Sky-Troopers 3 - Piraten!. Michael Schenk

Sky-Troopers 3 - Piraten! - Michael Schenk


Скачать книгу
Weltraum. Und drinnen wird richtig was geboten. Jede Menge Unterhaltung und Kultur, ein normales und ein schwerefreies Schwimmbecken, eine vierhundert Meter lange Wasserrutsche, schwereloses Tanzen, Kletterwände, Gravball ... Verdammt, wenn nur die Tickets nicht so teuer wären.“

      „Wenn der Konkurrenzdruck wächst, werden die auch billiger“, tröstete Werner Schmitt seinen Kollegen. „Im Augenblick ist der Tourismus wohl noch ein Verlustgeschäft.“

      „Wie kommst du denn darauf?“

      „Weil die My Starship auch erhebliche Mengen an Fracht befördert. Fast ein Drittel des Schiffes ist für die Frachtkapazität reserviert. Habe ich in dem gleichen Holo gesehen.“

      „Mag sein“, brummte der Kollege. „Aber ich sage dir, ein Erlebnis ist das ganz bestimmt. Du hast doch auch den Slogan von denen gehört, oder? Geben Sie uns drei Wochen und wir geben Ihnen das ganze Universum.“

      Agneta Ranskög räusperte sich. „Nichts gegen Ihren netten Planeten, aber was hat Neijmark zu bieten, dass My Starship es anfliegt?“

      „Sie haben sich wohl noch nicht für unsere Sehenswürdigkeiten interessiert, Inspektorin? Na, ich kann Ihnen sagen, warum wir angeflogen werden, weil ich an der Versammlung teilnahm, in der uns das ein Vertreter der Reederei erklärte. Bei der ersten Erkundung von Neijmark hat man die Donnerfälle entdeckt. Das Wasser fällt eine vier Kilometer tiefe Schlucht hinunter. Angeblich gibt es das auf keinem anderen bekannten Planeten und ich will das gerne glauben. Ich meine, die müssen Sie wirklich einmal gesehen haben. Wenn Sie noch ein paar Wochen bleiben, dann können Sie die Fälle sogar in gefrorenem Zustand sehen. Das ist wirklich einzigartig.“

      „In gefrorenem Zustand?“

      „In zwei Wochen beginnt bei uns der Winter. Im Augenblick haben wir eine Durchschnittstemperatur von zwanzig Grad im Plus. Innerhalb von nur zwei Wochen sinken die auf zwanzig Grad minus. Das bleibt dann für fünf Monate und dann beginnt wieder der Sommer. Wir kennen hier keinen Herbst und keinen Frühling. Neijmark ist da ein klein wenig extrem.“

      „Nun, ich bin mehr der Sonnentyp und hoffe, vor Ihrem, sicherlich sehr interessanten, Wintereinbruch wieder abreisen zu können.“

      „Pendler Jenny D an Inner Area Control Neijmark: Ich beginne mit dem Andockmanöver.“

      Schmitt wandte sich Portners Gesicht auf dem Monitor zu. „Bestätigt, Jenny D.“

      „Marge ist fast unten“, warf sein Kollege ein. Piet ignorierte den mahnenden Blick der Inspektorin. „Sieht so aus, als wäre die Bonnie Blue Charles noch in einem Stück.“

      Portner dockte mit seinem Shuttle an und Werner Schmitt organisierte die Beladung des Pendlers. Für eine Weile war die My Starship vergessen, bis auf Schmitts Pult ein Warnsignal aufleuchtete. Wieder glitten Zahlenkolonnen und Buchstaben über den Monitor, die in einer rhythmisch blinkenden Warnung resultierten.

      Werner Schmitt blinzelte überrascht, aktivierte dann aber sofort das Mikrofon seines Headsets. „Outer Area Control Neijmark an My Starship: Warnung! Ihr Bremsmanöver ist unzureichend. Gehen Sie auf maximalen Bremsschub. Es besteht sonst Kollisionsgefahr.“

      Augenblicke später erfolgte die Antwort. „My Starship an Outer Area Control Neijmark: Danke für das Willkommen. Bremsmanöver läuft.“

      Schmitt benötigte nur einen kurzen Blick, um zu erkennen, dass sich die Bremswerte nicht veränderten. „Outer Area Control Neijmark an My Starship: Ihr Bremsmanöver ist unzureichend. Gehen Sie auf vollen Gegenschub. Bestätigen Sie das, My Starship.“

      „My Starship an Outer Area Control Neijmark: Danke für das Willkommen. Bremsmanöver läuft.“

      „Was soll das?“, ächzte Piet irritiert.

