Aphorismen, Gedanken und Sinnsprüche. Hans-Georg Lanzendorfer
und berührt die schöpferische Natur unaufhörlich jede noch so kleinste ihrer Kreaturen. Es liegt am Erdenmenschen selbst, die Einsicht zu erlangen, sich selbst als schöpferisches Wesen wahrzunehmen, zu achten, zu ehren und zu würdigen. Diese Gewissheit stets im Bewusstsein zu tragen, ist ihm eine wahrliche Bereicherung.
Es bieten sich immer genügend Möglichkeiten wie auch Zeit und passende Gelegenheiten, die Achtsamkeit und die Gedanken auf die Kreationen und Wunder der natürlichen Schöpfung auszurichten. Die Ehrwürdigkeit der schöpferisch-natürlichen Grösse und Macht zeigt sich dem Erdenmenschen nicht nur beim Anblick einer blütenfrohen Blumenwiese, am farbenschillernden Korallenriff oder bei einem Spaziergang durch wundervolle Wälder und Ländereien, wie auch nicht nur beim imposanten Farbenspiel der leuchtend roten Sonne am abendlichen Horizont oder in der Pracht des sternenklaren Firmaments, sondern allüberall – denn alles und jedes schöpferische und schöpfungsgegebene der Natur ist in allem und jedem allgegenwärtig.
Die schöpfungsgesetzmässig gegebene Menschenwürde kennt keine Hierarchie; und sie ist kein Privileg irgendwelcher naturverbundener Gärtnerinnen oder eines Gemüsebauern. Sie ist aber auch nicht Sonderrecht eines Pfarrherren, Handwerkers, Fürsten noch einer Königin oder eines wortgewandten Philosophen, Klausners in Meditation oder Mystikers in Kontemplation, und sie ist auch nicht den Menschen fremder Welten vorbehalten.
Mit dem bewussten Erstaunen und der Gewissheit über die Ehrwürdigkeit des Natürlich-Schöpferischen, erlernt der Mensch, sich selbst zu achten, zu ehren und zu würdigen.
Dem Menschen mit einem wahrlich offenen Bewusstsein ist diese Erkenntnis eine gute Basis, um die Selbsterniedrigung, Selbstentwürdigung und Selbstmissachtung zu vermeiden. Durch die Beobachtung und die Einsicht in die schöpferisch-natürlichen Gesetze, Gebote und die Prinzipien der Gleichwertigkeit und Ehrwürdigkeit aller Kreationen, gewinnen das persönliche Selbstvertrauen, das Selbstbewusstsein sowie die Selbstachtung des Lernenden unweigerlich an Kraft. Dem aufmerksamen Menschen wird das Vorbild der Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller Lebensformen zur würdevollen Selbstverständlichkeit. Entgegen der filigranen Pflanzenwelt, den Tieren und dem Getier, die auf und unter der Erde, in tiefen Gewässern und in den höchsten Lüften ihre natürlichen Bestimmungen erfüllen, erlernt der Mensch durch einen bewussten Lernprozess die schöpferischen Gesetzmässigkeiten zu beachten.
Die vollumfängliche Nutzung und die Perfektionierung seiner bewusstseinsmässigen Attribute sind ihm jedoch nicht einfach in die Wiege gelegt. Vielmehr sind sie das Ergebnis und die Errungenschaft einer harten Lebensschulung. Zahllose Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen bilden und formen in ihrer gesamtheitlichen Verkettung die menschliche Persönlichkeit. Die bewusste Selbstachtung und eine würdevolle Lebensweise müssen vom Menschen erst erkannt und entwickelt und verwirklicht werden. Hierzu bilden der ganz gewöhnliche Alltag und die Verarbeitung von zahllosen Eindrücken, Erfahrungen und Erlebnissen die evolutive Basis seiner wachsenden Lebenserfahrungen und der Würde. Das stetige und aufmerksame Beobachten der unmittelbaren natürlichen Umgebung sowie die Konfrontation mit den eigenen Gefühlen und bewusstseinsmässigen Prozessen lassen die Lernenden in kleinen Schritten vorwärts schreiten.
Die Qualität einer würdevollen Lebensführung und eines grossartigen Charakters zeigen sich auch in der liebevollen Pflege von zwischenmenschlichen Umgangsformen und Geselligkeiten, gleichsam auch in einer würdigen Beziehung mit und zu sich selbst. Jegliche Beziehungsform wird vom Menschen in seiner eigenen und ganz bewussten Gedanken- und Gefühlsarbeit entschieden. Die eigene Existenz, Körperlichkeit und Persönlichkeit zu mögen und zu akzeptieren ist für viele Menschen eine harte Prüfung. Fragwürdige Ideale und zweifelhafte Wertvorstellungen prägen das Selbstbild vieler Menschen. Künstlich inszenierte Rollenspiele zur Selbstdarstellung bzw. das Adaptieren und Übernehmen fremder Charaktere und Identitäten entwürdigen die eigene Persönlichkeit. Sich selbst mit allen seinen Fähigkeiten als Mensch zu mögen, mit den körperlichen Mängeln oder unliebsamen Eigenheiten usw., ist eine wesentliche Grundlage zur Entwicklung eines individuellen Charakters, einer starken Persönlichkeit und Würde. Ein grundsätzliches Interesse an der eigenen Existenz und an der gesamtheitlichen Entwicklung ist die Voraussetzung zur Erlangung der persönlichen Würde, Echtheit und Aufrichtigkeit. Das gesunde und förderliche Verhältnis zum eigenen Charakter und zur eigenen Persönlichkeit ist auch massgebend und bestimmend in der Gestaltung, Pflege und Erhaltung einer gesunden psychischen Verfassung.
