See des ewigen Lebens / Maxi II. Sabine Teyke

See des ewigen Lebens / Maxi II - Sabine Teyke


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ein Loch. Marinel steckte den Kopf herein.

      „Seid Ihr alle in Ordnung?“ Rief sie herunter.

      *

      „Du musst nur da rechts, ganz oben, siehst Du es? Am Hebel ziehen, dann geht die Tür auf.“ Ich fahre herum, Mutter steht hinter mir.

      „Mama, Du hast mich zu Tode erschreckt, was machst Du hier?“ Ich wundere mich, sie hier zu sehen. Sie grinst.

      „Nun, das, was ich den ganzen Winter auch gemacht habe. Ich werde mich an den See legen, etwas Wasser trinken und entspannen. Hier unten ist es so schön ruhig, im Gegensatz zu oben mit den vielen Mäusen.“

      Ich bin sprachlos, Mutter hat hier einen See entdeckt, den Mechanismus der Tür geknackt und uns kein Sterbenswörtchen davon gesagt. Ich sehe sie entrüstet an.

      „Warum hast Du nie etwas erzählt, das wäre doch eine willkommene Abwechslung gewesen im Winter.“ Das sage ich etwas vorwurfsvoll.

      „Eben, deswegen habe ich es für mich behalten, sonst wäre es mit der himmlischen Ruhe vorbei gewesen.“ Ich muss lachen, wahrscheinlich hätte ich dasselbe getan. Es ist schon ziemlich laut in der Halle gewesen, in diesen Winter.

      „Dann zeig mir mal, wie es aufgeht, Mama.“

      Sie zieht an einem Hebel, den ich bis jetzt nicht bemerkt habe, und die Tür öffnet sich. Sie gibt den Blick frei, auf einen großen ovalen See, von dem weiter hinten zahlreiche Flussarme in Felstunneln verschwinden.

      Alles ist eingetaucht in grünes Licht.

      Staunend stehe ich da, es ist angenehm warm hier. „Hier warst Du also den ganzen Winter, Mama, und Du hast dieses Wasser getrunken?“

      Sie nickt und lächelt mich an.

      „Ja, der Geschmack erinnert an die Quelle des Lebens, und es ist mir gut bekommen.“ Es fällt mir wie Schuppen von den Augen, deshalb ist es Mutter immer besser gegangen, das ist die Erklärung, warum sie so gesund und vital aussieht.

      Sie hat einen See des Lebens gefunden. Der hatte sie geheilt und ihr Leben verlängert, genau wie die Quelle bei Custos. Ich versuche vorsichtig einen kleinen Schluck, es schmeckt genauso, wie ich es in Erinnerung habe. Das muss ich unbedingt Custos sagen, sofern er noch lebt. Er hat seit dem Ende des Herbstes ohne sein Wasser des Lebens auskommen müssen, und ich weiß nicht, wie lange die Wirkung anhält. Bis jetzt habe ich noch nichts vom Clan des großen Nussbaumes gehört, aber ich werde nachher einen Spatzen schicken.

      Mutter und ich trinken noch ein paar Schlucke aus dem See und gehen wieder nach oben. Ich möchte es eigentlich allen erzählen, aber irgend etwas hält mich davon ab. Ich muss noch darüber nachdenken, vielleicht mache ich eine Zeremonie, oder etwas in der Art, daraus.

      Ich laufe zum Wasserfall und winke, kurz darauf trifft ein Spatz bei mir ein.

      „Kannst Du bitte zum Nussbaum fliegen und Custos oder Bene sagen, sie sollen an den See kommen?“

      Er legt den Kopf schräg. „Ja, kein Problem.“

      Dann erhebt er sich vom Boden und fliegt weg.

      Keine zwei Stunden später sehe ich zwei Mäuse auf der Brücke. Bene und Custos, ich erkenne ihn am Fell. Ich laufe ihnen entgegen.

      „Was ist so wichtig, Maxi, der Spatz hat es dringend gemacht, deswegen sind wir gleich losgelaufen.“ Sagt Bene.

      „Ihr habt den Winter gut überstanden, Du auch Custos, wie ich sehe.“ Er sieht besser aus, als erwartet. „Ja, danke, Maxi, es geht mir nicht schlechter als im Herbst, bin selbst überrascht.“ Er atmet dennoch etwas angestrengt. Wir umarmen uns und gehen dann langsam in die Halle.

      Nach einer ausgiebigen Begrüßung, nehme ich Custos etwas beiseite.

      „Ich möchte Dir etwas zeigen, Custos, es ist nicht weit. Mutter hat es im Winter entdeckt, ich erst heute. Komm bitte mit.“ Ich führe ihn in den Erdbau, an den Wohnhöhlen vorbei und durch den Tunnel, bis zur Mauer. Er folgt mir und schnuppert ein wenig herum.

