Die Midgard-Saga - Hel. Alexandra Bauer

Die Midgard-Saga - Hel - Alexandra Bauer


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Darum ja, geht bis zum Äußersten. Diese Mission darf auf keinen Fall scheitern.“

      Hermodr nickte entschlossen. Frigg seufzte tief.

      Sif schnaufte und schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, dass ich erneut dagegen spreche, aber ich kann nicht oft genug sagen, dass ich euer Vorhaben für eine schlechte Idee halte. Thor würde es ebenso sehen. Der Plan ist schändlich, er bringt die Ordnung jener Welten durcheinander, die wir schützen wollen.“

      Energisch schüttelte Frigg den Kopf. „Die Ordnung ist aus den Fugen, seit Loki sie aus den Fugen gebracht hat. Wir haben über unser Vorhaben bereits abgestimmt und ich werde mich weigern, erneut darüber zu diskutieren.“

      Zu Theas Überraschung regte sich Sigyn neben ihr. „Wieder stimme ich Sif zu. Als wir auf die Suche nach Fengur …“, sie räusperte sich. „Ich meine natürlich, als wir auf die Suche nach Thea gingen, bestand unser Ziel nur darin, Loki aufzuhalten und ihn seinem geweissagten Schicksal zuzuführen. Der Plan war nie, die ganze Zukunft zu ändern. Aber das würden wir tun, wenn wir Balder aus der Unterwelt befreien.“

      Forseti schüttelte den Kopf. „Auch wenn ihr glauben könntet, dass ich befangen sei, so widerspreche ich! Wir haben lange genug versucht, Loki zu fangen. Was hat uns das gebracht? Mit jedem Misserfolg haben wir ihn nur mutiger gemacht. Jede seiner Handlungen brachte uns Ragnarök schneller entgegen. Das zeigt uns Fenrirs Befreiung!“

      Theas Blick schnellte zu Tyr, der sie kurz ansah und seine Augen dann wieder auf Forseti richtete. Thea verdächtigte den Kriegsgott schon lange, etwas mit dem Verschwinden Fenrirs zu tun zu haben, aber sie wagte nicht, ihren Verdacht offen auszusprechen. Sie wusste, es war verrückt, das zu denken und doch war sie sicher, dass sich Loki damit gebrüstet hätte, wäre er für Fenrirs Befreiung verantwortlich gewesen. Nichts dergleichen war jedoch geschehen, im Gegenteil. Als Thea auf Loki getroffen war, hatte er sogar vehement bestritten, etwas mit Fenrirs Befreiung zu tun gehabt zu haben. Andererseits war Loki aber auch nicht zu trauen und seine Unschuldsbeteuerungen konnten ebenso Teil eines größeren Plans sein wie alles, was er zum Gelingen Ragnaröks unternahm.

      Odin erhob sich. „Ich stimme Frigg zu. Wir werden nicht noch einmal darüber beraten. Das haben wir schon lange und ausgiebig getan. Die Entscheidung ist gefallen. Wir werden Balder aus Hel befreien.“

      Sif und Sigyn wechselten Blicke und gaben sich offensichtlich geschlagen.

      Odins Auge betrachtete abwechselnd Wal-Freya und Thea. „Wer wird euch begleiten?“

      Thea holte überrascht Luft, aber Wal-Freya antwortete, ehe Thea dazu gezwungen wurde.

      „Je weniger uns begleiten, umso besser. Eine noch größere Gruppe als die, die sich zusammenfinden wird, würde zu sehr auffallen. Juli wird sich nicht dazu überreden lassen, hier zu bleiben und ich fürchte, mit Tom sieht es nicht anders aus.“

      Tom und Juli nickten zustimmend. Juli grinste dabei über beide Ohren.

      „Hermodr ist uns Hilfe genug“, schloss Wal-Freya das Thema.

      Juli rutschte auf ihrem Platz hin und her. Forseti bemerkte es. Während er sie anlächelte, fragte er: „Möchtest du uns etwas sagen, Juli?“

      „Ja, wenn ich darf?“, erwiderte Juli.

      Forseti hob die Hand in ihre Richtung und nickte auffordernd.

      Den Blick auf Baba Jaga gerichtet druckste Juli: „Nun, ich dachte gerade daran, dass es vielleicht praktisch wäre, eine Totengöttin dabei zu haben, wenn man sich mit einer anderen Totengöttin anlegt.“

      Baba Jaga riss die Augen auf und hob abwehrend die Hände. „Das wagen wir nicht!“

      Nickend erwiderte Odin: „Und das verstehen und akzeptieren wir, Baba Jaga.“ Er wandte sich an Wal-Freya. „Wir werden euch mit allen erdenklichen Hilfsmitteln ausstatten. Auch gebe ich dir Draupnir mit. So kann Balder sehen, dass ich mit der Entscheidung, ihn aus Hel zu befreien, einverstanden bin.“

      „Dein Wagen mit Bygul und Trjegul ist nicht groß genug, um euch alle zu befördern“, merkte Thrud an. „Nehmt ihr die Pferde?“

      „So ist es“, nickte Wal-Freya und zauberte Thrud ein Lächeln ins Gesicht.

