Zurück zum Ursprung. Judith und Urs Parolo
Ihr eine Entscheidung getroffen habt, dann steht zu ihr und zieht daraus die nötigen Konsequenzen; also lasst ihr Taten folgen. Wie das aussieht, wenn Ihr immer wieder zögert, möchten wir Euch mit dem Beispiel der Wegkreuzung zeigen. Ihr steht an der Kreuzung, entscheidet Euch für den mittleren Weg, geht ein paar Schritte, kehrt wieder um, geht erneut ein paar Schritte, kehrt wieder um, haltet inne, entscheidet Euch neu, geht wieder, kehrt wieder um....
Ihr seht, dass sich in diesem Beispiel sehr viel bewegt, aber nichts wirklich geschieht. Es werden zögerliche Schritte unternommen, welche aber gleich wieder rückgängig gemacht werden. Auf diese Weise verbraucht Ihr viel Energie, Euer Potential ist nicht frei, aber es geschieht nichts. Ihr beschäftigt Euch selbst, aber Ihr kommt nicht weiter. Im Endeffekt verbraucht Ihr viel Kraft und bleibt trotzdem stehen.
Es ist aber nicht so, dass Ihr einfach stehen bleibt. Durch diese Unsicherheit, dieses Zögern reisst Ihr immer wieder Löcher in Euren Schutzbereich. Dies fördert aber genau die Unsicherheit und das Zögern. Also, indem Ihr zögert, fördert Ihr das Zögern, Ihr verstärkt es.
Etwas weiteres bewirken Euer Zögern und die Unsicherheit - sie sind ansteckend. Indem Ihr Eure Unsicherheit durch Zögern zeigt, verunsichert Ihr andere. Es ist auch so, dass Ihr mit Eurem Zögern Zweifel auslöst - bei Euch und bei andern. Auf diese Weise kann sich die Unsicherheit weiterverbreiten. Wir möchten dies mit dem Bild von vorhin beschreiben: Ihr geht einige Schritte vor, dann wieder zurück zur Kreuzung; andere sehen Euch und Euer Verhalten, kehren nun ihrerseits zurück - so verbreitet sich diese Unsicherheit. Gleichzeitig werdet Ihr aber scheinbar in Eurer zögerlichen Haltung bestärkt, denn wenn so viele mit Taten zögern, muss ja etwas dran sein.
Diese Unsicherheit ist wie ein Gift. Es pflanzt sich von einem kleinen Punkt aus fort und greift immer weiter um sich. Anfangs ging es "nur" um die Auswahl des Weges. Mit der Zeit greift aber dieses Gefühl der Unsicherheit immer weiter um sich, andere Entscheidungsbereiche werden davon betroffen (oder besser gesagt befallen) und am Schluss stellt das Zögern, die Unsicherheit eine Haltung dar, welche das ganze Wesen umfasst. Wenn dieser Punkt erreicht ist, dann ist es höchste Zeit, Gegensteuer zu geben, sich wieder zu besinnen, zu entscheiden und dann zu handeln - ohne zu zögern.
Zu sich stehen
Sich zu entscheiden und dieser Entscheidung auch die nötigen Taten folgen zu lassen, hat sehr viel damit zu tun, ob Ihr zu Euch steht oder nicht. Im Volksmund sagt man ja: "Diese Person steht zu ihrer Meinung." Überprüft dies einmal bei Euch selbst. Steht Ihr wirklich immer zu Eurer Meinung, also zu Euch selbst? Wenn dies nicht der Fall ist, dann habt Ihr noch etwas zu erledigen.
Warum stehen Menschen nicht zu ihrer Meinung? Auf diese Frage gibt es verschiedene Antworten; wir möchten aus der ganzen Palette zwei herausnehmen:
zum einen ist es die Angst, die verhindert, dass sie zu sich und ihrer Meinung stehen (die Angst, mit unliebsamen Konsequenzen konfrontiert zu werden, aufzufallen oder es nicht allen recht zu machen)
zum anderen ist es die Tatsache, dass sie nicht wirklich entschieden haben, oder ihrer Entscheidung nicht die nötigen Taten folgen liessen
Beschäftigen wir uns zunächst mit der Angst. Oft haben Personen Angst davor, sich mit Taten oder offenem Eintreten für eine Sache unbeliebt zu machen. Sie ziehen es vor, im Hintergrund zu stehen und sich nicht zu weit "auf die Äste herauszuwagen". In den meisten Fällen ist die Angst vor irgendwelchen Konsequenzen (was, Du gehörst auch zu denen; was, Du glaubst auch an so Zeugs....) der Hinderungsgrund. Aus der Angst heraus, eventuell ausgestossen, verlacht oder gar angepöbelt zu werden, verhält man sich lieber ruhig und unscheinbar. Das führt aber dazu, dass man seine eigene Überzeugung, seine Meinung und zum Schluss auch sich selbst stückweise aufgibt. Wenn dies geschehen ist, ist man angepasst, konform und - lenkbar.
