Transkription. Christoph Papke
Fußballspieler gefunden und sich das Gesicht gut eingeprägt.
„Oh“, fuhr Titec fort, „die Frau gehört zu mir. Sie wird sich exakt 10 Minuten im Hausflur aufhalten und dann mit den Öffentlichen Nahverkehrsmitteln unauffällig absetzen.“
Hartmann war verdutzt. Ihm fiel nicht anderes sein als zu fragen: „Sind Sie nebenbei Taxifahrer?“
„Nein“, antwortete Titec, „die Taxe habe ich mir geliehen. Ich kenne da jemanden. Nachdem ich Sie an Ihrem Hotel abgesetzt habe, übergebe ich das Gefährt wieder an der Taxihalte am Fehrbelliner Platz.“ Titec fuhr los.
„Warum verfolgen Sie mich?“, wollte Hartmann wissen.
„Weil Sie selbst verfolgt werden. Und das schon während Ihres gesamten Aufenthaltes in Berlin. Zwei Männer. Ob Polizei, Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst oder eine andere Behörde konnte ich noch nicht ermitteln. Übrigens schönen Dank für Ihren Auftrag!“
Ömer Titec reichte seine Hand nach hinten. Hartmann drückte sie kurz.
„Übrigens“, fuhr Titec fort, „habe ich Ihnen ausdrücklich geraten, nichts zu unternehmen, sich aus allem rauszuhalten, wenn Sie nicht Gefahr laufen wollen, Ihre Neugier mit dem eigenen Leben zu bezahlen.“
Hartmann wurde mehr und mehr klar, in welche Gefahr er sich anscheinend begeben hatte.
„Nun schauen Sie nicht so bedröppelt“, sagte Titec, „wenigstens haben Sie die Zeitungsschnipsel vorbildlich entsorgt.“
„Wie kommen Sie auf die Idee“, wollte Hartmann endlich eine verbindliche Auskunft, „dass alles, was mit diesem Lammroth zu tun hat, lebensgefährlich sein könnte? Und wo steckt dieser Kerl?“
„Dass sich hinter dem Namen Lammroth und seiner Stasi-Vergangenheit eine ziemlich brisante Geschichte verbirgt,
haben meine Recherchen eindeutig gezeigt. Ich habe mich mal umgehört, ich kenne da ein paar Leute.“
„Wo haben Sie sich umgehört?“
„In Behördenkreisen. Das muss reichen, die Journalisten Ihres Unternehmens geben ihre Quellen ja auch nicht bekannt. Möglicherweise gibt es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen der früheren geheimdienstlichen Tätigkeit Ihres Autors und seinem angeblichen Manuskript. Jedenfalls hat man mir, wo auch immer ich meine Fühler ausgestreckt habe, deutlich von weiteren Nachfragen, geschweige denn Nachforschungen abgeraten, oft mit dem Hinweis auf ein „schwarzes Wespennest“, was so viel bedeutet wie: wer darin herumstochert, wird als „potenzieller Maximal-Gefährder des Staates mit Prioritätsstufe 1 eingestuft und ist zur Aufrechterhaltung der staatlichen Ordnung sowie zum Schutze der Bundesrepublik Deutschland unter allen Umständen von jeglichen, den Staat bedrohenden Aktivitäten abzubringen, gegebenenfalls durch geeignete Maßnahmen zu neutralisieren.“
„Sie binden mir einen Bären auf“, entrüstete sich Hartmann, „schließlich leben wir in einem Staat mit einer rechtsverbindlichen Grundordnung!“
Titec suchte über seinen Innenspiegel Blickkontakt zu Hartmann und schaute ihn milde an.
„Träumen Sie weiter! Kommen wir zum zweiten Punkt. Wo der von Ihnen Gesuchte abgeblieben ist, konnte ich bislang aus nachvollziehbaren Gründen nicht klären. Fest steht nur, dass er sich weder in irgendeinem Krankenhaus, Gefängnis oder Hotel in Deutschland aufhält noch bei Freunden, Familienangehörigen oder Bekannten. Die Reise in einen anderen Staat ist ebenfalls unwahrscheinlich, das habe ich abgeprüft.“
„Wie haben Sie das geprüft?“, fragte Hartmann.
