Sky-Troopers. Michael Schenk

Sky-Troopers - Michael Schenk


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Waldbauer sah selbst auf den Monitor. Er zeigte ein Bild, das tatsächlich unentwegt zu zittern schien, doch jetzt wurden die Bewegungen langsamer und kamen zum Stillstand. „Scheint zu funktionieren.“

      „Natürlich funktioniert es“, erwiderte Yuki Hasagawa und tauchte wieder aus der Öffnung auf. Seufzend steckte sie ihr Kombiwerkzeug in die Tasche des Overalls und schloss die Wartungsklappe. „Ist schließlich ein Präzisionsinstrument von MTT.“

      Doktor Lai verzichtete auf einen Kommentar. Er sah konzentriert und mit einem breiter werdenden Lächeln auf den Bildschirm.

      Heike Waldbauer nickte der Technikerin zu. „Wirklich gute Arbeit.“

      Das astronomische Fernrohr hatte natürlich eine weit höhere Auflösung als die sonst üblichen optischen Instrumente. Der Zielplanet stand in unglaublicher Klarheit auf dem Schirm. Die beiden Forscher und die Technikerin sahen, wie sich die Nacht über dieser Welt ausbreitete.

      „Sieht der Erde sehr ähnlich“, bekannte Hasagawa.

      „Das hat uns schließlich hierher geführt“, antwortete die Professorin abwesend. Sie war auf das Bild konzentriert und runzelte nun die Stirn. „Kann man das weiter vergrößern?“

      Der Astronom stieß ein vernehmliches Schnauben aus. „Na, hören Sie! Das hier ist ein astronomisches Präzisionsinstrument. Damit kann man sogar ferne Galaxien beobachten und da meinen Sie, so ein Planet würde ein Problem sein? Wie groß wollen Sie es denn?“

      „Zoomen Sie bitte stufenlos näher. Ich sage Ihnen dann, wenn es reicht.“

      Der Astronom ließ ein leises Grummeln hören.

      Der Planet glitt näher – immer näher, bis der Monitor nur noch einen Teil seiner Oberfläche zeigte. Es war eine nahezu wolkenlose Nacht. Das Sternenlicht spiegelte sich auf Wasseroberflächen wider und die Lichter von Siedlungen waren zu erkennen.

      „Warten Sie!“, stieß Professor Waldbauer plötzlich erregt aus. „Lassen Sie es so. Nein, eine Spur zurück …“ Sie schwieg einen Moment. „Verdammt!“

      „Was ist los?“, fragte Yuki Hasagawa interessiert.

      „Da stimmt etwas nicht“, murmelte die Professorin.

      „Es ist alles synchronisiert“, erwiderte die Japanerin empört.

      „Das meine ich nicht.“ Heike Waldbauer schob den irritierten Doktor Lai zur Seite und übernahm selbst die Feinabstimmung. „Verdammt und noch mal verdammt!“

      „Würden Sie uns jetzt bitte an Ihrem profunden Wissen teilhaben lassen?“, beschwerte sich Lai.

      Die Professorin leckte sich über die Lippen und nickte zögernd. „Mein Fachgebiet ist die Entwicklungsgeschichte der Erde. Dazu gehört natürlich alles, was mit Evolution zu tun hat, inklusive der Bevölkerungsdichte sowie der kulturellen und technischen Entwicklung.“

      „Und? Was wollen Sie uns nun sagen?“ Lai verschränkte wieder die Arme vor der Brust.

      „Zu viel Licht“, antwortete Waldbauer. „Zu viel Licht an zu vielen Orten.“

      „Hä?“ Lai ließ die Arme sinken und starrte mit neuer Konzentration auf das Bild. „Wie meinen Sie das?“

      „Das Beobachterteam auf Roald hat berichtet, die Eingeborenen befänden sich im tiefsten Mittelalter …“, sinnierte die Professorin. „Herr Kollege, haben wir eine Kartenprojektion – ich meine eine militärische, die wir transparent über die Realaufnahme legen können?“

      „Wir sind kein Militärschiff, werte Kollegin.“

      Heike Waldbauer tippte an das Implant hinter ihrem Ohr. In Augenblicken war sie mit dem Verbindungsoffizier verbunden und schilderte ihren Wunsch. Der Mann fragte nicht groß nach, denn die Einsatzkarten waren innerhalb der Flotte keineswegs geheim. Wenige Minuten später wurde die gewünschte Karte auf den Monitor des Fernrohrs übermittelt.

      Professor Waldbauer regelte die Transparenz und justierte die Größe, bis sich die Eintragungen auf der Militärkarte mit dem Echtzeitbild der Nachtseite deckten.

