Sky-Troopers 2 - Die Beutewelt. Michael Schenk
ersten echten Landungseinsatz auf Hanari dabei gewesen. Sie empfanden einen großen gegenseitigen Respekt und schätzten, wo es möglich war, den lockeren Umgangston, der unter Troopern üblich war.
„Man hat uns kalt erwischt, Ma´am“, gestand Basari. „Ein paar der Jungs und Mädels werden wohl nicht in vorzeigbarem Zustand sein. Wir sollten uns erst in zehn Tagen wieder auf der Trafalgar einschiffen. Sie wissen nicht zufällig, was hier los ist, Captain?“
„Wir fliegen schon in drei Tagen, Sarge, und wir werden nicht mit der Trafalgar fliegen.“ Joana wies zur Tür. „Wir werden an einem Testflug mit einem neuen Schiff teilnehmen und da drin sind ein paar Leute, die uns die nötigen Infos geben werden.“
„Okay, Ma´am.“ Basari räusperte sich. „Als Troopers sind wir ja gewohnt, dass wir essen müssen, was man uns auf den Teller klatscht.“
„Also dann, gehen wir essen“, meinte Joana lächelnd.
„Wenn Sie gestatten, Ma´am, würde ich gerne darauf achten, dass keiner von uns versehentlich an der Tür vorbei läuft“, wandte Basari ein.
Joana nickte und betrat den Besprechungsraum. Sie wusste, warum der Master-Sergeant vor der Tür warten wollte. Es gab ihm die Gelegenheit, den einen oder anderen Trooper noch ein wenig in Form zu bringen, falls dies erforderlich sein sollte. Niemand würde ihnen einen Vorwurf machen können, da sie überraschend aus ihrer Freizeit gerufen worden waren, aber Basari achtete sehr darauf, den Ruf der Truppe untadelig zu halten.
Für die Invasion auf Hanari war eine riesige Flotte erbaut worden. Alle regulären Kampfregimenter kamen dabei zum Einsatz und eine Vielzahl von Freiwilligentruppen war einberufen oder angeworben worden. Mit dem Ende der Rettungsmission war sofort damit begonnen worden, die meisten Schiffe abzuwracken oder kommerziellen Zwecken zuzuführen. Die Freiwilligen waren entlassen und die Truppenstärke der Sky-Cavalry reduziert worden. Von den hundertzwanzig Soldaten, die einst zur Sollstärke von Joanas Kompanie gehört hatten, war diese nun auf fünfundvierzig geschrumpft.
Joana war die Erste, die den Raum betrat. Auf dem Podium waren fünf Sitzgelegenheiten aufgestellt, von denen drei bereits genutzt wurden. Sie erkannte zwei Zivilisten, einen Mann und eine Frau, sowie eine Offizierin in der Uniform eines Schiffskommandanten. Da diese den gleichen Rang wie Joana innehatte, nickte sie der Unbekannten freundlich zu und setzte sich in die vordere Reihe.
Die Männer und Frauen ihrer Kompanie trafen nun einzeln oder in kleinen Gruppen im Briefingroom ein. Alle trugen Zivilkleidung und vielen waren Unmut oder Neugierde ins Gesicht geschrieben, warum man sie verfrüht aus ihrer Freizeit zusammenrief. Einigen war anzumerken, dass sie Alkohol oder andere Rauschmittel konsumiert hatten. Niemand würde ihnen daraus einen Vorwurf machen können, denn keiner hatte mit dem Sammelruf gerechnet.
Corporal Dan Riordans Gesicht und Augen waren leicht gerötet. Er warf einen kurzen Blick zum Podium und ging dann, mit sehr konzentrierten Schritten, zu einer der Sitzgelegenheiten in der hintersten Reihe. Als er Joana bemerkte, winkte er ihr fröhlich zu. „Hey, Sie sehen gut aus, Captain.“
„Danke für das Kompliment, Riordan“, erwiderte Joana. „Ich wünschte, ich könnte das auch von Ihnen behaupten.“
June Galley, Sergeant und einer der beiden Kanoniere der Kompanie, machte eine entschuldigende Geste und bugsierte ihren Freund dann in einen Sitz. Die beiden machten oft ihre Scherze, bei denen der vorlaute Riordan meist den Kürzeren zog, waren bei Kampfeinsätzen jedoch ein nahezu unschlagbares Team.
Joana bemerkte den missbilligenden Blick der Zivilistin, der Riordan galt, während die Schiffskommandantin verstohlen lächelte.
Jerome Kelly trat ein. Der Lieutenant schien ein wenig alt für seinen Dienstgrad, doch das täuschte. Er war während der Hanari-Mission Major und Befehlshaber eines Bataillons gewesen und froh, nach dem Truppenabbau eine Stellung als Joanas Stellvertreter gefunden zu haben. Er empfand keinerlei Neid gegenüber Joana, wie das bei einigen anderen Zurückgestuften der Fall war, und galt als erfahren und kaltschnäuzig. Kelly warf einen langen Blick über den Raum, zwinkerte Joana zu und setzte sich dann in eine der hinteren Reihen. Normalerweise hätte er neben seinem Captain gesessen, doch Joana verstand, dass ihr Lieutenant, aufgrund derselben Erfahrung wie Basari, die Truppe im Auge behalten wollte.
