Fröhlich durch den Weltuntergang. Julianne Becker

Fröhlich durch den Weltuntergang - Julianne Becker


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Menschen, und alle spielen in verschiedenen Vereinen ihre Rollen! Sie singen im Chor, spielen Fußball und sind Sanitäter, Familienvater und Raucher. Vielseitig und bunt. Keiner passt da in eine Schublade. Schubladen werden dazu benutzt, den Beitrag dieses Menschen schon abzuwerten oder aufzuwerten, bevor er überhaupt etwas gesagt hat.

      Wir haben nur wenig Erfahrung mit einer solchen öffentlichen Runde. Moderatoren und eingeladene Gäste würden damit aus ihrer Schublade springen und vor der Kamera zu echten Menschen werden, die ihre Meinung und Irrtümer haben dürfen. So wie es heute schon zum Beispiel Drei Nach Neun vormacht. In dieser Talkshow geht es darum, den VIPs Privates zu entlocken und Spaß zu haben, und dann doch auch für das Buch oder den Film zu werben. Warum sollte das in der Politik nicht möglich sein? Dabei würde nicht nur jeder in der Runde gewinnen, sondern auch die Zuschauer da draußen. Wir müssten doch nur verabreden: Kein Bashing von Andersdenkenden! Die darunterliegende Annahme, dass eine radikale Meinung ansteckend wirken würde, ist meines Wissens niemals wissenschaftlich untersucht worden. Vielleicht ist es ja umgekehrt: Wenn jeder frei seine Meinung äußern darf, ohne dass man über ihn herfällt, fühlen sich immer mehr Leute wohl und bleiben friedlich, und werden damit nicht radikal, oder?

      Wäre das nicht auch die einzig wahre Methode, den Frieden auf Erden herzustellen? Raus aus der Schublade, Mensch sein dürfen, und frei sprechen. Und das Gedeihen aller im Blick behalten. Wir brauchen doch keine Gedankenpolizei, auch nicht Mitbürger, die einer Minorität angehören und als selbst ernannte Gedankenpolizei streng darüber wachen, ob sie gerade diskriminiert werden! Ganz raus aus den Schubladen und auch aus der Schublade der Religionszugehörigkeit, dafür plädiere ich. Das ist der Weg zum Frieden. Die wahre Befreiung liegt in der Befreiung vom Schubladendenken und jeglicher Diskriminierung. Die Grenzen selbst sind in den Menschenrechten und im Grundgesetz schon gut vorgegeben.

      Streit und Krieg zielen immer auf diese Schubladen, es sind dann die Demonstranten, die CDU, die AfD. Und dann werden Menschen da hineingesteckt, die eigentlich sehr vielseitig und vielfältig sind und sich nur wegen ein paar Gemeinsamkeiten zusammengetan haben. Schubladen werden benutzt um Menschen pauschal abzuwerten, zu verurteilen und als Menschen von weniger Wert oder zumindest Fremdartigkeit einzusortieren und aus dem eigenen Bewusstsein ins Unbewusste wegzusperren. Mit diesem Menschen und seiner Meinung und seinen Erkenntnissen muss ich mich jetzt nicht mehr befassen, der ist der AfD beigetreten. Aha. Damit weißt du alles über diesen Menschen? Als Lehrerin hatte ich alle Kinder mit ihrem jeweiligen Bewusstsein, ihren Stärken und Schwächen und all ihren Meinungen anzunehmen und mich selbst mit den eigenen dazu, um daraus einen friedlichen Prozess gemeinsamen Lernens zu machen. Warum sollte das unter Erwachsenen und in den Medien nicht möglich sein?

      Unsere interne Datenverarbeitung / Bewusstsein

      Medien vermitteln Sprache und Bilder. Das meiste nehmen wir unbewusst auf. Etwa neunzig Prozent der eingehenden Wahrnehmungsdaten verschwinden ungesehen, unerkannt und unbeachtet gleich in unserem unbewussten Datenkeller. Zehn Prozent nimmst du bewusst wahr, aber nur, wenn du ein sehr bewusster Mensch bist. Sonst kriegst du vielleicht auch nur mal fünf Prozent mit. Um diese eintreffende Flut von fünf Prozent zu bewältigen, denn das ist immer noch sehr viel, bauen wir uns selbst Filter ein, sozusagen Entscheidungshilfen und Vorsortierer, die wir uns wie die Ablagefächer im Büro vorstellen können. Und unsere Sekretärin (unser Bewusstsein) öffnet die Post: Das ist Werbung, gleich in den Müll. Das ist wichtig, das muss innerhalb einer Woche erledigt werden. Und das noch heute. So machst du das auch mit deinen Emails. Dein SPAM Filter wird immer genauer. Nichts, was wir organisatorisch oder technisch neu erfinden, ist wirklich neu. Wenn wir genauer hinschauen, ist unser Gehirn seit Äonen schon genau so und noch viel besser organisiert!

      Wenn du echte Souveränität über deine Wahrnehmung gewinnen willst, musst du deinen SPAM Filter bewusst neu definieren. Du könntest deinem Bewusstsein zum Beispiel sagen: „Was geht hier wirklich vor, ich will die Wahrheit! Und bei allen zweifelhaften Infos grabe noch tiefer!“ Das wird deine bisherige Handlungsweise ändern und deiner neuen Absicht dienen. So lange du das nicht bewusst entscheidest, lautet der Auftrag an deine Sekretärin: „Lass mich möglichst in Ruhe, ich vertraue jedem, vor allem aber allen offiziellen, staatlichen Entscheidungsträgern. Ab in den Papierkorb, was meine Ruhe stört.“ Wenn du ein etwas neugierigeres Naturell hast, lautet der Auftrag vielleicht: „Alles ist langweilig. Bringe mir nur Neues. Am besten, was ich kaufen kann.“.

