KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher. Stephan Waldscheidt

KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher - Stephan Waldscheidt


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Selbstverleger Sebastian ist zwar nicht auf einen Verlag angewiesen, aber auf einen oder sogar mehrere Dienstleister. Er will, dass der Leser sein Buch möglichst überall möglichst einfach und möglichst schnell kaufen kann. Doch so, wie der Verlagsautor vorm Versenden seines Manuskripts vor der Wahl steht, an welchen Verlag er die Früchte seiner Arbeit schicken soll, muss auch Sebastian eine Wahl treffen – und damit mehrere schwierige und weitreichende Entscheidungen. Auf dem Markt tummeln sich Hunderte von Anbietern, die dem Selfpublisher alle eins versprechen: der beste Partner auf dem Weg zum Bestseller zu sein.

      Hilfreich kann es sein, zwei Gruppen von Anbietern getrennt zu betrachten: Das sind einerseits die Distributoren, die Ihr Buch an die wichtigen Händler verteilen. Dazu gehören beispielsweise BookRix und neobooks. Zur zweiten Gruppe zählen Anbieter wie Amazon mit KDP, die sowohl das E-Book erstellen und es im eigenen virtuellen Shop auch gleich zum Verkauf anbieten. Eine Unterscheidung bleibt im Einzelfall schwierig, da auch die Distributoren eigene Webshops betreiben, etwa neobooks.

      Auf Wikipedia wird der Begriff Selfpublishing-Plattform gebraucht (http://j.mp/Y0VOUe). Da diese Definition aber von einem Werkvertrag zwischen Autor und Plattform ausgeht, erscheint sie mir zu eng.

      Daher schreibe ich hier übergreifend von Selfpublishing-Dienstleistern.

      Um bei den Händlern, online und im Real Life, gelistet und verkauft werden zu können, braucht Ihr Buch eine ISBN. Eine International Standard Book Number heißt vor allem: Das Buch kann ins Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) aufgenommen werden und damit kann es jeder Buchhändler zwischen Flensburg und Garmisch, zwischen aaa-buch.de und zzz-books.de bestellen.

      Sie können sich eine ISBN kaufen. Auch der Eintrag ins VLB kostet Geld.

      Manche Dienstleister wie BookRix oder neobooks stellen die ISBN selbst. Wer mit Amazons KDP veröffentlicht, bekommt keine ISBN. Und die ist auch gar nicht nötig, da Amazon das Buch (in der MOBI-Version) exklusiv vertreibt. Anders sieht es bei Amazons CreateSpace aus, wo das Unternehmen an seine Autoren eine eigene ISBN vergibt. Diese jedoch ermöglicht allein die Bestellung bei Amazon selbst. Sie ist im engeren Sinn also gar keine echte ISBN.

      Außerdem fehlt bei KDP ein Eintrag ins VLB. Was logisch ist, da Amazon ja gar nicht will, dass man die Bücher anderswo kaufen kann. Damit schlägt Amazon zwei Fliegen mit einer Klappe: Man spart sich das Geld für die ISBN und den Eintrag ins VLB und man zwingt Interessenten, das Buch bei Amazon zu kaufen.

      Mehr zu ISBN und VLB sowie hilfreiche Links im Kapitel über den Vertrieb Ihres Buchs.

      Manche Dienstleister wie epubli oder BoD verlangen, dass der Autor einen Vertrag mit ihnen abschließt. Wo aber bleibt da das Self im Selfpublishing und wo liegt der Unterschied zu einem regulären Verlag, mal von der schlechteren Betreuung abgesehen, den notwendigen Eigenleistungen des Autors und kostenpflichtigen Zusatzdiensten wie Lektorat und Werbung? Ist ein Autor mit einem solchen Vertrag noch ein Indie, ein unabhängiger Autor?

      Mir kommt das Geschäftsmodell dieser Anbieter ein wenig wie das Gebaren der Banken vor: Zwar ist zum Abschluss eines Kontos mindestens die gleiche Menge Papierkram erforderlich wie früher, die Bank bietet dafür aber deutlich weniger oder, andersherum, überträgt ursprüngliche Bankaufgaben an den Kunden: Geld ein- oder auszahlen, Kontoauszüge drucken, Daueraufträge einrichten oder ändern, Überweisungen tätigen – all das erledigt der Kunde für die Bank.