      Nun meldete sich auch Ullr zu Wort. „Ihr müsst reichlich Proviant mitnehmen, vor allem Wasser. Wir wissen nicht, in welche Gegenden Hels euch eure Suche führt. Ihr solltet damit rechnen, dass es schwer werden könnte, frisches Wasser zu finden.“

      Freyr, die Ellbogen auf den Knien und die Hände in der vornübergebeugten Haltung gefaltet, brummte zustimmend. „Ich bestücke Skidbladnir mit Reserven, damit ihr dort im Zweifelsfall Vorrat findet. Irgendwo werdet ihr das Schiff schon auseinanderfalten können.“

      „Ein sehr guter Plan“, lobte Odin. Er blickte in die Runde. „Morgen früh brecht ihr auf. Bis dahin bereitet alles vor. Heute Abend kommt nach Gladsheim. Wir verabschieden euch mit einem Festmahl.“ Er sah zu Baba Jaga. „Bitte kommt auch!“

      Baba Jaga lächelte. „Das machen wir gerne, Odin.“

      Alle nickten zustimmend. Forseti beendete die Versammlung und die Asen liefen auseinander. Sif und Sigyn gingen gemeinsam und steckten dabei die Köpfe zusammen. Offensichtlich brauchten sie Zeit zur Nachbesprechung. Frigg hingegen verließ den Platz zufrieden in Odins Arm eingehängt. Baba Jaga winkte den Freunden zu und verschwand ebenfalls. Nur Wal-Freya blieb mit Thea, Juli und Tom noch auf den Plätzen sitzen.

      Thea versuchte, das gerade Erlebte zu verarbeiten. Morgen früh also würden sie nach Niflheim aufbrechen. Wieder einmal! Dort, in der eisigen Welt des Nordens, hatte ihr Abenteuer einst seinen Anfang gefunden. Wie passend war es, dass es ausgerechnet hier ein Ende finden sollte. Sie erinnerte sich noch gut an die Reise dorthin. Auf Thors und Wal-Freyas Wagen hatten sie das Meer überquert und sich zum Schlafen auf Skidbladnir treiben lassen. Dabei waren sie sogar der Midgardschlange begegnet.

      Plötzlich stutzte Thea. „Sagtet ihr nicht, wir reisen nach Niflheim?“, fragte sie.

      Wal-Freya, die sich gerade von ihrem Platz erhob, blickte verwundert auf. „Ja, daran besteht kein Zweifel.“

      „Bei unserer ersten Reise fuhren wir mit euren Himmelswagen dorthin. Wir flogen Tage über das Meer. Wie sollen wir jetzt mit Pferden dorthin kommen?“

      Wal-Freya streifte lächelnd an ihr vorbei und legte dabei eine Hand auf ihre Schulter. „Aber Thea, was denkst du denn? Das sind doch keine gewöhnlichen Pferde. Auf mit euch nach Sessrumnir. Ich bin mir sicher, Thrud hat sie bereits für euch ausgewählt.“

      Thea legte die Stirn in Falten. Während sie noch rätselte, war bei Juli der Groschen gefallen. Von ‚Wooohooos‘ und ‚Wuuuhuuus‘ begleitet machte sie an Toms Schulter geklammert viele kleine Hüpfer. Da ging auch Thea ein Licht auf. Von einem Schreck gepackt, der ihr bis in die Fußspitzen zuckte, schnappte sie nach Luft.

      „Nein! Das ist ja noch schlimmer als auf deinem Wagen mitzufahren“, protestierte sie und heftete sich an Wal-Freyas Fersen, die bereits auf dem Weg nach Folkwang war.

      „Wieso?“, lachte sie amüsiert. „Zur Abwechslung kannst du dich an eine Mähne klammern, statt mir die Luft abzudrücken.“

      Juli hopste fröhlich an ihnen vorbei und Tom, der nicht zu ahnen schien, was alle schon wussten, folgte mit fragendem Gesicht. „Wovon redet ihr eigentlich?“

      „Wenn wir von besonderen Pferden aus Sessrumnir sprechen, dann kann nur die Rede von Walkürenpferden sein“, erklärte Thea, entlockte Wal-Freya ein Schmunzeln und Juli ein weiteres ‚Wooohuuu‘.

      Nun strahlte auch Tom über das ganze Gesicht. „Fliegende Pferde? Wirklich? Wie cool!“

      Murrend erwiderte Thea. „Sehr cool! Was, wenn wir irgendetwas falsch machen und abstürzen?“

      Wal-Freya blieb auf einer der goldenen Stufen stehen und lachte beherzt. Thea hatte die Walküre noch nie derart erheitert erlebt. Sie wusste gerade nicht, ob es ihr gefiel, dass ausgerechnet sie der Anlass dieses


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