      Deine Sekretärin sammelt und ordnet nicht nur deine Daten. Sie klebt auch Etiketten drauf wie 'wichtig', dabei bestimmen deine Emotionen die Wichtigkeit! In deinem Datenkeller gibt es Regale mit 'Ärger', 'Lügner', 'dem kannst du trauen'. Die Stärke der emotionalen Ladung bestimmt, ob deine Sekretärin die Daten in Blickhöhe oder ganz nach unten oder oben einräumt. Die emotionale Ladung sorgt auch dafür, dass selbst große Datenmengen, die ungesehen im Datenkeller verschwunden sind, sich automatisch zu anderen Daten der gleichen Emotionen gesellen, deren Wirkung verstärken und einen Riesenhaufen bilden. Das kann so weit gehen, dass du fast nur aus dem Unbewussten heraus handelst, so als wäre es dein Instinkt. Keine Ahnung, warum du das machst, du machst es eben. So lange du deinen SPAM Filter nicht bewusst organisierst und vor allem die emotionalen Ladungen neutralisierst, wirst du mehr aus deinem Unbewussten gesteuert, als dir lieb sein könnte. Du läufst dann eigentlich auf halbbewusstem Autopiloten.

      Automatisch laufen ganze Datenströme und Erfahrungen an deiner bewussten Wahrnehmung vorbei direkt in den Keller. Deine Sekretärin bekommt sie nie zu Gesicht. Das ist auch gut so, die Flut will bewältigt werden, die da in jedem Moment auf dich einströmt. Wie wir mit unseren Daten umgehen, haben wir uns ganz langsam angewöhnt und nennen es „Persönlichkeit“. Als Kind vertrauen wir unseren Eltern und wir übernehmen ihre Filter durch Nachahmung. Wir glauben alles, was sie sagen, und lernen das, was sie uns vorsetzen, auch wenn es dem widerspricht, was andere Kinder behaupten. Als meine Tochter in die Schule kam, verlor ich diese Autorität bei ihr, nun war es die Grundschullehrerin, der sie mehr glaubte als mir. Die bestimmte auch von nun an, womit sie sich befassen sollte.

      Solange die Verhältnisse um uns herum stabil sind, stellen wir die Informationen und Vorgaben auch nicht in Frage. Selbst wenn wir das Vertrauen zu unseren Eltern als verlässliche Quelle verloren haben, übertragen die meisten von uns dieses Vertrauen immer noch auf den Staat, auf unser politisches oder medizinisches System oder auf eine Partei oder zumindest auf unseren Partner und unsere Freunde. Wir glauben ihnen. Was aus solchen Quellen kommt, landet im Regal 'unsere Realität ist so, darauf kannst du bauen'. Es fliegt zumindest nicht in den SPAM.

      Mit unserem Vertrauen kann man uns ansteuern und lenken, direkt aus dem Unbewussten und an unserer Sekretärin vorbei. Wenn ein Freund verlässlich ist, kommt seine Post (Meinung) direkt in „privat, wichtig, lies es heute Abend“ und wenn der sagt „das ist verrückt, damit musst du dich nicht befassen“ ist das ein guter Grund, dass diese Daten direkt ins Unbewusste fließen (SPAM). Gelöscht wird übrigens nie etwas, löschen kann man nur die emotionalen Ladungen, die Daten bleiben. Aber die Informationen verblassen da unten im Keller und verschwinden unter dem Berg neuerer Daten. Für uns und das Management des Weltuntergangs ist es äußerst wichtig, uns darüber bewusst zu werden, wem wir glauben und wem NICHT, denn wir werden auch auf diese Weise angesteuert durch die Medien, die ja nicht unbedingt unsere persönlichen Freunde sind. Wenn du das eine Weile beobachtest, merkst du sogar, wie plump die das machen und erkennst Muster, wie sie dich in eine bestimmte Richtung lenken (wollen). Du wirst davon abgehalten, dich tatsächlich umfassend und ausgewogen über bestimmte, emotional aufgeladene Dinge zu informieren, denn sie möchten dich weiter als Kunde bei der Stange halten - und in ihrem Profil.

      Unter dem Kaiser haben die Zeitungen mit dem Begriff „Demokrat“ jeden beschimpft, der im Staat mitbestimmen wollte. Das sollte vor allem die noch nicht demokratischen Reichsbürger davon abhalten, sich mit diesen demokratischen Ideen zu befassen. Ein Demokrat war ein Staatsfeind, weil er die öffentliche Ordnung (Monarchie) in Frage stellte. Die Sprache wird vermutlich in jedem politischen und wirtschaftlichen System genutzt, um uns als Gesellschaft zu spalten, Feindbilder aufzubauen und ganze Gruppen so einzuzäunen, dass ihre Ideen sich nicht weiterverbreiten. Besonders wirksam sind solche Gedankenlager, wenn sie stark mit Emotionen aufgeladen werden. Wenn du in der Geschichte zurückblickst, waren das aber oft gar keine so schlechten


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