Pferdesoldaten 08 - Mit blanker Klinge. Michael Schenk

Pferdesoldaten 08 - Mit blanker Klinge - Michael Schenk


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hinweg. Neben Ihrer Kavallerie, Jeb, die stolze 24 Regimenter und vier Batterien der berittenen Artillerie umfasst, habe ich hier die beiden Infanterie-Corps von Lieutenant-General Longstreet und Lieutenant-General Ewell. Ja, wir haben hier eine beachtliche Streitmacht versammelt, aber bevor wir wieder aktiv werden können, benötigen wir dringend Verpflegung und die meiste unserer Ausrüstung ist schlecht. Bevor wir also nach Norden vorstoßen benötigen wir Vorräte, zusätzliche Ausstattung und frische Pferde.“

      „Holen wir uns von den Yankees“, meinte von Borcke auflachend.

      Stuart drehte seinen Hut in den Händen und spielte versonnen mit den daran befestigten Straußenfedern. „In diesem Jahr werden wir die Yankees so hart schlagen, dass ihnen keine andere Wahl bleibt, als die Konföderation endlich anzuerkennen. Lassen Sie mich mit meinen Reitern hinter den Linien des Feindes operieren. Ich werde seinen Nachschub vernichten und seine Verstärkungen auseinander treiben. Wir wissen von unseren Agenten in der Union, dass die Leute kriegsmüde sind. Noch eine weitere entscheidende Niederlage und Lincoln bekommt keine Soldaten mehr.“

      „Ich kann das nur hoffen, Jeb“, seufzte Lee. „Denn auch wenn wir immer wieder siegen, so steht es doch nicht gut um die Konföderation.“

      Kapitel 5 Nachtmarsch

      Am 8. Juni 1863 waren die Reiterregimenter der Union vorbereitet. Jedes Ausrüstungsteil war überprüft worden. Die Hufschmiede hatten die Pferde, dort wo es erforderlich gewesen war, neu beschlagen. In den geteerten Haversacks wurden Rationen für drei Tage mitgeführt, auch wenn man für den Vorstoß ins Feindesland nur einen Tag veranschlagte. Die Patronentaschen waren aufgefüllt und man hatte ältere Papierpatronen durch frische ersetzt.

      Alfred Pleasonton konnte und wollte sich keine Schlappe leisten und bereitete seine Truppe entsprechend vor. Der General teilte seine 7.981 Kavalleristen in drei Corps ein, die zusätzlich durch 3.000 Infanteristen und 700 Artilleristen mit 34 Geschützen verstärkt wurden. Die Fußsoldaten wurden in zwei Brigaden gruppiert und gehörten zur Elite der Potomac-Armee.

      Brigade-General John Buford führte an der rechten Flanke seine 1ste Kavallerie-Division, eine Reservebrigade Kavallerie, die Infanteriebrigade unter Brigade-General Adelbert Ames und berittene Artillerie. Buford sollte den Rappahanock bei der Beverly Furt durchqueren und gegen Brandy Station vorrücken. Dort würde er sich mit Brigade-General David Gregg und dessen linkem Flügel treffen. Gregg´s 3te Kavallerie-Division sollte eine andere Furt, acht Meilen unterhalb der von Buford genutzten, passieren. Kelly´s Furt, noch weiter südlich, wurde von der 2ten Kavallerie-Division unter Alfred Duffie, einer Infanteriebrigade unter Brigade-General David Russel und berittener Artillerie genutzt.

      Major Matt Dunhill und die 5te U.S.-Kavallerie waren der ersten Kavallerie-Division von Brigade-General John Buford zugeteilt. Dessen Division bestand aus der 2ten, 5ten und 6ten U.S.-Kavallerie, der 6ten Pennsylvania (Rush´s Lancers) und 17ten Pennsylvania, der 8ten Illinois, der 3ten Wisconsin, 2ten Maine sowie der 6ten und 8ten New Yorker Freiwilligenkavallerie. Hinzu kamen eine Infanteriebrigade mit der 86sten New Yorker Freiwilligeninfanterie und drei berittene Batterien.

      Der Marsch zur Beverly Furt nahm fast den gesamten Tag in Anspruch. Gegen Mitternacht ließ Buford seine Division rasten. Man war noch knapp zwei Meilen von der Furt entfernt und befand sich damit noch außerhalb der Sichtweite der konföderierten Wachen.

      John Buford ritt mit Matt Dunhill zu den eigenen Vorposten. Sie bestanden aus Reitern der 5ten U.S.-Kavallerie. Die beiden Offiziere stießen zu ihrer Überraschung auf Major-General Pleasonton und einige seiner Stabsoffiziere, die mit einer Eskorte der 8ten New Yorker Freiwilligenkavallerie nach vorne geritten waren.

      Ringsum herrschte Schweigen. Für die Truppen war Ruhe befohlen und das Anlegen von Feuerstellen war strikt verboten. Gelegentlich war leises Schnauben zu hören und das Scharren von Hufen, doch dies würde nicht bis zum Fluss dringen.

