BEYOND – Eine andere Wirklichkeit. Tabea Thomson

BEYOND – Eine andere Wirklichkeit - Tabea Thomson


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es brauchte zwei Anläufe, umfasste Sorel ihre unruhigen Hände. »Aber davor gehören wir zwei nur uns.«

      Bei seinem Satz raste ein Zittern durch Sophies Leib, und ihr ansonsten quirliges Wesen rutschte innerlich verzweifelt in sich zusammen. Sie schluchzte herzzerreißend. »Ich hätte doch das Quartier Angebot von Luckas annehmen sollen«, sprach sie mental.

      Sorel drückte sie reflexhaft an sich heran. Im inneren triumphierte er, äußerlich schienen ihm die Worte kalt zulassen. »Vielleicht ist ja eins im realen Teil freigeworden ...«, er sah sie schräg von unten an, und als ihre Augen in sein Blickfeld gerieten, schwieg er.

      Wie erhofft zuckte Sophie heftig zusammen.

      Mit schräg gestelltem Kopf wartete er auf ihre Reaktion.

      Für einen flüchtigen Moment wirkte sie baff. »Wer sagte es dir.«

      Auf diese Frage hatte er gewartet, dennoch wollte er sie weiterhin schmoren lassen. Schweigend sah er sie an. Erst als ihr Blick sagte, ›bin gar‹, antwortete er: »Niemand! Vor zwei Tagen hatte ich hier im Notfall Hangar Deck etwas dienstlich zu erledigen. Dein Duft stieg mir in die Nase, die darin enthaltenen Pheromone verrieten mir du hattest Angst. Ich folgte deiner frischen Duftspur, sie führte mich zu einem Shuttle der Proviant Crew. Mit einem der Jäger hatte ich dann ein informatives Gespräch ...« Sorel sah Sophie unvermittelt scharf an. Ihr Gesicht bekam eben einen kräftigen Anstrich. Das unruhige Augenspiel deutete er als: Die Süße tüftelt sich eine Notlüge zurecht. Sorels beharrlicher Blick verlangte die Wahrheit.

      Sophie fragte sich: »Ist er dazu schon bereit!?«

      Indessen sie darüber sinnierte, sprach er weiter: »Als ich von deinem Jagdunfall erfuhr, stand ich tausend Ängste aus. Wie von Sinnen verfolgte ich deine ahl pii Duftspur, sie führte mich zu einem merkwürdig aussehenden offenen Portal. Deine Fährten liefen alle hindurch. … Zu meiner Verwunderung herrschte auf der anderen Portalseite ein reges Treiben, und ich fand dort deine mentale Anwesenheit in den unterschiedlichsten Gefühlswelten. Kopflos hetzte ich den neuesten Schwingungen hinterher, aber hinter der ersten Biegung erwartete mich ein Sicherheitsteam. Zu denen gehörte Doc Sergej. Er begrüßte mich auf seine herzlichen und derben russischen Art. Nach dem fast erwürgenden Zeremoniell brachte mich Doc Sergej im realen Bereich der Visitor an dein Biobett. … Wir unterhielten uns lange. Allerdings gelang es meinen porösen Grips wiedermal nicht, alles zu behalten. Ich habe bestimmt x-mal dasselbe gefragt. Letztendlich ist dem nicht ganz so beharrlichen Arzt die Spucke versandet.

      ›Geduld Sire Gwen«, flüsterte er mir mit einer unterwürfigen Stimme zu, »ihr Weib, die Geistheilerin, erklärt es, sobald ihr Geist bereit ist.‹ Am Ende des Zitates holte Sorel dumpf Luft, es hörte sich nach einem erstickenden Röcheln an. In diesem Atemkampf flucht er mürrisch in Sophies Geist. »Wieso nennt er mich Sire. … Verdammt! Wer bin ich, dass er mich wie in Watte verpackt behandelt?«

      Sophie, die solcherlei Fragen gewohnt ist, sah ihm nur abwartend an. Wie erhofft fuchtelte er abwehrend mit den Händen herum.

      »Ich weiß, dass Doc Sergej mir sagte: Du bist Einsätze mitgeflogen«, sprach er mit überzeugter Stimme in ihrem Geist, »und du hast bis zu Erschöpfung deinen Dienst geleistet. Nur warum und wofür, daran erinnere ich mich nicht ...«, er sah sie verzweifelt an. »... Wenn du wieder gesund bist und ich dieses Vakuum im Schädel überwunden habe, hilfst du mir bitte, beim Sortieren der wirren Erinnerungen.«

      »Gibt dir und deiner Kalab Zeit, dass sie wieder eins werden.«

      Er nickte behäbig, dazu kramte er aus seiner Hosentasche ein Lederarmband mit dem Impulsgeber. »Luckas hat mich abgeholt.« Er pausierte kurz und legte sich das Armband an. »Wir sind in sein – euer – Quartier gegangen und haben den Fall eines überstürzten Weckens besprochen. Hernach haben wir das kleine leer stehende Zimmer als heimeliges Liebesnest eingerichtet.«

      Spontan schmiss sie sich an seine Brust. »Danke«, wisperte sie.