      „Verdammt!“, fluchte Dr. Lai, dem die Abweichungen nun ebenfalls auffielen. „Wie konnte das passieren?“

      „Was ist denn los?“, fragte die MTT-Technikerin. „Da unten gibt es ein paar Lichter mehr, na und?“

      „Von dem Beobachtungsteam auf Roald erhalten wir seit vielen Jahren genaue Informationen über die Eingeborenen, deren Entwicklungsstand und die Standorte ihrer Städte und Siedlungen. Darauf basieren die Einsatzpläne der Flotte“, dozierte Heike Waldbauer erregt. „Das Echtzeitbild zeigt aber gravierende Abweichungen von der Karte, die auf den Daten des Beobachtungsteams beruht. Es gibt viel mehr Städte und Siedlungen. Und was noch weitaus bedeutsamer ist: Die Lichter da unten werden an vielen Orten nicht von Lagerfeuern und Wachskerzen verursacht. Das ist ruhiges und gleichmäßiges Licht und zudem recht hell – Gas oder sogar elektrische Energie. Die Eingeborenen da unten sind technisch wesentlich weiter als wir bisher vermuteten.“

      „Großer Gott“, ächzte die Japanerin, die sofort begriff, was das zu bedeuten hatte. „Das könnte die ganze Einsatzplanung der Invasion über den Haufen werfen.“

      „Das befürchte ich ebenso. Wir müssen den Hoch-Admiral und das Sky-Command der Flotte benachrichtigen.“

      Lai strich sich über das Kinn. „Nun mal langsam. Die werden das wahrscheinlich schon längst wissen. Wir sind ja nicht die Einzigen, die den Planeten beobachten und außerdem ist da unten das Beobachterteam.“

      „Das uns wahrscheinlich mit falschen Daten gefüttert hat“, sagte die Professorin erregt. „Nein, wir können nicht riskieren, dass der Admiral keine Kenntnis hiervon hat. Das ist einfach zu wichtig.“

      Kapitel 9

       Schwingenfeld der gepanzerten Streitkräfte, Hondabar, westlich der Siedlung Grünwasser

      Karst 4 Harinagar gehörte ursprünglich zu einer der bedeutendsten Gründerfamilien der Hauptstadt Harinagar. Als solcher hätte er eigentlich ein sorgenfreies Leben führen können, denn ihm war schon in jungen Jahren ein Platz im Ältestenrat gewiss. Stattdessen hatte er zum schieren Entsetzen seines Mutterweibs die Rüstung eines Gepanzerten angelegt und war damit den Streitkräften des großen Haldar – mochten die Wolken ihm gewogen sein – beigetreten. Während sein näheres Umfeld diesen Schritt einer geistigen Verwirrung zuschrieb, hatte Karst diesen hingegen sehr wohl überlegt. Der Grund hierfür wäre aber zweifelsohne als endgültiger Beweis seiner Verrücktheit betrachtet worden.

      Karst war inzwischen im besten Mannesalter und hatte zielstrebig an seiner Karriere bei den Gepanzerten gearbeitet. Er trug die Schärpe eines Offiziers und stand dicht vor der Beförderung zum Garnisonskommandanten und Doppelschärpenträger. Er galt als ausgesprochen gebildet, weit mehr als man dies bei einem Krieger erwarten würde und suchte immer wieder die Nähe der Wissenden. Manchem war dies rätselhaft, bis Karst seine Versetzung nach Hondabar erbat. Plötzlich ergab alles einen Sinn, obwohl man nun erst recht überzeugt sein konnte, dass Karst 4 – nunmehr Karst 4 Hondabar – ganz offensichtlich verrückt sein musste.

      „Wenn die Schöpfung gewollt hätte, dass wir fliegen können, so hätte sie uns Hanari Flügel an Stelle von Beinen verliehen“, musste er sich immer wieder anhören. Doch solche Bemerkungen war er seit langem gewohnt und in Hondabar fand er endlich Gleichgesinnte, die mit ihm den Traum vom Fliegen teilten – einen Traum, der nun nach einigen Jahren mühseliger Versuche und Fehlschläge zur Tatsache geworden war.

      Man hatte das Schwingenfeld in weiser Voraussicht fernab jeglicher Siedlung angelegt. Nicht, weil von den Fluggeräten eine Gefahr ausging – mit Ausnahme natürlich für den Schwingenflieger –, sondern weil sich die Verantwortlichen nicht aufgrund von Fehlschlägen, die meist mit dem Totalverlust des Piloten und der Maschine einhergingen, blamieren wollten. Weder das Oberkommando der Gepanzerten noch die Wissenden


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