Fröhlich durch den Weltuntergang. Julianne Becker

Fröhlich durch den Weltuntergang - Julianne Becker


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Hardware nicht auf den Übergang zum nächsten Jahrtausend vorbereitet war, dann kam der Maya-Kalender und seine Ankündigung des Endes der Zeit für 2012. Es ist auch erstaunlich, wie viele Endzeitvisionen und Prophezeiungen sich genau auf unsere Zeit zu beziehen scheinen, angefangen von Nostradamus mit dem Antichristen und dem dritten Weltkrieg über Irrlmaier, der ebenfalls diesen dritten Weltkrieg kommen sah, und Johannes aus der Bibel, der in seiner Offenbarung das Neue Jerusalem entstehen sieht. Auch zahlreiche, weniger bekannte Propheten reihen sich da ein.

      Längst hat Hollywood sich diesem spektakulären Thema angenommen und alle Szenarien durchgespielt, die man sich nur vorstellen kann. Wir wurden umfassend 'gebildet', was so alles passieren kann. Und das Fernsehen stand dem nicht nach, es befasste sich in Serien, Reportagen und Filmen ebenfalls ausgiebig mit einer möglichen Bedrohung. Der Film '2012' wartete zum Beispiel mit einem Zusammenspiel aus Vulkanausbrüchen, Erdbeben und Flutwellen auf. Oder nimm den deutschen Film über den Vulkanausbruch in der Eifel, der sich bis nach Frankfurt und darüber hinaus auswirkt. Das war auch nicht unrealistisch. Der letzte Ausbruch liegt nur etwa zwölftausend Jahre zurück; und das ist in der Erdgeschichte fast noch gestern. Wir bewegen uns möglicherweise auf sehr viel dünnerem Eis, als uns lieb und vor allem bewusst ist.

      Bisher kam also noch kein größerer Weltuntergang. So schlimm wurde es bisher nicht. Waren diese Prophezeiungen dann ein Fehlalarm der Seher und Propheten? Andererseits können wir eine Zunahme von lokalen katastrophalen Ereignissen und die Verstärkung von Stürmen, Überschwemmungen und Erdbeben beobachten und empirisch beweisen. Für die Betroffenen war das ganz sicher der Weltuntergang. Ganze Teile unsere Zivilisation wurden weltweit immer wieder in kürzester Zeit zerstört und viele Menschen verloren ihr Leben, ihre Gesundheit, ihr Zuhause und ihre wirtschaftliche Existenz. Man nennt diese Naturkatastrophen dann 'Jahrhunderthochwasser' oder 'Wolkenbruch' oder eine Überschwemmung von nie da gewesenem Ausmaß, oder ein ganz besonders starkes Erbeben oder ein Wirbelsturm mit gewaltiger, zerstörerischer Kraft. Gleichzeitig erwärmt sich unsere Atmosphäre, was auch ganz allmählich zu dramatischen klimatischen Veränderungen führen wird. Die Klimakatastrophe war die letzten beiden Jahre in aller Munde. Sie hat das Potential, global zu werden. Ansonsten gab es noch keine Anzeichen für einen globalen Weltuntergang, zumindest nicht, wie ihn die Filme schildern.

      Ich frage mich dennoch: Haben wir nicht unweigerlich schon Kurs auf ihn genommen? Sind wir vielleicht schon mittendrin und verursachen wir ihn sogar selbst? Findet der Untergang der Menschheit, wie wir ihn uns vorstellen, nur viel, viel langsamer statt, und an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten gleichzeitig eher global unbemerkt? Zieht er sich über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hin?

      Es ist vielleicht wie in der Geschichte vom Frosch, der ganz langsam gargekocht wird und genau deshalb im Kochtopf bleibt und nicht aus dem heißen Wasser springt, weil die Temperatur nur ganz langsam ansteigt. Es ist so gemütlich im wärmeren Wasser! Vielleicht werden wir als Zivilisation auch gerade langsam gargekocht? Würde die Temperatur zu schnell angehoben, würde der Frosch erschrecken und raus hüpfen. Die langsame Erhöhung von Stress aller Art macht träge und denkfaul und untätig. Keine gute Überlebensstrategie für den Frosch. Und für uns Menschen auch nicht.

      Was wäre, wenn der Weltuntergang noch in diesem Leben über uns hereinbrechen würde, in der einen oder anderen Form, falls wir nicht endlich aus dieser Trägheit und schicksalhaften Ergebenheit aufwachen, in der wir alles einfach über uns ergehen lassen, was andere über uns entscheiden? Können oder wollen wir daran etwas ändern? Und wenn ja, wie?

      Ich selbst bin davon überzeugt, dass die gesamte Menschheit sich auf ihr volles schöpferische Potential besinnen sollte und es nutzen, um den Kurs zu ändern. Sonst wird schon bald die Welt für ganz viele untergehen. Jedenfalls die selbstbestimmte, gesunde, natürliche Welt, wie wir sie kennen.

