Sky-Troopers 3 - Piraten!. Michael Schenk

Sky-Troopers 3 - Piraten! - Michael Schenk


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langen Zöpfe verzichten, denn die Verwendung diverser Ausrüstungsteile ließ keine Haartracht zu, die länger als eine Fingerbreite war. Die meisten Trooper, selbst die Frauen, trugen daher auf ihrer Kopfhaut selten mehr als eine Hautcreme.

      Joanas Geburtsdatum stand außer Frage, aber das galt nicht für ihr Alter. Für jemanden, der sein Leben auf einem Planeten verbrachte, mochte das seltsam erscheinen, nicht jedoch für jene Menschen, die zwischen den Sternen zu reisen. Den oft jahrelangen Überlichtflug verbrachte man im Kryo-Schlaf, während dem der Körper biologisch nur kaum messbar alterte. Joana war hierfür ein typisches Beispiel. Nach ihrem Geburtsdatum war sie an diesem Tag achtundfünfzig Jahre alt geworden. Allerdings hatte sie siebenundzwanzig davon im Kryo-Schlaf verbracht. Biologisch war sie daher gerade einunddreißig. Für Raumfahrer war es vollkommen normal, zwischen dem relativen und dem biologischen Alter zu unterscheiden. Immer wieder gab es Scherze, die sich auf die Bezahlung der „Arbeitszeit“ während des Kryo-Schlafes bezogen, allerdings niemals ernsthafte Beschwerden. Wer im Dienst des Direktorats stand, der erhielt für die Schlafphasen immerhin fünfundzwanzig Prozent seiner regulären Besoldung. Besatzungen der privaten Händler bekamen oft sogar noch mehr. Die uralte Phrase, im Schlaf sein Geld zu verdienen, besaß in der interstellaren Raumfahrt durchaus ihre Bedeutung.

      „Alles ändert sich“, murmelte Mario Basari. Der durchtrainierte Mann mit den grauen Haaren war stolz auf seine italienischen Wurzeln. In seinen jungen Jahren hatte er als Sergeant mit John Redfeather gedient, war Master-Sergeant in Joanas C-Kompanie gewesen und nun als Sergeant-Major der ranghöchste Unteroffizier des fünften Kavallerieregiments. Die Bezeichnung „rau, aber herzlich“ schien speziell für ihn geschaffen worden zu sein. Er war äußerst erfahren, gelegentlich hart, aber immer fair und fürsorglich. „Dieser verdammt Nullzeit-Antrieb degradiert uns alle zu Sternenhüpfern.“

      Dan Riordans Blick war schon ein wenig glasig und sein Vokabular eingeschränkt. „Hä?“

      June Galley seufzte. „Mann, Rio, das ist doch klar. Was hast du da gerade auf dem Teller?“

      „Steak“, erwiderte Riordan mit breitem Grinsen. „Und ein Riesending. Na ja, war es mal.“

      „Als die Handelsschiffe noch mit Überlicht durch den Weltraum gondelten, waren sie oft jahrelang unterwegs. Ihre Fracht musste von den Kunden genauso bezahlt werden, wie die Gehälter der Besatzungen“, dozierte Galley. „Damals war dein Steak also verdammt lange unterwegs und auch verdammt teuer. Hättest du dir ein solches Steak leisten können?“

      „He, Redfeather hat uns eingeladen, okay?“

      „Blödmann, davon rede ich doch gar nicht.“ June Galley nahm einen langen Schluck des marsianischen Biers, welches als Kaltgerste bezeichnet wurde. „Jedenfalls haben wir jetzt den Nullzeit-Antrieb. Dein Steak ist nur noch ein paar Stunden unterwegs und das gilt auch für die Crew des Frachtschiffes. Heute kann sich jeder so ein Stück Fleisch leisten. Sofern es genügend davon gibt.“

      „Mein Stichwort“, meinte Mario Basari, schaute kurz auf seinen geleerten Teller und dann zum Grill hinüber, wo Joana Redfeather mit einer Gruppe der Gäste stand. „Höchste Zeit, den Nachschub sicherzustellen.“

      Riordan hörte das sanfte Klingen von Glöckchen, die an John Redfeather´s Festgewand angenäht waren und wandte sich um. „He, Chief, was meinen Sie? Wie alt ist unser Major nun eigentlich tatsächlich geworden?“

      John Redfeather trat näher und setzte sich auf Basaris freien Platz. „Nun, das hängt von der Betrachtungsweise ab. Was die Dienstzeit bei den Raumstreitkräften des Direktorats betrifft, bezieht man sich immer auf das Marsjahr. Lassen Sie mich überlegen, Riordan ... Das Marsjahr hat sechshundertsiebenundachtzig Tage und jeder davon ist vierundzwanzig Stunden und vierzig Minuten lang. Wobei man den Marstag als Sol bezeichnet. Nach den offiziellen Daten des Direktorats ist Joana also Einunddreißig.“

      „Äh, ja“, murmelte Riordan. „So weit waren wir schon, Sir.

