Aus der frühen Geschichte Pommerns - die Pomoranen, Liutizen und Obodriten - der 30kährige Krieg - Stralsund 1678. Johann Ludwig Quandt
Wigbert starb 1124 unter Umständen, die ihn als noch nicht entkräftet zeigen (Er zog sich die tödliche Krankheit zu, als er selber ein bei ihm in der Nacht entstandenes Feuer unbekleidet löschte, durch die Verletzungen und die Erkältung. Vita 12.), war 1115 ff. noch ein rüstiger Kämpe, heiratete erst Ende 1084, und zwar eine Tochter Wartislaws von Böhmen (33). Der Markgraf, in dessen Pflege er überging, der ihn wehrhaft machte, belehnte, ihm Groitzsch vertauschte, ist also nicht Udo I. (1056—57), sondern Udo II. (1057—82); der Tausch geschah, weil Udo aufmerksam gemacht ward, er habe für sich, die seinen und seine Nachkommen von dem juvonis zu fürchten; das konnte nur der Fall sein, als mit den anderen sächsischen Fürsten er sich und als einer der Tätigsten gegen König Heinrich IV. empörte, 1073—75; er geschah wohl 1075, weil da Udo in Gefahr war, und dahin die vita weist; denn kaum hatte Wigbert Groitzsch in Besitz genommen, so befehdeten ihn die Nachbarn und vertrieben ihn bald, er ging, und zwar 1076, zu Wratislaw (Die Vita hat hier eine verworrene Chronologie. Fixpunkt ist die Rückkehr aus Italien 1084 und die gleich daraus folgende Vermählung mit Judith, deren Zeit durch die Heirat ihrer Mutter, ihres Sohnes (1110) und die Verhältnisse ihrer Brüder bestätigt ist. Der Autor setzt gleich nach Wigb. Ankunft bei Wrat. dieses Erhebung zum Könige (2, 3), die in 1086 gehört, darauf folgt der Kriegszug nach Italien, der bis kurz vor dem Ausbruch von da 7 Jahre gedauert habe (4, 8, 22), nach ihm ist also Wigb. 1076 zu Wrat. gekommen. Wigberts Belehnung mit Niseni und Budissin setzt Giesebr. (2, 137) in 1076, die Vita gleich nach der Verheiratung als Mitgift; das ist festzuhalten, denn er baute sofort die Feste Swortz (4, 28), „unbekannter Lage“, nicht doch, sie lag nahe Zeitz (4, 31), ist also (schon nach Büsching) Schwerzau zwischen Zeitz und Groitzsch und bis 1813 in dieses Amt Pegau; er hatte also Gr. wieder, erhielt es nach König Rudolfs Tod (5, 6, 7), Winter 1080—81.), der in dem Jahr vom Kaiser mit der Mark Meißen belehnt ward; damit aber beginnen die Taten, die der Biograph von seinem Helden berichtet. Dieser ist nach alledem etwa 1053 geboren, nicht eher, da seine Mutter frühestens 58 Jahre hernach starb (Wigb. erbt 1110 die Herrschaft Vitzenburg, übergibt das Nonnenkloster darin seiner Mutter zum Ruhesitz, die stirbt dort „nach etlicher Zeit“ 6 Kal. Mart (Vita 9) also frühestens 1111.). Der Vater starb „frühzeitig, als juvenis, da der Sohn noch puerulus war“, und erst einige Jahre später, als Knabe nach der Sitte, und vor der Wehrhaftmachung, an Udos Hof kam. Der Vater ist also gegen 1030 geboren, nicht nach 1060 gefallen; die Einbrüche in Liutizien gehören nach 1050, der gegen Pasewalk, so weit ins Land hinein, also nur unter ganz besonderen Umständen möglich, in 1057, wo die Liutizen den gewaltigen inneren Krieg um die obere Pene führten.