      Werner wechselte einen kurzen Blick mit Agneta Ranskög. Er war blass, als er abermals das Mikrofon aktivierte. „Neijmark an My Starship: Geben Sie Identifikation!“

      „My Starship an Outer Area Control Neijmark: Danke für das Willkommen. Bremsmanöver läuft.“

      Werner Schmitt schien einen Moment wie erstarrt. Dann schlug seine flache Hand auf einen auffallend großen roten Knopfschalter. In den Räumen der Orbitalstation war das auf- und abschwellende Heulen des Kollisionsalarms zu hören. „Piet, berechne den exakten Kurs und die vermutliche Aufprallgeschwindigkeit der My Starship! Auf den Millimeter genau!“

      „Mein Gott.“ Piets Hände begannen zu zittern. „Die ... Die werden mit uns kollidieren!“

      Werner Schmitt registrierte eher unbewusst, dass sein Kollege, angesichts der sich abzeichnenden Gefahr, wohl die Nerven zu verlieren begann. Piet würde wohl nicht die Freigabe vom IFTS erhalten. Sofern das überhaupt noch eine Rolle spielte. „Inspektor!“

      Agneta Ranskög zögerte nicht. Sie erhob sich, zerrte den wie gelähmt erscheinenden Piet aus dem Sessel und nahm dessen Platz ein. „Ich kümmere mich um das verdammte Schiff“, versicherte sie Werner. „Kümmern Sie sich um den Rest. Sie kennen sich da besser aus.“

      Der Controller nickte und schaltete sein Headset auf die allgemeine Frequenz. „An alle! Es besteht Kollisionsgefahr mit einem unkontrollierten Raumschiff! Alle begeben sich sofort an Bord der Jenny D! Das Shuttle liegt an Pylon Zwei! Julius, du wartest, bis alle an Bord sind, verstanden?“

      Das Gesicht des Shuttle-Piloten wurde auf einem der Monitore sichtbar. „Was, verdammt noch mal, dachtest du denn? Meinst du, ich lasse euch im Stich? Wie viele?“

      Werner stieß Piet grob an. „Mach, dass du zum Shuttle kommst! Los, verschwinde endlich.“ Er blickte Agneta an, die ihm sanft zulächelte. „Elf Leute, Julius. Piet dürfte der Letzte sein. Warte auf ihn, solange es möglich ist.“

      „Und du und das Rotkäppchen?“

      „Wir haben hier noch zu tun.“

      „Verdammt.“ Der Shuttle-Pilot schaltete ab.

      Die Orbitalstation war noch neu. Werner war Fluglotse und kein Stationstechniker, sonst hätte er vielleicht daran gedacht, dass die Station über eigene Triebwerke verfügte, um ihre orbitale Position jederzeit korrigieren zu können. Doch im augenblicklichen Schrecken dachte keiner an diese Möglichkeit, der Gefahr auszuweichen.

      Agneta Ranskög warf Werner einen vorwurfsvollen Blick zu. „So, so. Rotkäppchen?“ Sie schüttelte auflachend den Kopf und wurde dann wieder ernst. „Hier die aktuellen Daten der My Starship: Geschwindigkeit: 20,3 und abnehmend. Abstand: 25 und abnehmend. Kurs: Lage Null und gleichbleibend.“ Sie schwieg einen Augenblick. „Ich korrigiere. Kurs: Lage 0,1 Negativ und auswandernd. Das Schiff wird uns knapp verfehlen.“

      „Julius, das Schiff wird uns verfehlen. Du hast also Zeit.“

      „Hab´s gehört. Wenn du es mir früher gesagt hättest, müsste ich jetzt die Wäsche nicht wechseln.“

      „Kann ohnehin nicht schaden“, brummte Werner. „Status?“

      Agnetas Blick ruhte unverwandt auf dem Monitor des Scanners. „Geschwindigkeit: 15,7 und abnehmend. Abstand: 20 und abnehmend. Kurs: 0,2 Negativ und auswandernd. Schmitt, die verfehlen uns nur, weil die Station geostationär ist. Wir rotieren mit dem Planeten, während sich das Schiff nähert. Die werden an uns vorbeifliegen und in die Atmosphäre eintreten.“

      „Allmächtiger. Versuchen Sie den genauen Eintrittsort und wahrscheinlichen Aufschlagspunkt zu berechnen.“

      „Schon dabei.“

      Werner hob den Blick von seinen Monitoren und spähte in den Weltraum hinaus, doch von dem heranrasenden Raumschiff war noch nichts zu sehen. Für einen Moment fragte er sich, was an Bord geschehen sein mochte. Die Besatzung reagierte nicht auf die Funksprüche der Station. Die Meldungen des Schiffes waren Aufzeichnungen. Die automatische Notfallsteuerung schien zu versagen. Aber gleichgültig, welche Ursache das alles auch hatte, an der Gefahr bestand kein Zweifel.

      Werner Schmitt


Скачать книгу