Schatzsuche wider Willen. Jonathan Turner E.

Schatzsuche wider Willen - Jonathan Turner E.


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schwand dahin, als er sah, dass die Stadt riesiger war, als er sie in Erinnerung hatte. Das jagte ihm eine Heidenangst ein.

      „Warum ist das so groß?“, fragte er ängstlich und leise, gerade so, dass Old Bob es noch verstand.

      „Wer? Die Stadt? Nun, dank der Alientechnologie braucht man heute nicht mehr so lange, um Hochhäuser aus dem Erboden zu stampfen.“

      „Können wir nicht einen Uhrmacher am Rande der Stadt aufsuchen?“

      „Du bist kein Stadtmensch?“

      „Ich war einer, aber ich habe die Stadt schon immer gehasst!“

      „Tut mir leid, aber am Stadtrand gibt es nichts mehr. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Die Menschen in der Stadt haben sich seit der Ankunft der Aliens verändert. Sie sind wesentlich freundlicher und toleranter geworden.“

      Hank glotzte ihn aus großen Augen an. „Und diesen Stuss soll ich glauben?“

      „Es gibt aber keinen anderen Weg. Du kannst natürlich immer noch akzeptieren, dass deine Uhr kaputt ist, und wieder umkehren. Ich wäre so freundlich, dich wieder dort auszusetzen, wo ich dich eingesammelt habe.“

      „Nein, niemals! Ich kann es nicht akzeptieren, ohne eine Uhr auszukommen. Nein, das kann ich nicht! Lieber ringe ich mit einem Hai!“ Hank nahm einen zu allem entschlossenen Gesichtsausdruck an. „Also gut, Bob. Wenn es sein muss, dass ich mich in die Stadt hineinbegebe, dann werde ich auch noch dieses Abenteuer überstehen. Für meine kaputte Digitaluhr mache ich alles!“

      Old Bob lachte laut auf. „Das nenne ich Kampfgeist! Du wirst sehen: Es ist längst nicht mehr so schlimm, wie es damals war, als du sie verlassen hast.“

      Hank entgegnete nichts darauf, sondern starrte die Stadt an und er wurde das Gefühl nicht los, das die Stadt zurückstarrte.

      Kapitel 2

      Die Stadt war wie ein Raubtier, das nur darauf wartete, Hank anzuspringen. Das fand jedenfalls Hank. Vor seinem geistigen Auge beugten sich die Hochhäuser mit ihren grauenhaften Fratzen zu ihm herunter und öffneten fletschend ihre zahnbewehrten Mäuler. Bei der bloßen Vorstellung rann Hank ein Schauer über den Rücken. Er konnte nicht verstehen, warum Old Bob nicht ebenso empfand wie er. Old Bob bereitete die Fahrt in die Stadt sichtlich Vergnügen. Er pfiff sogar ein vergnügtes Lied vor sich hin.

      Sie kamen einwandfrei durch den Verkehr, da die wenigen Autos, die ihnen begegneten, von Computern gesteuert wurden, anstatt von menschlicher Hand. So wichen sie einigen gewagteren Manövern von Old Bob problemlos aus.

      Im Inneren der zumeist sehr flachen Wagen mit modernen Formen sah man Leute entspannt wie auf einer Couch liegen. Fußgänger gab es immer noch zuhauf auf den Bürgersteigen. Aber auch hier bemerkte Hank einige Neuerungen in der Stadt:

      An einigen Ecken standen merkwürdige silberne, ovale Kästen, die im Entferntesten an Telefonhäuschen erinnerten. In regelmäßigen Abständen entstiegen ihnen Personen. Hank staunte nicht schlecht, als er bei einer nahen Vorbeifahrt in einen Kasten hineinsehen konnte und dabei feststellte, dass es sich hierbei um Teleporter handelte.

      So konnte man nun auch größere Entfernungen mühelos überwinden. Das erklärte auch das verhältnismäßig geringe Verkehrsaufkommen, vermutete Hank.

      „Hier fährt wohl nicht mehr jeder herum, oder?“, hakte er bei Old Bob nach.

      „Von wegen. Hier ist doch nur der Verkehr für die Personen, die in der näheren Umgebung Besorgungen machen müssen.“

      „Aha“, sagte Hank, schaute weiter den Fahrzeugen zu und runzelte die Stirn. „Ey, wo ist denn der Rest der Leute?“

      „Welcher Rest?“

      „Tja, die anderen eben! Die, die hier nichts verloren haben. Ich meine: Die Menschen, die nicht hier leben, aber hier durchmüssen“, brachte Hank etwas umständlich heraus.