      „Hier gibt es ja frische Luft.“ Er ist verwundert. Ich nicke. „Und Licht. Was ist das für ein Ort?“

      „Das muss ich dir zeigen,“ sage ich und ziehe am Hebel. Als sich die Tür öffnet, zuckt er zusammen, um gleich darauf erstaunt den See anzublicken.

      „Was...?“ Er steht mit geöffnetem Maul da und rührt sich nicht. Ich lächle und freue mich, ihm das zeigen zu können.

      „Das ist ein See des Lebens. Koste das Wasser, es schmeckt genau so, wie das aus Deiner Quelle. Ist das nicht wunderbar?“ Ich kann es immer noch nicht fassen, was Mutter da gefunden hat. Custos nähert sich vorsichtig dem See und kostet ein paar Tropfen des Wassers. Dann nimmt er einen kräftigen Schluck und noch einen. Er setzt sich auf die Hinterbeine.

      „Maxi, seit ich Dich kenne, bist Du für Überraschungen gut, aber jetzt..., auch noch für Wunder. Ich fasse es nicht.“ Er bückt sich und nimmt noch einen Schluck Wasser. „Ich fühle, wie es mir besser geht, die Heilkraft dieses Wassers ist viel stärker, als das Wasser aus meiner Quelle.“ Ich nehme auch noch einen Schluck, aber ich kann keinen Unterschied herausschmecken. Andererseits fühle ich mich toll, so voller Energie. Custos hat bestimmt recht.

      „Ich wollte es noch niemandem sagen, erst will ich Deine Meinung hören. Was meinst Du, Custos, soll ich eine Zeremonie vorbereiten?“ Er nickt.

      „Das halte ich für eine sehr gute Idee. Hast Du schon überlegt, wer alles daraus trinken darf?“

      Ich zucke mit den Schultern. „So weit habe ich noch nicht gedacht, bevor ich mir entsprechende Gedanken erlaube, wollte ich einfach mit Dir sprechen. Das war mein erster Impuls.“ Er lächelt mich freudig an.

      „Das ehrt mich, Maxi, aber es ist Dein See, Du entscheidest, wer daraus trinkt oder ob Du eine Zeremonie machst. Sonst keiner, Du bist die Hohepriesterin, vergiss das nicht. An Deiner Stelle würde ich darüber gut nachdenken, tausche Dich mit Scio aus. Du darfst nichts überstürzen.“ Custos hat natürlich recht, übergroße Eile ist nicht gut. Diesen See gibt es schon seit ewigen Zeiten, da kommt es auf ein paar Tage nicht mehr an.

      *

      Nach dem die Verschütteten befreit worden waren, zogen sich alle in eine nahe gelegene Hecke zurück, um zu beraten, wie es weitergehen sollte. Ihr Bau war zerstört, sie waren wieder einmal heimatlos.

      „Wir könnten zu meinen Eltern gehen,“ schlug Alexander vor, „ich habe sowieso versprochen, zurückzukommen und dort gibt es garantiert genug Wohnmöglichkeiten.“

      Tara sah ihn interessiert an, das wäre eine Möglichkeit, immerhin waren dort Maxi und Tabitha. Eine der Beiden könnte bestimmt helfen.

      „Ja, Alexander, ich habe auch schon daran gedacht, Du kennst den Weg?“ Alexander nickte eifrig.

      „Wir mussten einen Umweg machen, als wir herkamen, weil der Durchgang in der Mauer von den Menschen verschlossen wurde. Aber ich denke, bis zu Bene im Nussbaum kann man es an einem Tag schaffen, Tara.“ Tara sah Karl an.

      „Was denkst Du?“ Karl überlegte kurz.

      „Da brauche ich nicht lange zu überlegen, so wie es aussieht, sind wir hier nirgends mehr sicher, ich bin dafür, auszuwandern.“ Er drehte sich zu den Anderen herum und fragte. „Und was meint Ihr?“ Nach einer kurzen Debatte einigte man sich darauf, im Morgengrauen in das Land von Hohepriesterin Maxi auszuwandern. Tara schaute sich um und zählte den Rest ihrer Gemeinschaft, siebenunddreißig Mäuse, vier davon schwanger, keine kleinen Kinder so kurz nach dem Winter. Hoffentlich kann Maxi alle unterbringen. Jeder suchte sich einen halbwegs bequemen Platz, man kuschelte sich aneinander und versuchte zu schlafen.

      *

      Wir gehen wieder in die Halle und stoßen auf Cito. Ich umarme ihn kurz, er sieht zufrieden aus. Bene und Custos begrüßt er dann besonders herzlich, da er sie schon lange nicht mehr gesehen hat. Dann wendet er sich freudestrahlend an mich.

      „Maxi,“


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