„Das Balsamerland (zwischen Werben und Stendal) war deutsch die ganze Zeit der Ottonen hindurch, hernach wendisch (Wigb. erbt 1110 die Herrschaft Vitzenburg, übergibt das Nonnenkloster darin seiner Mutter zum Ruhesitz, die stirbt dort „nach etlicher Zeit“ 6 Kal. Mart (Vita 9) also frühestens 1111.)“, dies also erst nach dem Frieden von 997, folglich auch nach dem Friedensstande unter Heinrich, wo es auch Chroniken und Urkunden als deutsch zeigen, mithin erst unter Konrad; Heinrich ist mit unter die Ottonen gerechnet. Unter Konrad endete der Friedenszustand; er war 1032 zu Werben, um dem Reiche gegen die wortbrüchigen Liutizen Sicherheit zu gewähren, weil dort etliche Jahre viele Niederlagen und Überfälle geschahen; dort fiel 1033 ein Graf mit vielen, gab es 1034 plura et insolita bella, griffen die Liutizen die Grenzen der Sachsen an, eroberten 1035 die Reichsfeste Werben, bis der Kaiser sie 1035. 36. durch Heerzüge zum Frieden zwang. Wolfs Kriegsfahrten, die ihm das Balsamerland (schwerlich ganz) einbrachten, gehören daher zwischen 1030 und 1035, — er war deutschen Geschlechts, nur Kriegsgenosse der Liutizen, konnte also leicht seine Interessen von den ihrigen trennen, zum Kaiser tretend das Erworbene behalten; — wohin in Wolfs Leben sie gehörten, sagt der Bericht nicht, ersichtlich in die Zeit seiner Vertreibung aus Jumne.
Der rex Danorum, zu dem Wolf ging und dessen Tochter bekam, bei dessen Tode er das Land gewann, kann kein dänischer Jarl von Jumne (Nicht Sveinn, Knuds Sohn, der ist zu jung dazu, nicht sein unerwähnter Nachfolger, der ist zu spät, nicht Toke, dem folgte Sigvaldi, nicht dieser, der kam nicht nach Jumne zurück.), kann, da man dann den Titel nehmen muss, wie er lautet, nur Knud sein, gestorben 1035, und gleich darauf heerten die Wenden von da in Dänemark und hatten 1012 den Angriff des Königs Magnus zu bestehen. Die Erwerbung war „bald nach der Vertreibung“ Wolfs, und dazwischen fallen jene Kriegsfahrten über die Elbe. Sein Sohn fehdet nach 1050, natürlich nicht nach der Insel Wollin, sondern gegen die Liutizen, und bis um Pasewalk, um für die Vertreibung seiner Brüder aus Jumne Rache zu nehmen, folglich fällt die Vertreibung zusammen mit der Eroberung Wulins 1050 durch die Liutizen von der Unter-Pene, und wird diese Nachricht gleichfalls von Wigbert herrühren (Denn sie steht (A. 16), was auffallen muss, in der Chronik des späteren Klosters Alt-Zelle bei Nossen, das lag in dem Gau Niseni, den Wigbert 1084 erhielt (A. 33).); sie nahmen gewiss auch Pasewalk, und da dessen Umgegend hernach und ursprünglich den Ukrern gehörte, so erklärt sich, dass sie dem Wigbert den Durchzug verstatteten. Dieser ist vorher ins Balsamerland, das ihm bestimmte Erbteil, gegangen, wohl gleich 1035 darin geblieben. Wolfs Tod fällt denn Anfangs 1050. Die ihn vertreibenden Schwäger sind der 1030 von Jumne abgerufene Sveinn, Knuds natürlicher Sohn (Die dänischen Könige hatten damals viele uneheliche Söhne, waren mehrenteils selber solche. Auch der Obdrite Godschalk war in Knuds und Sveinn Estridsons Gefolge und erhielt des zweiten Tochter, deren uneheliche Geburt Helmold gar nicht anmerkt.), und ein auch als Nachfolger zu postulierender Bruder, den Wolf 1035 tötete. Jene Liutizen von 1050 sind die an der See wohnenden, welche um 1020 König Wortigern (Wortigern ist zwar bekanntlich ein britischer Name, doch auch slawisch; wrt (umwenden, vertere, speziell Feinde zur Flucht bringen), auch in Marti-, Wrati-, Wort-slaw, Wirt-czech; jar (leuchtend, — peraht, brecht deutsch), in Jaro-mar, -staw, -polk, -gnew, auch ger geschrieben (Germar, Gero-vit, Cesi-gor). Ein n ist auch zugesetzt in Rathebernus (C. P. 95) für Ratibor.) beherrschte; der war Knuds Schwestermann, also avunculus seiner Söhne, ist der avunculus des Berichts, noch 1050 regierend. Sein Sohn ist der König, der 1069 Leutecier, Polen (d. i. Pommern) und Jomsburger in Heerfolgepflichtigkeit dem Könige Sweinn nach England schickte; beide hatten sich den Dänen angeschlossen, von den übrigen Liutizen gesondert. — Die Tochter Knuds, o. Z. eine uneheliche (Die dänischen Könige hatten damals viele uneheliche Söhne, waren mehrenteils selber solche. Auch der Obdrite Godschalk war in Knuds und Sveinn Estridsons Gefolge und erhielt des zweiten Tochter, deren uneheliche Geburt Helmold gar nicht anmerkt.), muss Wolf um 1026 geheiratet haben, da Knud 995 (Nach Snorre, später nach Knytlingo S., was zu seinen Verhältnissen nicht passt.), Wolfs dritter Sohn um 1030 geboren ist.
Die Nachrichten über Wolf fügen sich demnach vollkommen und ergänzend in die anderweitigen Meldungen, sind von Wigbert her treu, obwohl nicht vollständig, zu seinem Biographen gelangt. Das ist denn auch von denen über die Vorfahren zu präsumieren. Der an der Spitze stehende Emelrik (gth. Amalareiks) heißt rex Teutoniae, über (nicht in Teut.), also kann Kuning nicht nach seiner etymologischen Bedeutung (= Etheling) wie es z. B. um 880 der Angelsachse Wulfstan braucht, gefasst, Teutonia nicht, wie schon von Brotulf im 16. Jahrh., als Ditmarsen verstanden werden. Ich schließe: er war einer der vielen Näskonungar (Vorgebirgs- oder Seekönige), deren Herrschaft Gorm der alte († 936) vernichtete, als er Jütland bis zur Schley eroberte (Langebek SS. rer. Dan. II 80. Anon. Roskild. und Gunlaug Olaf-Trygvesons 8. bei Dahlmann Forschungen 1, 431 ff.), seine Teutonia ist der Westteil der Insel nördlich des Liimfjord, das jetzige Thyland, Insel Thud bei Adam v. Br., Thythe - Sysscl im dänischen Reichslagerbuch von 1231, auch Thiut in U (Ad. Br. 4, 16. Langebek 1. c. VII 518; iu = eu, vgl. nur Lin-, Leutizien.). Seine Brüder, deren Namen in der oberdeutschen Form (durch Umsetzung aus der nordischen) gegeben sind, flüchteten zunächst nach der Diözese Verden, wo Ditmar blieb, Herlib nach Brandenburg zu den Liutizen, wie nachmals dorthin Kizo und andere, damals zu diesen Graf Wichman aus der Verdener Diözese, er vielleicht als dieses Begleiter. Herlibs drei Söhne heißen dort Hartungen, entweder weil sie durch Größe und wilden Mut sich so auszeichneten, dass man den Namen der sagenberühmten Harilingen (Hérulen) auf sie übertrug, oder weil sie sich von solchen herleiteten. Bekannt ist seit Alters der Harlungerberg bei Brandenburg; vielleicht will der Autor sie damit in Verbindung setzen, da er die zwei älteren wohl als dort verblieben andeutet.
Die Namen der Familienglieder sind deutsch, nur Wolf, Sohn einer norwegischen Königstochter, hat einen nordischen (Als (späterer) deutscher ist er Verkürzung aus Wolf-gang, -ram, -hard, hier wolf aus Huolf — Hülfe entstanden. — 45) Vgl, §. 18 Anfang.),