BeOne. Martha Kindermann
was wirklich vor sich geht. Mircos Plan ist gut und ich bin stolz, meinen Teil dazu beitragen zu können.
»Bierchen gefällig?« Tristan ist zurück und hält mir grinsend eine neue Tasse entgegen.
»Danke«, entgegne ich und genieße das Kribbeln als sich unsere Finger bei der Übergabe berühren. Ich habe ihn so wahnsinnig, wahnsinnig vermisst.
»Gut, dann dreh ich mal meine Runde und seh euch später. Habt Spaß!« Rafael prostet uns zu und ist auch schon in der Menge verschwunden.
»Ich schleiche mich vor zu Elvis ans Feuer«, flüstert Fenja uns zu. »Ihr fühlt euch wohl in der zweiten Reihe?« Sie sieht so süß aus, wenn sie die Unterlippe zwischen die Zähne klemmt, ein Auge zukneift und die Nase kraus zieht, um zu zeigen, dass sie uns genau durchschaut hat. »Keine Antwort ist auch eine Antwort. Aber bleibt artig!« Und schon ist sie verschwunden.
Die Melodien werden beschwingter, das Trommeln lauter, die Texte feuchtfröhlicher und der Abstand zwischen Tristan und mir immer kleiner. Zuerst berühren sich unsere Schultern, dann finden sich unsere Hände und irgendwann liegt mein Kopf an seiner Schulter und unsere Füße vollführen ein selbstkonzipiertes Ballett der Verliebtheit. Ich genieße die verlorengeglaubte Vertrautheit mit jeder Faser meines Körpers und wünsche mir, dass diese Nacht niemals, niemals, niemals zu Ende geht.
Wir sagen kein Wort. Minutenlang. Stundenlang.
Die ersten Wächter ziehen sich zurück.
Das Feuer wird kleiner, die Musik leiser und irgendwann drückt uns Iso einen schwarzen Stock in die Hand und meint:
»Die letzten machen das Feuer aus.« Wir sind allein.
»Ich muss auf’s Klo.«
»Aha.« Tristan lacht. Ich lache.
»Ja, aber ich will nicht. Du bist so warm und es ist so wunderschön hier draußen.«
»Dann geh nicht.« Clevere Antwort.
»Das versuche ich schon zwei Stunden lang.« Er sieht mich an und seine blauen Augen glitzern im Schein der glühenden Kohlen so dunkel wie die schwärzeste See.
»Dein Ernst?« Ich nicke und weiche seinem Blick beschämt aus. »Soll ich mitkommen?«
»Was?« Das hat er nicht gefragt, oder doch?
»Du lässt auch keine Gelegenheit aus.« Mein Grinsen nimmt schmerzende Ausmaße an, so breit ist es.
»Tu doch nicht so, als hättest du nicht darüber nachgedacht, schließlich sind wir die letzten hier draußen und völlig ungestört. Na?« Ich weiß nicht, was ich tun soll. Dies ist eine Einladung zwischen zwei erwachsenen Personen zu einem Liebesabenteuer unter freiem Himmel und nicht die erste dazu. Warum fühlt es sich so abwegig an?
»Es tut mir leid!« Ich streiche seine glühende Wange und studiere die winzigen Bartstoppel, die die späte Stunde zu Tage fördern. »Mein Kopf ist zu voll und…«
»Zu voll mit ihm.«
»Nein!«, entfährt es mir viel zu laut, doch Tristans Kränkung ist nicht zu verkennen. »Nein«, sage ich nun etwas leiser und hebe beide Hände in sein Gesicht. »Hörst du! Nein! Tam ist mein Freund und ich sorge mich um ihn, aber das steht hier nicht zwischen uns. Ich möchte bei dir sein und das bis zur letzten Minute. Ich möchte deine Hand halten, dein kratziges Kinn streicheln und deine Eifersucht süß finden, aber mehr nicht. Ich weiß nicht einmal warum, ehrlich. Bist du sauer?«
Er sieht mich an. Ernst, ein wenig traurig und sehnsüchtig, aber voller Liebe.
