Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen. Michael Schenk

Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen - Michael Schenk


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standen auf einer gewaltigen Lichtung inmitten des Waldes. Jenes

      Waldes, in dem alles seinen Anfang genommen hatte. Zumindest, wenn man

      es vom Standpunkt eines elfischen Wesens aus betrachtete.

      Der Wald war alt, wohl älter als jedes elfische Leben. An seinen Rändern

      wuchsen junge Bäume heran, die zur Mitte des Waldes hin keinen

      Lebensraum gefunden hätten, denn dort standen gewaltige Stämme, die auch

      zehn Männer nicht zu umfassen vermochten und deren Kronen sich

      Hundertlängen über den Boden erhoben, um das notwendige Sonnenlicht

      einzufangen. Zwischen diesen Stämmen herrschte oft ein dämmeriges

      Zwielicht, da es den Strahlen der Sonne schwerfiel, den Boden zu erreichen,

      aber es gab Pilze, die einen sanften Lichtschimmer ausstrahlten, der den

      Lebewesen des Waldes genügte. Manche Stellen waren unzugänglich, denn

      dort waren alte Stämme zusammengebrochen und moderten von Moos

      bewachsen dem endgültigen Verfall entgegen. Ihr Humus gab Farnen,

      Kräutern und einer Vielfalt von Blumen und Gräsern Nährstoffe.

      Inmitten des Waldes gab es eine Reihe von Lichtungen, über welche sich

      die Bäume, aus welchem Grund auch immer, nicht ausgebreitet hatten.

      Bachläufe und ein breiter Fluss zogen sich durch das saftige Grün und die

      Farbenpracht der Pflanzen. Selbst ein großer See fand hier Raum. Insekten

      und Tiere bevölkerten den Wald und nutzten jede Nische, um zu überleben

      und sich auszubreiten. Insekten wurden von Nagern gefressen und Nager von

      größeren Jägern. Der größte Jäger war jedoch der Elf mit seinen Fähigkeiten,

      zu planen und Waffen herzustellen. Dennoch scheuten die Lebewesen des

      gewaltigen Waldes nicht vor den Elfen zurück, denn diese nahmen nur, was

      sie zum Leben brauchten.

      Hier, in diesem Wald, erhob sich das gewaltige Haus des Urbaums, das

      elfische Haus Deshay. Das erste, älteste und stärkste Haus des Elfenvolkes.

      Von hier waren die Elfen einst ausgezogen und hatten die anderen Häuser des

      Waldes und der See gegründet. Mittlerweile gab es viele von ihnen, doch

      keines würde je die Größe und Bedeutung des Urhauses Deshay erlangen.

      »Du warst nicht da, Jalan, mein Freund, und konntest nicht am Rat

      teilnehmen.« Theons Stimme nahm einen leicht erregten Unterton an. »Du

      warst an den Neuen Ufern und hast sie gesehen.«

      Jalan spürte die Neugier seines Freundes und wandte ihm den Blick zu.

      »Zunächst muss der Hohe Rat der Häuser meine Stimme hören. Davor kann

      ich nichts sagen, Theon, das weißt du. So ist es das Gesetz der Elfen.«

      Jalan stieß ein leises Seufzen aus. Er beugte den Oberkörper leicht vor und

      stützte sich dabei gegen den hohen Schild, den er vor sich auf den Boden der

      Lichtung gestellt hatte. Im Schein der Sterne funkelten das Gold und Silber

      seiner Rüstung. Polierter Stahl, wie ihn nur Hände und Feuer der Elfen zu

      schmieden verstanden, und über dem Stahl breite, mit Gold beschichtete

      Bänder, welche die Rüstung stark und zugleich flexibel machten. Das

      wertlose Gold verlieh dem Körperpanzer zwar einen verräterischen Glanz,

      schützte jedoch das darunter befindliche wertvollere Metall vor den

      Witterungseinflüssen. Der Panzer bedeckte Ober- und Unterleib und wurde

      über dem elfischen Gewand aus feinem Stoff getragen, das bis hinunter zu

      den Knöcheln reichte. Der Stoff klaffte ein wenig auseinander und zeigte an

      den Beinen Jalans den silbrigen Schimmer der Kettenglieder, aus denen der

      Beinschutz bestand. Die Füße steckten in ledernen Stiefeln, deren

      Vorderseiten mit Panzerschienen verstärkt waren. Auf dem Kopf trug der Elf

      den hohen Helm des Hauses Deshay, der mit dem filigran gearbeiteten

      Symbol eines weit verästelten Baumes geschmückt war. Nacken und

      Kinnpartie waren durch verzierten Stahl geschützt. Um die Schultern des

      Elfen hing der lange blaue Umhang seines Volkes, vor dem Hals mit einer

      goldenen Spange verschlossen, die das Symbol des Baumes wiederholte.

      Jalan seufzte erneut und legte seine rechte Hand ungeduldig um den Griff

      seines leicht geschwungenen Schwertes. »Die Neuen Ufer sind voller Wunder

      und Gefahren. Meine Augen haben viel gesehen, und wenn ich dem Hohen

      Rat der Häuser berichtet habe, wirst auch du von mir erfahren, wie es um die

      Zukunft unserer Häuser bestellt ist.«

      Theon nickte und drehte sich um. Obwohl er eine Rüstung trug, machte er

      dabei kaum ein Geräusch. So stark die Panzerungen auch waren, wurden sie

      von elfischen Händen doch sehr leicht gebaut, wodurch sie wenig wogen und

      dem Besitzer jede Bewegung erlaubten. Sie waren derart sorgfältig bearbeitet,

      dass ihre Elemente fast miteinander verwoben schienen und nicht den Lärm

      menschlicher Rüstungen hervorriefen.

      Hinter Theon und Jalan war die große Lichtung von einem Blitzen und

      Funkeln erfüllt. Es schien, als sei der Boden aus Gras und Wildblumen unter

      einer golden schimmernden Wolke verschwunden, denn fünftausend elfische

      Krieger standen hier voll gerüstet und warteten schweigend auf den Feind, der

      nun bald kommen musste.

      »Enolas ist nervös«, stellte Theon-olud-Deshay lächelnd fest.

      »Es wird sein erster wirklicher Kampf.« Jalan blickte nach Osten in den

      Wald, dorthin, von wo der Feind kommen musste. »Er zählt kaum hundert

      Jahreswenden.«

      »Ja, er ist noch jung. Und wir sind ein glückliches Haus.« Theon nickte

      zufrieden. »Geburten sind selten geworden in den Häusern der Elfen, Jalan,

      mein Freund. Doch unseres scheint davon nicht betroffen. Auch deine

      Gemahlin wird uns bald das Geschenk machen, eine Tochter zu gebären.«

      »Ja, ein glückliches Haus«, bestätigte Jalan sichtlich zufrieden. »Es scheint

      ein seltsamer Fluch mit unserer Unsterblichkeit verbunden zu sein, wo doch

      die anderen Häuser so wenige Kinder bekommen. Aber wir sind das Haus

      Deshay, das Haus des Urbaums.«

      »Hast


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