      Ihr Blick wanderte in die Ferne. An den unruhigen Wimpernschlägen sah er, dass sie sich bereits mit einem anderen Problem beschäftigt. – Luckas war es nicht!

      Sophie bemerkte seinen Lauschangriff.

      Ein freches Lächeln streifte sie.

      »Ist Delune leichter von einer Sache zu überzeugen als Lennard?«

      Die Frage ließ Sorel amüsiert grienen. Bevor er antwortete, nahm er einen Schluck Kaffee. »Ja. Aber beide vereint: Die getroffene Meinung ist unumstößlich ...«, bevor Sorel weiter sprach, trank er erneut einen Schluck Kaffee, »... Lennard sieht sich den Patienten genau an, bevor er sagt, was diesem fehlt. Delune dagegen reicht nur der bloße Verdacht, dass einer der Brückenoffiziere einen Hauch neben der Spur ist und schon setzt er ihn auf dienstuntauglich.«

      Sie führte die Teetasse bedächtig zum Mund, bevor sie die Lippen aufsetzte, sprach sie: »Dann wird seine Reaktion auf dich nicht anders sein.«

      Sorel ahnte, worauf sie anspielte. »Meine durch das Weckmittel hervorgerufene pon le Sucht wird, für außenstehende – wie es Delune ist – genau so aussehen, als wenn ich mir Rauschmittel eingeworfen habe.«

      Belustigt drückte sie den Gatten einen fetten Schmatzer auf die Stirn.

      »Bombastisch!« – Sorels in Falten geworfene Stirn bremste ihre Freude.

      »Bedenke!, wenn wir Pech haben, schmeißt mich Delune in eine Arrestzelle. Wir müssen unbedingt Lennard mit einbeziehen. Er muss mich notfalls vor Ort gründlich in Augenschein nehmen und mich gegebenenfalls auf die Krankenstation einweisen ...« Sorel stupste ihr frech an die Nase. »Soweit kommt es nicht. Sobald ich das Weckmittel intus hab, treffen wir uns im Brücken Lift. Auf dem Deck unseres Gastquartiers steigst du aus und ich fahre zur ʺpseudoʺ Brücke. Die langsamste Fahrt reicht locker, damit ich handfeste Anzeichen eines Drogenkonsums vorweisen kann.«

      »Aber wir müssen dafür sorgen, dass sich Delune und Lennard davor nicht übern Weg laufen.«

      »Ja! Die beiden in einem Raum gibt eine hochexplosive Mischung.«

      Indessen Sorel sprach, näherten sich zwei Finger dem Interface am Overallkragen. »Mister Gwen für Mister Potts.«

      Seine Anfrage wurde sofort beantwortet: »Sire Gwen, was kann ich für dich tun.«

      »Arun wir brauchen deine Hilfe ...«

      Sorel hat zum ersten Sicherheitsoffizier ein freundschaftliches Verhältnis. Daher bereitete es ihm keine Schwierigkeiten, ihr kleines Problem zu erklären.

      Aruns Antwort eilte ein Laut des Schreckens voraus. »... Beide Captains sind auf der Brücke. Captain Delune weilt auf der Oberbrücke bei den Kadetten, und Captain Minn ist auf der Hauptbrücke im Bereitschaftsraum. Er macht sich virtuell mit der Technik der realen Krankenstation vertraut. Ich sorge dafür das er damit noch eine Stunde beschäftigt ist.«

      Als die Verbindung schwieg, drückte Sorel sein Weib fest an sich heran. Über seine verlangenden Lippen floss: »Kannst du dir vorstellen, mit so einem wie mir, der nicht weiß, wer er ist und was er kann, für immer zusammenzuleben.«

      Sophie lächelte ihn gerührt an. »Ist das ein Eheantrag?«

      Ihre Gegenfrage ließ ihn wuschelig an einem Ohrläppchen herumspielen.

      »Ja.«

      Seine dahin gehauchte Antwort ließ Sophie unruhig auf der Sitzbank herumrutschen, der Blick flüchtete.

      Zwei behutsame Hände lenkten den Kopf zurück.

      Ihre Augenlider waren geschlossen, Tränen tröpfelten aus dem dichten Wimpernvorhang. Sie umfasste Sorels anschmiegsame Hände, sie rochen soo köstlich.

      »Ja!, solange du weißt, wer ich bin, kann ich es mir Vorstellen.«

      Zu den Gedanken berührten sich die Lippen sanft.

      »Hat dir Luckas gesagt, wie lange es dauert, bis mein Weckmittel fertiggestellt ist.«

      Sie


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