Primel und die Schattenwesen. Vanessa Lange

Primel und die Schattenwesen - Vanessa Lange


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nach Hause. Sie hatte keine Lust auf Gefahren, Schlingpflanzen und grünhäutige Jungen.

      Dieser grünhäutige Junge fing sie auf. Primel sah in sein Gesicht mit den leuchtend grünen Augen und den spitzen Ohren. Was würde sie heute noch alles sehen?

      Ehrlich gesagt reichte es ihr bis jetzt mehr als genug.

      Ein denkender Wald

      „Du musst dich entspannen”, meinte der seltsame Junge gerade, als Primel sich noch immer zitternd aus seinen Armen erhob.

      „Haha, sehr witzig, ich werde von Lianen angegriffen, es ist wahnsinnig heiß, Roxane ist verschwunden, ich habe mich gerade nur durch Vorstellungskraft hierher gebeamt, meine Schwester wurde fast von Schattenwesen entführt und du sagst, ich soll mich entspannen!?”

      „Naja, wir konnten sie ja retten”, entgegnete Wasusch und zuckte mit den Schultern.

      „Du warst das?”, jetzt war Primel noch verblüffter. „Danke!”

      „Kein Ding. Mein Federvogel und ich retten gerne kleine Mädchen und machen größere Mädchen dadurch glücklich”, entgegnete Wasusch und zwinkerte ihr zu. Primel lächelte, während ihr Herz schneller schlug. Langsam gewöhnte sie sich an die grüne Haut.

      „Was hast du über diese Roxane gesagt? Sie ist verschwunden? Das ist kein gutes Zeichen”, fügte er an und Primel schluckte eine sarkastische Bemerkung herunter. Von wegen, sie solle sich entspannen.

      „Ich habe sie das letzte Mal dort gesehen”, meinte sie und deutete auf die Wurzel, hinter der Roxane sich versteckt hatte. Wasusch legte die Stirn in Falten und murmelte etwas, das sich in Primels Ohren nach einem Fluch anhörte. Er erschien ihr generell mehr wie ein Mensch als ein fantastisches Wesen. Oder fluchten magische Wesen etwa?

      Zögerlich lugte Primel an Wasuschs kräftiger Schulter vorbei hinter die Wurzel und taumelte erschrocken zurück. Die Wurzel hatte Roxane gefangen. Sie wimmerte leise. Kleine Ästchen umschlangen ihre Arme und hielten sie fest.

      „Rossane!”, rief Lil betroffen. Wasusch raufte sich die blonden Haare und starrte die Wurzel streng an.

      „Du gibst jetzt sofort diese Lacrima frei oder muss ich erst Lollix holen?”, schimpfte Wasusch wie eine Mutter mit einem unartigen Kind. Die Wurzel lockerte ihren Griff, gab die Fee aber nicht frei.

      „Ok, dann hol ich jetzt Lollix. Er liebt Wurzeln als Nachtisch”, meinte Wasusch lässig, wackelte mit der Hand und rief: „Lollix! Kommst du bitte mal?”

      Primel hielt die Luft an, sie drückte Lil ganz fest an sich und ignorierte ihre Befreiungsversuche. Erneut brach der nilpferdgroße Vogel aus dem Gebüsch und stieß ein furchterregendes Gebrüll aus, das die Bäume wackeln ließ und in der Brust wiederhallte.

      Mit einem Zischeln zog sich die Wurzel zurück und Roxane schoss in die Lüfte. Sie verschränkte die Arme und meinte: „Also, ich hätte nichts dagegen, jetzt wieder nach Hause zu gehen. Meint ihr, mein Stamm akzeptiert das als ein Abenteuer?”

      Wasusch lachte und auch Lollix grunze belustigt. Da begriff Primel, dass es nicht so einfach werden würde mit dem Zurückgehen.

