Schatzsuche wider Willen. Jonathan Turner E.
und rannte die Rolltreppe runter.
Das Walross war froh, dass es endlich diesen verrückten Kunden los war, der nur Schreckensmeldungen auf Lager hatte. Vollkommen mit seinen Nerven am Ende befahl es dem stationären Verteidigungsdienst des Kaufhauses auf sämtliche Schweine und Rinder in der gesamten Stadt zu schießen. Diese Viecher durften hier auf gar keinen Fall die Kundschaft belästigen.
Hank stürmte inzwischen so schnell die Treppe hinunter, dass er auf dem Weg nach unten mehrere Personen auf der Treppe anrempelte, sie alle ins Trudeln gerieten und dann herunter purzelten. Mit einer gehörigen Portion Frechheit rappelte sich Hank auf den zusammengekrümmten Leibern der anderen Unfallteilnehmer auf und rannte so schnell er konnte aus dem Laden hinaus.
Als er vor dem Laden stand, konnte er Old Bobs Bus noch stehen sehen, aber Old Bob sah auch ihn kommen, und dem bereitete das eine Heidenangst. Old Bob wollte endlich fort, seinen Lebensunterhalt verdienen. Deshalb versuchte er verzweifelt, seinen Schlüssel in das Zündschloss des Busses zu stecken.
Hank drehte sich herum und merkte sich den Namen der Ladenkette. Wenn er im Sternfeld des Orion ankam, würde er ihn sicher brauchen. „Seven Seals – A Co-Corperation of Sons of Lewis“.
„Was ein blöder Name!“, fand er.
Old Bob hatte mittlerweile den Motor gestartet. Mit einem „Nein!“, das von Herzen kam, sprang Hank durch die Luft und landete genau auf der Motorhaube, wo er sich an den Scheibenwischern festhielt. Old Bob startete den Bus und fuhr mit quietschenden Reifen los. Hank fragte sich, ob Old Bob ihn ganz einfach nicht gesehen hatte, und versuchte, mit einer Hand gegen die Frontscheibe zu klopfen. Er glaubte keine Sekunde lang, dass er der Grund für Old Bobs überstürzten Aufbruch war.
Old Bob war mit der Situation völlig überfordert. Sollte er anhalten, weiterfahren oder … ja, was sollte er machen? Ohne eine Wirkung damit zu erzielen, versuchte er, Hank mit der Scheibenreinigungsanlage loszuwerden. Eine Vollbremsung später brachen beide Scheibenwischer ab, Hank flog auf die Straße und es fing wie auf Stichwort an, in Bindfäden zu regnen. Das Wetter hatte sich Old Bobs Pechsträhne angepasst. Old Bob nahm nur selten Schimpfworte in den Mund, aber in diesem Moment fluchte er so laut und bitter, dass es einigen Engeln im Himmel Tränen in die Augen trieb.
Er seufzte laut auf. Irgendwie war das heute nicht sein Tag. Für Old Bob war es seit jeher das Beste gewesen, mit dem Strom zu schwimmen. Alles andere brachte nur Probleme mit sich. Und er war bei Gott kein nachtragender Mensch. Old Bob sah Hank eindringlich durch die Frontscheibe an und erkannte ein Kind im Körper eines Erwachsenen. Es war nicht seine Schuld, fand er, dass er mit diesem Leben nicht zurecht kam.
Er seufzte noch einmal und atmete tief durch, bevor er die Tür des Busses aufschwingen ließ, um den pitschnassen Hank eintreten zu lassen.
„Ich fahre nicht zurück in den Nationalpark!“, offenbarte er Hank, noch bevor dieser drinnen war.
„Das brauchst du auch nicht. Du arbeitest doch am Flughafen und fliegst ein Shuttle, sagtest du? Gut, dann auf zum Flughafen!“
„Raumhafen!“, verbesserte Old Bob ihn und schloss die Tür wieder. Angestrengt sah er nach draußen, wo der Regen stärker wurde.
„Hey, das war echt eine linke Nummer von dir, die du da drin abgezogen hast. Hast mich einfach im Stich gelassen. Das hättest du nicht tun sollen, dann hättest du jetzt nicht so ein schlechtes Gewissen, stimmt’s?“
„Ich hätte dann auch noch meine Scheibenwischer!“, lachte Old Bob belustigt über die Absurdität der Situation. Hank stimmte in das Lachen mit ein.
Die Fahrt zum Raumhafen der Stadt gestaltete sich als eine sehr mühselige Angelegenheit, bei der Old Bob den Bus mehrmals anhalten musste, da er wegen des starken Regens die Straße nicht mehr einsehen konnte. Da aufgrund des Gegenverkehrs ein Überholen von Old Bobs Bus unmöglich war, bildete sich trotz der wenigen Fahrzeuge hier unten ein Stau hinter ihnen. Ein Choleriker hinter ihnen regte sich so sehr auf, dass er, nur um seiner Wut freien Lauf zu lassen, mit einer Plasmaschrotflinte aus seinem Wagen feuerte und das Hinterteil von Old Bobs Bus durchlöcherte. Old Bob ging hinter dem Lenkrad in Deckung. Hank stürzte zum Henkfenster und zeigte dem Choleriker den Mittelfinger, was die Situation naturgemäß nicht verbesserte.
