Schatzsuche wider Willen. Jonathan Turner E.

Schatzsuche wider Willen - Jonathan Turner E.


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übernehme jetzt!“, rief Old Bob und stieß Hank weg. Der kletterte zum Co-Pilotensitz, wo er sich festkrallte. Old Bob riss am Steuer herum und bot all seine Kräfte auf. „Ich schaffe es nicht. Ich brauche Hilfe!“, rief er. Durch einen weiteren Steuerwechsel kam Johnny, der Weltraumpirat, von der Türe los und knallte mit seinem Kopf in Old Bobs Rücken. Durch diesen Schock schaffte es Old Bob schließlich, das Steuer in die richtige Richtung herumzureißen.

      Das Shuttle bewegte sich wie ein Brummkreisel, aber sie steuerten von nun an wieder ins All und nicht mehr auf den Erdboden zu. In rascher Folge legte Old Bob mehrere Stabilisatorenhebel um und die Kreiselbewegung des Shuttles hörte langsam wieder auf.

      „Hat jemand die Polente gesehen?“, fragte Johnny, als er wieder bei Sinnen war.

      „Wenn ich wieder weiß, wo oben und unten ist“, stöhnte Old Bob, der sich mit einer Hand seinen Kopf hielt, „dann werde ich einen Blick auf den Radarschirm werfen.“

      Hank guckte aus dem rechten Seitenfenster des Cockpits. Was er draußen sah, faszinierte ihn sehr. Kaum waren sie dem Tod entronnen, passierte schon wieder etwas Aufregendes. Das musste er sofort den anderen mitteilen: „Hey, Leute! Da drüben ist ein cool aussehendes Raumschiff. Ja, und da! Sie ballern auf irgendwen!“

      Eine heftige Erschütterung später fuhr ein kleiner Monitor aus einem Konsolenschacht nach oben, worauf in dicken, roten Buchstaben ‚Alarm‘ zu lesen war. Johnny und Old Bob überkam die Erkenntnis, dass sie es waren, auf die geschossen wurde.

      „Verflucht! Man kommt von einer in die nächste Katastrophe!“, schimpfte Old Bob laut. So viel Aufregung vertrug er nicht mehr.

      „Dann sag’ ihnen doch, dass sie aufhören sollen!“, schlug ihm Hank vor.

      „Richtig!“, stimmte Johnny zu. „Gib’ mir mal einen offenen Kanal.“

      Old Bob drückte einige Knöpfe und schwarzweißer Schnee begann auf dem Monitor der Sichtverbindung zu flimmern. Das Flimmern verschwand schon eine Sekunde später und ein Mann mit einem blauen Helm und schwarzem Visier erschien auf dem Bildschirm.

      „Johnny, der Weltraumpirat!“, erkannte der Weltraum-Polizist ihn sofort.

      „Fast richtig! Ich bin lediglich sein Neffe dritten Grades auf dem Weg zum Mars“, log Johnny und deutete mit dem Daumen auf Old Bob. „Dieser nette Bursche hier namens Old Bob fliegt mich dort hin. Warum also beschießt ihr uns?“

      „Was? Neffe dritten Grades? Einen Augenblick mal bitte!“ Der Polizist verschwand vom Bildschirm und man hörte unterdrücktes Gemurmel. Das Laserfeuer wurde eingestellt und die drei flogen erneut mit normaler Geschwindigkeit in den Weltraum hinaus mit Kurs in Richtung Mond, dicht gefolgt vom Polizeicruiser.

      Das Gesicht des Polizisten erschien wieder auf dem Monitor. „Wenn Sie zum Mars wollen, warum fliegen Sie dann auf den Mond zu?“, fragte er geradeheraus.

      „Weil … weil … äh …“, überlegte Johnny angestrengt, der überaus um seine mies konstruierte Lügengeschichte und sein Leben besorgt war.

      „Damit ich meinen Anschlussflug nach Quazar IV bekommen kann, um einen Uhrmacher dort aufzusuchen“, mischte sich Hank ungefragt ein. „Wissen Sie, meine Digitaluhr ist nämlich kaputt gegangen und … Das ist echt eine lustige Geschichte. Ich kann sie Ihnen ja mal erzählen …“

      „Bullshit!“, fauchte der Polizist in die Kamera.

      „Hören Sie“, fiel Old Bob Hank ins Wort und versuchte, die Lage zu retten. „Wir fliegen erst zum Mond, dann zum Mars und dies sind meine einzigen beiden Passagiere diese Woche. Sie mögen nicht normal sein und ein klein wenig exzentrisch anmuten, aber sie bringen mir mein Gehalt ein. Also, Officer, seien Sie bitte so lieb und lassen uns fliegen!“

      Der Polizist hörte Old Bob aufmerksam zu, warf abermals einen Blick auf Hank und Johnny hinter ihm. Schließlich nickte er mit dem Kopf. „Also schön. In Ordnung. Ich könnte aber schwören, dass derjenige hinter dem Irren Johnny, der Weltraumpirat, ist.“

      „Irre?“ Hank war außer sich. „Wer ist hier irre? Häh? Wer?“ Hank ließ sich ja viel gefallen, aber das war der berühmte Tropfen, der sein ohnehin kleines Fass zum Überlaufen brachte.

