Sky-Troopers 3 - Piraten!. Michael Schenk

Sky-Troopers 3 - Piraten! - Michael Schenk


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Takt gegen ihr Implant, um den Bestätigungsimpuls zu senden. Er ging, gemeinsam mit ihrer Identifikationsnummer, an die Kommunikationszentrale der Raumbasis, wurde dort registriert und archiviert. Die zuständige Tetronik nahm Joana aus der Alarmierungsschleife und schaltete ihr Implant für andere Informationen frei. Das Implant des jeweiligen Besitzers würde erst dann Ruhe geben, wenn dieser den Empfang der Alarmierung bestätigte.

      Joana Redfeather nahm sich die Zeit, sich kurz zu Hendrik zu drehen und ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu hauchen, während sie mit der anderen Hand nach ihren Kleidungsstücken suchte. Schon richtete sie sich auf und begann in Richtung des nächsten Ausgangs zu laufen, wobei es ihr irgendwie gelang, Wäsche und Kleid anzulegen. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie noch, wie der von der Bank gestürzte Schläfer jetzt den anderen weckte. Sie konnte die Männer nicht erkennen, vermutete jedoch, dass sie ebenfalls zur Besatzung der Trafalgar gehörten.

      Es war ein Spurt über zwei Kilometer, bis sie den Ausgang erreichte und auf einen der Hauptgänge der Basis hinaustrat. Sie rief sich den Liegeplatz des Trägerschlachtschiffes in Erinnerung und überlegte, welches der schnellste Weg dorthin war. Auch wenn sie sich inzwischen recht gut auskannte, wollte sie nicht das Risiko eingehen, versehentlich falsch abzubiegen und wertvolle Zeit zu verlieren. Erneut tippte sie an ihr Implant, nannte ihre Identifikationsnummer und fügte dann mit halblauter Stimme hinzu: „Standort Ausgang 23-D, oberer Wald. Schnellster Weg zum Liegeplatz D.C.S. Trafalgar benötigt.“

      „Verstanden, Major“, meldete sich ein weiblicher Controller. „Navigationsimpuls Blau ist für Sie aufgeschaltet.“

      „Bestätige Navigationsimpuls Blau.“

      Zwar gab es farbige Leitlinien an den Wänden und auf dem Boden, aber Joana nutzte lieber die direkte Hilfe des stationsinternen Navigationssystems. Eine der fotosensitiven Zellen an der Decke begann intensiv Blau zu pulsieren, synchronisierte sich mit Joanas Implant, um sich ihrer Geschwindigkeit anzupassen. Joana begann zu laufen. Der blinkende Lichtpunkte bewegte sich vor ihr und zeigte die Richtung.

      Es ging einige Hundert Meter den Korridor entlang, dann folgte sie einem anderen, an dem eine der Bahnstationen lag. Sie sprang auf ein Laufband neben dem Bahnsteig, gewann so an Tempo und setzte mit einem Sprung in einen der offenen Wagen über. Auch wenn sich die Bahn auf Schienen bewegte, so bestand sie eigentlich aus einer endlosen Folge von flachen Plattformen, die mit Haltegriffen und spartanisch wirkenden Sitzbänken ausgestattet waren, und die sich durch die gesamte Basis und wieder zurück bewegten. Einem identischen Prinzip folgten die paternosterartigen Lifte, mit denen man die verschiedenen Decks erreichte.

      Zuerst sah Joana Redfeather nur vereinzelt Personen, die es ähnlich eilig zu haben schienen und die sich in der gleichen Richtung bewegten, aber je näher sie dem Liegeplatz ihres Zieles kam, desto mehr wurden es. Da die gesamte Besatzung des Trägerschlachtschiffes betroffen war, galt die Alarmierung nicht nur für die dreitausendsiebenhundert Männer und Frauen der Kernbesatzung, welche die Flugbesatzung und Wartungsmannschaften bildeten. Es war ohnehin nur den ausgefeilten Automatiken und leistungsstarken Tetroniken der Trafalgar zu verdanken, dass dieses gewaltige Schiff mit einer so geringen Mannschaft auskam. Hinzu kamen als Einsatztruppe drei Kavallerieregimenter mit jeweils sechshundert Sky-Troopern. Viele von ihnen waren auf der Basis und beeilten sich nun, an Bord des Schiffes zu gelangen. Dort war die Flugbereitschaft sicher schon vollauf damit beschäftigt, die letzten Startvorbereitungen zu treffen und das rasche Einschiffen der Alarmierten zu gewährleisten.

      Joana dachte an die gestrige Feier und dass viele der Gäste dem Alkohol und den sonstigen Rauschmitteln durchaus intensiv zugesprochen hatten. Die Implants würden die meisten wach bekommen, die anderen mussten durch Helfer dienstfähig gemacht werden. Um die Einsatzfähigkeit sorgte sie sich nicht. Man würde eine Anti-Kater-Pille mehr einnehmen, der Rest von Müdigkeit würde von den Sergeants vertrieben werden.

      Sie merkte kaum, dass einige der Männer und Frauen, denen sie auf ihrem Weg begegnete, ihr überraschte Blicke hinterher warfen. Vielleicht fragte man sich, welches Modehaus auf dem Mars wohl diese verrückte Lederkreation erschaffen hatte. Ihr Blick war auf mögliche Hindernisse und den blinkenden blauen Punkt konzentriert, bis sie sich in jenen Bereichen bewegte, die sie sehr gut kannte. Sie stellte die Verbindung zur Kommunikationszentrale her, dankte und ließ die Navigationshilfe abschalten.