      „Ich schlage vor, ihr begleitet uns in unsere Höhle. Mit uns dürftet ihr sicher sein. Der Wald wagt es nicht, euch anzugreifen, wenn wir dabei sind. Bei unwissenden Neuankömmligen allerdings ist er nicht so freundlich. Ich schätze, es war auch der Baum selbst, der sich einen Scherz erlaubt hat, als er Lil auf einen seiner Äste gehoben hat”, erklärte Wasusch und setzte sich in Bewegung. Primel sagte dazu nichts. Sie wusste auch gar nicht, was sie sagen sollte. Da kam ein grünhäutiger Junge an und offenbarte ihr, dass hier in diesem Wald alle Pflanzen wohl selbst denken konnten und Späße mit Kindern trieben.

      Primel zwang ihre wackeligen Beine, vorwärts zu gehen.

      „Lollix ist mein treuer Federvogel, wisst ihr”, erklärte Wasusch, während sie durch das Dickicht stapften. „Ohne ihn hätte ich hier nicht so lange überleben können.“

      Primel zitterte bei dem Gedanken daran, wie sie hier ohne Wasusch weitergekommen wären. Lil wäre längst von den Schattenwesen verschleppt, Roxane von der Wurzel verspeist und sie alleine zurückgelassen oder von Schlingpflanzen gefressen worden.

      Überall um sie herum zogen sich zischend Lianen zurück und Wurzeln gaben den Weg frei. Ein betörender Duft lag in der Luft und Primel hielt die schwitzende Hand ihrer Schwester. Sie konnte es nicht gebrauchen, dass Lil, von dem Duft angelockt im Inneren einer Pflanze landete.

      Dennoch musste sie staunen, wie schön der Wald der Fantasien war. Schmetterlinge mit transparenten Flügeln schwirrten um ihren Kopf herum und das eine oder andere Mal erspähte sie einen bunten Schwanz unter einem Blatt. Die Wesen hier waren ganz anders, als die Geschöpfe, die in ihrer Welt in normalen Wäldern lebten.

      Kurz dachte sie an Borke, aber dann wurde sie nur wieder wütend. Er hätte gar nicht anfangen dürfen, Lil den Wald der Fantasien zu beschreiben. Dann wäre das alles gar nicht passiert. Er hätte es wissen müssen. Er war einfach unverantwortlich.

      Primel merkte nicht, wie die Zeit verging, so sehr war sie mit Staunen beschäftigt. Am interessantesten fand sie den Muschelmann. Er lebte in einem kleinen Salzwassersee, an dem sie vorbeigingen, trug eine Muschel auf dem Kopf, war nicht größer als Roxane und hatte ihnen Wasser zum Trinken gegeben, das gar nicht salzig geschmeckt hatte.

      Es hatte Primel erfrischt und gleichzeitig beruhigt. Seit der Begegnung mit dem Muschelmann war sie viel gelassener. Der Spaziergang durch den Wald der Fantasien begann ihr sogar Spaß zu machen und Hunger hatte sie irgendwie auch nicht mehr.

      „Stresgnsgejngem!”, zischte es plötzlich durch den ganzen Wald. Primel zuckte zusammen. Was war das?

      „Keine Sorge”, beruhigte sie Wasusch, „das ist Lollix seine Sprache. Er begrüßt seinen Bruder Xer.”

      Roxane zog skeptisch ihre schmale Augenbraue hoch.

      „Ich würde jetzt gerne zurück. Ich muss zu meinem Stamm und mein Abenteuer melden”, meckerte sie und verschränkte ihre Arme in der Luft. „Das hier ist kein Ort für Lacrime.”

      Die Fee rümpfte demonstrativ die kleine Nase.

      „Priml, ich bin müde”, murmelte Lil und zog an ihrer Hand. Auch Primel spürte deutlich die Erschöpfung.

      „Wir sind bald da”, versicherte Wasusch und lachte.

      Er war auch der einzige, der trotz tropischer Temperaturen nicht zu schwitzen schien. Er hatte außerordentlich gute Laune.

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