Paradoxe Gerechtigkeit. Stefanie Hauck

Paradoxe Gerechtigkeit - Stefanie Hauck


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mit ‘M’. War auch so ein langweiliger Nachname. Aber ich habe ja zum Glück... oh nein, habe ich nicht”, stöhnte Thomas.

      “Was hast du nicht?!”

      “Ich habe mir seine Telefonnummer nicht geben lassen, so ein Mist!”, murrte Thomas, “das kam bestimmt nur von diesem ganzen elenden Nachbohren und dümmlichen Indianergequatsche, dass ich das vergessen habe. Zum Glück hat Philip dafür gesorgt, dass wir uns unauffällig abseilen konnten, ehe die noch dreister wurden.”

      “Tja, und was willst du machen, wenn die Versöhnungsaktion mit Jeremiah nicht klappt?”, wollte Martha wissen, “dann hast du so eine geniale Chance vertan und liegst immer noch im Streit mit deinem Bruder.”

      “Dann kann ich diesen Peter immer noch anrufen und ihm sagen, dass das mit der Versöhnung nicht geklappt hat. Vielleicht wirkt das dann noch positiver, als wenn ich die Einladung angenommen hätte. Wer schlägt schon solch ein Angebot aus, weil er sich lieber mit seinem Bruder versöhnen will? Das ist was wirklich Edles. Und was die Telefonnummer von diesem Peter angeht, so soll mir Philip die besorgen, der war schließlich auch auf dem Empfang. Bestimmt kann der Bürgermeister ebenfalls weiterhelfen. Von daher ist doch alles in Butter.”

      “Okay, akzeptiert”, entgegnete Martha, “und jetzt wüsste ich nur noch gern, was der Grund für deine schlechte Laune ist. Du sagtest eben was davon, dass sie dich verhöhnt hätten. Bisher hast du aber nur Positives erzählt.”

      “Ach ja”, erwiderte Thomas unwirsch, “die haben mich mit einem Indianer verglichen.”

      “Na, ein guter Fährtenleser bist du aber allemal”, hielt Martha dagegen.

      “Tja, das meinten die aber nicht”, murrte Thomas, “die meinten, ich sähe einem Indianer ähnlich, der Jones heißt und einen Doktortitel hat!”

      Martha sah ihren Mann nicht besonders intelligent an, als er das sagte. Darauf konnte sie sich keinen Reim machen.

      “Na siehste, da fehlen euch auch die Worte”, fügte Thomas noch an.

      Kaum dass er das gesagt hatte, machte es bei Sophie “klick”, und sie prustete los.

      Thomas blickte ziemlich böse zu seiner Tochter herüber und meinte brüskiert: “Darf ich vielleicht erfahren, was der Grund für deine plötzliche Heiterkeit ist?”

      “Ich denke, ich soll für den Rest des Abends den Mund halten”, rechtfertigte sich Sophie.

      “Ich hab dich was gefragt!”, zischte Thomas zurück.

      “Na schön, wenn du es nicht anders willst”, entgegnete Sophie, sah ihren Vater prüfend von der Seite an und musste schon wieder grinsen, “die Typen da auf dem Empfang meinten nicht einen Indianer, sondern Indiana Jones.”

      “Macht das einen Unterschied?!”

      “Und ob”, erklärte Sophie, “Indiana Jones ist ein Weißer und ein Doktor der Archäologie...”

      “Na schön, aber ich wüsste nicht, was es da für Ähnlichkeiten mit meiner Person gäbe!”, murrte Thomas.

      Erzähl du mir nicht nochmal, dass ich Leute ausreden lassen soll, Paps, dachte Sophie verärgert, wo du auch andauernd andere unterbrichst. Aber das werde ich dir nicht unter die Nase halten, weil du wahrscheinlich jetzt den größten Schock deines Lebens erleiden wirst, und man muss die Sache ja nicht noch schlimmer machen, als sie eh schon ist.

      “Paps”, setzte Sophie an, “du musst jetzt sehr tapfer sein. Paps, Indiana Jones existiert nicht wirklich. Er ist eine Filmfigur. Und du siehst dem Darsteller, der ihn gespielt hat, wirklich zum Verwechseln ähnlich.”

      Thomas sah seine Tochter an, als habe es gedonnert.

      “Sag das nochmal!”, hauchte er entgeistert.

      “Indiana Jones ist eine Filmfigur, und der Typ, der ihn gespielt hat, heißt Harrison Ford. Und dem siehst du wirklich zum Verwechseln ähnlich.”

