Lichtsturm IV. Mark Lanvall
der Waffen die Macht haben, ihrem Vater Erinnerungen und Kräfte zurückzugeben. Eine Spur führt ins Dahner Felsenland, wo eines der Schwerter vergraben sein soll. Doch Maus und Viktoria suchen dort vergeblich.
In der Anderswelt setzt Sardrowain unterdessen alles daran, die drei Herrscher zu überzeugen, nun zum Krieg gegen Gorgoils und Menschen zu rüsten. Vergeblich. Doch bald spielt ihm das Schicksal in die Hände. In den Wirren einer Intrige ergreift er die Macht und besteigt selbst einen der drei Herrscherthrone. Er verliert keine Zeit und beginnt, ein Heer aufzustellen und seine Truppen gegen die Gorgoils in den Krieg zu schicken. Auch die Menschenwelt behält er weiter im Blick. In Timo hat er sich nicht getäuscht. Der ist inzwischen zu seinem treuen Gefolgsmann geworden. Mit ihm hat er große Pläne. Timo soll weitere Verwandelte finden und sie auf den Kampf an Sardrowains Seite vorbereiten.
Ben, Larinil, Geysbin, Natalie, Maus und Viktoria ziehen sich nun gemeinsam mit einigen Hundert Verwandelten in eine Anlage in den Bergen Neuseelands zurück. Dort bereiten sie sich auf den Kampf gegen Sardrowain und dessen Handlanger van den Berg vor. Larinil verfällt dort dem Charme Andrars, den sie für seinen Mut, sich gegen Sardrowain zu stellen, bewundert. Allerdings stürzen diese Gefühle die Albenkriegerin in innere Kämpfe. Noch immer fühlt sie sich Kellen tief verbunden, obwohl es schon Jahrhunderte her ist, dass dieser im siegreichen Kampf gegen die Pandrai gefallen ist. Sie liebt Andrar, bleibt aber auf Distanz zu ihm.
Schließlich landet Maus einen genialen Coup, der zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Er entlarvt van den Berg alias Bram öffentlich als Auftraggeber mehrerer Morde und bringt ihn damit in große Schwierigkeiten. Gleichzeitig zweigt er aus dessen Vermögen mehrere Millionen Euro ab - nicht nur, um ihn zu schwächen. Maus und seine Freunde brauchen das Geld, um eines der drei Albenschwerter zu kaufen. Denn tatsächlich hat nun Bens überheblicher Onkel Vinzenz eines aufgetrieben und bietet es für eine unverschämte Summe zum Kauf an.
Das Geschäft klappt. Larinil nimmt das Schwert an sich und reist zusammen mit ihrem Vater und Natalie in das unterirdische Heiligtum der alten Bergfestung Galandwyn. Dort wagt sie einen gefährlichen Zauber, der Geysbin Erinnerung und Kräfte zurückgeben soll. Um Haaresbreite scheitert sie. Dann aber eilt ihr überraschend Gintwain zur Hilfe. Der alte Albe kämpfte schon in der Schlacht um die weiße Festung an ihrer Seite. Er war es, der die Alben Galandwyns später zurück in die Anderswelt führte, wo er nun als Großmeister die Feinde der drei Herrscher anführt. Auch Gintwain ist in die Menschenwelt gekommen, um Geysbin und Larinil zu finden. Ihm und der Albin gelingt es, Geysbin zu heilen.
In München spüren Ben und Andrar inzwischen ihren Widersacher van den Berg auf. In einem Verlagsgebäude laufen sie ihm allerdings in die Falle. Bedrängt von Söldnern und Kriegern der Anderswelt, überwältigt Andrar nun plötzlich Ben. Er gibt vor, noch immer ein treu ergebener Soldat Sardrowains zu sein, der sich mit einem geheimen Auftrag ins Lager der Feinde eingeschlichen hat. Ben wird unter Drogen gesetzt und in einem Kellerraum gefangen gehalten. Er bekommt nur Bruchstücke davon mit, was weiter geschieht. Jemand flüstert ihm den Namen der Stadt Frankfurt ins Ohr. Viele Stunden später finden ihn Larinil, Geysbin, Gintwain und Natalie unversehrt im Verlagsgebäude - neben der Leiche des erschossenen Pieter van den Berg. Von Andrar fehlt jede Spur. Hat er ein weiteres Mal die Seite gewechselt? Ist er in die Anderswelt geflohen? Larinil allerdings weigert sich, an Andrars Verrat zu glauben. Sie fürchtet stattdessen, dass er in großer Gefahr schwebt.
Aber um ihn zu suchen, bleibt keine Zeit. Geysbin und sie sind überzeugt davon, dass Sardrowain vorhat, in Frankfurt einen verheerenden Lichtsturm zu entfachen - offenbar, um seine Macht zu zeigen und den Willen der Menschen zu brechen.
Sie täuschen sich nicht. Ben, Larinil, Geysbin und Gintwain laufen in der Metropole am Main allerdings in eine weitere Falle. Sie können nicht verhindern, dass Sardrowain den Sturm entfacht. Hochhäuser werden zerstört, Menschen getötet. Es gelingt ihnen aber dann doch noch, den Lichtsturm auszulöschen und damit Schlimmeres zu verhindern. Dabei steht ihnen überraschend der tot geglaubte Kellen bei. Der Keltenhäuptling ist, seitdem er im Kampf gefallen ist, kein Mensch mehr. Er offenbart Larinil, dass er als konturloses Lichtwesen seit Jahrhunderten über sie und ihre gemeinsamen Nachfahren wacht. Denn Larinil und er hatten eine Tochter. Schon länger ahnt die Albin, dass Ben von ihr abstammt und dass das seine außergewöhnlichen Kräfte erklärt.
