Schatzsuche wider Willen. Jonathan Turner E.

Schatzsuche wider Willen - Jonathan Turner E.


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der Grünpflanze.

      Der Baum entgegnete nichts.

      „Das ist das tragischste Schicksal von allen! Ich habe das nicht verdient! Ich will nicht zurück zu diesen ganzen Irren!“

      Der Baum blieb ein Baum und sagte nichts.

      „Nein, das habe ich nicht verdient. Wie kann eine Uhr einfach nur so kaputt gehen?“, klagte Hank der Eiche weiter sein Leid.

      Der Baum blieb stumm.

      Wütend stand Hank auf und trat gegen den Baum. Sollte er nur sehen, was geschah, wenn man am Unglück anderer Leute keinen Anteil nahm! Er würde schon einen anderen Gesprächspartner finden!

      Hank rannte auf die Wiese. Dort hatte er noch einen Freund. Er fiel auf seine Knie und sah den besonders großen, grünen Grashalm intensiv an. Ihm hatte er schon sehr viele Geschichten erzählt. Er war viel größer als alle anderen hier auf der Wiese.

      Hank erzählte ihm von seinem Unglück. Der große, grüne Grashalm wiegte sich sanft im Wind hin und her, blieb aber ansonsten stumm.

      „Ist das nicht die größte Katastrophe, die einem im Leben zustoßen kann, wenn die Digitaluhr plötzlich nicht mehr funktioniert?“, fragte er den Grashalm.

      Der Grashalm weigerte sich beharrlich, etwas darauf zu entgegnen.

      „Antworte gefälligst!“, forderte Hank.

      Als ob Hank überhaupt nicht da wäre, ignorierte der Grashalm ihn komplett.

      Auf einmal drang ein Geräusch an Hanks Ohren.

      „Was? Wie war das?“

      Der Grashalm sagte einfach gar nichts.

      „Dir und deiner Familie werde ich nie wieder zu Weihnachten etwas schenken!“, jammerte Hank und rannte auf und davon zu einem gut aussehenden Stein, wo er sich wie bei einem Psychiater neben ihn auf den Boden legte. Da auf dem Boden dichtes, buschiges Gras wuchs, fühlte er sich wie auf einer Couch.

      Er klagte abermals sein Leid und der Stein antwortete mit „Hmm.“ Jedenfalls erschien es Hank so. Vielleicht mischte sich aber auch der Wind ein, den er eigentlich überhaupt nicht sprechen wollte.

      „Du blöder Stein. Du hast mir schon immer auf alles ein ‚Hmm!’ angedreht, aber eine konkrete Lösung hast du niemals parat!“ Hank wollte schon verärgert aufstehen, da hörte er das Wort „Weg!“. Vielleicht täuschte er sich ja auch, deshalb fragte er lieber nach: „Ich soll weg oder mich auf den Weg machen?“

      „Hmmhhh.“

      „Nun mach’ schon hin. Ich will etwas Konkretes von dir hören!“

      „Hmmhh.“

      „Was? Was war das?“

      „Weg“, flüsterte der Wind oder der Stein.

      „Ich soll mich wirklich auf den Weg machen? In die Stadt? Um meine Uhr wieder reparieren zu lassen? Ich soll zu all diesen Trotteln in die Stadt zurückkehren? Aber du weißt doch hoffentlich, dass die dort alle nicht richtig ticken?“

      Dieses Mal sagte der Stein rein gar nichts.

      „Na, also gut, aber ich hoffe, du weißt, was du mir damit vorgeschlagen hast.“ Hank stand auf und sah den hilfreichen Stein freundlich an.

      „Ich muss ein paar Sachen packen und ein bisschen Geld von unter meiner Matratze brauche ich auch. Ich werde eine Weile unterwegs sein, weißt du, es wird nämlich gar nicht so einfach, einen Uhrmacher zu finden, der sich mit Digitaluhren auskennt. Das weiß ich aus meinen Fachzeitschriften. Früher, da kannten sich alle damit aus, aber dann kamen diese Aliens mit ihren Plasmauhren. Die sind so hässlich! Also die Uhren jetzt. Obwohl: Die Aliens auch. Noch hässlicher als Menschen. Wirklich! Aber wir Menschen haben die schöneren Uhren. Leider gehen die manchmal kaputt. Die Plasmauhren sollen ja nie kaputt gehen. Diese ganze Alientechnologie soll ja überhaupt besser sein. Aber weißt du was, Kumpel? Ich darf doch Kumpel zu dir sagen, ja? Irgendwie fühle ich mich nämlich sehr mit dir verbunden. Du bist so schlau und so gut gekleidet wie Sigmund Freud. Und du hast immer eine beruhigende Antwort parat. Dank deiner Therapie bin ich, glaube ich, über vieles im Leben hinweggekommen.“ Hank versank für einige Momente in Erinnerungen. Dann fuhr er fort: „Sei froh, dass du hier draußen bist, Kumpel, weit weg von den Aliens! Seit die da sind, ist die Stadt nur noch ein Irrenhaus, mit all der hypermodernen Alientechnologie und den Plasmauhren und den hässlichen Aliens überall! Es ist nicht zu fassen, aber sie sind noch hässlicher als wir Menschen. Sagte ich das schon mal? Ja, klar, das sagte ich schon mal. Über zehn Jahre, Kumpel, über zehn Jahre sind die schon da mit ihren Plasmauhren und dem ganzen Kram, unglaublich.“