      “Das kann ich nicht glauben”, murmelte er fast tonlos.

      “Du musst es auch nicht glauben, Schatz”, schaltete sich Martha nun wieder ein, “es ist eine Tatsache. Und reiß Sophie jetzt bitte nicht den Kopf dafür ab, dass sie dir das erklärt hat.”

      “Äh, nein, schon gut”, stammelte Thomas fassungslos, um dann plötzlich aufzufahren, “und warum erfahre ich das erst jetzt? Ihr habt das mit diesem... wie hieß der noch?”

      “Harrison Ford”, meinte Sophie.

      “Ja genau, den Namen hab ich da auch gehört von den Männern auf dem Empfang, also, ihr habt das mit diesem Harrison Ford und mir doch bestimmt schon länger gewusst. Warum habt ihr es mir dann verheimlicht?!”

      “Es hätte dich doch bloß verärgert”, fand Martha, “und ist das so wichtig? Das gibt es öfter, dass man einen Doppelgänger hat.”

      “Dieser Kerl ist ein Schauspieler!”, fuhr Thomas hoch.

      “Ja, allerdings”, konnte sich Sophie den Kommentar jetzt nicht verkneifen, “nur dass er ein sehr berühmter, gut aussehender, beliebter und deshalb auch sehr erfolgreicher Schauspieler ist. Von daher kannst du froh sein, dass der nicht so unfähig ist, dass er mehr im Schnellrestaurant an der Fritteuse als vor der Kamera steht.”

      “Du halt dich da raus!”, wies der Vater sie zurecht, “hat dieser Harrison Ford auch einen Vornamen?”

      “Wieso?”, fragte Sophie irritiert zurück.

      “Wieso, wieso”, zeterte Thomas, “jeder Mensch hat einen Vor- und einen Nachnamen. Davor kann sich noch nicht mal ein Schauspieler drücken. Also, wie heißt dieser Harrison Ford mit Vor­namen?”

      Sophie musste sich schwer zusammennehmen, um nicht schon wieder loszulachen.

      “Sein Vorname ist Harrison”, meinte sie milde.

      “Red kein dummes Zeug, kein Mensch heißt Harrison mit Vornamen.”

      “Anscheinend doch!”

      “Dann ist es bestimmt ein Künstlername, sowas kann sich auch nur ein Schauspieler ausdenken, typisch!”

      “Ich glaube, dass das sein bürgerlicher Name ist und dass sich seine Eltern das ausgedacht haben.”

      “Oh Mann, sowas kann es auch nur beim Film geben”, Thomas konnte sich gar nicht beruhigen, “ein Kerl, der noch nicht einmal einen vernünftigen Vornamen hat, spielt einen Typen, der mit Vornamen wie ein Bundesstaat der USA heißt. Ebenso gut hätte ich dich Connecticut nennen können.”

      “Da hab ich aber nochmal Glück gehabt”, meinte Sophie mit stoischer Ruhe.

      Thomas wollte seine Tochter gerade am liebsten für diesen frechen Ausspruch maßregeln, als Martha ihm zuvorkam.

      “Na gut, dann hätten wir das jetzt wohl geklärt”, fand sie, “und tu mir bitte einen Gefallen, Thomas, und reg dich wieder ab. Es mag sein, dass du für die Berufsgruppe der Schauspieler nicht viel übrig hast, aber diese Leute haben auch einen Lebensberechtigungsschein. Und wie Sophie schon sagte, ist Harrison Ford nicht erst seit gestern im Geschäft. Und er ist gut im Geschäft. Und er hatte meines Wissens keine Affären und keine Skandale. Allgemein bekannt ist aber, dass er als sehr bescheiden gilt und man tendenziell nur von ihm hört, wenn er gerade wieder einen neuen Film herausgebracht hat. Das dürfte dann auch erklären, warum du gar nichts von ihm wusstest. Von daher kannst du noch nicht einmal sagen, dass die Männer auf dem Empfang dich verhöhnt hätten. Sie haben dir wohl eher ein Kompliment gemacht, wobei es noch nicht mal ein Kompliment ist, denn sie haben lediglich eine Tatsache festgestellt.”

      “Ja, aber es kam so plötzlich”, nahm sich Thomas etwas zurück, “na ja, und ich habe da halt was missverstanden...”

      “Du scheinst öfter was misszuverstehen, Paps”, seufzte Sophie, “ich kann nur hoffen, dass sich dieses Missverständnis zwischen Onkel Jerry und dir in Wohlgefallen


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