»Du gehst jetzt aufs Örtchen und ich zerschlage eine weitere Tasse, verdränge meinen nervigen Bruder und versuche, nicht über deine kurzfristige Nacktheit nachzudenken.«
Ich werde rot. Tristan wird es im Feuerschein nicht bemerken, aber ich glühe heißer als jede Kohle und atme zitternd ein.
»Ich liebe dich, Roya!« Wow! Unsere Blicke haben sich heillos verhakt und schnüren mir die Kehle zu.
Sag es Roya! Los! Nicht grübeln, du weißt es doch auch!
»Ich liebe dich, Tristan.« Und dann finden sich unsere Lippen und machen jegliches Vorhaben, diesen traumhaften Ort in den nächsten Momenten zu verlassen, zu Nichte. Blasendruck wird eben doch überbewertet.
Caris
Tag 73
»Wie lange wird diese Behandlung dauern?« Eine Frauenstimme. Dunkelheit? Ein Traum? Ich kann mich nicht bewegen. Ich kann weder sprechen noch die Augen öffnen. Ich muss träumen.
»Kommt drauf an. Willst du ihre Erinnerungen verstecken oder komplett auslöschen?« Valentin? Mit wem redet er da? Wo bin ich? Mir ist immer noch kalt und so langsam glaube ich nicht mehr daran, in einem Traum zu sein. In einem Traum kommt definitiv keine andere Frau an Valentins Seite vor und ich spiele die Figur, die seine Fragen beantwortet.
»Mit ihren Erinnerungen kannst du meinetwegen machen, was du willst. Hauptsache, sie vergisst ihren Vater, den Versager und kann Befehle ausführen, wenn ich sie benötige.«
Wer ist diese Frau und von wem spricht sie da? Armes Ding. Irgendwem soll wohl eine Gehirnwäsche verpasst werden. Glück für mich, dass ich mit Valentin hier bin, und er mir so etwas niemals antun würde.
»Bis Ende des Jahres wird sie bereit für ihr neues Leben in Midden sein und auch das nötige Auftreten einer Ministertochter an den Tag legen, dafür werde ich sorgen!«
»So, wie du bei dem kleinen Baliette versucht hast Gefühle zu programmieren? Ich kenne deine Zaubertricks, Valentin. Spuck nicht so große Töne, wenn du deine Versprechen nicht einhalten kannst.« Baliette? Heißt Tam nicht so? Geht es hier etwa um ihn? Ich verstehe nur Bahnhof und ehrlich gesagt wäre es toll, wenn ihr euch jetzt mal um mich kümmern und mir diese dämliche Augenbinde oder dergleichen abnehmen könntet.
»Tams Fall ist noch nicht abgeschlossen. Ich habe eine neue Theorie und werde gleich nach der BePolarsitzung eine neue Versuchsreihe starten. Rhea mag mir dazwischengefunkt haben, aber dieses Problem ist nun vom Tisch und wird unseren Plan nicht weiter gefährden.« Wer ist Rhea? Welcher Plan? Hallo? Kann mich mal einer aufklären?
»Enttäusche mich nicht schon wieder, Bruderherz. Meine Geduld ist endlich, frag Pa, der weiß, wie es sich anfühlt, in der Verbannung zu leben.« Was für ne Gruselbraut.
»Lassen wir das! Bereit, deine Tochter kennenzulernen, Frau Präsidentin?« Centa Jünger ist hier? Diese gestörte Lady? Und sie hat eine Tochter? Hier? Bin ich etwa im Palast? Verdammt, nehmt mir die Verschleierung ab! Ich will die Präsidententochter auch sehen. Warum weiß niemand, dass sie eine Tochter hat?
»Caris! Wach auf!« So lieblich deine engelsgleiche Stimme auch ist, Valentin, ich bin wach und höre jedes Wort. »Hier möchte dir jemand Guten Tag sagen.« Ein Gewicht wird von meinen bleischweren Lidern genommen und ich öffne die Augen.
»Hi Caris, ich bin Centa und ich hoffe, wir beide werden sehr gute Freundinnen werden.«
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