Titec suchte über den Innenspiegel der Taxe kurz Sichtkontakt zu Hartmann: „Ich kenne da ein paar Leute.“
Der Mann auf dem Rücksitz hatte verstanden. „Soll ich hinsichtlich dieses Lammroths vielleicht einmal meine Kontakte spielen lassen? Ich kenne da ein paar einflussreiche Leute bei der Polizei und in der Politik.“
„Nein“, riet Titec, „das können Sie vergessen. Sie werden dort nichts erfahren. Auch keine Hilfe oder Schutz erhalten. Dazu ist die Angelegenheit zu brisant, zu explosiv.“ Nach einer kurzen Pause fuhr Titec fort: „Herr Hartmann, Sie sind zwar mein Auftraggeber, aber Sie sollten sich langsam angewöhnen, auf mich zu hören. Unterlassen Sie alles, was Sie gefährden kann! Ich meine es ernst!“
Dem Medienmogul gefiel nicht, was er hörte, schon gar nicht, dass ihn jemand maßregelte.
„Und wie geht’s jetzt weiter?“, fragte er genervt.
„Sie sollten sich, sofern Sie wirklich den Auftrag an mich weiter aufrechterhalten, möglichst unauffällig verhalten. Machen Sie in Berlin und wenn Sie zurück in Gütersloh sind, alles wie üblich! Unternehmen Sie in dieser Angelegenheit nichts mehr auf eigene Faust! Bedenken Sie, dass Sie beschattet werden.“
„In Ordnung“, folgte ein sichtlich genervter Top-Manager
dem Vorschlag, „darauf muss ich mich wohl einlassen. Aber was unternehmen Sie inzwischen?“
„In zwei Richtungen ermitteln. Erstens begehren Sie ja Erkenntnisse über den Aufenthalt und wahrscheinlich auch den Gesundheitszustand des Gesuchten, zweitens gilt es herauszufinden, welche so staatstragenden Geheimnisse sich um diesen Gernot Lammroth ranken und ob er tatsächlich im Besitz eines wie von Ihnen beschriebenen Manuskripts ist. Sollte letzteres der Fall sein und der Gesuchte lebend aufgefunden werden, bliebe noch die Klärung, ob er Ihnen besagtes Manuskript überhaupt überlassen würde.“
„Wenn Sie schon von klären sprechen“, schloss Hartmann an das Gesagte an, „gestatten Sie mir zwei Fragen. Erstens: was bin ich Ihnen für Ihre Dienste schuldig? Und zweitens: Wenn die Sache so gefährlich ist, warum lassen Sie sich darauf ein?“
„Kommen wir zur ersten Frage“, gab Titec Auskunft, „Neben den bisher angefallenen 1.880 Euro würde ich mich über eine Pauschale von zunächst 5.000 Euro freuen. Geben Sie die eins acht Anselm mit, wie das Andere verrechnet wird, kläre ich noch.“
„Ich habe gerade 2.000 in Hunderten bei“, sagte Hartmann, „Falls Sie ‘rausgeben können.“
„Hört sich gut an“, lächelte Titec. „Nun zu Ihrer zweiten Frage: ich habe zurzeit keinen anderen Auftrag und bin wohl ein ebenso neugieriger Mensch wie Sie.“
Dann reichte er seinem Fahrgast eine Visitenkarte nach hinten. „Übrigens, gönnen Sie sich mal wieder einen guten, maßgeschneiderten Anzug. Ich kenne da einen super Schneider gleich um die Ecke bei Ihnen in Bielefeld. Türke. Verkauft die feinsten Zwirne. Eins A Qualität im Sitzkomfort.“ Hartmann verstand.
Am Hotel angekommen, überreichte der Medienzar seinem Taxichauffeur 1.900 Euro in Hundertern. Ömer Titec blickte zum Taxameter, schrieb eine Quittung über 26,70 Euro aus und händigte dem verdutzten Kunden die Rechnung mit den Worten aus: „Da fehlen noch 6,70. Die Taxifahrt muss fairerweise bezahlt werden, das bin ich meinem Kumpel schuldig.“
„Selbstverständlich“, murmelte Hartmann und zückte einen weiteren Hunderter. „Geben Sie bitte auf 10 Euro raus!“
Das Wechselgeld erhalten, entstieg er dem Auto mit den Worten: „Wann hören wir voneinander?“
„Besuchen Sie Ende kommender Woche den Maßschneider, falls Sie in der Gegend sind!“
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