      „Lass es gut sein!“, wehrte Old Bob ab und wandte sich dann wieder dem Polizisten zu. „Wenn wir den Piraten sehen, sind Sie der Erste, den wir informieren!“

      Der Polizist blieb hartnäckig beim Thema. „Ihr Bordcomputer hat uns aber informiert …“

      „Tja, der spinnt erst recht. Hat dauernd Halluzinationen. Ich lasse ihn demnächst durchchecken“, entschärfte Old Bob die Situation schnell und endgültig. Mit einem schnellen Griff auf einen Knopf schaltete er den Interkom ab. Das Gesicht des Polizisten verschwand.

      „Dem Kerl werde ich helfen!“, schimpfte Hank weiter. Niemand durfte ihn für verrückt halten! Er wollte doch bloß seine Digitaluhr reparieren lassen!

      „Den Bullen ist nicht mehr zu helfen, Mann. Die verstehen gar keinen Spaß“, erklärte Johnny. Zu Old Bob gewandt fuhr er fort: „Hey, Mann! Das hast du klasse gemacht. Ich dachte schon, dass unser letztes Stündlein geschlagen hat.“

      Old Bob sah sorgenvoll hinauf zur Decke, nur um zu überprüfen, ob sie noch da war. „Dein Rumgeballer hat mir ohnehin schon genug zerstört. Die hätten mir noch mein schönes Shuttle ruiniert! Das hätte mich nicht nur meinen Monatslohn gekostet, sondern auch meinen Beruf als Fremdenführer sowie eventuell mein Leben. Was hätte ich denn dann den ganzen Tag getan?“

      Hank zuckte mit den Schultern und meinte: „Na, was wohl? Du wärst als Geist deinen Bus gefahren!“

      „Jetzt werden wir erstmal zum Mond fliegen und uns eine größere Kutsche zulegen“, warf Johnny mit einem schiefen Grinsen ein. Leichter Sabber lief ihm aus den Mundwinkeln. Er witterte wieder das Abenteuer und dieses Mal würde er sogar noch zwei unfreiwillige Helfer seine Schmutzarbeit machen lassen. Über ihre Zukunft wollte er sie aber erst später aufklären. Alleine die Vorfreude darauf ließ sein Grinsen ans Diabolische grenzen.

      „Sind größere Schiffe eigentlich auch gleichbedeutend mit einer schnelleren Reisegeschwindigkeit?“, erkundigte sich Hank.

      „Im Allgemeinen ja“, erklärte Johnny. „Es gibt natürlich auch noch andere Vorteile, die solche Luxusschlitten mit sich bringen.“

      „Welche denn?“

      Johnny verdrehte genussvoll die Augen und raunte: „Eine prallvoll gefüllte Bordbar inklusive Whirlpool!“

      „Ah, ich verstehe“, nickte Hank gleichgültig, da er sich nichts aus Luxus machte.

      „Was ist mit mir?“, warf Old Bob besorgt ein. Wenn das so weiter ging, würde er den heutigen Tag wohl wirklich nicht mehr überleben. „Auf dem Mond brauchen Sie mich ja nicht mehr und ich kann endlich wieder meine eigenen Wege gehen, oder?“

      „Wie? Natürlich nicht!“, platzte es ungehalten aus Johnny heraus. „Wie kommst du nur darauf? Mein ganzer Plan fußt darauf, dass du uns erhalten bleibst. Mit deiner Flugerfahrung können wir ganz leicht in ein anderes Raumschiff eindringen und es entführen.“

      „Was? Ich werde doch nicht zu einem Piraten, wie Sie!“, entrüstete sich Old Bob.

      „Es ist doch aber für einen guten Zweck“, hielt Hank dagegen. „Denk’ doch auch mal an meine Digitaluhr! Sie muss repariert werden und je schneller das geschieht, desto schneller geht es mir wieder gut.“

      Johnny lachte laut los. Old Bob würdigte Hank keines Blickes.

      „Ja, das ist ja alles ganz prima, Hank, alter Junge“, grinste Johnny. „Aber ich dachte da auch noch an etwas anderes, was wir im Orion-Nebel anstellen könnten!“

      Hank war wieder Feuer und Flamme, als er sich vorstellte, was man dort machen konnte: „Zum Beispiel eine vollkommen neue Digitaluhr kaufen?“

      „Nein“, Johnny schüttelte belustigt seinen Kopf. „Ich dachte da an so etwas


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