      Was wäre, wenn wir die Symptome des Weltuntergangs ganz klar erkennen könnten und wenn im gleichen Maß, wie wir erschüttert werden, auch neue Kräfte und Ideen in uns geboren würden, um diesen Herausforderungen vergnügt und sicher zu begegnen? Hätten wir dann auch noch Angst davor, die ganze Wahrheit, die ganze Tiefe des Bösen zu erkennen, das auf der Welt geschieht, oder wollten wir die ganze Wahrheit sogar im Gegenteil ganz schnell und umfassend erfahren und hinter uns bringen, um diese Kraft der Veränderung in uns zu wecken? Würden wir dann nicht jeden Whistleblower begrüßen als Helden und Hüter des Grals zu einer positiven Veränderung? Würden wir dann nicht immer noch genialere Ideen und Methoden entdecken, das Schlimmste abzufedern oder zu verhindern? Und wieder gut machen, was menschenmöglich ist?

      Bisher ist die Menschheit immer an ihren Problemen gewachsen. Wir brauchen jetzt die Erfahrung und die Ideen und den Einsatz aller. Dann haben wir vielleicht eine Chance. Wie wäre es, wenn jeder Mensch, der gerade aus seiner Trägheit aufschreckt, weil seine Komfortzone erschüttert wird, gleichzeitig in sich Ideen und Fertigkeiten des Überlebens mobilisieren könnte, die ein Segen für uns alle wären? Vielleicht brauchen wir buchstäblich jeden, so wie ein Auto auch jedes kleinste Schräubchen braucht? Nicht nur die Bundeskanzlerin Merkel, sondern genauso dich und mich. Ich bin davon überzeugt, erst wenn wir das ganze Ausmaß der Bedrohung erkennen und auch, woher uns das größte Unheil droht, können wir gemeinsam dran gehen, eine bessere Zukunft anzusteuern.

      Unser Planet verändert sich

      Unser Planet zerstört und erneuert sich an seiner Oberfläche auch ohne unser Zutun immer wieder selbst. Er kann das ganz alleine. Die kontinentalen Platten tauchen untereinander, wobei die untere eingeschmolzen wird. Gebirge falten sich weiter auf, Kontinente zerreißen. Das alles hat es nicht nur in der Geschichte der Erde gegeben. Es geschieht jetzt. Nur eben sehr, sehr langsam. Nichts bleibt, wie es ist.

      Unsere Siedlungen stehen oft auf gefährdetem Boden. San Franzisko zum Beispiel wurde auf dem Andreasgraben erbaut, wo Erdbeben und Auseinanderdriften der Platten gewiss sind. Wann kommt es also, das finale Erdbeben für diese Stadt? Oder unsere Siedlungen liegen so dicht an der Küste, dass sie bei steigendem Meeresspiegel in einer Sturmflut nicht mehr gehalten werden können. An der norddeutschen Küste gibt es Überlieferungen davon, wie vor Jahrhunderten Land für immer im Meer versanken. Die Klimaerwärmung lässt weltweit die Gletscher abtauen und den Meeresspiegel steigen. Kommt das also wieder?

      Die scheinbar so feste Erdkruste, auf der wir leben, ist immer in Bewegung. Getrieben vom flüssigen Magma darunter und von der Rotation der Erde und der Konvektion durch Temperaturunterschiede stoßen die festeren Schollen aufeinander. Diese Bewegungen heben und senken den Boden und führen zu Erdbeben, Erdrutschen und Vulkanausbrüchen. Vulkane hinterlassen fruchtbaren Boden, irgendwann danach. Deshalb haben Menschen immer schon auf den Hängen aktiver Vulkane gesiedelt und mit der Gefahr gelebt. Die Platten stoßen auch im Meer aufeinander, starke Seebeben sind die Folge. Sie verursachen Tsunamis, riesige Flutwellen, die über Küsten und Strände hinweg rollen. Durch die Medien erleben wir die Folgen heute fast schon hautnah. Wo unsere Ahnen sich eine Sintflut noch kaum vorstellen konnten, wie sie in der Bibel steht, sehen wir die entsetzlichen Geschehnisse aus der Perspektive von Betroffenen - über die Handykamera. Dabei gehen wir immer davon aus, dass die Platten, die jetzt unter Wasser liegen, auch dortbleiben und sich nur die Küstenlinien verändern werden, wenn der Wasserpegel steigt. Doch wenn sich Gebirge auffalten können, warum sollten sich nicht auch ganze Ebenen heben oder senken?

      In den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten haben wir unsere Erdkruste vielen zusätzlichen, künstlichen Einflüssen ausgesetzt. Bergbau und Tagebau gab es schon seit Jahrtausenden, aber noch nie in dieser Größenordnung. Die Erdöl- und Erdgasförderung leert riesige Blasen tief in der Kruste, auch das führt zu Bewegungen. Vom Untertagebau kennen wir das Reißen und Einstürzen von Häusern hunderte Meter darüber, doch Hohlräume im jetzigen Ausmaß hat die Menschheit noch nie erzeugt oder mit anderen Materialien gefüllt. Mit Fracking werden die Techniken zum Abbau der Ressourcen auch immer aggressiver. Wissen wir wirklich, was da in der Kruste passiert, in der Erde, auf der wir leben? Wenn Erdöl unter dem Meeresboden gefördert wird, muss man da nicht auch den Einsturz solcher Hohlräume befürchten? Könnte der menschliche Eingriff der Ölförderung nicht auch einen Tsunami vor unserer Haustür auslösen - in der Nordsee?

      Unsere moderne Zivilisation hat die Ansichten der Naturvölker


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