Schließlich kam auch der Master-Sergeant herein und signalisierte Joana damit, dass die Kompanie vollzählig war.
Joana erhob sich und sah die Offizierin auf dem Podium an. „C-Kompanie vollzählig, Captain.“
Die Angesprochene erhob sich. Von Basari kam ein halblautes „Ruhe im Glied“ und die Flüstergespräche der Trooper verstummten schlagartig.
„Ich bin Captain Tamara Jellenkova und befehlige die D.S. Lightning. Wie Sie alle wissen, will man den neuen Nullzeit-Sturzantrieb für die Schiffe der Direktorats-Flotte erproben. Dies soll unter Einsatzbedingungen geschehen. Ursprünglich war es beabsichtigt, diese Erprobungen mit dem Trägerschlachtschiff Trafalgar durchzuführen. Auf Anweisung des High-Command des Direktorats werden sie stattdessen mit einem vollkommen neuen Schiffstyp stattfinden. Dazu wurde die Lightning gebaut. Sie ist der erste Patrouillen- und Einsatzkreuzer der neuen Baureihe und Sie, Troopers, haben die Ehre, sich in zwei Tagen auf ihr einzuschiffen.“ Es gab ein paar halblaute Bemerkungen, die prompt verstummten, als Basari ein dezentes Räuspern hören ließ.
Captain Jellenkova deutete auf die beiden Zivilisten, die sie rechts und links flankierten. „Doktor Marion Wagner von Hollmann-Constructions. Sie leitete das Team, welches die Lightning konstruiert hat.“ Die Frau erhob sich kurz und nun sah man, dass sie mit ihren knapp hundertachtzig Zentimetern Körpergröße deutlich kleiner als der Durchschnitt war. Blonde Locken fielen ihr bis weit über die Schultern. Als sie sich rasch wieder setzte, deutete Jellenkova auf den Mann. „Doktor Nils Benstroem ist maßgeblich an der Entwicklung des Nullzeit-Sturzantriebes beteiligt. Beide werden im Lauf des Briefings Ihre Fragen beantworten, doch zunächst will ich Ihnen das neue Schiff vorstellen.“
Der Captain trat an die Steuerkonsole des Podiums und tippte ein paar Befehle ein. Dieser Raum war, wie verschiedene andere auch, aus Sicherheitsgründen abgeschirmt und in seinem Inneren konnten die Implants nicht mehr genutzt werden, sobald die Tür geschlossen war. Das Licht wurde gedämpft und dann stand die holografische Projektion des neuen Patrouillenkreuzers im Raum. „D.S. Lightning, der neue Patrouillen- und Einsatzkreuzer der Direktorats-Flotte.“
Das Schiff hatte von allen Seiten die Form eines niedrigen und gestreckten Sechsecks, welches zum Bug hin flach auslief. Nur von oben oder unten betrachtet, erkannte man, wie sehr die Form in die Breite gezogen war. Damit besaß die D.S. Lightning zwar die Grundform aller Direktorats-Schiffe, unterschied sich aber dennoch erheblich von der bisherigen Bauweise.
„Die Hülle besteht vollständig aus Tridan, Keramik und Klarstahl“, dozierte Captain Jellenkova. „Da ja bereits viele Schiffe der Rettungsflotte abgewrackt wurden, besteht derzeit kein Mangel an Tridan-Stahl. Der Rumpf hat eine Höhe von zwanzig Metern, mit den Aufbauten der Atmosphärentriebwerke, auf der Oberschale und unter der Unterschale, beträgt sie sogar dreißig Meter. Zweihundert Meter Länge, dreiundfünfzig in der Breite.“
Sie zog einen Laserpointer aus der Brusttasche der Uniform und sein grellroter Punkt, der innerhalb der Holografie rhythmisch pulsierte, schien die Blicke der Trooper magisch anzuziehen. „Sie können vorne, rechts am Bug, die Kommandobrücke mit der Steuerung erkennen. Von Ihrem Dienst auf einem Trägerschlachtschiff wissen Sie, dass man dort eine Bug-Zentrale für die Piloten hat, deren Funktion aber im Gefecht vollständig durch eine geschützte Zentrale innerhalb des Rumpfes übernommen wird. Bei den neuen Kreuzern gibt es nur diese Brücke im Bug. Das mag Ihnen als Schwachpunkt erscheinen, hat aber seinen Vorteil. Die Zentrale ist rundum verglast und der dicke Klarstahl erlaubt einen nahezu ungestörten Blick in Flugrichtung. Hier befinden sich auch die fotometrischen Systeme, die für die Navigation mit dem Nullzeit-Sturzantrieb unerlässlich sind.“
Das Hologramm schwenkte, sodass der Bug deutlicher sichtbar wurde. „Gegenüber der Zentrale, aber an der Unterseite des Rumpfes, befindet sich das primäre Waffensystem. Sie sehen hier die Panzerhülle, welche