      John Redfeather zog ein nachdenkliches Gesicht. „Andererseits gilt es natürlich zu bedenken, dass Joana eine echte Lakota ist. Unser Stamm war ja ursprünglich in den Black Hills auf der Erde heimisch, und wir Indianer beziehen uns daher, schon aus traditionellen Gründen, auf das Erdjahr. Das hat dreihundertfünfundsechzig Tage und vierundzwanzig Stunden. Danach wäre Joana also ...“

      Riordan legte symbolisch die Ohren an. Er hatte der Kaltgerste schon reichlich zugesprochen und die Ausführungen des Hoch-Admirals wurden ihm nun zu kompliziert. „Verstehe, sie ist also noch recht jung, nicht wahr?“

      „Nach der Rechnung eher recht alt“, assistierte June Galley.

      „Das ist jetzt wenig hilfreich“, brummte Riordan und langte nach seinem Glas. „Also, ist sie jetzt jung oder ist sie jetzt alt?“

      John Redfeather lachte gutmütig und erhob sich wieder. „Versauen Sie sich den Tag nicht mit so schwierigen Rechenaufgaben, Sergeant. Genießen Sie ihn einfach. Morgen geht der Dienst wieder los.“

      Dan Riordan winkte dem Oberkommandierenden nach und zuckte dann hilflos mit den Schultern. „Jetzt bin ich auch nicht schlauer.“

      June Galley nickte mitfühlend. „Ja, manchmal ist es mir echt ein Rätsel, wie du doch noch zu den drei Winkeln eines Sergeants gekommen bist.“

      Der Grillplatz, auf dem die Feier stattfand, lag am äußersten Rand des oberen Waldes. Man hörte das Zwitschern von Vögeln, gelegentlich waren ein paar große oder kleine Wildtiere zu sehen, die neugierig dem Treiben zusahen. Zwei Eichhörnchen huschten umher und stibitzten immer wieder von den Tischen, was ihnen als besondere Leckerei erschien. Sie waren flink und zeigten keinerlei Scheu, denn in diesem Wald wurden keine Tiere gejagt. Jedenfalls nicht von Menschen. Es war nicht nur die Illusion eines Waldes, sondern ein echter Wald, auch wenn er sich, genau betrachtet, inmitten des Weltraums befand. Eine Seite des Grillplatzes wurde von einer großen Panoramascheibe aus Klarstahl eingenommen. Man konnte das Sternenfeld des Weltraums sehen und sogar einen Raumfrachter, der sich anschickte, an der Basis anzulegen.

      Die Direktorats-Flottenbasis Arcturus war zu einem Zeitpunkt erbaut worden, als die Expansion in den Weltraum noch in ihren Anfängen steckte. Die Erde war durch Raubbau und Umweltkatastrophen unbewohnbar geworden. Die Menschheit hatte den Mars und andere Planeten besiedelt. Asteroiden und Kolonialwelten versorgten die Menschheit mit Rohstoffen. Erze, Mineralien und Wasser wurden durch den Weltraum transportiert, während sich die Erde, durch die Abwesenheit der Menschen, langsam wieder von diesen erholte. Man hatte den überlichtschnellen Sternenantrieb entwickelt, und Arcturus befand sich damals im relativen Zentrum jenes kleinen Bereiches, den die Menschheit für sich in Anspruch nahm. Die Basis wurde Hauptumschlagplatz für Güter und Siedler, und der Ankerplatz der, damals noch sehr kleinen, Direktoratsflotte. Die Basis bestand aus einer diskusförmigen Scheibe von fast zehn Kilometer Durchmesser, mit zwei hohen Türmen, die aus ihren Naben herausragten. Riesige hydroponische Gärten dienten der Versorgung mit Lebensmitteln. Zwei der Decks waren vollständig bewaldet und wurden zur Sauerstoffversorgung und, streng reglementiert, als Erholungsgebiet genutzt. Eine kleine Gruppe Ranger sorgte für das Wohl der Pflanzen, Tiere und Insekten.

      Vom großen Hangar, über Einkaufspassagen, bis hin zur kleinsten Abstellkammer, gab es über hundertzwanzigtausend verschiedene Räume. Obwohl Arcturus als die Hauptbasis der Direktoratsflotte galt, gehörten nur zweitausend Männer und Frauen zur militärischen Stammbesatzung. Bei der Hälfte handelte es sich um Techniker und Wartungspersonal. Fast die gleiche Anzahl arbeitete für Firmen und Konzerne, deren Schiffe Arcturus als Umschlagplatz und Zwischenlager nutzten.

      Inzwischen ging die Bedeutung der Basis, zumindest als Warenumschlagplatz, durch die Einführung des Nullzeit-Sturzantriebs zurück. Jedes beliebige Sternensystem konnte in weniger als zwanzig Stunden angeflogen werden und die Händler brachten die gewünschte Fracht nun meist direkt ans Ziel.

      Auch das Profil des Militärs hatte sich gewandelt.

      Nach dem kolonialen Krieg war das gemeinsame Direktorat der Menschheit entstanden, dessen Hoher Rat seinen Sitz auf dem Mars innehatte. Die letzte große militärische Operation war die Invasion der alten Hanari-Welt gewesen. Hunderttausende von Sky-Troopern der


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