Schatzsuche wider Willen. Jonathan Turner E.

Schatzsuche wider Willen - Jonathan Turner E.


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schon vor langer Zeit den Beruf eines Shuttlepiloten am Raumhafen angenommen. Tagtäglich sah man neue Leute und konnte sich auf den langen Fahrten gut mit ihnen unterhalten, sofern sie Willens waren, mit ihm zu reden. Unglücklicherweise traf er an diesem Tag auf Hank. Er konnte ja nicht ahnen, dass das noch sein Leben verändern sollte. Oder etwa doch?

      Nach etwa einer Minute begann Hank, das erste Mal seit zehn Jahren Worte zu einem Menschen zu sprechen. „Warten Sie kurz hier, ich muss mal ins Gebüsch kacken.“

      Hank drehte sich um und verschwand in einem schnellen Sprint im Gebüsch, das ihn so arg gepiesackt hatte. Verdutzt blieb der Fahrer in seinem Bus zurück.

      Hank kehrte nach einigen Minuten in einem ebenso schnellen Sprint zum Bus zurück und setzte einen Fuß hinein.

      „Ich möch-te … ich mei-ne“, formulierte Hank, als müsse er jedes Wort erst sorgfältig prüfen, „dass ich ganz dring-end ein-mal zu ei-nem Uh-ren-ma-cher muss.“

      „OK!“, meinte der Fahrer gelassen.

      „Ja und ich muss schnell dahin!“, fügte Hank seinen vorherigen Worten hinzu. Er sprach sie so schnell, als bestünde noch Hoffnung, dass sie die vorangegangenen Worte in einer Art Eilexpress noch einholen würden.

      „Na, dann sind Sie bei mir genau richtig, denn ich bin wieder auf dem Weg in die Stadt mit meiner alten Mühle. Immer nur herein! Mein Name ist übrigens Old Bob! So nennt mich jeder meiner Freunde. So können Sie mich auch nennen. Wie heißen Sie denn?“

      „Ich bin’s, Hank Johnson. Kennen Sie mich vielleicht?“, ließ Hank nervös verlauten.

      „Nein, noch nie gehört. Steigen Sie ein! Auf der Fahrt können wir uns weiter unterhalten. Jetzt, da wir uns kennen, wollen wir uns nicht duzen?“

      „Das ist eine verflixt gute Idee von dir!“ Hank schwang sich fröhlich in den Bus hinein und nahm auf dem Sitz Platz, der Old Bob am nächsten war. Er schien durch das freundliche Entgegenkommen gelöster zu sein. „Hast hier ein nettes, altes Fahrzeug!“, sagte Hank plötzlich etwas aufgetauter. So langsam machte ihm das Sprechen mit einer anderen, menschlichen Person keine so großen Probleme mehr.

      „Danke, Hank. Ich habe die Mühle günstig ersteigert und fahre damit eigentlich nur aus nostalgischen Gründen privat von Southquarter in die City. Das ist nämlich nicht mein eigentlicher Beruf, weißt du? Diese Aliens haben ganze Arbeit geleistet, was den Umweltschutz angeht, aber von Formen haben sie einfach keine Ahnung. Hast du schon diese neuen Busse gesehen, die in der Stadt verkehren?“

      „Nein, denn ich habe knapp zehn Jahren in meiner Hütte im Park gelebt und meditiert! Dort bin ich kurz nach Ankunft der Aliens hingegangen. Ich konnte das alles einfach nicht mehr ertragen. Das moderne Leben und so.“

      „Oh“, machte Old Bob erstaunt. Er wusste nicht, wie man mit einem solchen Spinner umgehen sollte, aber auf jeden Fall wollte er höflich bleiben.

      „Du bist also nicht Busfahrer?“, platzte es aus Hank heraus.

      „Oh, nein! Ich fliege die Nahverkehrsshuttles von der Erde zum Mond. Ist `ne ruhige Strecke und einen Jungspund von der Akademie können sie dafür nicht mehr begeistern, also nehmen sie mich dazu. Aber das passt schon, denn mir macht meine Arbeit Spaß. Ich betrachte das Ganze als eine wichtige Aufgabe, was sie ja auch ist. Den Oldtimer hier hab ich nur gekauft, weil ich mich für alte Fahrzeuge interessiere. Normalerweise nehme ich auch niemanden mit. Ich darf es ja auch per Gesetz gar nicht, aber in deinem Fall wollte ich mal `ne Ausnahme machen. Du siehst so hilfsbedürftig aus.“

      „Betrachten das die Aliens nicht als gefährlich, wenn du mit dem Fahrzeug weiterhin die Umwelt verschmutzt?“

      Old Bob winkte ab. „Aber nein, Hank. Die Mühle hier schnurrt wie ein Baby, hörst du?“

      „Nein, ich kann absolut nichts hören!“

      „Richtig. Hätte sie noch ihren alten Motor, wären dir deine Gehörgänge zusammengebrochen, so hat sie gehustet und gespuckt. Nein, Sir, der Bus wurde auf den neusten Stand der Technik gebracht. Plasma-Antrieb und all das. Alles umweltfreundlich.“ Old Bob war so stolz, wie ein Schrottkübelbesitzer nur sein konnte.