      Vor sich sah sie das breite Doppeltor, welches zum Dockpylon Sieben der Raumbasis gehörte. Hier herrschte reger Betrieb. Wie es einem militärischen Sicherheitsbereich entsprach, waren die Zugangskontrollen streng, doch die Soldaten brauchten keine Zeit zu verlieren, um ihre Dienstausweise vorzuzeigen. Sie liefen durch die Rahmen der Scannerschleusen. Ihre Implants übermittelten die Ankunft des Betreffenden an die Kommunikationszentrale der Basis und die jeweils zuständige Leitstelle innerhalb des Schiffes. Flugbesatzung und Wartungsmannschaften gehörten zum „Flight-Command“, Mannschaften der Landungsboote und die Trooper hingegen zum „Sky-Command“. Beide Kommandoebenen arbeiteten unabhängig voneinander, waren jedoch vernetzt und koordiniert. Der Captain der D.C.S. Trafalgar würde mit Flight-Command die oberste Instanz während aller Flugoperationen des Schiffes sein und hatte, im Interesse der Schiffsicherheit, auch ein Vetorecht bei Sky-Command. Letzteres koordinierte und befehligte alle Einsätze der Landungsboote und Einsatztruppen.

      Joana Redfeather hörte das leise Piepsen ihres Implants, als es die Registrierung bestätigte, und war schon auf dem Weg in den Tunnel des Pylons Sieben. Die flexible und leicht gewellte Außenhülle ähnelte den Gangways großer Luftfahrzeuge. Der Gang war breit, damit auch große Frachtstücke bequem transportiert werden konnten. An den Wänden liefen Kabelstränge und Rohre entlang. Die kleineren Schiffe ließen sich nach dem Andocken über die Anlagen der Basis versorgen. Das letzte Teilstück des Pylons war mit Hydrauliken und Stoßdämpfern versehen. So exakt Steuerung und Triebwerke auch reagierten, beim Anlegen eines Raumschiffes ließ sich ein mehr oder weniger starker Stoß durch den Kontakt von Schiff und Pylon nie ganz vermeiden.

      „Sky-Command Trafalgar an alle Trooper: Alle Stabsoffiziere und Kommandooffiziere der Kompanie- und Bataillonsebene begeben sich sofort zum Briefing-Raum 4, Deck 74, Backbordseite“, kam es über Joanas Implant. „Alle Kommandooffiziere der Jagdbomber und Landungsboote begeben sich zu Briefing-Raum 7, Deck 72, Backbordseite.“

      Das Ende des Tunnels schien an einer massiven grauen Wand zu enden, in der sich ein lang gestrecktes helles Rechteck abzeichnete. Es handelte sich um jene Personenschleuse, mit der das Trägerschlachtschiff angelegt hatte. Ihre Einfassung war im typischen schwarzen und gelben Warnmuster lackiert. Wenn man die Dicke des Tri-Stahls sah, aus dem die Außenhülle bestand, erhielt man eine erste Vorstellung von den Abmessungen der Trafalgar.

      Das Schiff ähnelte einem flachen Achteck aus grauem Tri-Stahl. Fünf Kilometer lang, einen hoch und anderthalb breit. Die hellgraue Oberfläche setzte sich aus zahllosen Segmenten zusammen. Türme, Kuppeln und andere Aufbauten enthielten Waffensysteme und Ortungsanlagen, die trotz ihrer Größe unscheinbar wirkten. An den Flanken war der breite hellblaue Farbbalken zu sehen, der es als Schiff der Sky-Navy des Direktorats auswies. Er begann im hinteren Drittel des Rumpfes und verlief dann schräg bis zur Mitte. Parallel verlief ein schmaler gelber Balken, der zeigte, dass sich Trooper der Raumkavallerie an Bord befanden. Riesige blaue Buchstaben zeigten Name und Kennung. Positionslampen blitzten rhythmisch und zahlreiche Lichter verrieten das Vorhandensein von Klarstahlscheiben. Entlang der Mittellinie waren die breiten Schotts großer Hangars zu sehen. Als Träger konnte die Trafalgar zweihundert Landungsboote der 50-Meter-Klasse, die sogenannten Fast Landing Vehicles (FLV) und vierhundert Jagdbomber vom Typ Superbolt transportieren.

      Die wesentlichen Räume des Riesenschiffes konnte die Besatzung ohne Hilfe finden, ansonsten halfen Implants und das schiffsinterne Navigationssystem. Joana Redfeather konnte auf die Nutzung verzichten. Während ihrer militärischen Laufbahn war sie schier unzählige Male in Briefing-Raum 4 gewesen. Da die Anweisung lautete, sich sofort dort einzufinden, verzichtete sie auf den Umweg über ihr Quartier, um sich dort erst umzuziehen und erreichte ihr Ziel in ihrem indianischen Stammesgewand. Als Joana den Raum betrat, waren die meisten der Offiziere schon anwesend. Einige trugen die Dienstuniform, andere den einteiligen Bordoverall. Außer ihr trug nur noch einer der Anwesenden zivile Kleidung.

      Jedes


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