      Der Unterschied zu dem paradoxen Konstrukt des Selfpublisher-Verlags ist der, dass die Banken sich weiter Banken nennen, obwohl sie kaum noch welche sind, die Selfpublisher-Verlage aber das Wort Verlag tunlichst meiden, obwohl sie selbst in vielem wie ein Verlag agieren.

      Bevor Sie sich für einen Dienstleister entscheiden, sollten Sie genau darauf achten, welche Dienste er tatsächlich leistet.

      Während Amazon vom Hochladen der Daten bis zum Verkauf des Buchs alles aus einer Hand erledigt, tritt ein Anbieter wie XinXii vor allem als Distributor auf.

      Bei Werbesprüchen sollten Sie genauer hinsehen: Auch BoD wirbt zwar auf der Homepage mit »Alles aus einer Hand« (Juli 2014). Der Webshop von BoD spielt hingegen als Onlinehändler nahezu keine Rolle.

      Andererseits können Sie bei manchen Distributoren wie BoD bequem Zusatzleistungen wie ein Lektorat hinzukaufen. Manche Dienstleister wählen sogar aus, ob ein Buch ihren Ansprüchen genügt (und werden in dieser Hinsicht dann noch eindeutiger zum Verlag), während wieder andere lediglich die Daten konvertieren und das E-Book vertreiben. Prominentes Beispiel: Amazon. (Wobei auch Amazon mehr und mehr echte Verlagsaufgaben übernimmt, etwa bei den Amazon Singles, und mehr und mehr eigene Verlagsimprints betreibt.)

      Stellt sich die Frage: Was genau wollen Sie von einem Dienstleister?

      Welcher Dienstleister bietet Ihnen die besten Konditionen? Für welche Dienste und Zusatzleistungen genau? Was davon brauchen Sie? Was erledigen Sie selbst? Was lassen Sie Bekannte für Sie erledigen? Welche Konditionen sind Ihnen wichtig? Nur das Honorar? Oder auch die Vertriebswege?

      Wie viel kostet das Selfpublishing beim jeweiligen Dienstleister? Die Preisspannen sind groß. Los geht’s mit 0 Euro. Wie viel Geld wollen Sie ausgeben?

      Wer Leistungen hinzukauft, landet schnell im dreistelligen Bereich. Kommt ein gutes Lektorat dazu, wird es vierstellig, egal ob beim Dienstleister geordert oder bei einem freien Lektor.

      Ein Lektorat ist eine gute und wichtige Sache. Aber Sie sollten sich fragen, ob es in einer gesunden Relation zu den erwarteten Einnahmen steht – hier hilft eine konservative Schätzung, auch Erfahrungen mit den ersten Büchern machen klüger und ebenso Informationen von anderen Selbstverlegern. Wenn Sie im Jahr mit dem Buch geschätzt tausend Euro verdienen – lohnt sich ein Lektorat für dreitausend Euro? Bedenken Sie dazu auch Folgendes: Ein Lektorat ist eine Betriebsausgabe, mindert also Ihren steuerpflichtigen Gewinn.

      Viele weitere Fragen kommen auf Sie zu. Einige der wichtigsten führe ich im Folgenden auf und gebe erste Anregungen dazu.

      Ich empfehle Ihnen in jedem Fall, sich im Detail über einschlägige Ratgeber und Websites über diese und weitere Fragen zeitnah zu informieren und auch die Webauftritte der Anbieter zu studieren und zu vergleichen. Hier ändert sich noch immer sehr viel sehr schnell.

      Gute Ausgangsbasis für Ihre Recherche und aktuelle Entwicklungen ist die Self-Publisher-Bibel: http://www.selfpublisherbibel.de und stets auch das Literaturcafé von Wolfgang Tischer: http://www.literaturcafe.de.

      Eine der wichtigsten Fragen: Welcher Dienstleister zahlt wie viel Prozent Tantiemen?

      Linktipp: Eine gute Übersicht, was unterm Strich bei den einzelnen Dienstleistern für den Autor bleibt, gibt die Self-Publisher-Bibel hier:

       http://j.mp/1vcBWbt

      Sie sollten in jedem Fall zusätzlich die aktuellen Daten auf der Website des Dienstleisters selbst einsehen.

      Will ich lieber einen Dienstleister, dessen Tantiemen abhängig vom Nettopreis sind, zu dem das Buch angeboten wird? Oder einen, der die Auszahlungen an den Autor abhängig von den eigenen Einkünften des Vertreibers macht?

      Auch hier ist einiges im Fluss, insbesondere die Änderung der Mehrwertsteuer für im Ausland erstellte, aber in Deutschland


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