Es ist uns klar, dass es nicht immer nötig ist, mit seinen Ansichten auf Kollisionskurs mit der ganzen Umgebung zu gehen. Aber die Gefahr besteht, dass man diese Tatsache als Entschuldigung nimmt, um nicht zu sich stehen zu müssen. Ausreden wie:
es ist noch nicht Zeit
der andere ist noch nicht soweit
der versteht das noch nicht
ich warte den richtigen Zeitpunkt ab
dienen eigentlich nur dafür, etwas anderes zu sagen, nämlich:
ich getraue mich noch nicht
ich bin selbst nicht bereit, mich gegen aussen hin zu stellen
ich will nicht in Schwierigkeiten kommen wegen solcher Ansichten
ich warte, bis es andere getan haben und bin dann fein raus, wenn etwas schief geht
Wenn Ihr wirklich entschieden habt, zu Euch und Eurer Meinung zu stehen, dann schafft Ihr Euch den richtigen Zeitpunkt. So helft Ihr dem andern, soweit zu sein und dann seid Ihr auch in der Lage, dem andern Eure Ansicht so darzulegen, dass er es versteht; vielleicht nicht mit dem Kopf, aber mit dem Herzen spürt er, dass es Euch ernst ist mit dem, was Ihr sagt und dass Ihr für Euch und Eure Sache eintretet.
Nach aussen treten und sichtbar sein
Jedes Wesen kommt im Laufe seiner Entwicklung immer wieder an Punkte (oder Kreuzungen), wo es nötig ist, sich zu entscheiden oder Farbe zu bekennen. Man kann sich eine zeitlang durchmogeln und auf vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen, aber irgendeinmal kommt der Punkt, an dem man sich entscheiden muss oder darf. Ohne diese Entscheidung geht es nicht weiter, es fehlt das Fundament für das Weitergehen.
Wir möchten Euch dies wiederum anhand eines Beispiels erläutern: Eine Person, welche im therapeutischen Bereich arbeitet und viel in diese Arbeit investiert hat und sich durch Weiterbildung auch grosses Wissen angehäuft hat, sieht sich mit der Tatsache konfrontiert, dass praktisch keine Leute mehr zu ihr kommen. Obwohl sie alles so macht, wie bis anhin, meldet sich niemand mehr an. Daraufhin sichtet unser Therapeut einmal sein Angebot und bemerkt, dass er Therapieformen sowohl des Alten wie des Neuen Universums anbietet (mit andern Worten, er hat sich noch nicht entschieden oder seine Entscheidung noch nicht in die Tat umgesetzt). Nun strafft er sein Angebot und lässt alle Formen des Alten los (er entscheidet sich klar und zieht die nötigen Konsequenzen daraus) und tritt mit den Möglichkeiten des Neuen Universums nach aussen. Nun ist es möglich, dass wieder Leute zu ihm kommen, weil er sich klar entschieden hat und seine Entscheidung auch klar nach aussen trägt. Es ist aber nicht so, dass automatisch viele Leute kommen; es kann auch sein, dass er sich zuerst gegen Widerstände von aussen durchsetzen muss. Diesen kann er aber begegnen, weil ihm klar ist, was er will, wofür er sich entschieden hat und weil er mit ganzem Herzen für sich und die Sache einsteht. Was aber sicher ist, dass sich Leute bei ihm einfinden werden, welche durch die Möglichkeiten des Neuen angezogen werden. Weil er seine Entscheidung klar nach aussen trägt, haben diese "Suchenden" auch eine klare Anlaufstelle.
Nicht jeder muss Therapeut sein, um sich zu entscheiden. Nein, es sind die vielen kleinen Taten, Handlungen, welche etwas bewirken. Überlegt Euch einmal, ob Ihr dieses Kapitel "bedenkenlos" einer anderen Person zum Lesen empfehlen würdet oder ob Euch bei diesen Gedanken ein leises Gefühl des Unwohlseins beschleicht, wie:
was denken die wohl von mir
ist das nicht etwas gewagt
ich behalte dies alles lieber für mich
die andern brauchen ja nicht zu wissen, dass ich mich mit so Zeugs beschäftige
die denken sicher, ich spinne
Machen Euch solche Gedanken Angst oder steht Ihr mit voller Überzeugung zu Euch und zu dem, was Ihr denkt und tut?
Überlegt