfrau fortsetze. Doch die Beweise fehlten.
So blieb Balder im Reiche der Hel und der Anbruch Ragnaröks lag fortan als dunkler Schatten über dem Handeln aller Asen.
1. Kapitel
Kyndills Flammen malten ein Muster aus