      Der Stein war sprachlos und entgegnete Hank nichts.

      „Ich weiß, mein Freund. Aber ich werde stark sein und dir etwas Schönes von meiner Reise ins Irrenhaus mitbringen.“

      Der Wind oder der Stein flüsterten wieder.

      „Ja, ja, ich weiß, ich soll das nicht immer sagen. Aber die Stadt ist ein Irrenhaus, glaub mir!“

      Hank ging ins Haus, wusch sein Haar, versprühte massenhaft Parfüm auf seinem Körper, zog sich frische Sachen an, und packte schließlich eine kleine, braune Aktentasche voll mit Papierschnipseln.

      Da erinnerte Hank sich daran, dass Papierschnipsel kein offizielles Zahlungsmittel waren. Er ließ den Koffer liegen und ging zu seiner Matratze, die er vorsichtig anhob. Auf dem Lattenrost, worunter Hank sein Geld in einem großen schwarzen Plastiksack aufbewahrte, war ein kleines Schild angebracht, das folgende Aufschrift trug: „Vorsicht! Inhalt fühlt sich an wie ein warmes Stück vom Paradies!“

      „Mir ist jetzt schon ganz schlecht!“, murmelte er, als er ein Bündel Geld aus dem Sack fischte und in seine Brieftasche steckte.

      Die Haustür verschloss Hank eigentlich so gut wie nie. Jetzt, da die Aliens jedermann Wohlstand gebracht hatten, brauchte niemand mehr auf einen anderen neidisch zu sein, und Hank besaß sowieso nicht viel, was andere Menschen oder Aliens hätten gebrauchen können.

      Hank wanderte mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen durch den Nationalpark und erfreute sich des Lebens. Die Natur schaffte es immer wieder, ihn aufzumuntern. Die Vöglein zwitscherten und die Luft roch herrlich würzig nach Zedern und den anderen hier ansässigen Pflanzen. Ab und an konnte er eine Eidechse oder ein Eichhörnchen sehen und Hank blieb solange still stehen, bis es aus seinem Sichtfeld gelaufen war. Hank beobachtete gerne Tiere. Sie benahmen sich komplett anders, als Menschen das taten, und sie waren seiner Meinung nach weniger böse.

      Nachdem Hank unter einer alten Tanne übernachtet hatte, kämpfte er sich durch ein feige stechendes Gebüsch und stand dann abrupt vor einer asphaltierten Straße, die das Ende des Parks markierte.

      Hank geriet in Panik. Außer seinem Haus gab es nichts in seinem Leben, das ihn noch an die Welt der Menschen erinnert hatte, und nun musste er sich ihnen wieder anpassen.

      Hank versuchte sich zu beruhigen und abzulenken, was ganz gut klappte, denn etwas kam des Weges gefahren, das seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.

      Es war ein grüner, alter Bus, dessen Marke Hank nicht kannte. Auf den ersten Blick wirkte er nicht gerade verkehrssicher und die grüne Farbe war fast komplett verblasst. Auf der Motorhaube thronte eine kleine Kühlerfigur. Es war ein goldenes Marshmallowmännchen. Diese Figur schien das einzige neue Ding an diesem Bus zu sein.

      Auf der langgestreckten Motorhaube und an den Seiten deuteten viele Beulen an, dass er schon einiges in seinem langen Leben ertragen musste.

      Mit einem schrillen Quietschen kam der Bus neben ihm zum Stillstand. Hank rieb sich nervös die Hände und starrte verdutzt die Bustür an.

      Der Fahrer des Busses hatte mittlerweile umständlich und unter großen Mühen die Vordertür geöffnet und strahlte Hank freundlich an. Hank mochte ihn schon jetzt nicht.

      „Guten Tag, guter Mann!“, grüßte der Fahrer. „Wie kommt es denn, dass Sie hier alleine herumstehen? Kann ich Sie vielleicht ein


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