      „Aha!“, machte Hank. Er sah aus dem Fenster hinaus. Sie fuhren immer noch durch den Nationalpark, der seine Heimat geworden war und den er auch in den letzten zehn Jahren nicht mehr verlassen hatte.

      „Mach’s gut. Ich komme bald wieder“, sagte er leise und winkte einem Adler, den er am Himmel fliegen sah.

      Old Bob sah zu dem merkwürdigen Kauz hinüber, den er an Bord genommen hatte. Er wirkte recht liebenswürdig und war wohl – so hoffte Old Bob zumindest – nicht gefährlich.

      „Du suchst also einen Uhrmacher!“, sagte Old Bob schließlich, um die eingetretene Stille zu brechen.

      „Wie?“ Hank musste seine ganze innerliche Kraft bündeln, um sich auf das nächste Gespräch mit dem Alten zu konzentrieren. „Oh ja, das stimmt.“ Hank stand auf und zeigte ihm seine Digitaluhr.

      „Sie ist genau bei fünf Uhr stehen geblieben und aus irgendeinem Grund geht sie nicht mehr weiter und …“ Hank staunte. „Heilige Scheiße!“, rief er laut aus.

      Old Bob bekam es langsam mit der Angst zu tun. „Äh, was ist denn?“, fragte er vorsichtig.

      „Es ist überhaupt nichts mehr zu sehen, siehst du?“ Er hielt Old Bob sein Armgelenk vor die Nase.

      „Ich sehe gar nichts!“

      „Genau das ist es ja, was du sehen sollst. Siehst du’s?“

      „Aber ich sehe doch nichts!“

      „Genau, jetzt sieh’ doch schon das Nichts!“, bestand Hank und hielt Old Bob die Uhr genau vor seine Nase, was die Folge hatte, dass dieser die Strecke nicht mehr einsehen konnte. Er ließ das Lenkrad los und ruderte wild mit seinen Armen umher, was wiederum zur Folge hatte, dass der Bus in Schlangenlinien über die Straße fuhr.

      Hank konnte sich an einer Metallstange festhalten und hielt Old Bob weiterhin die Uhr unter seine Nase.

      „Siehst du es?“, fragte er schrill.

      Old Bob sah ein, dass er dem Fremden unterlegen war. „Ja, ich sehe es!“, sagte er laut, kämpfte um seine Fassung und erlangte nach einigen, argen Schlenkern die Kontrolle über den Bus wieder zurück. „Ich sehe es, Mister Johnson!“

      „So eine Scheiße!“, fluchte Hank.

      „Tja, manchmal gehen von uns geliebte Dinge schon einmal kaputt“, meinte Old Bob beschwichtigend.

      „Ja, aber das ist doch eine Katastrophe oder etwa nicht?“

      „Ganz recht. Da kann ich dir nur zustimmen.“

      „Was mach’ ich jetzt bloß? Kennst du zufälligerweise nicht die Adresse eines guten Uhrmachers?“, fragte Hank aufgeregt.

      „Hmm, nicht direkt. Seitdem diese Plasmamodelle auf den Markt kamen, ist dieser Berufszweig bestimmt über Nacht zusammengebrochen, aber in der City gibt es ein riesiges Uhrengeschäft mit einer unheimlich großen Auswahl. Wenn sie die Uhr auch nicht reparieren können, dann helfen sie dir bestimmt weiter. Da bin ich mir sicher.“

      „Spitze, Bob! Volldampf voraus!“ Mit der Welt und mit sich selbst zufrieden, ließ sich Hank in seinen Sitz zurückplumpsen und genoss zum ersten Mal seit langem eine Busfahrt.

      Wie viele Jahre war es eigentlich her, seitdem er das letzte Mal den Bus benutzt hatte? Er konnte sich nicht daran erinnern, denn er selbst war früher immer nur Jeeps gefahren. Für ein normales Straßenauto hatte er noch nie etwas übrig gehabt. Er mochte es, im Gelände herumzufahren und Berge und Klippen damit zu erstürmen, wo kein PKW hinfahren konnte. Ein Jeep hatte ihm immer eine besondere Art von Freiheit gegeben.

      Der weitere Verlauf der Busfahrt entpuppte sich als angenehm entspannend für beide Insassen. Hank nervte weniger und Old Bob belohnte Hanks Verhalten, indem er ihm erzählte, was sich so alles während Hanks Abwesenheit


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