„Lass den Kerl bloß in Ruhe und geh in Deckung“, rief Old Bob ihm zu, als er sah, was Hank da trieb. Da eine kurze Pause eingetreten war, die der Irre nutzte, um seine Flinte nachzuladen, und Hank sowieso wieder das Interesse an der Situation verloren hatte, befolgte er Old Bobs Rat. Die Plasmaflinte ging genau in dem Augenblick wieder los, als ein Blitz den schwarzen Himmel über ihnen erhellte. Dann wurde es wieder düster und blieb es auch, bis ihr Ziel in Sichtweite kam.
Der Raumhafen der Stadt beherbergte zwei riesige Flugfelder, die mit großen Raumschiffen nur so vollgepackt waren. Hank konnte vielen ‚schweren Brummern’ bei ihren Starts und Landungen zusehen. Früher waren Flüge ins All nur mit Brennstoffraketen möglich gewesen und dann wurde auch nichts Größeres als ein Spaceshuttle ins All befördert. Deshalb staunte Hank nicht schlecht über die riesigen, kugelförmigen Frachtraumschiffe der Händler. Da die Raumschiffe alle mit einem vollautomatischen Piloten ausgestattet waren, so dass die Flugkapitäne darauf zurückgreifen konnten, machte denen das Navigieren im Regen nichts aus. Und so waren auch halsbrecherisch aussehende Manöver möglich, die ja sowieso der Autopilot absolvierte.
Der Bus hatte die reguläre Fahrbahn jetzt verlassen und das wütende Hupkonzert der aufgebrachten Meute hinter ihnen verebbte nun völlig. Old Bob war dafür sehr dankbar gewesen.
Hank eröffnete Old Bob plötzlich: „Da gibt es so einen Uhrenladen auf einem Planeten namens Quazar IV nahe dem Orion Hauptplaneten. Da muss ich hin.“
„Was? Zu diesem Planeten-Verbund, den die Aliens künstlich erschaffen haben, wovon einer sogar eine eigene Intelligenz besitzt und ein anderer der Sitz des galaktischen Rates ist?“
Hank überlegte kurz, da er aber nichts von intergalaktischer Geschichte wusste, kam er zu keinem Ergebnis.
Dies war nicht schlimm, denn Old Bob fuhr schon weiter fort: „Ich fliege aber zum Mond und nicht zum Orion! Weiter komme ich auch gar nicht mit meinem Shuttle.“
„Das macht nix. Wenn ich hier keinen geeigneten Flug finde, dann flieg’ ich mit zum Mond, um von dort weiter bis zu Quazar IV zu kommen.“
Old Bob nickte ihm zu. Spätestens dann war er Hank los. Es kam also alles wieder für ihn ins Lot. Dachte er.
Den Bus parkte Old Bob auf einem weitflächig abgesperrten Gelände, das nur für Piloten der Raumschiffe und Shuttles reserviert war, und dann stiegen sie aus. Old Bob stapfte gleich in Richtung des Check-In-Schalters. Hank folgte ihm wie ein Dackel.
All die großen Raumschiffe machten ihn nervös, aber er wusste nichts mit dieser Nervosität anzufangen. Konnte es wirklich Reisefieber sein? Nein, dachte er. Er lebte seit zehn Jahren abseits der Menschheit und der Aliens. Wie konnte er sich plötzlich auf diesen Trip ins All freuen? Um sich von diesen zutiefst widersprüchlichen Gefühlen zu befreien, erzählte er Old Bob seine ganze bisherige Lebensgeschichte und fügte noch einige lustige Anekdoten aus seinem, wie er fand, reichhaltigen Fundus an Lebenserfahrungen, hinzu.
Old Bob hörte Hank zwar zu, kam aufgrund Hanks plötzlichen Redeschwalls gar nicht dazu, ihn zu kommentieren.
Hank stoppte auf einmal und hielt Old Bob am Ärmel seines Anzugs fest. „Hey, warte mal! Wer ist denn das?“
„Was? Wen meinst du?“ Old Bob blickte sich um, konnte aber nichts entdecken. Er hoffte inständig, dass heute nichts Unvorhergesehenes mehr geschah. So viel Aufregung wie heute hatte er noch nie erlebt.
„Wer fliegt denn da oben herum? Sind das die Bullen?“, fragte Hank fasziniert.
„Ja, du hast Recht, das ist in der Tat ein Gleiter der Raumhafenpolizei. Ich frage mich, weswegen die hier sein könnten.“
„Also, wegen mir nicht“, lachte Hank.
Old Bob zuckte mit den Schultern und gemeinsam stapften sie weiter in Richtung des großen