Gleichgültigkeit und Ablehnung gegenüber dem eigenen Leben und gegenüber der eigenen Existenz führen im schlimmsten Fall kontinuierlich zur allmählichen mentalen Verwahrlosung, Abstumpfung und zum Verlust der Würde. Die Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht. Das Erlangen von Würde, Vorzüglichkeit und Edelmut ist jedoch weder Zwang noch Pflicht. Es ist dem Menschen freigestellt, sich selbst zu erniedrigen, zu missachten und zu entwürdigen. Einem den schöpferisch, natürlichen Prinzipien nahestehenden Menschen ist jedoch das aufmerksame Streben nach dem Würdevollen eine heilige resp. eine kontrollierende Pflicht. Mit der bewusst gewählten Lebens-Apathie werden die Selbstpflichten, Eigenpflichten und die Selbstverantwortung vorsätzlich missachtet.
Entgegen der selbstgewählten Überzeugung einer akzeptierten Fremdbestimmung und Schicksalshörigkeit wird der Mensch jedoch nicht gänzlich und vollumfänglich von seiner Aussenwelt manipuliert.
Er ist keine Marionette der willkürlichen Vorbestimmung. Äussere Manipulationen fallen nur dann auf fruchtbare Erde, wenn der Mensch das Feld für diese vorbereitet. Die Bestimmung und das Schicksal in persönlicher Art und Weise liegen umfänglich in der Hand des Menschen selbst, denn nur Fügungen und das Schicksal, das von aussen bestimmt wird, kann er teilweise nicht selbst bestimmen und nicht beeinflussen. Ein würdevolles Leben ist somit in der Regel immer das Ergebnis einer selbstbestimmten Lebensführung, ausser eben dem, das durch äussere Einflüsse in der Würde beeinträchtigt wird.
Jeglicher Bemühung zur Selbstbestimmung, Selbständigkeit und Standhaftigkeit des Menschen für eine würdevolle Lebensweise liegt immer ein gedanklich-gefühlsmässiger Prozess zugrunde. Der Mensch selbst bestimmt mit eigenen Entscheidungen und Beschlüssen darüber, den Weg der hehren Tugenden zu beschreiten oder sich im wilden Wasser irdischer Zweifelhaftigkeiten und Verwahrlosung treiben zu lassen. Von diesem Prinzip der unversehrten Selbstbestimmung ausgenommen sind lediglich jene Menschen, deren materielle Bewusstseinsformen durch Krankheit oder krankhaft-genetische Einflüsse beeinträchtigt oder behindert werden. Die wahrliche Menschenwürde kennt jedoch auch hierin keinerlei Unterscheidung.
Die Würde eines Menschen ist verbindlich und sie vereint in sich alle menschlichen Qualitäten. Falscher Stolz ist eine Selbstentwürdigung. Würdevolle Menschen sind zuverlässig und echt. Sie sind Vorbild und Spiegel der Aufrichtigkeit und Ehrenhaftigkeit. Sie orientieren sich ausschliesslich an der wahrlichen Wahrheit und sie kämpfen gegen Unterdrückung und Pression. Würdevolle Menschen sind klar in ihrer Lebensführung. Die ‹Ehrwürdigkeit› ist kein kultreligiöser Standestitel, sondern eine würdevolle Errungenschaft. Sie kleidet sich nicht mit Brokat und Seide, sondern sie geht im einfachen Gewand der Bescheidenheit einher. Im kultreligiösen Standesdünkel der Eitelkeit und Aufgeblasenheit hingegen höhnen die ‹Ehrwürdigen› und ‹Hochwürden› jeder schöpferisch-natürlichen Ehre und bezeugen sich in Überheblichkeit als wahre Meister erhabener Peinlichkeit.
Kapitel 3
Innere Ruhe und Zufriedenheit
Gedanken über das Zufriedensein und die Genügsamkeit
Geschäftige Hetze prägt die Lebensführung vieler Menschen. Leere Unterhaltungen, Ausschweifungen und oberflächliche Ablenkungen haben in unserer Zeit einen hohen Stellenwert gewonnen. Buchstäbliche Werbefluten und tosende Informations-Tsunamis implementieren uns täglich die neuesten Vergnügungsmöglichkeiten. Apps, iPad, PDAs, Games, Widgets, Tablets, Mobiles, Handhelds, iTunes, Pockets, iPods, Dashboards, iPhones, Twitter, Netlog, Facebook, YouTube und Co. leisten den Unkontrollierten und Ruhelosen gute Dienste in ihrer Bemühung zur Selbstentfremdung. Für viele sind diese Kurzweil-Instrumente kaum mehr aus ihrem Leben wegzudenken. Den Aufmerksamen und Bedachten hingegen dienen sie lediglich als nützliches Arbeitsmittel. Zeitgemäss werden Persönlichkeiten und Identitäten durch Profile, Accounts, Konten,