Larinil, Ben, Natalie, Geysbin ist nun klar, dass ein Krieg unausweichlich ist und dass sie Sardrowain in der Anderswelt entgegentreten müssen. Sie und Hunderte Verwandelte begeben sich dorthin, um sich Gintwains Kriegern und den mit ihnen verbündeten Gorgoils anzuschließen. Larinil macht sich auf die Suche nach Andrar.
Allein Maus und Viktoria bleiben in der Welt der Menschen zurück.
Die Neue
„Deplatziert“ war das Wort, das ihm dazu einfiel. Er war hier völlig deplatziert. Absolut falsch. Das Ambiente war lausig, die Leute eine Zumutung und überhaupt: Er musste warten! Er hätte nicht hierherkommen sollen.
Zwei Geschäftsfreunde hatten ihm Sven Werrn alias „Maus“ empfohlen, den IT-Profi. Ein schräger Typ, aber einer, der sich um die ständigen Hacker-Attacken auf das Netzwerk seiner Firma kümmern konnte. Der Beste, der in München für Geld zu haben war, hatten sie gesagt. Eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Na, wenn das so war, dann wollte er mal nicht so sein, hatte deshalb sogar einem Treffen in Werrns Büro zugestimmt. Ausnahmsweise. Dienstleister sollten sonst gefälligst zu ihm kommen, wenn sie schon sein Geld wollten. Aber das hier war erniedrigend. Ihn warten zu lassen, eine Zumutung. Zeit war schließlich Geld. Hatte dieser so genannte „IT-Profi“ davon etwa noch nie was gehört?
Geschlagene 17 Minuten war es nun schon her, dass er dieses Büro betreten hatte. Direkt am Eingang war ein unbesetzter Tresen, der auch auf dem Sperrmüll nicht weiter aufgefallen wäre. So einer, wie sie früher in billigen Kassenarztpraxen herumgestanden waren. „Bitte nehmen Sie Platz! Wir kümmern uns sofort um Sie“, war auf einem Schild aus Pappedeckel zu lesen. Wie respektlos! Und jetzt wartete er in diesem fensterlosen, schlauchförmigen Flur. An den Wänden standen mehrere durchsichtige Plexiglas-Stühle. Ihr Design war futuristisch und sie waren absolut unbequem. Er versuchte schon seit einer gefühlten Ewigkeit vergeblich, sich in eine erträgliche Sitzposition zu bringen. Dabei starrte er mangels einer Alternative auf die gegenüberliegende Wand. Sie war vollgepflastert mit gerahmten Filmplakaten. Matrix, Star Wars, Herr der Ringe und noch ein paar andere, von denen er noch nie etwas gehört hatte. Für so einen albernen Unsinn hatte er weder Zeit noch Nerven.
Der Gipfel der Geschmacklosigkeit: In der Ecke stand doch tatsächlich eine überlebensgroße Ritterfigur oder so etwas Ähnliches. Ein gewaltiger Helm, die Rüstung war verziert mit knallroten Drachenmotiven, am Gürtel hing eine Streitaxt. Vielleicht die Figur aus irgendeinem dieser dämlichen Computerspiele, mit denen viele Leute der so genannten sozial schwächeren Klassen ihre wertvolle Zeit verplemperten.
Er räusperte sich laut vernehmlich, strich sich einen Fussel vom Revers seines anthrazitfarbenen Designer-Anzugs, verfolgte seinen Fall hinab auf den leuchtend bunten Teppichboden. Das Muster hatte bei ihm schon beim Eintreten einen Anfall von Übelkeit ausgelöst. Es bestand aus unzähligen grünen, gelben und grauen 3-D-Würfeln - wie bei einem Kinderzimmerteppich. Wo war er hier nur gelandet?
Er sollte verschwinden. Sofort. Aber diese Leute! Man durfte ihnen gegenüber nicht klein beigeben. Man musste ihnen zeigen, wer in diesem Land noch immer die Hosen anhatte. Nein, er würde nicht gehen. Mochten sie ihn auch noch so unverschämt ... ignorieren.
Da war dieser hagere, unrasierte Kerl in der abgewetzten Lederjacke, der vor den Stühlen ruhelos auf- und abwanderte. Ein Mensch, der es nie im Leben zu etwas bringen würde. So etwas konnte er mit einem Blick erkennen. Aber immerhin ein Mensch! Auf die beiden Frauen, die ebenfalls - natürlich ein paar Stühle von ihm entfernt - im Raum saßen, traf das ganz sicher nicht zu. Sie trugen alte, schmutzige Klamotten, weite Röcke, eine dunkle Strickjacke die eine, eine Jeansweste die andere. Ihre Haare und Ohren waren unter bunten Tüchern verdeckt, die sie sich wie schlecht gebundene Turbane um den Kopf gewickelt hatten. Ihre Bewegungen waren fahrig, ihre Blicke, soweit das hinter den dunklen Sonnenbrillen überhaupt erkennbar war, misstrauisch, ausweichend. Eine der Frauen hatte