      Pleasonton benutzte ein Fernglas, obwohl man in der dunklen Nacht kaum etwas erkennen konnte. Als er Buford und Matt bemerkte, setzte er es ab. „Was meinen Sie, John, haben die Rebellen uns entdeckt?“

      Buford schüttelte den Kopf. „Ausgeschlossen, Sir. Ihre Vorposten befinden sich noch ein gutes Stück jenseits der Furt. Schätze, sie dürften um die drei Meilen entfernt sein. Nein, die wissen nicht, dass wir hier sind.“

      „Aber das wird sich ändern, sobald wir mit dem Durchfurten des Rappahanock beginnen“, meinte Pleasonton zögernd.

      Buford tastete nach seiner geliebten Pfeife, erinnerte sich dann jedoch seufzend an das Rauchverbot. „Wir werden Nebel bekommen. Ich spüre das in meinen Knochen. Der wird die Sicht behindern und dämpft auch die Geräusche. Schätze, wir werden die feindlichen Vorposten überraschen können.“

      „Was meinen Sie, Dunhill? Sie haben eine Menge Erfahrungen, schon aus den Indianerkämpfen.“

      „Es wird nicht ohne Lärm vonstatten gehen, wenn wir auf die Vorposten stoßen, Sir“, antwortete Matt ohne Zögern. „Spätestens dann wissen die Konföderierten, dass wir kommen.“

      Davis, der in Alabama geborene Colonel der 8ten New Yorker, hatte die Bemerkung gehört. „Wir werden sehr schnell und entschlossen vorgehen müssen. Es darf keine Verzögerungen beim Durchfurten geben. Der Wasserstand des Flusses ist recht günstig. Kaum mehr als ein Yard. Wenn Sie gestatten, Sir, dann bittet die 8te New York um die Ehre, als Erste hinüber zu gehen.“

      Pleasonton lächelte. „Ich zweifle nicht daran, dass sich Ihr Regiment hervorragend schlagen wird. Schön, wenn General Buford keine Einwände hat…?“

      Buford schüttelte erneut den Kopf. „Also die 8te ganz vorne. Ich werde mit der 5ten U.S. direkt dahinter folgen.“

      Custer, der bislang geschwiegen hatte und gebannt in Richtung der Furt starrte, räusperte sich. „General, Sir, ich würde gerne mit der 8ten reiten. Dann hätten Sie ein paar Augen und Ohren ganz vorne und ich kann Ihnen aus erster Hand berichten.“

      Pleasonton lächelte versonnen. „Sie können es kaum erwarten, was, Captain Custer? Meinethalben, schließen Sie sich der 8ten an.“ Pleasonton fehlte es keineswegs an Mut, aber er hatte nicht vor, zu den ersten Männern zu gehören, die dem Feind begegneten. Schon mancher Kampf war verloren worden, weil die Truppe die Führung verloren hatte und Alfred Pleasonton hielt sich für einen nahezu unentbehrlichen Anführer. „Aber halten Sie sich aus den Kämpfen heraus, Custer. Spielen Sie nicht den Helden, sondern erstatten Sie mir Bericht.“

      „Selbstverständlich, Sir“, stimmte der junge Captain mit breitem Lächeln zu.

      Wahrscheinlich glaubte keiner der Anwesenden, dass sich Custer aus den Kämpfen heraus halten werde. Das würde auch kaum möglich sein, denn sobald man auf die Konföderierten stieß, musste es zwangsläufig sehr rasch zu erbitterten und wahrscheinlich unübersichtlichen Auseinandersetzungen kommen.

      „Wissen wir etwas von Gregg und Duffie?“, fragte Buford.

      Pleasonton blickte unbewusst nach Südosten, die Richtung in welcher Kelly´s Furt lag. „Ein Melder berichtet, Gregg´s Division ist bereits über die Furt und bislang nicht entdeckt worden. Er hält sich verborgen und wartet nun darauf, dass wir ebenfalls übersetzen.“

      „Kluge Entscheidung“, meinte Buford. „Sonst hat er Stuart und dessen gesamte Reiterei am Hals. Ich hoffe nur, der Rebellengeneral hält sich mit seinen Regimentern tatsächlich bei Culpepper auf. Falls er sein Lager nämlich näher an Brandy Station hat, dann könnten wir schnell in Schwierigkeiten geraten.“

      „Hart und schnell zuschlagen“, kam es von Custer. „Dann werden die Rebellen gar keine Zeit finden, uns Schwierigkeiten zu bereiten.“

      Matt Dunhill verzichtete auf einen Kommentar. Er hatte in den Kämpfen gegen Indianer, Banditen und Konföderierte die bittere Erfahrung gesammelt, dass ein Schlachtplan nur selten die erste Berührung mit dem Feind überstand. Er warf einen kurzen Blick zu Buford, der offensichtlich der gleichen Meinung war.

      John Buford zog eine mächtige Taschenuhr aus seiner


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