      „Ah, du meinst die Durchreisenden?“ Old Bob deutete zum Himmel hinauf. „Na, sieh’ doch mal nach oben!“

      Widerwillig stand Hank von seinem Platz auf und schaute duch die Windschutzscheibe nach außen in Richtung Himmel.

      Was er sah, ließ ihn ehrfürchtig staunen. Wie riesige, lange Schlangen aus bunten Metallklötzchen schoben sich am Rande der oberen Wolkenkratzerebene die fliegenden Verkehrsmittel durch die Luft. An schwebenden Kontrollpunkten machten sie Halt, um für kurze Zeit eine weitere Schlange aus bunten Metallklötzchen ihren Weg kreuzen zu lassen. Zwischen ihnen flogen auch noch gigantisch aussehende Transporter durch die Luft, die mit ihren großen Werbelettern die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken versuchten.

      „Und da oben fliegst du auch herum?“, staunte Hank.

      „Nein, nicht ganz“, schüttelte Old Bob den Kopf. „Ich starte etwas abseits von hier mit meinem Shuttle und fliege dann am äußeren Ende der Stadt von hier zum Mond.“

      „Sieh’ dir das da oben an! Ist schon ganz lange her, seitdem ich so ein Spektakel von einem Konvoi gesehen habe.“

      „Ja, da fliegen aber nur die normalen Flugautos oder Transporter“, erklärte Old Bob.

      „Mir ist schon klar“, unterbrach ihn Hank barsch, „dass ein Shuttle nicht im Straßen-, pardon, Wolkenkratzerverkehr mitfliegt.“

      Old Bob sah ihn verlegen an. Er wollte Hank nicht unterstellen, dass er zurückgeblieben wäre. „Klar, entschuldige“, murmelte er deshalb leise.

      Hank war aber nicht verletzt. Ihm hatte es immer noch der Konvoi angetan. Er deutete mit dem Zeigefinger nach oben. „Diese Technologie haben uns die Aliens gebracht?“

      „Klasse, nicht wahr? Ja, die Technik hat seit dem Eintreffen der Aliens gewaltige Fortschritte gemacht.“

      Diese Aussage brachte Hank zurück in die Wirklichkeit. „Apropos. Wo sind denn die Außerirdischen? Ich habe bis jetzt noch keinen von ihnen gesehen.“

      „Geduld, mein Freund. Sie haben sich inzwischen sehr gut in unsere Gesellschaft integriert. Klar, wenn man einen sieht, weiß man sofort, dass es ein Alien ist, aber sie sprechen aus Höflichkeit dieselbe Sprache.“

      „Was? Das ist ja entsetzlich!“, entrüstete sich Hank.

      „Wirklich? Wieso findest du denn das?“

      „Noch so ein Pack, das sich wie Insassen einer Irrenanstalt benimmt. Und ich dachte, wenn es irgendwo Aliens gäbe, wären die uns nicht nur technisch um Lichtjahre voraus, sondern auch geistig.“

      In diesem Augenblick musste Old Bob den Bus vor einem Zebrastreifen abbremsen. Ein Alien, das aussah wie ein großer, dünner Bär, überquerte die Straße, blieb mitten auf dem Zebrastreifen stehen, kratzte sich an seinem Gesäß, blickte Hank sowie Old Bob müde an und rülpste ihnen entgegen, bevor es seinen Weg fortsetzte.

      „So schlimm sind sie doch gar nicht“, sagte Hank erfreut. Wie er schienen die Aliens gegen die komischen Sittenregeln der Menschen offen zu protestieren. Hank öffnete schnell ein Schiebefenster auf seiner Seite und rief hinaus: „Weiter so, Mann!“ Dann setzte er sich wieder kichernd auf seinen Platz.

      Old Bob antwortete nicht. Ihm hatte es die Sprache verschlagen.

      Durch die verwinkelten Straßen ging es weiter. Allmählich drangen durch die Lüftungsschächte des Fahrzeugs die wunderlichsten Düfte und Gerüche.

      „Mann, das riecht aber gut!“, meinte Hank und nahm noch einmal einen tiefen Zug.

      „Das kommt von diesem Imbissstand dort drüben.“ Old Bob zeigte zur rechten Fensterseite hinaus.

      Ein grünes Alien, das annähernd wie ein aufrecht gehender Alligator aussah, verkaufte dort wohlriechende Snacks, die mit etwas Fantasie an ein Mini-Kanguruh erinnerten.

      „Was ist das denn für ein Zeug?“, fragte Hank entsetzt.

      „Magellanwolken-Kusskuss“,


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